aerolith
Notizen Junius 2016
von
am 04.06.16 um 16:11 (3894 Hits)
Dieser Tage ist wieder einmal viel von Völkermord und Vertreibung die Rede. Der Bundestag in der BRD verabschiedete eine Resolution, die das Vorgehen der osmanischen Regierung gegen die Armenier während des Ersten Weltkriegs als "Völkermord" bezeichnet.
Während des Weltkriegs ließen die Türken die orthodoxen Armenier für die russischen Ambitionen büßen und verdächtigten sie der latenten oder offenen Konspiration gegen das Osmanische Imperium. Das führte zu repressiven Maßnahmen gegen die Armenier. Das Reich erhob vergebens Beschwerde gegen das jungtürkische Vorgehen, blieb in diesem Protest aber nicht konsequent, was die Rede des Prinzen von Schonaich im Reichstag vom 24. Juni 1918 belegt. Gegen Schonaich behauptete der für Außenpolitik verantwortliche Staatssekretär Kühlmann, daß man die Türken am Vormarsch nach Transkaukasien gehindert habe, weil diese Gebiete nicht im Frieden von Brest-Litowsk denselben versprochen worden seien, eine dauerhafte Lösung allerdings in Gesprächen in Konstantinopel zu vereinbaren sein werde.
Die Diskussion ist nicht neu. Schon während des Ersten Weltkriegs wurde im Reichstag über das osmanische Vorgehen gegen die Christen in ihrem Imperium diskutiert. Die Reichsregierung erhob Beschwerde gegen das jungtürkische Vorgehen, betrieb den Protest aber nicht konsequent genug, denn zu groß war die Gefahr, daß die Südostflanke durch einen Wechsel des Osmanischen Imperiums zu den Feinden des Reiches wegbrechen würde.
Es sollte heute aber nicht so getan werden, als ob die Deutschen hier gegenüber Armeniern oder Türken in einer Bringeschuld seien. Völkermorde sind keine Erfindung der Türken oder Deutschen, sondern eine der Amerikaner, die diese Praxis seit dem Entstehen ihres Kolonialreiches pflegen. Sie gingen gegen die Ureinwohner ihres Kontinents vor, wobei sie sogar Skalpprämien auslobten und so den Tod von wenigstens 20 Millionen Indianern zu verantworten haben.