mit diesem nicht allzu ernst zunehmenden beitrag verabschiede ich mich erst mal richtung süden.habt es gut.
mit dem worowsky, lieber quoth, machich dann schon noch weiter.
cordialement b.
1. August, Eine Komödie in zwei Akten
Personen: Wilhelm Tell
Walter Fürst
Arnold vonMelchthal
Werner Stauffacher
Gott und Blocher,nur sprechend
Prolog
Vor der Bühne steht auf einem Stuhlein Transistorradio. Ein Knacken und ein Rauschen ist zu hören. Auchnoch, als Gott schon spricht.
Gott: Ich gab die Fahne mit demvierarmigen Kreuz den Schweizern. Das weisse wie das rote. DerFranzos wollte die Fahne haben und jammerte: Wir sind die Ästheten!Die schönste Fahne geh?rt uns! Da wurde der Deutsche sauer und rief:Wir sind die Denker! Als Symbol der Klarheit muss die Fahne unsgehören! Schon meldeten sich die Italiener und schnäuzelten vonLiebe! Da gab ich die Fahne halt den Schweizern. Ein Scherz! Auch,dass diese fortan in vier Sprachen miteinander reden mussten. EinKreuz, sollten es doch die bis zur Erfindung des SchiesspulversWehrhaftesten tragen.
Gott lacht, wie nur Gott lachen kann.
Wilhelm Tell sitzt an einemwährschaften Holztisch. Auf dem Tisch eine Flasche Rotwein. BlätterPapier. Tell trinkt, kratzt sich mit dem Schreibstift im Haar.
Tell: Verdammte 1. August-Rede! Bisspätestens um 18 Uhr muss ich sie dem Bundespräsidenten gefaxthaben. Dabei bin ich doch eher ein Mann der Tat! Jedes Jahr diesesRingen nach Worten. Grad als ob Worte Pfeile ersetzen könnten!
Von Melchthal tritt auf und hockt zuTell an den Tisch.
Melchthal: Salü Tell.
Tell: Arnold! Dich schickt derHimmel. Hilf mir!
Melchthal: grinsend Nein, Tell, dashabe ich schon letztes Jahr. Ist ohnehin einerlei, was du schreibst.Das Volk ist tümlich.
Werner Stauffacher tritt auf,stürmisch.
Stauffacher: Da wollt dochtatsächlich einer Schweizer Fahnen verschreddern! Um das Gespenstdes in Europa wieder aufgetauchten Nationalismus zu bekämpfen!
Tell: trocken Was haben wir denn mitEuropa zu tun?
Melchthal: Wir einer dieser ExpoLackaffen gewesen sein.
Tell: Die Achtungsstellung gegenüberder Fahne ist scheint`s aus der Mode gekommen. Aber sei`s drum, derprimus inter pares erwartet meine Rede.
Stauffacher: Schreib halt was vonFlugzeugen.
Melchthal: Oder ermutige unsereKleinanleger an der Börse.
Tell: Kleinanleger! Denen hättenwir zu meiner Blütezeit für ihren Besitz noch einen Pfeil ins Herzgeschossen.
Stauffacher: Dann halt über den UnoBeitr...
Weiter kommt er nicht, weil der Tellseine Faust auf den Tisch krachen lässt.
Melchthal: Da bliebe noch der Borermit seinem amerikanischen Pfau. Oder der andere, dieser Geldwäschervon Brüssel.
Walter Fürst tritt auf und hockt anden Tisch, auch Stauffacher hockt nun ab.
Fürst: Da sagt doch derBundespräsident in einem Interview, dass ihn die Rekrutenschulenicht begeistert hat! Zeiten sind das!
Tell: Mannen, ich habe eine Idee!Hast deine Alphütte auf dem Rütli noch, Melchthal?
Melchthal: Was hast vor, Tell?
Tell: Fürst, du besorgst uns Seilund Knebel. Stauffacher, du fährst nach Bern, kannst meinenDienstwagen nehmen. Und du, Melchthal, suchst mir die Faxnummer vomBlocher.
2. Akt
Die Vier hocken vor einer Alphütte aufMelkstühlen um ein Feuer. überall hängen Girlanden, kleineSchweizerfähnchen und Lampions gleichen Sujets.
An einen Baum gefesselt und geknebeltder Bundespräsident. Tell reicht den Mannen einen Stumpen, macht dasRadio an. Es rauscht und knackt, auch während man die Nationalhymnehört. Die Vier stehen auf, recken drei Finger zum Schwur in die Luftund singen lauthals mit. Hocken dann wieder ab. Es knackt undrauscht. Dann spricht Gott, der jetzt Blocher ist.
Gott Blocher: Männer, Frauen.Eidgenossen! Auf dem Rütli soll am 1. August 1291 nichts passiertsein? Ich habe es Schwarz auf Weiss! Und mein Hauseigener Historiker,der Mürgeli, hat es mir bestätigt. Mannen bäurischer Herkunfttraten dort zusammen, um einen Vertrag in Latein zu beschwören, derals Bundesbrief in die Geschichte einging. Können die Linken langebehaupten, dass der kalte Krieg vorbei sei, dass man es ja jetztzugeben könne. Landesverräter!
Tell, Melchthal, Stauffacher und Fürststehen auf, applaudieren. Hocken wieder ab.
Gott Blocher: Wir wissen es besser!Uns der 1. August, diesen ewigen Nörglern der 1. Mai. Lasset unsandächtig dem Bundesbriefmuseum gedenken, wo hinter heiligem Gemäuerseit 1936 das wertvolle Schriftstück ruht. Wir brauchen es heutedringender denn je. Wie auch unsere Tellen und Winkelriede!
Melchthal, Stauffacher und Fürststehen auf, applaudieren. Tell bleibt gerührt hocken. Die Dreihocken wieder ab.
Gott Blocher: Doch nun hört,wackere und vaterlandstreue Mannen, redliche Engel des Haushalts, wasunser Tell euch schreibt:
Ich bin ein Bauernsohn aus Uri,Jahrgang 1300. Zur Erinnerung die wichtigsten Stichworte: weigertemich, den Gesslerhut zu grüssen - der Apfelschuss vom Kopf meinesSohnes - Rettungssprung aus dem Gesslerschen Kahn auf die Platte, diedann freundlicherweise nach mir benannt wurde - Tyrannenmord in derHohlen Gasse. Warum ich das alles tat? -pause-
Für euch, meine Lieben! Ganz nebenbeiversprach mir der Herr Schiller die Hauptrolle in einem seinerStücke.
Gott Blocher hüstelt an dieser Stelle.
Gott Blocher: Nur verschämt nahmendie Chronisten meine Existenz wahr. Eine Unverschämtheitsondergleichen! Bin doch kein Bauerntölpel! -pause der Entrüstung-An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das einfache Volk.Eure Verehrung ist echt und religiös, und das seit Jahrhunderten!Ich will es euch vergelten. Die Chronisten wollten mich bei derErrettung eines Jungen aus den Fluten des hochgehenden Schächebachesertrinken lassen. Doch nichts da! Einen Tell kann man nicht soeinfach ersaufen lassen! Weiss ich doch, dass ihr mich braucht. Inden heutigen Zeiten braucht ihr sogar wieder, wenn auch seltener, denBruder Klaus, von dem ich euch an dieser Stelle Grüsse ausrichtensoll. Wir halten manchmal in den drei Kapellen, die man mir zu Ehrenerbaute, einen Schwatz zur Lage der Nation ab. Wir finden beide, dassman die Habsburger, wenngleich verkleidet, nicht wieder aufkommenlassen soll. Ich machte es euch vor, als euer Held. Jedes Volkbraucht Helden, gerade heute. -pause-
Als Freiheitsheld und Gründer derEidgenossenschaft finde ich überall Bewunderung, auch im Ausland,welches, verkommen wie es ist, sich nur allzu gerne an unseren Wertenaufrichtet. Bleiben wir ein einig Volk! Bleiben wir unter uns, mitunseren wahren Traditionen. Bleiben wir das Goldstück in diesemKuhfladen Welt. Auf dass von unserem Glanze auf sie abfallen möge!Wie ich 1789 schon, in Ermangelung eigener Helden, den Jakobinern einVorbild war. Denkt an das Kreuz auf euren Sackmessern! Tragen wirSorge zu unserem Blute. Und nun, lasst uns feiern!
Gott Blocher räuspert sich nach einereingelegten Pause.
Gott Blocher: Zur Feier des Tageseine von unserem Helden handsignierte Ausgabe der Tellsoper vonRossini für nur fünf Schweizer Franken.
Die Tellsoper ist zu hören. Die vierMannen strecken Aktien der Blocherschen Ems-Chemie-Werke in die Höh.Beginnen zu jodeln.
Der Vorhang fällt.
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