Zitat:
Auszug aus dem Buch "Herbstzeitlos", S. 40 (von 200)
Nun war ihr Gefühl Sprache geworden und halb soviel wert. Eine widerliche Leere stieg in ihm auf, wurde Gewißheit. Lilith war der Gegenstand seines Netzewebens und Planens, war die Willkür, die er zu dulden bereit gewesen. Nun zog sie sich aus. Das ging blitzschnell. Mit zwei Handbewegungen hatte sie das dünne Baumwollhemd abgestreift und Edgars Hände den Rest besorgen lassen:„Komm, Edgar! Komm, ich gebe dir, wonach du dich sehnst“, sagte sie zärtlich.
Und der Romantiker versank im Kokon, wollte die Schwarze Witwe ergreifend besitzen: „War ich nicht immer bei dir? Hast du nicht den jungen Wolf bemerkt, der heulte in der Nacht?“ hauchte er. Edgar wurde gehandelt, seine Hände lagen auf ihren Hüften, er spürte seinen Mund an ihrem Hals, spürte die Hitze ihres Mundes, tauchte ein in den rotbraunen Urwald unterhalb der schneeweißen Flachheit, tauchte ein und lachte dabei.
„An wen denkst du?“ Sie schnellte hoch, sammelte ihre Sachen ein und eilte wütend zur Seite. Kurze Zeit später zog sie sich an und ging vergrämt.
Er war noch einmal davongekommen. - Der Fremde setzte sich, nachdem Lilith gegangen war, schmunzelnd unter den Baum, der nun auch der seine sein würde. Er wirkte irgendwie versöhnt.