Dies habe ich geschrieben, um Dir die psychologische, nicht die literarische Seite einer solchen Begegnung zu verdeutlichen:
Wawa ist inzwischen dreizehn. Sie sieht viel älter aus und ist so hübsch, dass sie immer wieder auf der Strasse angesprochen wird.
Wawa steht am Sonntagmorgen immer schon um halb sechs auf, um den ersten Bus zu erreichen der sie zur Reitschule bringt. Dort trifft sie ihre Freundinnen, sitzt auf Futterkisten herum und fachsimpelt über Pferde und Jungen. Sie liebt es dort zu sein, der Stallgeruch erregt sie wie ein Aphrodisiakum. Sie ist noch Jungfrau, empfindet sich aber schon als sehr weiblich und erwachsen. Sie versucht die Männer zu reizen, denkt sich dumme schlüpfrige Geschichten aus. An diesem Sonntag ist sie die erste im Stall, sie nimmt sich Striegel und Bürste, führt ihr Lieblingspferd in den Gang und beginnt es hingebungsvoll zu putzen. Sie genießt es den Pferdekörper zu berühren, die kraftvollen Muskeln, die zarte Haut um das Maul, den Geruch nach Heu aus den Nüstern. Pferde sind Fluchttiere, das weiß jeder Reiter, darum sind sie auch so sanft, dass selbst ein Kind sie beherrschen kann. Vor Pferden muss Wawa keine Angst haben - gut manche können schon mal beißen oder treten, aber immer kann man sie mit einem lauten Ruf oder einem energischen Klaps zur Raison rufen. Wawa liebkost das Pferd, während sie es striegelt und kämmt.
Inzwischen sind auch die meisten Stallburschen verschlafen in die Ställe gekommen und beginnen mit dem täglichen Ausmisten. Wawa hat einen Liebling unter diesen grobschlächtigen lauten Männern, Heinrich. Er ist etwas kleiner als die anderen, hat ein Glasauge aber im Gegensatz zu den anderen noch alle Zähne.
Wawa hat ihn oft mit anzüglichen Bemerkungen versucht zu provozieren, aber dieser drahtige Kerl von vielleicht dreißig, hat nie darauf reagiert. Dabei hat Wawa nichts unversucht gelassen, nicht mit Taten, doch mit aufstachelnden Worten. So hatte sie schon beiläufig über Pornohefte gesprochen, obwohl sie noch nie eins gesehen hatte, über Sex den sie noch nie so gehabt hatte und sich sehr verrucht gegeben.
Nachdem sie das Pferd fertig geputzt hatte, die Hufe ausgekratzt und gefettet und es wieder in seine Box zurückbringen wollte, sah sie Heinrich in den Stall kommen. Mit einem verführerischen Lächeln führte sie das Pferd an ihm vorbei. Dann setzte sie sich auf eine Futterkiste und begann mit Heinrich zu plaudern. Aber entweder hatte Wawa ihn tatsächlich so weit gereizt, dass er dachte, er könnte jetzt einen Versuch wagen, oder ihm ging ihr ständiges Gerede über Sex auf die Nerven.
Heinrich stellte seine beladene Schubkarre plötzlich ab, ging zu ihr, hob sie hoch und trug sie in eine leere Box. Dort warf er sie ins Heu und legte sich auf sie. Sein Gesicht war dicht über ihrem als er sie fragte,
"Ist es das was Du wolltest?"
Wawa fühlte seine Hand auf ihrer Brust, sie war starr vor Abscheu, als sie flüsterte,
"Nein! Bitte, bitte, bitte nicht"
Heinrich stand sofort auf und verließ den Stall. Wawa klopfte das Stroh ab und versuchte die Tränen zu unterdrücken.
Sie fühle sich gedemütigt, er hatte es gewagt sie anzufassen, ihr Angst zu machen, dabei hatte sie doch nur über solche Sachen gesprochen, weil die Worte sie erregten, nicht weil sie so etwas machen wollte.
Sie hat nie jemandem davon erzählt und auch nie wieder ein Wort mit Heinrich gesprochen.
[Diese Nachricht wurde von Kyra am 07. Juni 2001 editiert.]
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