susanna 11.11.2007, 16.28:
das ist eine fangfrage, schnobs, denn weder robert noch ich würden die gefühle der opferangehörigen verletzen. daraus entsteht für uns aber kein denkverbot. und gerade die jüdischen denker, aus ihren todes- und überlebenserfahrungen, würden hier keines akzeptieren können.
du mußt dir die frage stellen, ob du es richtig findest, daß sich jemand, der diese gefühle verletzen will, mit einem strafgeld davon freikaufen kann.
was ich tatsächlich nicht weiß, aber du sicherlich: gibt es in anderen ländern diese strafbestimmung? offenbar gab es sie in spanien, aber wie ists in österreich? hitler war schließlich österreicher und wenn du die bairischen bemühungen nachliest, ihn dorthin zurück abzuschieben, die ihn aber nicht mehr haben wollten, weil er im ersten weltkrieg deutscher soldat war, sollten sich die österreicher nicht so groß tun. überhaupt ist es für die nachgeborenen leicht, sich in ein heldendasein zu träumen. aber wer besteht denn heute auch nur die geringsten und gefahrlosesten herausforderungen von zivilcourage? und weißt du, warum nicht? weil diese verdammte autoritätsgläubigkeit gewollt ist, die eigenes denken verbieten will. nicht auffallen, mitschwimmen. aber genau diese mentalität hat zur Shoa geführt. deren opfer und ihre angehörigen haben von solchen denkverboten gar nichts. sie schaden ihnen nur, weil sie wieder diskriminiert werden.
dieses ausgrenzen, verbunden mit der macht, die ausgegrenzten zu foltern, das ist anzuprangern. eine, wie du selbst ausführst, schwache kriminalisierung ist da eine hilflose alibihandlung zur vermeidung, das richtige zu tun. das richtige kann immer nur in sprache und aufklärung bestehen, nicht in denkverboten.
die masse grundsätzlich für dumm zu halten, ist zutiefst undemokratisch. sie muß mit ihren meinungen ernst genommen werden, was "macht" nie tut, sie muß weiter und weiter bis zum klarwerden aller fakten aufgeklärt werden und dazu benötigt sie einen freien, selbständig denkenden geist. für diesen auch den raum, zweifel auszudiskutieren. denkverbote können gerade das nicht leisten.
ein kleines gedicht von wolf-dietrich schnurre genügte für den anfang:
ich weigere mich, den fuß der macht zu küssen
die erde küsste stets den meinen
ich weigere mich, den tod meines feindes zu müssen
ich bin kein feind. ich habe keinen.
dieses gedicht im schulunterricht der 30er und 40er jahre von engagierten lehrern vorgetragen und in den köpfen verinnerlicht, hitler wäre ein unbedeutender meinungsäußerer geblieben.
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