Am Ende eines
tiefen
Tages
flicht der Hibiskus
seinen letzten
Duft
blauviolett
ins
Haar
der Nacht
und Spinnen
legen
blasse Seidendecken
auf die
Zeit
hell über allem
fern und
immer
Julimond
in mir
Am Ende eines
tiefen
Tages
flicht der Hibiskus
seinen letzten
Duft
blauviolett
ins
Haar
der Nacht
und Spinnen
legen
blasse Seidendecken
auf die
Zeit
hell über allem
fern und
immer
Julimond
in mir
Da kann ich, liebe Anna, Vieles denken und Vieles sagen, doch wenn ich es genau nehme...: Wenn man ein bestimmtes Gefühl ausatmet und auf die Zeilenumbrüche des eignen Atemstromes achtet, dann kommt das heraus, was Du geschrieben hast. Ein Gedicht will es nicht sein hier. Aber was ist schon ein Gedicht? Ein Text eben. Hier schwingt ein klein wenig mehr mit. Du schaffst es anscheinend immer irgendwie, die rein textuelle Ebene zu verlassen. Das ist schön, gewiss. Was dann aber nicht ganz so schön ist, das sind anscheinend wilkürliche Zeilenumbrüche, die Länge entstehen lassen, wo keine ist. Setzte man diese Zeilen anders, dann bliebe der Inhalt derselbe, dichter würde es dann aber schon und zwei, drei starke Bilder blieben beim Betrachter.
herzlichst uis
Über solche Zeilenumbrüche kann man sich auch nur wundern, uis!
Geht mir selbst nämlich ganz genauso, wenn mir dieser Text begegnet und ich frage mich dann, was mich wohl mal zu dieser Form bewogen haben könnte ... wundere mich wieder - und ändere nichts. Vermutlich werde ich wunderlich ...
Nun werde ich die Form aber wirklich mal in Angriff nehmen! Dabei schwebt mir vor, Anfang und Ende so zu lassen, weil mir das die jeweilige Aussage auf die "richtige" Weise rüberzubringen scheint, und das ganze Mittelteil wird komprimiert.
Ich zeig es dann hier noch mal.
LG, Anna
Gerad heut und gestern glänzt seine gelbe Vollheit am Himmel, Julimond. Trunkenheit, besoffner Sphärengesang. Ich liebe dieses Gelb, es macht auch mich so unruhig. Und dann träum ich durcheinander, von Gewesenem, Gewesenen und Unbekanntem. Das müssen dann die kommenden Tage sein, Menschen aus dem Mond. Bin selber einer, der aus diesem fiel.
In Deinem Text kommt das vor, nicht so recht explizit, aber mittenmang, wie der Magdeburger sagt.
Mich stören Worte wie AM ENDE EINES TIEFEN TAGES - das hat zwar einen schönen Anstrich, doch mit dem Mond bindet sich der Tag nicht, auch nicht ans Ende läßt der sich den Tag binden. Was ist das? Feierabendmond?
Fangen wir so an, Anna, nähern uns Deinem Schreiben.
Hallo Robert,
der tiefe Tag bindet sich hier ja auch nicht unmittelbar an den Mond, sondern ist vorrangig zeitliche Bestimmung. Das, was diesen Tag ausmachte, wird vom Hibiskusduft mit in die Nacht genommen.
Der Mond ist dabei Beobachter, Begleiter, Aufnehmender - und Bleibender.
Wann sonst, wenn nicht am Abend, am Ende eines Tages, sollte man ihn in dieser Form wahrnehmen?
Ich nehme den Mond am Abend als Friedensstifter, in der Nacht als Unruhestifter wahr. Wenn ich spazieren geh, dann erfreut er mich, stiftet mich an, mich in mir auszuloten, weil ich dann Teil einer Bewegung, eines Gesangs bin; wenn ich des Nachts allein in meinem Bett liege, dann weckt er meine Sehnsüchte. Und das ist manchmal ganz schön schlimm.
Am Tage nehme ich ihn gar nicht wahr, dann ist er etwas unter vielem, nicht weiter bedeutsam.
am anfang eines
flachen
erguß'
flicht notorius
seinenm letzten
gruß
leichenblass
in den rinnstein
der macht
besoffen liegen
reime in den ecken
und beten
gebt ihm
keine macht
amen!!!!!!!!
Auch daran sollten wir gemeinsam noch etwas arbeiten, Schwarzes Pferd.
Bist neu hier, gell?!
Als erstes solltest du dir Gedanken machen - das wird auch Robert dir bestätigen - ob sich dein amen! wirklich an den anfang (d)eines flachen Erguß bindet. Oder macht (s)ein flacher Erguss den notorius generell so demütig?
Diese apostrophierte Form wirkt zudem arg gezwungen, soll sich aber wohl auf den folgenden gruß reimen. Tut sie aber eh nicht. Also hinfort mit diesem Wort! Mir würde da spontan am besten gefallen:
flicht notorius
seinen (ohne m) letzten
stuss
Ach nein, nicht flicht, lieber flennt. Dann hättest du auch einen direkten Bezug zum Rinnstein.
Aber es ist ja dein Text, Schwarzes Pferd. Mach was draus, du kannst das! Das spürt man! Und lass dich hier von niemandem entmutigen, hörst du!?
Mensch, Robert, wenn dir zu der Sache mit dem Mond nix Ordentliches mehr einfällt, hättste das aber doch auch ganz einfach sagen können ...
Gern geschehen.
Anna
Ordentliches, Anna?
Das war schon ganz konstruktiv, denke ich. Besser kann ich's nit... Halt! Moment, ich hab zum Mond mal was geschrieben:
"Wo warst du, Satan?" Edgar stand am rebenrankenumwundenen Fenster und hatte es hinausgeschrieen. Es war dunkel geworden, und der Schrei hallte in der Nacht. Niemand bekümmerte sich darum. Vielleicht lag es daran, daß sein Fenster zum Garten hinausging, den riesigen Garten seiner Väter. In mondhellen Nächten wie dieser verschwammen die Arithmetiken des ungenauen Verhältnisses und die kleinen Differenzen zum "Großen Umlauf" wurden ihm schmerzliche Gewißheit, ließen diese Ungenauigkeiten zu größeren werden.Tagverschloßne Höhlung weckt der Mond!Edgars traurig abgeschiedene Seele wurde durch die wehmütig singenden Gefährten der Nacht weit verschlagen. Der doppelte Schatten von Mondlicht und Kerzenlicht fiel zusammen, der des Mondes wurde durchs Kerzenlicht gebrochen, und er blinzelte dem goldgelben Licht zu, dann drehte er die Perspektive, ließ den Kerzenschatten vom Monde bescheinen, ein königliches Blau schimmerte zart. Jetzt wußte er, warum der Mond hierzulande männlichen Charakters war. Er ging auf und ab, rätselte, räsonnierte zwischen Schreibtisch und Rebengeländer. Seine Gedanken schwirrten umher, unrein verwischt durch Einlassung mit den verbotenen Bereichen. Er erinnerte sich's Kaki, die ihn einst davor gewarnt hatte, Gott durch Bestimmungen seiner selbst zu versuchen. Edgar hielt ein neues Blatt in den Händen.Ich gehe eine Bindung ein und friere dennoch im Winter, erfriere. Das ist nicht schön. Ästhetisch dagegen ist die Vorstellung eines im Hochsommer erfrierenden Teufels, dem nur die unschuldige Seele Wärme für das kalte Herz versprechen könnte. Ja, das ist schön, aber irrsinnig: ein Teufel, dessen Seele Linderungen verspüren könnte. Es gibt keine Sätze ohne subiectum! Der Teufel ist kein SUBJEKT, kein sich Unterordnendes. Dann wäre er nicht mehr. Aber obwohl es keine Sätze ohne subiectum gibt, werden sie gelehrt.
Das ist das, was mir zum Thema "Mond" einfällt. - Dem Pferd, Anna, gib die Sporen, det braucht det.
Ach, Robert, wenn ich doch nur erkennen könnte, worauf du konkret hinaus willst ...
Ist dir der "Julimond" hier zu unbestimmt?
Wie viel Monde hat eine einzige Nacht für nur einen einzigen Menschen?
Unzählige gegebenenfalls. Den Feierabend-Mond, den Um-Mitternacht-auf-der-Terrasse-sitz-Mond, den Um-drei-Uhr-fünfundzwanzig-aus-dem-Fenster-guck-Mond, den 5-Uhr-Frühschicht-Mond ...
Aber interessiert das hier? Interessieren Datum oder Ort des Geschehens?
Sommer ist es. Juli.
Der Mond ist hier ein Bild, ebenso wie der Tag, der flechtende Hibiskus, das Haar der Nacht, die blassen Seidendecken der Spinnen.
Ein Empfinden, ein Erleben wird hier in Bilder, in Worte gebracht.
Das Empfinden lässt sich nicht kritisieren. Das bin ich auch nicht bereit, zur Diskussion zu stellen. Nur den Rest.
Stimmt nach deinem ureigenen Eindruck etwas nicht mit den von mir gewählten Bildern? Erscheinen sie dir nicht schlüssig?
Zu abgedroschen? Sag an.
Kannst du mit diesem Gedicht überhaupt irgendetwas anfangen?
Was das Pferd angeht, so hab ich über seinen Erguss herzlich lachen müssen. Das verdiente, honoriert zu werden.
Ansonsten: soll es doch in den Rinnstein flennen, wenn es ihm ein Bedürfnis ist ...
Gruß, Anna
Wahrscheinlich hatte Uis anfangs den Nagel auf den Kopf getroffen, denn dies ist KEIN Gedicht. Eine poetische Stimmung, eine schöne Stimmung, aber kein Gedicht. Es fehlt an Verdichtung, sowohl formal als auch inhaltlich.
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