Ein Geheimes
Kennst du den Novemberwein,
den alte Reben tragen
unter großem Mond?
Er schmeckt
nach knorriger Ergebenheit,
nach Warten auch
auf eine letzte Lese.
Kühle Früchte langer Nächte
wieder eines späten Jahres,
die von Sommerwärme
bald erzählen,
wenn in geborg'ner Zeit
wir kosten
von dem Schatz der Stöcke.
Liebe Julika,
hab es mal mit "Ergebenheit" probiert und muss sagen, mir gefällt es so auch gut. Das Wörtchen "auch" möchte ich allerdings aus rhythmischen Gründen eher nicht gestrichen wissen. Dank Dir für die Verteidigung des "knorrig" (lester, Dir auch), denn wer nicht nur den Wein trinkt, sondern auch Gegenden, in denen er wächst, intensiv erwandert hat, der weiß um die Gestalt eines uralten Rebstocks. Naja, nach 25 Jahren werden sie meistens ausgewechselt... aber so mit 15 bis 18 Jahren auf dem Buckel da sehen sie halt wunderbar knorrig aus. Es ist schön, liebe Julika, dass Dich das Gedicht zu einem kleinen Stimmungsbild ganz eigener Art animiert hat. Ich fühlte mich in die Weingegend dort versetzt. Denke ich jetzt grad daran, dann weiß ich, dass es in den Kellern nun sanft gurgelt und hupferlt, der schon ältere Most wird langsam aber sicher zu jungem Wein... jedes Ende birgt den Anfang.
herzlichst uis
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