Notiz über eine Bank

[Kyra]

Bank

Dem Spielplatz gegenüber, ein wenig entfernt von den Bänken auf denen die Mütter saßen, trafen sie sich in jenem Sommer jeden Tag. Wir kannten sie und nannten sie das Liebespaar.
Sie waren nicht mehr jung, sicher mindestens so alt wie unsere Eltern. Sie saßen nur nebeneinander, die Hände verschlungen und sahen in die Ferne. Manchmal sahen sie sich auch in die Augen, unerträglich lang. Wir mussten darüber lachen. Schließlich kamen sie nicht mehr.





Wir bemerkten ihre Abwesenheit erst, als eine junge Frau mit dickem Bauch plötzlich dort saß, mit einem hellblauen Wollknäuel im Schoß und uns beim Spiel beobachtete.



[Diese Nachricht wurde von Kyra am 10. Oktober 2002 editiert.]

[aerolith]

Eigentlich versuchte Kyra seinerzeit, die in Obernberg geborene (alte) Idee eines Malerbuches mit neuem Leben zu füllen, aber ich glaube, die zahlreichen kleinen Miniaturen, die sie im Sommer 2002 ins Forum stellte, können auch ohne Bild bestehen. Die meisten von ihr eingestellten Bilder funzen nicht mehr und da sie nicht im Forum abgespeichert worden sind, finde ich sie auch nicht, da ich ja nicht weiß, wer oder was sie abbildeten.
Dieser kurze Text erinnert mich doch sehrlichst an Philemon und Baucis. Die Vorstellung, mit einem Menschen sehr alt werden zu können, erschreckt mich und zieht mich wechselseitig an. Ich glaube nicht, daß dies möglich ist, aber ich wünschte mir, es wäre möglich. Daß Menschen miteinander alt werden, bedeutet nicht, daß sie es gemeinsam wurden, sondern vielmehr nur, daß sie eben alt geworden sind. Das sind zwei verschiedene Dinge.