Das Thomasevangelium hab ich als junger Mensch gelesen - schon lange her - voller Erwartung und war enttäuscht. Ich fand nichts, was nicht in den übrigen Texten des NT schon wiederholt ausgebreitet worden wäre.
An Maria fasziniert mich nichts, ausser dem Gedanken, dem Gewalt angetanen Bild der frommen, ergebenen Gottesmagd einen Gegenentwurf an die Seite zu stellen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die vielfach als so revolutionär neu und im Bruch mit der Tradition und allem bisher Dagewesenen präsentierte Botschaft Jesu, so neu nicht war und auch nicht so revolutionär. Du findest fast jedes Jesus zugeschriebene Wort irgendwo im AT wieder. Nur halt über tausende Seiten verstreut. Wie die Bibel überhaupt ein unerschöpfliches Sammelsurium einander teils diametral widersprechender Aussagen, Gebote und Forderungen enthält. Jeder kann sich da bedienen nach Belieben. Deshalb kann ich mit diesen Büchern auch nicht viel anfangen.
Das Gebot der Feindesliebe z. B. findest du auch im AT. Das ist nicht neu. Und martialische Töne Jesu findest du auch im NT. Was nun?
Das ist ja das Elend jeder Theologie und Religion (siehe auch Koranauslegung), dass hier der totalen Beliebigkeit und Willkür Tür und Tor geöffnet sind - und damit dem Mißbrauch. Am Ende haben wir nichts Besseres, als uns an unsere eigene Urteilsfähigkeit zu halten. Im Bewusstsein ihrer Fehlbarkeit.
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