Ich schwöre bei dem Leben meines Hundes: ICH BERICHTE DIE WAHRHEIT!
Viele Jahre schlief ich in der Sicherheit eines Traumes: Auf der Kuppe eines von wenigen Grasbüscheln bewachsenen Hügels ein einfaches Haus, grob zusammengefügt aus schweren Granitsteinen, mit Fenstern wie Scharten und einem Dach mit moosbewachsenen Schindeln. Das Innere habe ich nie betreten, eine Tür niemals geträumt. Das Haus trotzt starkem Wind mit ruhiger Stärke, steht steinern und fest. Ich fühle mich wohl in seiner Nähe und mit den Jahren lerne ich, den Wind zu nutzen und auf ihm mein Haus im Flug zu umkreisen. Steige ich hoch in die Lüfte, sehe ich rote Erde mit dichtem Nadelbaumbewuchs, der hunderte von Metern unterhalb des Hauses endet. Silbernes Licht dringt durch die Bäume, und manchmal, wenn ich frech, schwinge ich mich lachend von Ast zu Ast.
Vor zirka 20 Jahren weilte ich mit einem Freund in Kuala Lumpur. Zwei Tage versuchten wir, mit einem Leihwagen die Stadt in Richtung Penang zu verlassen. Kein leichtes Unterfangen zu einer Zeit, da die Straßenschilder noch nicht in Englisch und auch die Bevölkerung dieser Sprache nicht mächtig. Wir mühten uns stundenlang, aber irgendwie - Teufels Macht? - kehrten wir jeden Abend an den Ausgangspunkt zurück. Am dritten Tag folgten wir einer geteerten Straße, die wir zuvor noch nie versucht. Ein Schild in Landesschreibe - Umleitung? - zwang uns auf einen kurvigen unbefestigten Weg, der nach und nach immer höher in die Berge führte. Wir wollten umkehren, doch der enge Pfad erlaubte keine Kehre.
Keine Menschen, keine Behausungen. Die Erde wurde rot, nach immergrünen Blattgehölzen rund um Kuala -Lumpur folgten Nadelbäume in einem eigenartigen Licht. Wind kam auf, und mir wurde übel. Ich wollte zurück, der Weg, eine vertraute Landschaft ließen es nicht zu. Der Wagen mußte klettern, wir mit. Auf einmal hörten die Bäume auf, wenige Grasbüschel, ich glaubte, mich zu erbrechen, schloß die Augen, hörte den Wind. Ich würde sterben.
"Gerhard", mit letzter Kraft, " auf der Kuppe des Hügels steht ein Haus, es ist aus Granit, hat Fenster wie Scharten und ein Dach...... bring mich hier weg, schnell, ich bin noch nicht so weit!" Ich schrie!
Mein Freund hörte nicht auf mich, hielt den Wagen an, stieg aus, und ich starb. Fast. Gerhard kam sehr schnell zurück, startete eilig und rauschte auf einer gut befestigten Straße zu Tal. Mit jedem Meter, den wir uns von der Kuppe des Hügels entfernten, ging es mir wieder besser. Nach einigen Kilometern traute ich mich zu fragen: "Und?"
Mein Freund sah mich merkwürdig an. "Das Haus war da."
Ich habe mir fest vorgenommen, den Hügel und das Haus aus Granit auf einer meiner nächsten Reisen noch einmal zu besuchen. Wenn ich es finde, und ich will dann lachen. Den Traum habe ich seitdem nicht mehr gehabt.
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