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scilbung: Philosophische Vorbilder der 68er waren Mao, Marx und Guevara, Adorno, Horkheimer und Enzensberger. Eine eindeutige Abgrenzung von den Ideen der westlichen Kultur sollte bestimmend sein. Daß die Kritik dieser Bewegung an der Gesellschaft als eine moralische zu werten ist, ist ein weiteres Indiz für die "These der Romantik". Die Ereignisse, die die Bewegten dazu veranlaßte, auf die Straße zu gehen, Sit-ins, Go-ins und Teach-ins zu veranstalten, wurden einseitig-moralisch bewertet: Derjenige, der Protest gegen Herrschende übt, steht auf der moralisch richtigen Seite. Dabei wird deutlich, daß das "Wollen" der 68er, so vordergründig politisch ihr Auftreten und die Thematik auch waren, rational apolitisch gewesen ist. Die Studenten wurden emotional, nicht rational, mitgerissen. Beherrschend war der Wunsch nach einem anderen Leben, man sehnte sich danach, "in einer revolutionären Republik" zu leben, in einer "sozialistischen Bundesrepublik". Die "Schuld", daß man in dieser Gesellschaft, in der das einzelne Individuum seine Interessen wahrnehmen muß, lebt, wird dem kapitalistischen System angelastet bzw. in ihren Trägern manifestiert. Hier ist ein Moment der deutschen Frühromantik erneut zu ermitteln: Zuweisungen geschehen gefühlsmäßig. Der Zustand der Gesellschaft wird gefühlsmäßig als Bedrohung empfunden, die es abzuwenden gilt. Der Staat, ein weiteres Argument zur Gemeinsamkeit zwischen Frühromantik und 68ern, kann der Individualisierung nicht entgegenwirken. Die Individualisierung stellte für die SDS-Ideologen die Gefahr schlechthin dar. Gefordert wurde eine Art "linker Leviathan" , etwas, das Gesellschaft und Staat als Ganzes repräsentiert. Dazu wäre aber ein Gesellschaftsvertrag nötig gewesen, der aufgrund fehlender unterdrückter/unzufriedener Massen nicht zustande kam.
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