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Chrisch
Status: ungeklärt
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Stellt sich die grundlegende Frage, ob diese "Blutsbrüderschaft", die sich ja letztendlich im Begriff des "Volkes" widerspiegelt, vielleicht einmal ihre Daseinsberechtigung hatte, aber in unserer heutigen Zeit nicht schlicht und ergreifend überholt ist.
Definitionsmässig müsste sie vielleicht ersetzt werden durch eine "Brüderschaft des Geistes", die sich ja in Form von "Aufnahmeprüfungen" und gleichen "Rechten" zur Einbürgerung bei Ausländern auch in den Überlegungen des "Manifestes" widerspiegelt.
Ich kann einfach einen Menschen, der sich zum "heutigen Stand" weiterentwickelt hat, nicht mit Gedankengut "messen", dass entwicklungsgeschichtlich vielleicht noch vor 500 Jahren seine Daseinsberechtigung hatte...
Gruss
Chris
...und natürlich hat es für "simplere Gemüter" durchaus seine Reize, sich einer "dumpfen" Blutsbewegung einfach hingeben zu dürfen, quasi das selbstverantwortliche "Ich" an der Kasse abgeben zu können...
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rodbertus
Status: ungeklärt
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Nein, Chrisch. Eine Blutsbrüderschaft - dem Worte nach - ist für eine Generation eventuell nachweisbar, doch schon im Stammesverband ist sie mit wenigstens 8%iger Abweichung von der "reinen" Fortpflanzung (eheliche Treue) (willow nannte mir da mal ein paar Zahlen, die mir recht plausibel erschienen) je Generation unwiederbringlich verloren. Und dann kömmt da noch die Frage dazu, ob denn nicht der Durchreisende aus Hinterturkmenistan mal seinen Schwanz in die schöne Wirtin aus Jammerthal hielt, damals, 1592, so daß jetzt im Dorfe Jammerthal fortan Kinder mit zusammengewachsenen Augenbrauen aufwachsen. Schöne Scheiße für die Rassentheoretiker. Und hundert Jahre später reist ein Negerlein im Trosse des Herzogs von Sachsen durchs Dörfle... Und man rätselt, woran es liegen mag, daß die Kinder einen dunklen Teint haben. Und dann kommt so ein Vollidiot wie Gobineau daher und behauptet was von der weißen Rasse.
Hm. Was meint der jetzt? Den 0,65% (Türken)+ 23,12% (Chinesen + 55,23% Jammerthaler, von dem wir nun wissen, daß er eigentlich zu 32,23% das ist und 22,22% jenes... Rassemerkmale? Nun ja, ich habe Türken gesehen, die sahen sehr "deutsch" aus und Ukrainer, da hätte ich wetten können, es seien Schweden gewesen. Und mancher Spanier trägt 'ne blonde Tolle.
Was soll dann das Gequatsche, daß der ein Nachfahre der Wandalen sei? Ha! Der war natürlich um 500 bei Elboin dabei.
Und wenn ich den Schwachsinn höre, daß blonde Menschen diese und jene Eigenschaft besitzen sollen, grünäugige (vor allem in China) dies und das können sollen, dann wird mir erst recht schlecht. Also, Chrisch, dat is man alles Kokolores für mich.
Aber es gibt sie, die Unterschiede zwischen den Völkern, zwischen Gemeinschaftsverbänden, die sich politisch zusammenschlossen und einen gemeinsamen Willen erhielten bzw. sich setzten. Aber das vollzieht sich eben über den Willensakt, der nicht nur aus dem Blut kömmt, sondern auch einer des Intellekts ist. (Schon Kant differenzierte hier.) Und insofern will ich mich dann auch mit Rosenberg auseinandersetzen, dessen Lebensraumlüge über Rassemomente definiert wurde und mit adliger Gesinnung (im Sinne Nietzsches) etc. nichts zu tun hatte.
Das hat im übrigen meine Befasse mit diesem Knilch ergeben. Ich weiß jetzt, wer das war und welche Funktion er in der Nazi-Ideologie spielte, weiß jetzt auch mehr von der.
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schreibt hier hin und wieder
- Renommee-Modifikator
- 21
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Das mit den 8% stimmt zwar nicht so ganz, aber mit dem Rest hast Du es ganz gut getroffen. Das Phänomen nennt man "Extelligenz".
Dieses Thema wird übrigens sehr schön und sehr ausführlich in dem Buch "rettet die Rundwelt" beschrieben, aber sowas liest Du ja nicht. Lilly hat es gefallen.
PS - zu den 8%: sog. wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß selbst in den "treuesten" und bekannten Gesellschaften (Amish) bei mindestens 8% der Geburten eine Differenz zwischen juristischer und biologischer Vaterschaft besteht. In unseren Breiten sind 16% "normal".
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rodbertus
Status: ungeklärt
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Das ist wahr, willow. Weil ich das höchstens zwanzig Seiten aushalte, dann geht's mir auf den Geist. Nichts ist anstrengender als einer, der eben witzig ist und das auch weiß.
Es ist hier aber eventuell noch zu klären, inwiefern Wetter, Landschaft, Bodenverhältnisse, Bevölkerungsdichte etc. auf die Bildung eines nationellen Willens hinführen, inwiefern also Determinanten außerhalb des Blutes ein Volksnaturell "züchten", zumindest wahrscheinlich oder durchschnittlich nachweisbar machen, das sich dann wiederum politisch in einem Volkswillen artikuliert.
Vielleicht ist alles nur eine Frage der Größe, des Überblicks.
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rodbertus
Status: ungeklärt
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Einen interessanten Aspekt wirft Bachofen, den Rosenberg als Forscher zwar akzeptiert, aber wohl nicht richtig verstand, in die Diskussion, als er als eine der großen Leistungen des Abendlandes den Übergang von der Gynaiokratie zum Paternitätsprinzip bezeichnete. Die Naziideologen wollten das nicht, nicht wirklich. Heute wird den Nazis von oberflächlichen Psilophen unterstellt, daß sie die Emanzipationsbewegung rückgängig machen wollten. Das ist schon richtig, aber sie wollten es soweit rückgängig machen, daß statt der erhabenen Rechtmäßigkeit des hellen Patriarchats das dunkle und bodentiefe Matriarchat wieder herrschen sollte.
Ich werde diesen Gedanken noch ein wenig verfolgen. Er ist allerliebst und belegbar.
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Resurrector
- Renommee-Modifikator
- 28
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
das werk steht sozusagen auf der anderen seite und ist eine folge der kapitalistischen wertsetzung. der rationalismus und die daraus folgende rationalisierung der welt erfaßte alle lebensbereiche, vergaß aber darüber den teil im menschen, der sich nicht in solche klammern packen läßt. also entstand eine gegenbewegung, wozu auch der nationalsozialismus zu zählen ist. rosenbergs mythologisierung ist nichts anderes als der versuch, sich gegen die vernunftgemäße erfassung der welt mit den mitteln der rationalen erfassung selbst zu positionieren. der inhalt soll eine neubestimmung des teils im menschen sein, der ihm vom verstand vorenthalten wird. rosenberg stellt also eine parodie her, allerdings ohne parodistische mittel. es ist ihm ernst.
der effiziente mensch ahnt seine grenzen und sucht eine neue heilsbestimmung. diesen weg will rosenberg ebnen und zeigt das ziel, den mythos des 20. jahrhunderts, die in der gemeinschaft befreite und sich auflösende individualität des liberaliziden menschentypus, der sich den sinn der welt neu setzt, indem er sich von dem befreit, was ihm die vernunft mitgab. er wird ein massepartikel, ein lemming, ein von starker hand bewegtes willenloses, dem so alle verantwortung, aller schmerz und alle unsicherheit gleichermaßen genommen wird.
kommentar: beide wege sind falsch und letztlich faschistoid. ob ich nun dem postulat vernünftigen handelns folge oder NUR auf die eingebungen eines herzens höre, beides muß unweigerlich zum eigenen untergang führen oder zu einer selektiven wahrnehmung des weltganzen. die wahrheit für diese form der selbstbestimmung lautet: teilmensch. wehe den anderen, wenn dieser teilmensch das, woran er glaubt, zum ganzen erklären darf. das führt dann unweigerlich zu verfolgung, autodafes oder einsamkeit.
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resurrector
Status: ungeklärt
AW: Rosenberg: Mythus des 20. Jahrhunderts
Seinerzeit einer der am häufigsten besuchten Ordner. Ich strich gnadenlos alle Kommentare heraus, die sich nicht mit der Sache befaßten oder nicht literarisch waren. Das werde ich auch fürderhin so handhaben.
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