mit jesus kam, soweit ich weiß, erstmals in der religionsgeschichte der alle! liebende gott in die welt, abba, guter vater, und dabei rede ich nicht davon, welchen gott die christlichen kirchen aus ihm machten. dennoch ist das der kern, der durch das wort vermittelt wurde. das ist das unerhört neue.
diesen schritt machten die juden offenbar nicht mit, sondern suchen durch starre regeleinhaltung - und da legst du den finger zurecht drauf - immer noch den strafenden und zürnenden gott des alten testaments zu befrieden, dem sie sich für die bestrafung der ägypter verbunden fühlen.
jesus bricht das auf: die liebe ist über die regeln zu stellen, wenn sie damit kollidiert: das verlorene schaf muß man auch am sabbath suchen gehen, wer bei sich selbstreflexiv wirklich keine schuld finden kann, was unmöglich ist, da schon das begehrliche auge und herz noch vor allem tun verurteilt, der darf bei der steinigung mitmachen, der nächste ist der feind, über den umgekehrten sohn ist größere freude noch als über den treuen usw.
natürlich haben die christen diese liebe auch nicht, aber die starre rituelle regeleinhaltung ist doch überwunden durch den humanismus der renaissance.
es gibt sehr wohl deutsche juden, polnische juden, russische juden. das kann man am heimweh ablesen, an ihrem soldatentum im ersten weltkrieg, an der literatur. diese sehnsucht bezog sich nicht auf ein fernes palästina oder israel. das wird sich mit der geschichte ändern, aber vor der staatsgründung israels war heimat in den ländern, in denen kindheit war.
und wenn ich das als doppelstaater sagen darf, so kann man auch in mehreren ländern heimat finden. hier funktionieren die apollinischen grenzziehungen nicht. und ich wette, den deutschen türken ist auch heimatsvielfalt.
es wird richtig sein, daß sich die juden selbst als volk begreifen, aber ganz sicher nicht als nation. die könnte erst aus dem staat israel wachsen, der dazu eine einheitliche form und einen politischen selbstbestimmungswillen vorgibt. die nationalität "jude" wurde ihnen von den nazis diskriminierend in die pässe geschrieben. so verstehen sie sich selbst sicher nicht.
was trennt ein volk von der nation?
ich meine, der selbstbestimmungswille, politisch gesprochen. das sieht man an den separatistischen bewegungen von minderheiten in einem staat.
den politischen selbstbestimmungswillen haben die juden in all ihren aufenthaltsländern nie geäußert, sondern sich den regeln des staates gefügt. der selbstbestimmungswille aber ists doch gewesen, der zur staatsgründung, oder, wo kleinstaatereien, zu den großen einigungsbewegungen geführt hat: viele staaten, aber eine nation - eine nation, ein staat. bei israel eine willensbewegung aus den greueln des holocoust in der anderen reihenfolge: ein staat, eine nation. der politische selbstbestimmungswille nicht in den aufenthaltsländern ausgetragen, sondern im neubestimmten, historisch gewollt legitimierten unter verdrändung der zwischenzeitlichen verhältnisse.
nation muß also im unterschied zu volk einen politischen selbstbestimmungswillen artikulieren.
zur verbindung möchte ich einen jiddischen text einstellen, von mir aus liedzitaten verschränkt, der die deutschen wurzeln dieser sprache - oder ist die kausalität umgekehrt? (ich weiß das gar nicht) - klar zeigt:
Barry Sisters
I.
main glick hob iach gewinnen
wenn iach hob dir gefinnen
weein main shtetele, weein
mit dainen scheeinen äugen
daine fingarle host mir gezeugen
alle kindarle dort gelasst
Coney Eeiland iss a bar fagnign
daine händele, daine härele
host main harz faglickt
schaints mit toisend sinnen
iach hob dir gefinnen
ah Mr. Gutmann host main harz faglickt
....
wo sind die wurzeln also dieser sprache? und ist die sprache nicht ebenso gemeinsamkeit wie die mundarten des deutschen untereinander?
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