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trennung
er geht um
zornig die
bronzene glocke
schwingend
rastlos im
lichtarmen raum
umgeben von
seinesgleichen nur
während
anderswo
am tisch
die frau
allein sitzt
vor metallenem
geschirr
und schaut
auf leuchtende
ebenen herab
heiser
schreit er auf
und erschlägt
ein tier
das er herbrachte
unter dem mantel
versteckt
sie senkt
den kopf
vor der grelle
und legt
neben die tasse
das zuckerstück
mit blutendem
kadaver
beschmutzt er
unter beifall
sein düsteres
reich
sie aber
gießt langsam
sich den heißen tee
übers gesicht
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AW: trennung
Gruselig, liebe tinka, der Text, gruselig die Konstruktion an einigen Stellen. Schock am Ende, wenig Konsistenz zum Titel. Einzig, und deshalb lese ich's immer wieder gern, die vierte Strophe: Das Zuckerstück neben die Tasse gelegt... das ist Dir wahrhaft gelungen, hier entsteht Einsamkeit und ein Bild der Entfremdung.
herzlichst uis
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AW: trennung
Sprachlich ist dies ein klarer Fall von Participiendis. Und dazu kömmt - was beinahe zwangsläufig ist, wenn sich Dichterlein im Vagen aufzuhalten belieben - ein Problem mit der Perspektivität.
Sinnträger sind GEHEN und SITZEN und SCHAUEN. Da geht jemand um, was gut ist, denn das UMGEHEN markiert einen poetischen Raum, in dem etwas passiert. Und dann sitzt da jemand, aber der Jemand schaut in etwas von einem Tisch aus. Ich stell mir das gerade vor. Das Sitzen ist nun eine Handlung, die im Vergleich zu anderen bewegungsärmer ist. Aber Anschauung ist nicht das, was ich Dir sage. Doch wie kommen die beiden Handlungsebenen zusammen? Duch Partizipien? Ha!
Nein, eine Verbindung mußt Du schon herstellen, denn parallel ist's auch nit. Nicht wirklich.
Ich will aber auch eines mitteilen: Ich habe grimmig gelacht am Ende. Der Text bewirkt dies. Also isser gut. Oder?
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AW: trennung
Ja, grimmig lachte ich auch heute. Aber ich hatte das Werklein vergessen, las es also wie ein neues. Bleibt die Frage unbeantwortet, ob ein Text schlecht geschrieben sein darf, wenn er denn seine Wirkung tut?