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schreibt hier hin und wieder
- Renommee-Modifikator
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Apfel
Als die Bäumin mich abnabelte und
Stieß ins sterbende Laub fiel ich
In Schlaf zuerst, träumte vom Tod
Als es tief in mir begehrte und drängte
Ist mein Keim geschlüpft -
Mein Tag nahe, daß er mich rette?
Meine Schale war rotwangig und frisch
Mein Fleisch reif und duftend
Das Ende säumt der Herbst
Er war da, ich hab ihn gesehen
Sein Schatten schleicht um mich
Wie ein Dieb, der Juwelen raubt
Tage vergingen, ich wurde mager
Von innen, ein Verhungern überkam
Meine Süße und ein Geruch der
Gier füllte meinen Bauch
Das letzte, was ich wahrnahm
War Schale, taubedeckt
Im Frühling, ein verhungerter
Wurm, aufgespießt im Sprößling
Ich war wieder da
bitte um konstrukive kritik. ist das was??
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schreibt hier hin und wieder
- Renommee-Modifikator
- 21
AW: Apfel
Liebe Julika,
es muß ein trauriges Leben sein, dass schon kurz nach seiner Geburt von Tod träumt und ohne freundliche, helle und warme, satte Tage direkt in ihn übergeht.
Ich versuche mich in dein Bild zu lesen, doch so ganz will mir dies nicht gelingen. Abnabelung von der Bäumin (übrigens finde ich dieses Wort sehr gewollt und grenzwertig) assoziiere ich entweder mit Geburt oder mit Erwachsenwerden. Leben, selbstständiges Leben findet aber nicht statt, statt dessen Sehnsucht nach Veränderung, nach Übergang in eine andere Seinsform oder nach Fortpflanzung. Dieser Wunsch, so kurz nach Beginn, erscheint mir unglaubwürdig. Wenn ich ihm jedoch Glauben schenken könnte, wundert mich wiederum die Angst davor.
Die letzten beiden Strophen finde ich, für sich genommen, gut gelungen. Nur die Hinführung auf sie, kann ich weder nachfühlen noch logisch erschließen.
Hm... ich drehe mich heute, wohin ich auch schaue.
Lieben Gruß von
Trist
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Tochter aus gutem Hause
- Renommee-Modifikator
- 21
AW: Apfel
Liebe Julika,
erstens mag ich Bäume, zweitens Äpfel. Das ist schon einmal ein Einstieg in Deinen Text. Das Wort "Bäumin" finde ich schön und gelungen und wesenswert. Warum ist bloß noch niemand darauf gekommen, denn es gibt ja durchaus Gründe dafür....Bäume sind Femininum, nur Sträucher und mancher Holunder oder Ginster dürfen männlich sein. Obstbäume dagegen sind durchweg männlich, hat aber mit der Komposita-Regelung zu tun wohl. Also: "Bäumin", schön das. Dann der Herbst als Juwelendieb, auch dieses Bild gefällt mir, ist gefällig anzusehen. Mit der Gier im Bauch kann ich wenig anfangen, kann aber auch psychologisch-theoretische Gründe haben. Das Sterben und Werden, Goethes Falter lässt grüßen, hast Du schon aufgenommen am Ende, aber daran solltest Du noch einmal arbeiten. Mir ist dieses "Ich war wieder da" einfach zu abrupt, zu unsanft im Verhältnis zu den anderen sanften Strophen-Bildern. Und wenn ich schon einmal von Unreinheiten, besser Ungereimtheiten spreche... Die Sprecherperspektive in der dritten Strophe, da hab ich Schwierigkeiten, ist vielleicht auch dort etwas zu verkürzt ausgedrückt alles... und die Zeichensetzung, ja. Willst Du sie nun oder nicht? Daran solltest Du auch arbeiten...macht es plausibler am Anfang. Insgesamt habe ich einen positiven Eindruck, mach weiter.
herzlichst uis
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schreibt hier hin und wieder
- Renommee-Modifikator
- 0
AW: Apfel
danke trist und uis....
ich sprach von einem apfel wo der wurm drinne war. von anfang an.
der das innere fraß und nichts ließ als schale, die ihm zu hart.
der apfel stirbt, während der keim wächst.
hier hab ich keim und wurm komplementär gesetzt. bei vielen ists der wurm, bei manchem der kern. die wirkung die gleiche. das ergebnis anders.
in meinem gedicht hab ichs parallel gesetzt, der wurm wächst mit dem kern. der letztere siegt und damit das leben.
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Resurrector
- Renommee-Modifikator
- 28
AW: Apfel
Die Weltsicht, die sich in diesem Text mittelt, ist eine sehr alte, eine urgriechische. Anaximander teilte sie uns als erster mit: Nicht geboren zu sein, ist das Beste, früh zu sterben nur wenig schlechter. DENN: alles, was ist, tut Unrecht.
In der neuzeit nahm Hebbel diesen Gedanken auf, u.a., jede seiner Figuren lebt nach diesem Grundsatz, den Tod als Erlösung begreifend. "Bäumin" ist kein Unwort. So sehr ich auch weibliche Formen bei männlich konnotierbaren Grundwörtern hasse - im Umkehrschluß müßte man dann auch Schlanger/Schlangerich, Kröter oder Ulmer bilden dürfen - der Dichter darf das, um zu präzisieren, auch zur Herausarbeitung der Individualität seiner Figuren. Und, aml ehrlich, so ein Baum, das ist doch eine Persönlichkeit, der steht ewig.
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Mitgestalter
- Renommee-Modifikator
- 9
AW: Apfel
bitte um konstrukive kritik. ist das was??
ja, das ist was!
gefällt mir (Bilder, Stimmung, Sprache...) sehr gut.
Gibt aber ein paar Stellen, über die man nachdenken könnte...:
Ist mein Keim geschlüpft -
Mein Tag nahe, daß er mich rette?
Meine Schale war rotwangig und frisch
Mein Fleisch reif und duftend
Ist mein Keim geschlüpft -
Mein Tag nahe, daß er mich rette?
Das Fleisch fruchtig reif
Die Schale rotwangig und duftend
Das Ende säumt der Herbst
Er war da, ich hab ihn gesehen
Sein Schatten schleicht um mich
Wie ein Dieb, der Juwelen raubt
Das Ende säumte der Herbst
Wahrhaftig, ich habe ihn gesehen
Ein Schatten schlich um mich
Wie ein Dieb beim Juwelenraub
Das letzte, was ich wahrnahm
War Schale, taubedeckt
Im Frühling, ein verhungerter
Wurm, aufgespießt im Sprößling
Das letzte, das ich wahrnahm
War Schale, taubedeckt
Im Frühling, ein verhungerter
Wurm, aufgespießt dem Sprößling
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