Mit dem Einzug zweier fundamental oppositioneller Parteien (LINKE und AfD) in den Reichstag ergibt sich die in diversen Pressekonferenzen schon gestellte Frage, welcher Art die Oppositionsarbeit sein soll. Zur Verfügung stehen zwei grundsätzliche Formen der Opposition:
- die konstruktive Opposition und
- die obstruktive Opposition.
Beide Formen haben im demokratischen Diskurs ihre Daseinsberechtigung, imgleichen Für und Wider. Opposition bedarf einer Schnurzel-Mentalität. Der Oppositionelle muß stets in einem strukturellen Nein zur Politik der Regierung stehen, will heißen gegen die Mehrheit argumentieren. Seine Konzepte waren nicht mehrheitsfähig, was nicht bedeutet, daß sie es im Kontext allgemeiner Wohlfahrt nicht sein müßten, sollten oder werden könnten. Das Problem der Opposition besteht darin, daß sie einerseits eben eine Minderheit ist, andererseits ihr von den Regierenden stets (zurecht) vorgeworfen werden kann, sie sei eben nur daran interessiert, Dinge zu kritisieren, nicht aber daran, sie mitzugestalten.Wenn sich eine fundamentale Opposition auf diese Form der Auseinandersetzung einläßt, kann sie nur verlieren, denn auch für den Fall, daß sich die Regierung einiger Ideen und Vorschläge der Opposition annehmen sollte, wird sie im Erfolgsfall diverse Maßnahmen und Gesetze als die Ihren verkaufen. Im Mißerfolgsfall kann sie jederzeit der Opposition erklären, man habe ihre Ideen und Kritiken ja aufnehmen wollen, aber sie taugten eben nicht für die Wirklichkeit.
Kurzum, es kann für eine Oppositionspartei nur die obstruktive Opposition geben. Sie kritisiert alles, was die Regierung veranstaltet, leugnet und diffamiert es, verweist aber das Volk darauf, daß für den Fall eigener Regierungsgewalt die Dinge von grundauf neu gestaltet würden und man, solange diese Zeit noch nicht gekommen sei, man kein Interesse daran habe, die aus Sicht der Opposition schlechten Zustände durch Stellschraubendreherei unnötig länger am Leben zu lassen, gar einzelne Mißstände zu beheben, aber strukturell das verhaßte System eben dadurch zu stärken.
Die Frage lautet: Worin liegt die Funktion einer Opposition? Unterfrage: Darf sie obstruktiv vorgehen oder muß sie sich in die Gestaltung der Lebensverhältnisse konstruktiv einbringen, auch wenn ihr die politische Stoßrichtung der Regierung nun so gar nicht behagt? Unterunterfrage: Oder sind LINKE/AfD gar nicht an grundsätzlichen Veränderungen in der BRD interessiert, sondern letztlich ebenso Systemparteien wie die anderen Parteien auch?, was bedeuten würde: obstruktive Opposition kömmt für beide nicht in Frage.
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