Muß wohl eines der Lieblingswörter Adelbert von Chamissos gewesen sein. Er benutzte ANNOCH gelegentlich anstatt auch. Ein Zweisilber statt eines Einsilbers. Sinnvoll. Auch klammert schließlich.
Muß wohl eines der Lieblingswörter Adelbert von Chamissos gewesen sein. Er benutzte ANNOCH gelegentlich anstatt auch. Ein Zweisilber statt eines Einsilbers. Sinnvoll. Auch klammert schließlich.
zwei veraltete Begriffe aus der Diplomatensprache
introduzieren: wenn ein neuer Gesandter am Hofe eingeführt werden mußte, so wurde er im Begleitschreiben seines Fürsten mit eben jenem Verb als zu Introduzierender bezeichnet
Vices: heute bedeutet das Wort mehr Mits, Kram, Scheiß... im Sinne von Miami Vice, seinerzeit bedeutete es das Übernehmen der Pflichten eines Gesandten/Bevollmächtigten: diplomatischen Alltag gestalten
Daß etwas opportun sein soll, wird gelegentlich noch behauptet, das Wort also benutzt. Aber Inopportunität für Unangebrachtheit scheint veraltet zu sein. Vielleicht gewinnt das Wörtchen ja im Kontext sich ändernder Zeiten bald wieder an Nutzern? Es mag sich spreizen, liegt schwer im Munde, aber dieses -tät ist doch wie ein Täterätäh!
tumultuieren
tu|mul|tu|ie|ren <sw. V.; hat [lat. tumultuari, zu: tumultus, ↑Tumult]: lärmen; einen Auflauf erregen: ∙ <subst.:> Das war ein Jubilieren und Tumultuieren von den Unsrigen (Goethe, Götz V).
-Universal-Lexikon 2012
-"Tumultuieren", meist in substantivierter Form benutzt, bezeichnet lautes und ungehobeltes Herumschreien. Der Begriff war noch im 18. und 19. Jahrhundert verbreitet.
(Sprachnudel.de)
Beispielsatz:
"Wegen seines hochärgerlichen Tumultuierens wurde dem Huber 1 Gulden Strafe angesetzt."
Quelle anonym
Im knurrigen Knorr- und Wörterparadeis sei Habermas und Kant und Mandeville (der Bienenfabler) introduciert:
Kant formuliert hier die Beschreibung einer luxusorientierten, nur scheinbar an Tugenden des Gemeinwohls orientierten Gesellschaft, die aber paradoxerweise doch allen ihren Mitgliedern einen zwar gestaffelten, aber insgesamt befriedigenden Status liefere ..
»eine Menge von vernünftigen Wesen,
die insgesamt allgemeine Gesetze für ihre Erhaltung verlangen,
deren jedes aber insgeheim sich davon auszunehmen geneigt ist,
so zu ordnen und ihre Verfassung einzurichten,
daß,
obgleich sie in ihren Privatgesinnungen einander entgegenstreben,
diese einander doch so aufhalten,
daß in ihrem öffentlichen Verhalten der Erfolg ebenderselbe ist,
als ob sie keine solche bösen Gesinnungen hätten«-
eine Variation auf
Mandevilles Slogan »private vices public benefits«.
Habermas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Neuwied: Luchterhand 1965, S. 123.
ent-
Präfix bei Verben
Es bezeichnet:
- die Annäherung an ein Gegenüber (a),
- das Rückgängigmachen einer Handlung (b),
- das Entfernen oder Sich-Entfernen (c).
Die Bedeutung (a) ‘gegen, entgegen’ ist heute selten geworden (z. B entbieten, entsprechen).
Recht häufig bezeichnen Ent-Verben (b) Vorgänge, welche den entsprechenden Vorgang des einfachen (nicht präfigierten) Verbs rückgängig machen (entfalten, entladen, entspannen, enttäuschen, entehren, entwaffnen, entwürdigen).
Ähnlich operieren „Ent-Verben“, welche ein Substantiv oder ein Adjektiv verbalisieren und dann durch „ent“ dementieren (entlarven, entrinden, entseelen, entvölkern) (entmündigen, entsittlichen), als poetisches Verfahren etwa wirksam in „entschoßen“ (Andere Dimension).
Schließlich (c) weist „ent-" bei transitiven und intransitiven Verben auf ein Agens hin, das sich oder etwas von seinem Primärpunkt entfernt (entfernen, entnehmen, entreißen,entfliehen, entgehen, entweichen).
Etymologisch wahrscheinlich nicht verwandt ist das neuhochdeutsche "ent-" in Verben mit inchoativer/ingressiver Aktionsart (entbrennen, entflammen, entzünden).
Das Hapax Legomenon "entschoßt" dürfte kaum ingressiv verstanden werden. Und selbst wenn "entschoßen" ingressiv sein sollte, so ist das PPP (Partizip Perfekt Passiv) der Indikator für einen abgeschlossenen Vorgang und fehlenden Schoß.
Bei "entflammt" dagegen dürfte trotz des PPP der Anfangszustand denotiert sein, der sich von einer dauerwärmenden Flamme durch Intensität und Nichtabsinken auf ein mittleres Niveau abhebt.
Vgl. DWDS (Pfeifer)
https://www.dwds.de/wb/ent-
Entsinkend bedankt.
Revenant mit Zotteln erhofft (siehe DiCaprio und Bär)/.
Eines meiner Lieblingswörter: hienieden
Worttrennung:
<dl><dd>hie·nie·den</dd></dl> Aussprache:
<dl><dd>IPA: [hiːˈniːdn̩]</dd><dd>Hörbeispiele: —</dd><dd>Reime: -iːdn̩</dd></dl> Bedeutungen:
<dl><dd>[1] veraltet: auf dieser Erde, im Diesseits</dd></dl> Herkunft:
<dl><dd>aus hie- und veraltet nieden = „in der Tiefe, unten“, mittelhochdeutsch niden(e), althochdeutsch nidana; verwandt mit nieder[1]</dd></dl> Beispiele:
<dl><dd>[1] Der Clochard wurde verspottet, da er hienieden in Lumpen wandelte.</dd><dd>[1] „Heilige uns in der Beobachtung deiner göttlichen Gebote, daß wir würdig und theilhaftig werden eines langen, glücklichen Lebens hienieden und des ewigen zukünftigen Seins.“[2]
Wiktionary
</dd></dl>
Vices
Das hier ist - sind wir mal höflich - recht aenigmatisch:
Vices: heute bedeutet das Wort mehr Mits, Kram, Scheiß... im Sinne von Miami Vice, seinerzeit bedeutete es das Übernehmen der Pflichten eines Gesandten/Bevollmächtigten: diplomatischen Alltag gestalten
Der Stein der Luft geht weder auf zwei Quelldomänen ein: vice (Ablativ: an Stelle von, daher Vizekanzler und ähnliches, vgl auch vice versa - vice, engl., im Sinne von vitium/Laster).
Der Wiktionary-Eintrag darunter liefert kaum Illuminierendes zum Wort. Nun ja.
Bezeichnung Rathenaus für eine spezielle Art Technokraten, die es in seiner Branche offenbar zu Hauf gab. Patentscheißer waren die auf ihre Tätigkeit des Erfindens und daraus Gewinnziehens fixierten Ingenieure, die es auch heute noch im Reich geben dürfte, andernfalls gäbe es nicht derart viele Patentanmeldungen hierzulande.
Wenn man sich den wikipedia-Eintrag für "Bresche" durchliest, könnte man meinen, es sei ein Lehnwort aus dem Französischen, das sich ab dem 17. Jahrhundert in Deutschland ausbreitete.
Zweifel!
Meiner Meinung nach ist das Wort älter und kein Lehnwort. Es taucht bereits vor 1600 auf, etwa 1597 erstmals im Kontext der Zersprengung von Mauern, brechen. Es könnte aber auch noch älter sein und im Kontext mittelalterlichen Bergbaus Verwendung gefunden haben. Brekzie oder Breccie meint da nämlich die Bruchstellen, die durch nur verkittete Gesteinsformationen dem Bergmann Durchbrüche ermöglichen. Ich glaube, diese mittelalterliche Nutzanwendung des Wortes ist älter als die frühneuzeitliche. "In die Bresche schlagen" bedeutet dann nämlich, genau diese Bruchstelle mit besonderer Kraftanstrengung aufbrechen.
Kein Archaismus, sondern ein Wort mit Bedeutungswandel, was zunehmend im Gebrauch ist, allerdings in der neuen Bedeutung. Die alte Bedeutung hielt sich wohl bis etwa 1960, wenngleich sterbend in seiner täglichen Benutzung. Dann, um 1980 muß das Wort irgendwer neu semantisiert haben, denn plötzlich wurde aus dem "ausrasten" in der Bedeutung des Ausruhens das aus dem Raster springen, also sich ungebührlich, unsittlich oder gar ungesetzlich verhalten. Punkbewegung?
ausrasten_anwendungsrate.JPG
Quelle
Botschafter Rantzau bezeichnete die deutsch-russischen Verhältnisse von 1926 mit dem Adjektiv "intrikate" (verworren, schwierig) und stellte das Nomen "Verwicklungen" hinzu. Er behauptete, der litauische Gesandte in Moskau sei zwar ein weltgewandter Mann, könne aber den intrikaten Verwicklungen nicht folgen und schalte deshalb in Sitzungen nach wenigen Minuten ab.
So so!
Beim Lesen der ersten Seiten Conradis hatte ich ihn im Verdacht, mir auf jeder Seite ein eher selten gebrauchtes Fremdwort um die Ohren zu hauen, wie es stilistisch unsichere junge Schreiberlinge gern machen. Doch nach zween Beispielen unterließ der junge Mann (war etwa 26, als er seinen Text über den jungen Kaiser, Wilhelm II., schrieb) dieses Gebaren. Die zwei Beispiele bleiben:
insipide (für dümmlich) und
haranguieren (für palavern, schwätzen)
Der einstige Moderator dieses Forums, Uisgeovid, entwickelte das Wort "Lebenstinte" in seinem Ordner "so einfach vielleicht". Sie ist nicht der Stoff, aus dem die Träume sind, wohl aber der Stoff, mit dem sie erstmals greifbar, veranschaulicht werden (können).
Das Wort tauchte erstmals im parlamentarsichen Gebrauch um 1880 auf und bezeichnete für die konservativen Opponenten diejenigen, die Bismarcks Politik einer Anbahnung liberal-kapitalistischer Verhältnisse im Reich unter Einschluß der preußischen Junker vorsah. Einige der Konservativen im Reich (meist im Zentrum und bei der DKP verortbar) sträubten sich dagegen und wollten statt dessen patriarchalisch-vorkapitalistische Verhältnisse zwischen Herr und Knecht statuieren. Deutschland sollte kein Land des Westens und v.a. kein Flagschiff des Kapitalismus werden. Diese Opponenten, die Anti-Kartell-Front, wie Nipperdey sie nannte, wurde publizistisch unterstützt von Stoecker und Hammerstein (im wikipedia wird eine geschlossene Front bei den Konservativen beschrieben, was jedoch falsch ist), konnten sich aber erst 1890 erstmals gegen Bismarck im Kontext der Verlängerung des Sozialistengesetzes durchsetzen - indem sie dessen Verlängerung ablehnten -, was dann auch Bismarcks Sturz bewirkte.
Heutzutage benutzt der AfD-Politiker Meuthen dieses Wort zur Beschreibung der Parteien, die für die aus seiner Sicht alte BRD stehen, die Parteien von GRÜNEN bis CDU, die oft genug einmütig Gesetze bestimmen, die aus Sicht Meuthens schlecht für die BRD sind.
Ob Meuthen den geschichtlichen Zusammenhang kennt, erschließt sich mir nicht.
Lester im Ordner "Restwerk" meinte, Pallaksch sei ein Wort, das ein ganzes Gedicht beinhalte.
Wort, das Heine zur Beschreibung von Goethes Weigerung erfand, dem zunehmend kapitalistischen Erwerbsstreben sowie der Hastigkeit des Tuns und seiner auf Mehrwerterzeugung ausgerichteten Zeitgeistigkeit zu entsprechen
Zeitablehnungsgenie, ein Neologismus von 1830, in dem sich eine ganze Philosophie verbirgt
Seelensaft nannte Susanna ein Sekret, das traurig macht, im Ordner "Melancholia" von Paul.
ein alter seemännischer Ausdruck für eine nach oben gerichtete Nase
Ich fand den Ausdruck in einem Text von Karl May: Der blaurote Methusalem.
zigarettenrauchkinderzeichnungen schuf bernouilly in seinem Ordner zuckerwatte.
Ein schönes Wort, durch das sich die Vergänglichkeit kindlichen Wünschens im Kontext erwachsener Laster projizieren läßt.
gefunden auf dem leipziger Südfriedhof... wunderbare Idee
vogeltrinkhilfe.jpg
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