Zunächst möchte ich darauf aufmerksam machen, daß ich im folgenden hauptsächlich von Inhalten spreche. Mir ist natürlich bewußt, daß die Grenzen zwischen Stil, Handwerk und Technik ZUM Inhalt fließend sind. Nun aber zur Frage, angeregt von einer Diskussion zwischen Quoth und mir, in einem meiner Ordner:
Warum ein Autor seine eigenen Texte nicht kommentieren darf
1. Das Erklären und Rechtfertigen eines Textes von Seiten des Autoren macht den Text nicht besser!
Ich erlebte, daß Autoren Texte geschrieben haben und danach Erklärungen geschrieben haben, die dreimal so lang waren, wie der Text selbst. Warum hat der Autor nicht sofort die Erklärung abgegeben? Warum hat er Leuten einen Text gegeben, der völlig unnütz ist ohne Erklärung? Das ist so, als wenn ich jemandem eine Bedienungsanleitung gebe, nachdem er herausgefunden hat, wie das entsprechende Gerät funktioniert, falls er es herausgefunden hat. Wenn er es nicht herausgefunden hat, ist es so, als wenn ich ihn erst ölen lasse, und wenn er dann aufgegeben hat, gebe ich ihm die Bedienungsanleitung. Ärgerlich! Besser ist es, das Gerät umzutauschen. Ein Text muß ohne Erklärungen funktionieren!
2. Ich nehme dem Leser etwas und gebe ihm nichts
Wie jeder Mensch, haben Leser, natürlich auch der Autor, subjektive Empfindungen. Der eine legt in einen Satz dieses hinein, der andere jenes, wiederum ein anderer gar nichts. Und genau hier beginnt erst der Reiz der Literatur, nämlich beim Leser. Im Streit um dieses oder jenes, in der Diskussion. Was kümmert es den Leser, was der Autor wirklich sagen wollte? Er hat, natürlich je nachdem, ob er ihm zusagt, ein Text, mit dem er sich alleine oder gemeinsam mit anderen auseinandersetzen kann. Wenn der Autor sagt, so und so war es gemeint, dann macht es Peng! und alles ist vorbei. So ärgerlich es für einige Leser ist, den Text nicht zu verstehen, so ärgerlich ist es für andere, alles zu verstehen.
3. Meine Leser sind schlauer als ich
Leser sehen oft Dinge, die ich gar nicht sehe. Ein Autor schreibt auch mit seinem Unterbewußtsein. Ich, als Autor, bin nicht in der Lage, dieses Unbewußte ins Bewußtsein zu befördern. Einzig der Leser, der die Dinge ganz anders sieht als der Autor, ist dazu in der Lage. Deswegen sind Kommentare von Lesern für einen Autoren immer wünschenswert. (Etwas Persönliches: Wenn ich mich für Kommentare, wie auch immer sie geartet seien, bedanke, ist das keine Floskel).
4. Leser wollen...
Nachdenken, rätseln, fantasieren, fühlen, reflektieren, sich selbst entdecken...
Was meint ihr dazu?
[Diese Nachricht wurde von Tobias am 19. Juli 2002 editiert.]
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