weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
titel ist scheisse, ich weiss.
endlich
stürzt Du fort
übers Abendhastland.
doch noch
spült es dich
hinter den Horizont.
rot
werd' ich wohl
weiterhin
nicht
zu tragen wagen.
vielleicht aber
glättet sich
mein faltig Gewissen.
amicalement b., wieder mal die herren/damen hier grüssend...
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
Jupp, der Titel ist scheiße. Wähle einen deiner Wahl, komme deiner Pflicht nach Bernd, und ich werde deine Sicht der Dinge gerne lesen, aber so?
Lieben Gruß von
Trist
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
hoppla! ein titel ist wie ein nick, tristezza, er gibt schon mal eine richtung vor, oder kann vorgeben. auch wenn er scheisse weil schwächelndes wortspiel ist.
pflicht. dazu: hoppla!
titel: Finger
amicalement b.
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
Welchen Finger meinst du genau, Bernd?
Was ich an deinen Zeilen nicht verstehe ist, wie du vom DU zum ICH kommst.
Lieben Gruß von
Trist
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
endlich
endlich
stürzt Du fort
übers Abendhastland.
doch noch
spült es dich
hinter den Horizont.
rot
werd' ich wohl
weiterhin
nicht
zu tragen wagen.
vielleicht aber
glättet sich
mein faltig Gewissen.
es glättet sich fluchtartig mit ihrem verschwinden. schön verwortet! aber die 2. strophe...doch noch...also, so die konnotation, ist sie nicht wirklich weg? hinter welchem horizont lauert sie? so dass Du kein rot zu tragen vermagst? denn auch das abendhastland hat einen horizont, doch dieser ist kein rot? in diesem sinne?
fragenfragenfragen
liebgrüß
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
liebe tristezza
wessen finger, willst du wissen. vaters finger. wird wohl auch so als (vorläufig) endgültiger titel bleiben. wie das DU zum ich kommt, ist eigentlich das wichtige an diesem gedichtlein.
dein bernd
julilaus
hinterm abendhastland wartet gevatter tod auf den vater, von dem grossen DU bleibt noch ein kleines dich, weil er, das DU, eben die präsenz verloren hat, was bleibt, ist eine metaphysische präsenz, und erinnerung, weshalb er/sie wohl weiterhin nicht rot tragen wird, wiewohl auch die schuld bleibt, die selbstauferlegte schuld. so in etwa.
womit ich gerade mein gedichtlein endgültig verhunzt habe. das mit dem erklären ist so eine sache...
robertus
wohl wahr, meine schändliche apostrophitis. ich danke dir für deine antwort.
und ein paar fragen hab ich zu erklären versucht.
amicalement b.
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
Ds ist doch mein Thema, dieses Lauern im Sichzeigen; verborgene Sehnsucht hinter totem Stein.
Ich glaub nicht an den Tod. Er ist nicht. Der Großvater ist das Du, aber doch nur ein Überich. Im Du bin ich. Tat twam asi, sagen die Hinduisten und meinen das erkannte und in sich selbst reinigende Du des eigentlichen Ichs. Das Ich ist ewig, das Du will ewig sein und korreliert. Also ist im Du das Ich. Wie könnte das Ich sonst Du sagen?
Hallo Julilaus!
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
immer noch ein interessanter text, der bei den bewertungen zum beitrag des monats seinerzeit sträflichst vernachlässigt wurde.
besonders hübesch ist das ende, die wortwendungswendung faltig gewissen hat es mir bis heute angetan. dafür im nachhinein noch ein bienchen! :bienchen:
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
inzest mit lebenslanger erpressung? kann gar nicht glauben, daß das von 2002 ist. klingt sehr modern. und der titel passt doch gut, erregt jedenfalls aufmerksamkeit
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
"Faltig Gewissen", - schmeiß mich wech. Genau. Kenn ich.
Suse, was hat das mit Erpressung zu tun? Außerdem waren wir alle schon 2002 fürchterbar modern. Wir alle...
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
Sein eigener Verdingbub
Als wir hier beisammen saßen, Mutter,
wenn ich von Ihm kam
entzog sich dein Emailleblick
zum Küchenbord
wo du Zuflucht fandest
bei "Kaffee","Zucker", "Mehl".
In der Stunde bis zum Abendbrot
fielen wir nebeneinander in die Zeit.
Im Sog der Stille
waberten unsere Fingerkuppen fort und fort
über die schwarzgeränderten Einschnitte
der rotkarierten Wachstuchdecke.
Als wir hier beisammen saßen, alle,
bei einem Kanten Brot
im Nachklang Seines Dankgebets
wie wenn sein andächtig' Schweigen
um sich griff übers Tischdreieck
wo wir, Mutter, Kotan machten
und Dekorum wahrten.
An diesem Tisch sitz' ich nun
wie auf einer goldenen Lore
in einem Kopfbahnhof
voller ausrangierter Züge.
Menschenseelenallein und
mutterleer.
Alles steht wie ehedem an seinem Platz.
Außer dem hellen Fleck an der Wand
wo der Zeitzeigefinger der Kuckucksuhr
voranruckend Seine Kreise zog.
Dieser Zumkuckucksuhr die alle naselang
von niemandem als Ihm aufgezogen wurde
mit den kalten Tannenzapfen
die ich niemals anfassen sollte.
Außerdem fehlte in einer Ecke
mein kleiner Schatten.
Durchs Fenster weht ein schöner hoher Wind
herein und wirft sich krüllend auf.
Auf dem Küchenbord
zwischen "Kaffee", "Zucker", "Mehl"
zwei Kreuzgefässe.
Unter dem Türbogen schon
reiß' ich ein Streichholz an.
Vielleicht glättet sich dereinst
meindeinvaterunser faltig' Gewissen.
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
bernouilly, es freut mich, mal wieder was von dir zu lesen.
wie ich erkennen kann, hast du in den vergangenen jahren an deiner apostrophierung gearbeitet. allerdings hast du, wie alle schweizer, probleme mit dem korrekten gebrauch des wunderschönen ß nach doppelvokalen immer ß! einfache regel. das eine oder andere e könntest du aus dem text noch rausschmeißen, ehdem hat mehr biß als ehedem, obwohl das gegebenenfalls auch seine anwendung finden könnte, aber hier nicht. bei dekorum kräuselt sich mir was, da hätt' ich lieber ein decorum. da solltest du konsequent sein. das großgeschriebene I bei Ihm gefällt mir auch. heimat ist was schönes. und GOtt hat diese initialisierung verdient.
ich hoffe, du bist nicht nur auf der durchreise.
ach ja, der titel: weis' von weisen? weis' von wissen? weiß der geier...
AW: weis' der Geier, der Dein Aas verschmäht
da haste recht, robert, was hänschen nicht lernt...dabei hab' ich mir sogar mühe gegeben.
ehdem wird wohl übernommen werden, decorum...hm, warum nicht. muss das dingens einetwegen noch überraspeln, hier und dort.
ja, weiß der geier wie der olle titel zustandekam.
robert: ich hoffe, du bist nicht nur auf der durchreise.
b.: ich hab' ja hier und da mit senf gestrichen in letzter zeit und werd' wohl noch ein wenig mitreiseln, nicht daß die lyrerei mir gleich wieder abhanden kommt.
amicalement b.