Flüsse
Wir fahren los, obwohl das Hochwasser das Haus fast erreicht hat. Wenn es steigen sollte... aber das ist unwichtig. Heute ist Heilig Abend, nichts hätte H. an diesem Tag zuhause halten können.
Richtung Frankreich, über die Grenze. Nur ein Hotel finden und ein Lokal wo es irgendetwas zu essen gibt. Keine Dekoration, bitte.
Kalt aber schneelos. Nass. Die Welt ist heute kein gastfreundlicher Ort. Gut so!
Nicht an Weihnachten denken, nicht von IHR sprechen. Sie hatte es so geliebt, den Baum zu schmücken.
Als ich H. am Vormittag abholte, beobachtete ich den Strom, die zwei Schwäne die jetzt in Ufernähe kahle Baumwipfel umkreisten. Letzte Woche waren sie zu Dritt. Der graue Jungschwan.
Können Schwäne ertrinken?
Das trostlose, wolkenverhangene Frankreich tröstet sie - nein Trauer wird darin unsichtbar. Es erinnert an niemanden, besitzt keine Fröhlichkeit, ist mürrisch und abweisend. Hier will man keine Touristen. Der Atlantik im Regen die Loire in nebeliger Kälte. Überall Schlösser . Wir gehen hinauf, sehen auf den Fluß hinunter. Sie versucht uns aufzumuntern, ruft mit einer merkwürdig belegten Stimme - seht! Chateaux links? Chateaux rechts?..
Sie hat zu lange gewusst, zu lange gehofft. Jetzt kommt sie nicht mehr an den Schmerz heran. Er hat alles durchdrungen. Kein Festhalten - kein Loslassen.
Es gibt keine Zeit, sie wurde weggerissen.
PS.
Es ist das "Esther" Thema. Ich habe es jetzt mal versucht, indem ich sie "ausgelassen" habe. Eine leere Stelle im Bild, sozusagen.....
[Diese Nachricht wurde von Kyra am 01. Oktober 2002 editiert.]
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