hat er ein gesicht, den du
anschreist, demütigst,
quälst und betrauerst?
hat er ein gesicht,
den du
folterst, schlägst,
tötest und begräbst?
oder du
das grausame gewissen?
hat er ein gesicht, den du
anschreist, demütigst,
quälst und betrauerst?
hat er ein gesicht,
den du
folterst, schlägst,
tötest und begräbst?
oder du
das grausame gewissen?
Der Schluß ist schwach. Da entsteht eine Schieflage hinsichtlich des Bezugs. Entweder ES in Strophen 1 und 2 oder ein HAST in Strophe 3. Nietzsche dämmert hier leicht auf, dieser Gewissensverdammer. Freiheit hat nur der, der KEIN Gewissen kennt. Das klingt grausam, aber ich gebe Dir recht, usus, Gewissen ist per se etwas Grausames.
Neben den von aerolith angesprochenen Punkten irritiert mich:
anschreist, demütigst,
quälst und betrauerst?folterst, schlägst,
tötest und begräbst?wen ich quäle, demütige, schlage oder gar töte...den betrauere und begrabe ich nicht. Maximal ver-grabe ich ihn.oder du
das grausame gewissen?
Auch meine ich, dass man kein grausames Gewissen haben kann. Das, das mir mein Gewissen "sagt", das kann grausam für mich sein...das Gewissen selbst jedoch ist weder sanft noch grausam.
Das Gewissen ist eine Art Revision...eine weitere Instanz...eine Abwägung unter Ausschluss aller Gefühle. Du schlägst, quälst, tötest unter dem Einfluss von Gefühlen (Wut, Hass, Angst...). Das heißt, dass Du die Tat aus der Emotion heraus davor und während du sie verübst rechtfertigen "kannst". Das Gewissen bewertet nicht die Tat als solche...sondern den Gesamtkontext.
Unangenehm wird es dann, wenn das Gewissen zu einem anderen Ergebnis kommt als Du selbst.
Der Abschied entziffert die Handschrift einer Begegnung
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