Wie kann eine Angelegenheit privat sein, die nun rund die Hälfte der Menschheit in innere Konflikte beim Wahrnehmen der Folgen verwickelt? Recht mit einer Überzeugung haben zu wollen, ist Anzeichen einer Organisationsform von Religion. Glauben bedeutet, etwas nicht zu wissen. Wissen bedeutet, nicht auf Glauben setzen zu müssen. Wissen benötigt die Erfahrung persönlicher Offenbarungen des Geistes, also überdenkenswürdige, persönliche bis kollektive Erlebnisse. Wissen kann den Irrtum in aller Seelenruhe beleuchten. Glauben muss verteidigt werden. Intoleranz ist, was Leiden schafft. Leiden wahrzunehmen, aber ausblenden zu wollen, benötigt dann die privaten Mauern angepasster Gedankensysteme als Grenze um das Herz. Besonderheit soll fortan fehlende Verbundenheit ersetzen. Erst Besonderheit ermöglicht den berechtigten Angriff, auf natürlich nicht ganz so besondere Religionen, Organisationen, Kulturen oder Menschen.Zitat von kls
Es ist das Urteil über Gut und Böse, die selektive Wahrheit des scheinbar privaten Egos, das glaubt, Grenzlinien aufbauen zu können. Grenzlinien zwischen der Welt und dem Ich. Um zu einem objektiven Urteil zu gelangen, müssten wir die Situation in einen historischen Entwicklungskontext setzen, der alle Einflüsse und Motive zu einem Gesamtbild zusammenführt.
Wer hätte also die historische Macht, das durchgehende Interesse, die entsprechenden Metaregeln und die notwendigen Kontrollmöglichkeiten, die in der Folge dazu führen, dass heute ein rational denkender Geist oben angeführtes Zitat für angemessen hält? Zumindest, folgt dieser einer reinen Ratinalität? Ein Interesse derjenigen vielleicht, die aus unserer Nicht-Verbindung zum Geist ihre historische Organisationsform und Daseinsberechtigung ableiten? Glaube bedeutet, innerhalb von Ego-Organisationen, die dem monetären Selbsterhalt ihre eigentliche Seele opfern, bewusst gewählte Unwissenheit zu fördern. Unwissenheit ist Abhängigkeit. Nichtwissen ist Machtlosigkeit.
Aber kennen wir die menschliche Kulturgeschichte wirklich in allen Facetten? Keine Religion könnte nicht im Wesenskern mit allen anderen verwoben werden. Es wurden verschiedene Schwerpunkte gesetzt, die zu verschiedenen Zeiten und Kulturen ihre jeweilige Berechtigung hatten. Wenn Staaten heute jedoch in historisch gewachsene, religiöse Konflikte verwickelt werden, kann nicht wirklich von Privatangelegenheit Religionsüberzeugung gesprochen werden. Unverwobenheit von Kirche und Staat ist eine Illusion, ein Wunschbild. Wer hat die Macht über den Schuldturm? Ohne den Staat als Steuereintreiber hätte die Kirche nicht die Macht besessen, ihre Forderungen historisch durchzusetzen.
Die Motive der heutigen Unverbundenheit mit der Natur, der Schönheit, der Liebe und dem Leben liegen darin begründet, dass wir sonst keinen Krieg für den Götzen Mammon gegen die Erde und die sterbenden Menschen führen könnten. Erst wenn die Trennung vom natürlichen Erleben intakter Natur den Menschen von sich selbst entfernt, kann er sich nicht mehr vorstellen, wie diese Komplexität, nunmehr vom Tode bedrohter Schönheit, miteinander verwoben sein soll. Ohne Angst vor dem Tod funktioniert kein Schuld- und Strafsystem.
Wir reagieren auf das, was wir wahrnehmen und sind dabei von fünf subjektiven Datenleitungen abhängig. Wie wir wahrnehmen, werden wir Situationen einordnen und uns verhalten. Wissen bedeutet, dass wir uns nicht angemessen verhalten können, wenn wir Situationen nicht objektiv wahrnehmen. Aus dem Mitgefühl, das als Wesensgehalt jeder Religionsvorstellung innewohnt, wäre angemessenes Verhalten abzuleiten. Voraussetzt, dass alle Beteiligten akkurat und ohne Verzerrungen wahrnehmen. Blicken wir im Kreislauf von Schuld, Hass, Rache und Vergeltung auf das verzweifelt kämpfende Ego, können wir nur mit berechtigter Sorge zum Gegenangriff übergehen. Zum Gegenangriff auf die Bedrohung der eigenen Besonderheit. Zur Verteidigung der bisherigen Investition in dieses System der Dinge gehen wir über Leichen, in allen Bereichen der Welt und ihren Wertesystemen.
W?rden wir unabhängig von persönlichen Religionsvorstellungen erkennen, zusammen als Familie Menschheit durch Zeit und Raum zu wandern, könnte globale Solidarität au?erhalb des Recht-Haben-Wollens in der Verteilung von Schuld entstehen. Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem Andern zu. Und was du willst, dass man dir tu, das teile freudig mit der Welt. Sprechen wir die Mitwelt schuldig, sprechen wir uns selbst schuldig.
Es ist die Frage, ob wir dem Ego in eine getrennte Welt des Chaos bedingungsloser Konkurrenz folgen, oder, ob wir erkennen, dass alle Konflikte, in allen Strukturen gesellschaftlicher Existenz, darauf beruhen, persönliche Grenzen um etwas ziehen zu wollen, dass auf Gedeih oder Verderb verbunden ist. Die Hölle gewählt zu haben, bedeutet jedoch nicht, dass die private Barberei des unverstandenen Eigennutzes dauerhaften Bestand haben wird. Starre Systeme schießen oft in ihrer organisatorischen Eigendynamik oft ?ber das eigentliche Ziel hinaus, weil sie zum Selbsterhalt tendieren. Sie verkaufen Glauben, kein Wissen. Wenn Gefühle ein Barometer für die Qualtät des kognitiven Lebensfilms sind, sehen wir das unharmonische Spiegelbild unseres Mangeldenkens als Ursache aller Konflikte. Begrenzungen werden diesen inneren Mangel nicht auffüllen können, dessen Existenz dogmatisch abzuwehren versucht wird. Wer könnte vor sich selbst dauerhaft und erfolgreich flüchten?
Zu wissen, dass der Erkenntnisgegenstand jeder spirituellen Vorstellung keiner Verteidigung bedarf, sondern des eigenen Erkennens, lässt Raum für Toleranz gegenüber unseren Mitschülern entstehen. Mitschülern auf dem Weg vom Glauben zum Wissen. Uns als Werdende aufzufassen, öffnet das Verständnis für unsere lehrreichen Umwege auf diesem Pfad. Sitzenbleiben zu wollen, ist unsere kollektive Entscheidung. Ballast abzuwerfen und die Investitionen in das Ego-System der äußeren Besonderheitswahrung aufzugeben, bedeutet, Freiheit von inneren Konflikten zu gewinnen.
Ich unterstreiche dein Eingangszitat mit einer kleinen Änderung: Die Welt wäre bestimmt ein besserer Ort, gäbe es keine Menschen, die glauben, etwas zu wissen. Bewusst gewählte Unwissenheit ist es, die innere Ambivalenz organisierter Religionssysteme nicht zu bemerken. Es wird von Liebe, Mitgefühl, Achtung, Toleranz und Vergebung gesprochen und der Mensch wird gleichzeitig durch Schuld, Strafe und ewigem Fegefeuer zum sündigen Bittsteller, der nur mit Hilfe des Ablasshandels mit einem karmischen blauen Auge davonkommt.
Aber denke einmal logisch, lieber KLS: Wenn die eigentliche Aufgabe jeder Form von Religion darin besteht, die Seele mit dem Geist (der Natur, der Liebe, des Mitgefühls, der Herzensgüte u.s.w.) zu verbinden, wäre sie selbst arbeitslos, würde sie ihrer Aufgabe tatsächlich gerecht. Erst, wenn Sünde, Schuld, Hölle und Fegefeuer den notwendigen Sozialisationsdruck erzeugen, kann der Bestand organisierter Religion gesichert werden. Welche Marktmacht aus dem organisierten Christentum entstand, belegt Folgendes: Ein Siebtel aller Kunstschätze gehören dem Vatikan. Würden sie noch ihr Gold, den Immobilienbesitz und das historische Vermögen der Vatikanbank drauflegen, könnten wir sofort das wesentliche Leid der Menschheit beseitigen. Das wäre wirkliches Mitgefühl. Aber Religion wurde durch ein goldenes Kalb ersetzt, dass verkauft, was jedem Menschen schon innewohnt.
Es ist wohl die älteste und erfolgreichste Werbeagentur für kollektive Unzufriedenheit in der Menschheitsgeschichte. Die organisierte kollektive Unzufriedenheit ist Motor des Wachstums. Dafür braucht es Gläubige, die ewig suchen, was ihr inneres Erbe ist. Jeder Weg offenbart sich jedoch individuell, daher kann es kaum eine universelle Lehre geben, die für jeden, alle möglichen Inhalte des Ego-Dramas umfasst. Eine gemeinsame Form für alle individuellen Inhalte ist die Erfahrung der wachsenden Seele.
Werfen wir jedoch Gläubigen die historischen Wirkungen der organisierten Religionssysteme vor, verwechseln wir die Ebenen von Ursache und Wirkung. Das Motiv konkurrenzbasierter, also zwangsweise rechthaberischer Religionen, ist die Selbstbehauptung von Organisationsstrukturen. Ein Ego-Prinzip soll somit für gelebten Altruismus stehen? Die kognitive Dissonanz unerfreulicher Bewusstseinsfilme entsteht aus der Ambivalenz wechselnder Bewertungen früherer Fehlwahrnehmungen. Wahrheit wird später zu dem, was gerade nutzt. Wobei die jeweiligen Ebenen der Betrachtung von relativer Besonderheit ziemlich subjektiv gewählt werden. So wechseln Gut und Böse, mal rüsten wir mit Waffen aus, mal müssen wir selbige wieder entwaffnen.
Wirtschaftssysteme und Zivilisationen gründen auf Schuld und Schulden. Wer treibt die Kirchensteuern ein? Wer ist ein Arbeitgeber mit Sonderrechten? Damit alles so bleibt, wie es ist, müssen natürlich andere Möglichkeiten zur Aufnahme der Geist- Seelenverbindung unrichtig, gefährlich und bedrohlich sein. Religion sollte eine unbeeinflusste Privatsache sein. Doch wenn uns das Weltgeschehen die Notwendigkeit zur Auflösung von historischen Fehlwahrnehmungen täglich drastischer vor Augen führt, könnte das fehlerhafte Paradigma des künstlichen Mangelssystems dahinter erkennbar werden: Bedingungslose kriegerische Konkurrenz innerhalb eines Gesamtsystems funktioniert nur, wenn wir die Verbundenheit zum Leben aufgeben. Daher sagt Religion: Suche, aber finde nicht. Religion wurde zum Ego-Instrument eines Patriarchats, das seine Dominanz zu verteidigen sucht. Religiöser Fanatismus entsteht, wenn männliche Dominanzbestrebungen auf eine spirituelle Ebene übertragen werden. Später heißt es wieder, Gott ist tot. Vorher gab es Unterstützung von der Kanzel.
Daraus jedoch abzuleiten, es wäre nicht möglich, diese Geistverbindung wahrzunehmen und auszubauen, ist genau das, lieber KLS, was damit beabsichtigt war. Was hier nicht ist, ist nirgendwo. Was hier ist, ist überall. Hinter dem System des Mangels steht ein Schrei nach Liebe. Liebe nicht im Herzen zu tragen, lässt uns die Quelle im Außen suchen. Alle Egos suchen Liebe, die Ambivalenz entsteht, weil die künstliche Form des Egos sich auflösen würde, würden wir uns dem Tanz der Liebe tatsächlich bedingungslos ergeben. Ein Wir könnte entstehen, das durch Bedingungen in eine konditionierte Beziehung zu verpacken gesucht wird. So schafft es das Ego zumeist, die Liebe zum Nicht-Bleiben zu bewegen.
Offenheit bedarf zun?chst der Selbstliebe. Die Fähigkeit, Liebe aus ihrer Quelle heraus zu schöpfen, wächst in dem Maß, wie wir zu vergeben lernen. Erst der Frieden gegenüber unseren eigenen Irrtümern, als nützlicher und lehrreicher Umweg, schafft Raum für Toleranz gegenüber den Umwegen im Außen. Ohne bewertendes Urteil über Dinge, die wir zumeist nicht objektiv zu beurteilen fähig sind. Über Dinge, die sich im Fluss der Zeit selbstentfaltend entwickeln. Jedoch nicht immer so, wie es das Ego wünscht.
Eine weitere Ambivalenz in Bezug auf Religion blieb bisher unbeleuchtet: Wir verteilen wechselseitig Schuld, um eine Verschleierungsstrategie aufrecht zu erhalten. Weil wir bisher selten die Auferstehung sehen, sondern allein die kognitive Dissonanz dessen, was geschah. Was wäre, wenn kein subjektives Urteil unsererseits, die Kreuzigung ausgelöst hätte? Eine Erbsünde wurde daraus formuliert, die Schuld auf ewig festzuschreiben. Betrachten wir die Auferstehung als die Überwindung des Todes, sehen wir ein leuchtendes Beispiel. Ohne die Angst vor dem Tod wirkt kein Angstsystem wirklich.
Wenn also stimmt, was uns als Christen gesagt wird, haben wir und / oder "Sie" irgendwie Mitschuld daran, dass wir den Sohn Gottes getötet haben. Wie könnten wir dann diese Geistverbindung wirklich suchen wollen? Noch dazu im Gegenüber erkennen wollen? Was mit akkurater Wahrnehmung gemeint ist, ist dieser Blick auf das Licht der sich erkennenden Seele göttlichen Ursprungs.
Wir sehnen uns diese Einheit in Körpern zurück, welche jedoch dauerhaft nur in verbundenen Geistern ohne trennende Gedanken zu finden ist. Liegt hier die Wuzel der scheinbaren Ambivalenz von Liebe? Zu suchen und doch die Quelle fürchten müssen zu meinen, erzeugt das wahnsinnige Ego in seiner Illusion von Schuld. Die selektive Zuteilungsmöglichkeit von Ego-Liebe nach relativen Besonderheitsaspekten, wird daher ambivalent mit Schmerz und Angst vor Verlust verbunden. Was Liebe scheinbar gefährlich macht, verlieren wir Menschen nicht diese künstlich konditionierten Verlustängste. Verlustängste, die aufgrund der Fehlanbindung der Quelle erst entstehen. Die Ambivalenz von uns Menschen in Bezug auf Liebe betrifft damit in meinen Augen sehr wohl auch den privaten Bereich. Einer scheinbaren Abgrenzung, die einen allseits akzeptierten, gesellschaftlichen Emotionalvertrages notwendig macht, das Elend auszublenden, was uns der globale Egoismus an menschlichen Kollateralschäden tagtäglich einbringt.
Welche Religion sollte Gott mehr lieben? Welchen Blinden für den Irrweg bestrafen? Zu verstehen, dass Liebe total sein muss, soll sie wirklich sein, bedingt den Sturz des Egos vom Thron des Selbst. Es gibt kein Gut, es gibt kein Böse. Es gibt einzig Fehlwahrnehmungen, die berichtigt werden können. Selektive Zuteilung von Liebe, Mitgefühl und Herzensgüte führen zu besonderen Beziehungen in denen Bedingungen formuliert werden. Bedingungen sind kognitive Grenzzäune des Egos.
Im ganzen Nahen Osten geht es im Grunde um abrahamitische Familienprobleme. Um Ursachen, die weiterhin wirksam sind, solange die Lehr von der Geschicht, ist verstanden nicht. Erbitterte Grabenkämpfe, um eine mögliche goldene Stadt im Frieden nach dem Krieg für das Gute, entstehen aus organisierten Religionssystemen. Systemen, die zudem eine ideologische Hintergrundstruktur benötigen, die Steuern für den Krieg der Kulturen auch den Ärmsten abknöpfen zu können. Dass man dabei den Schleier der Barmherzigkeit über die Teilnahme am großen Moonopoly der kollektiven Unzufriedenheit wirft, bedarf der bewusst gewählten, privaten Sphäre völliger Unverbundenheit mit einer Umwelt. Eine Mitwelt umfasst schon als Begriff, alles, was ist. Wer würde jedoch die Irrtümer anderer nicht vergeben können, erkennen wir erst den historisch gewachsenen, soziokulturellen Balken im eigenen Auge. Erkennen wir einen Irrtum als Irrtum, können wir uns erinnern, was wir vergessen wollten: Von einem getrennten Selbst zu sprechen, ist unmöglich.
Die Seele im Gegenüber wahrnehmen zu wollen, die sich nur nach Liebe sehnt und doch dem Ego in den Irrtum der Abhängigkeit von Objekten im Au?en folgt, kann eine akkurate wechselseitige Wahrnehmung erzeugen, aus der Harmonie resultiert. Definieren wir Religion hinsichtlich eines Zielzustandes, finden wir Gemeinsamkeiten hinter den Schleiern unserer bewusst gewählten Umwege. Auf die Entwicklung blickend, erkennen wir einen sich kontinuierlich entfaltenden Menschengeist. Einen Menschengeist, der am Ego erkennt, was nicht die Seele ist. Die Intention, intuitiv das Selbst im jeweiligen Gegen?ber zu erkennen, schafft den Raum für friedliche Koexistenz ohne Konzepte relativer Besonderheit. Ohne Konzepte relativer Besonderheit durch abgestufte Lebensrechte könnte religiöse Überzeugung eine Privatsache sein. Wenn abgestufte Lebensrechte jedoch die summarische Folge dieser privaten Überzeugung sind, könnten wir die Inhumanität des Grundparadigmas vom unverstandenen Eigennutz erkennen. Es nutzt doch Allem, wäre ein erweitertes Grundparadigma. Aber was nutzt uns allen? Glücklich sein oder recht haben?
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