„Im 7. Jahrhundert [v.Chr.] kam es zur großen Wanderung. Die skythischen Krieger bestiegen ihre ausdauernden und widerstandsfähigen Pferde mit dem mächtigen Brustkorb und den kräftigen Beinen: 'Pferde schneller als Panther, gefährlicher als Wölfe der Steppe', wie der Prophet Habakuk [Habakuk 1, 8.] sagt. Sie bedeuteten den Skythen alles: Kriegswaffe, Transportmittel auf Reisen und beim Herumstreunen, Nahrung, Grabbeigabe und himmlisches Reittier. Sie tranken ihre Milch, und aus der Milch gewannen sie ihr Kumys-Getränk [Wein aus Milch]. Ihr Zaumzeug verzierten sie mit Filz und geschnitzter Birkenrinde, sie schmückten ihre Stirn mit Plaketten in Tierform, an ihre Zügel hängten sie menschliche Skalps, in ihre Brustpanzer ritzten sie Abbildungen von Hirschen und Vögeln ein, und sie streiften ihnen Vogel- und Drachenmasken über, die den Pferden die Schnelligkeit von geflügelten Geschöpfen verleihen sollten. Hinter den Kriegern folgten die beweglichen Städte. […] Manchmal kam der Zug zum Stillstand. Kymbrische oder urtäische oder assyrische oder medische Heere versuchten, die Invasoren aufzuhalten. Dann griffen die skythischen Krieger zu den Bogen, jenen eigenartigen Bogen mit der doppelten Krümmung, und ihre geschickten und flinken Hände verliehen dem Pfeil eine furchtbare Kraft, vor der die Krieger des Südens zitterten.“ (Pietro Citati: Das Licht der Nacht. München 1999. S. 10/11.) |
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