ed, dank dir für die mühe! war von unserer halbstaatlichen telekommunikationsbude zu kurzzeitigem schweigen verdammt...
i) die grossmutter brauch ich. ich will es mal geometrisch sagen. sie ist nur eine kreistangente, aber der kreis zerbräche in sich ohne diese...
k) die stellung des verbs wiederholt sich, sagst du, tatsächlich stell ich fest. nun, k) soll ein wenig dahinplätschern, die gleichbleibende stellung ist mir also sogar willkommen...mit dem schaute will ich dir gerne recht geben. ich werds streichen, rauskippen. woher weisst du von unseren gutturalen möpsen?
l) geheimnisvoller...hm, ich glaube das könnt wirklich nicht schaden
m) ich tät den farbenblinden einfach mal unterstellen, dass die schon wissen, dass ne gelbe rose durchaus im duft von einer roten zu unterscheiden sei.
o) für mich tut sich hinter dem wörtchen joint ne kleine welte auf, drum bleibts. (und weltauftun nicht falsch verstehn, bin ja nur n'gelegenheitlicher beiläufigkeitskiffer, aber das interessiert ja jetzt nicht mal mich.)
p) nur gülle? für mich durchaus ein konzentrat, ein bildkonzentrat.
ist in p2) nicht eine aktion, eine angehende angetönt, ein sich weiterbewegen?
o2) ja, hat einen grund. der leser bleibt draussen, wenn das bild in ihm nichts rührt. ist mir dann aber egal.
auf jeden fall hab ich weiter dran zu feilen, ja. dafür herzlichen dank. werd die vorläufig endgültige version dann mal noch hier reinstellen.
mit folgendem betrachte ich die konzentrate als fertig, wenn es denn das für einen text überhaupt gibt. aber konzentrate sollte man ruhen lassen, sagte schon meine grossmutter beim cassislikör abfüllen.
a)
Kaum ein Boot mehr auf dem See. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Sonne schob einige Wolken auseinander.
Ein alter Mann bröckelte Brot, nach dem ein Schwarm Enten schnappte, ins Wasser. Für ihn war es wohl zu hart geworden. Danach ging er an einem Stock seines Weges.
b)
Sie hatte ein Spitalnachthemd an, und die Hände unter der Decke, was mich wunderte. Ihr bleiches Gesicht lag wie angerichtet auf dem artig gekämmten Haar. Unbeirrbar regelmässig tröpfelte eine Infusion Flüssigkeit in ihren Körper. Ich küsste sie auf die Stirn. Und ging.
c)
dein lachen
furcht sich
immer tiefer
in mich
es frisst mich auf
das bild
nur ein ozean
der uns trennt
was macht das schon
schwimm
wenn du kannst
sonst trink ich ihn aus
d)
Das Raucherabteil war leer. Ich steckte mir Klaviermusik in die Ohren und liess die Stadt hinter Regentropfen an mir vorbeiziehen. Die Frühschicht auf dem Weg zur Arbeit. Wenige schienen sich darauf zu freuen.
Noch gestern hatte ich lust zu feiern. Und mir wurde bewusst, wie provisorisch ich mich in dieser Stadt eingerichtet hatte.
Ich fuhr weiter.
e)
Ein gegen alle Seiten abfallender Raum, hell und freundlich. Bilder und Farbtöpfe, ein gemütliches Durcheinander. In der Mitte des Raumes auf einer Staffelei ein angefangenes Bild. Ich. Noch nicht ganz fertig.
Auf einem gusseisernen Gartentisch ein Strauss gelber Rosen. Getrocknete gelbe Rosen. Sonnenschein.
f)
Hände, ihre, die redeten in Zeichen. Ich, der ich nach einem imaginären Treppengeländer tastete. Die Hauswand fing mich auf. Ich hätte mich gerne irgendwo festgehalten.
Gegen die Hände kam ich nicht an.
g)
Ihr hochgestecktes Haar roch nach Mandelblüten. Ich glitt mit der Nase ihrem Hals entlang, umspielte Lippen und Mundwinkel. Ihre Brust klopfte an meine. Ich schlafe alleine, stand auf einem Zettel.
h)
Die Strassen waren leer. Grossräumig verstreute Dörfer säumten den Weg. Sie unterschieden sich nicht gross voneinander. Nackte Steinmauern und Kopfsteinpflaster. Die Zeit schien hier stehenzubleiben, oder fand nicht mehr her.
Und immer wieder ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel vor dem Schlafengehen.
i)
Wir sassen unter Kastanienbäumen in einer Gartenlaube eines Restaurants. Sie kritzelte etwas auf einen Zettel und schob ihn mir hin. Ich sollte Weisswein bestellen. Als der Kellner nach unserer Bestellung fragte, leckte sie den Zettel und klebte ihn mir an die Stirne. Er lächelte, aber ich sah genauer hin. Die meisten Gäste waren Bauern. Mir war nicht wohl inmitten soviel Bodenständigkeit.
Dazu ihr in sich zerfallendes Schweigen.
j)
Mein Portrait war fertig. Es war meinungslos und ich ihm nicht gewachsen. Die langen Winterabende nicht mehr weit. Ich sass oft im Schaukelstuhl vor dem Fenster zum Hof. Ueberprüfte die Lebenslinie, meine, und das des Herbstlaubes in meinem Schoss. Tot, die Grossmutter, ihre. Ich hatte auch die Linie der Verstorbenen überprüft. In der K?che lag ein Zettel: ich will alleine sein. Ich las den Kaffeebeuteltext zu Ende.
k)
Ich stell mir gerne schwimmende Blätter auf einem Bächlein vor, renn ihnen in Gedanken nach. Nicht immer hol ich sie ein. Lichtjahre im Winterschlaft.
Und den Kinofilm schaute ich mir auf ihrem Gesicht an. Dann trank ich mir einen an, um mich auszuleeren.
l)
Da standen sie, Grabstein an Grabstein, in Reih und Glied. Soldaten der Ewigkeit, die warten wie Waisenkinder. Ich konnte die Bedeutung in dem Felsbrocken nicht erkennen. Sie sah schön aus, unheimlich schön und ich verzichtete auf eine Bemerkung. Ein unbekanntes Waldstück, umgeben von dunklen Silhouetten. Ich hatte die Orientierung verloren. Endlich.
m)
Wie zwei Statuen sassen wir uns in der Badewanne gegenüber. Ohne uns zu berühren. Der Gedenkstein stand unter schneebedeckten Holunderzweigen. Eine Krähe durchbrach die Stille. Ich dachte an reinkarnierte Hexen. Nach ihrer Abreise kaufte ich zwanzig gelbe Rosen. Verstreute jeden Abend Blütenblätter im Atelier und tunkte die letzte Rose in einen Kübel schwarze Farbe. (Ein Zeigefinger zwischen Gerupftem und Gezupftem.)
o)
Ihre Ankunft: Ich stand da und wartete, mehr hatte ich nicht zu bieten. Sie bot mir nur ihren Joint an. Ueber uns funkelten Sterne, zum Anfassen nahe und silbrig. Sie erzählte von einem Erlebnis mit einem Exhibitionisten. Ich starrte auf eine Laufmasche ihrer Strumpfhose. An ihrer eingefallenen Schulter hingen Arme wie überreifes Affenbrot.
p)
Die Sekundenzeigerbewegungen der Küchenuhr. Und wir an diesem Designer-Tischchen. Wie zwei Torhüter, von ihren Mitspielern vergessen, die sich über das Spielfeld zuflüstern, dachte ich und blieb kraftlos auf dem Stuhl zurück. Durchzug schlug eine Türe zu, ein Fenster krachte zu und riss an den Scharnieren. Senffarbene Streifen zwischen pechschwarzen Wolken. Sie klopfte gegen die Glastüre, die ich soeben geschlossen hatte. Von Angesicht zu Angesicht. Die Doppelverglasung existierte nicht. Ein Dia, scharf und unwirklich farbig. Licht und Schatten, von einem Blitz auf ihre Konturen geworfen. Ich zählte bis Vier. Donner. Schreckte doch zusammen. Sie hämmerte mit den Fäusten gegen die Fensterscheibe. Durchzug. Warum hatte sie ihre Fingernägel nicht lackiert. Hat sie ihre Fingernägel schon mal lackiert gehabt?
o)
Es regnete in Strömen. Der Scheibenwischer drängte sinnlos Rinnsal um Rinnsal von der Frontscheibe. Gebannt betrachtete ich dieses krankhafte Schauspiel. Sie stand vor der Staffelei. Ich öffnete die Fenster. Die Rosenblätter wurden aufgewirbelt. Sie hielt die schwarzgefärbte Rose in der Hand und schaute mich fragend an. Ein einzelnes Blatt blieb an ihrem Kittel kleben. Ein gelbes.
p)
Machs gut. Schrieb ich auf einen Zettel, den ich zerknüllte und in die Hosentasche steckte.
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