Ich habe mich oft gefragt, warum ich mich mit Vergangenem so gern befasse. An einer drögen Gegenwart oder einer hoffnungslosen Zukunft kann es nicht liegen, denn mit dem Jetzt und dem Morgen () bin ich schon ganz zufrieden. Es muß also etwas sein, was in mir liegt, mich dazu drängt, Vergangenes NICHT als eben Totes zu begreifen. Meine Vergangenheit ist nicht nur meine; ich identifiziere mich mit heute Toten, frage sie nicht nur im Gebet (stilles Gespräch), was sie zu Tagesfragen sagen. Mein Ich ist so nach hinten offen, ist nicht von diesem Körper eingeschlossen, in dem es hausen muß; es identifiziert sich mit meinen Ahnen, die die gleiche Luft atmeten, die gleiche Sprache sprachen, Kartoffeln aus dem gleichen Boden aßen, in der Tiefe des Daseins wie ich selbst beinahe die gleichen Berufungen erfüllten und in ihren Kindern sich selbst ein gut Stück annahmen, gleichsam Gestern, Heute und Morgen für sich entdeckten.
Diese Vorstellung ist irgendwie beruhigend, sie befreit von den Grenzen des existierenden und an den Leib gefesselteten Ichs.
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