Ich atme.
Ich atme ein.
Ich atme aus.
Ich atme ein oder aus oder ein. Und denke daran, denke immer daran. Denn ich bin da gewesen, ich habe es gesehen. Ein Paradies, vielleicht das beste von allen. Und seither ist ein Lächeln in meinem Gesicht, es lässt sich nicht mehr ausradieren. Du schreibst mit Tinte. Schreibst, woran ich denke immerzu. Ich bin da gewesen, ich habe es gesehen. Und bin wieder gegangen dann. Gerade als ich alles vergessen konnte, woran ich mich erinnert habe. Und also erfindest du mich wie ich dich erfinde wie du mich erfindest, und eben so schreibe ich die traurige Geschichte einer Liebe, von der nur Asche übrigbleiben wird.
Bitte, sag jetzt nichts, weck mich nicht auf, denn ich träume, träume mich zurück dahin, wo ich gewesen bin. Und drehe mich dabei und drehe mich und drehe mich, bis sich die ganze Welt dreht um mich, drehe ich mich und drehe mich hinauf und hinein in ein blaues Meisterwerk, das du gekritzelt haben wirst. Und darin bin ich okay, du willst es so, und schaue ich an die Zimmerdecke, reitest du auf deinem Minotaurus durch die halb wirren, halb irren Gedankengänge in meinem Kopf und eine Ballerina tanzt um meinen verlorenen Verstand und eine Stimme flüstert: Keine Sorge, all die falschen Entscheidungen führen zu guter Letzt zu etwas Richtigem und Aufrichtigem. Du lebst, sagt sie. Sagt sie mir. Sagt sie mir leise. Sagt sie mir ins Ohr. Während ich in die Tiefe gehe und wieder auftauche in einem anderen Traum, einem Traum, wo ich weiss: Ich träume, also bin ich nicht.
Ein Stück dieses Traums ist in jedem Stück, das ich schreibe, gerade dann, wenn ich nicht daran denke. Auch jetzt, wenn ich an dich denke und von mir erzähle im Satz, den ich nicht schreibe, im Satz, den ich schreibe mit zitternder Hand: Sag, hast du jemals in die Ferne geblickt? Ich, ich sehe eine Million Kilometer weit zuweilen, komme aber keinen Schritt aus mir heraus dann. Dabei erinnere ich mich an einen, der zurückgeblickt hat auf ein verpfuschtes Leben und schliesslich Schriftsteller geworden ist, mit der einen Hand aufs Herz und der anderen nach dem Füller greifend. Einzig, um sich in letzter Sekunde noch eine Existenz zu schaffen. Du schreibst deine Geschichte wie
in einem Traum
in einem Traum
in einem Traum
von lavendelfarbener Unmöglichkeit. Schreibe ich. Als wäre es meine Geschichte.
Mit zitternder Hand hänge ich die Sätze aneinander. Das ist alles. Vielleicht entwickle ich einen roten Faden dabei. Aber kaum, damit dich dieser aus deinem Labyrinth führt, sondern vielmehr, um dich mit ihm einzuwickeln wie eine Raupe, die dabei ist, sich zu verpuppen. Und jetzt? Meine Fühler sind ausgestreckt, aber ich wünschte, ich wäre blind jetzt. Sag, hast du jemals in die Ferne geblickt? Habe geträumt, du habest diesen Satz geschrieben. Und ich den anderen, den Satz im Satz, der sagen will: Ich gehe fort, hörst du, in Schuhen, die keine Abdrücke hinterlassen im Schnee, ich gehe fort und es wird sein, als wäre überhaupt niemand da gewesen.
Du schreibst eine Geschichte, das ist alles. Darin bin ich der Held, ein Schriftsteller, der eine Geschichte schreibt, in der du der Held bist, ein Schriftsteller, der eine Geschichte schreibt, in der ich der Held bin, und alles, was du falsch gemacht hast, will ich auslassen darin. Aber sag, wo glaubst du, dass du endest, wenn du so weitermachst, gottverdammtes Genie? Und wenn der Vorhang fällt, dann brauche ich keinen Applaus, denn am Ende will jeder dasselbe wie jeder andere auch. Adam zählt sieben Krähen und auf nichts weiter, Herr Sommer sagt, er wolle endlich seinen Frieden. Aber da bleibt immer noch ein Letztes zu tun, und der Letzte, der soll doch bitte das Licht löschen und die Türe schliessen hinter mir.
Ich atme. Ich atme ein. Ich atme aus. Und denke daran, denke immer daran. Ein Paradies, vielleicht das beste von allen. Und seither ist ein Lächeln in meinem Gesicht, es lässt sich nicht mehr ausradieren. Du schreibst deine Sätze mit Tinte. Ich bin da gewesen, ich habe es gesehen. Lange her, längst vorbei. Und erst als ich den Füller aus der Hand lege, zittert diese nicht mehr.
Ich?
Ich atme aus.
Ich atme ein.
Ich atme.
Lesezeichen