Die Entschlackung der Sprache. Eine Übung zu präziseren Denkabläufen
Wir bewegen uns im Rahmen der logischen Sprache und der Sprechakte.
Hier soll nun die Forderung aufgestellt sein, die Aussagesätze wieder auf Beziehungen zwischen real existierenden Subjekten (mit "ich"Bewusstsein) und ebenso real existierenden Objekten (ohne "ich"Bewusstsein) zurückzuführen.
Die Substantivierungen von Tätigkeiten oder Eigenschaften führen zu Scheinproblemen, da sie vorgaukeln, etwas, das nicht existiert, existiere. Nun gibt es aber tatsächlich Handlungen und Eigenschaften. Deren Denkraum ist aber der prozessuale des Stattfindens oder des im wechselnden Maße Vorhandenseins. Nicht die Statik des Seins an sich.
Ein Sprechen über Handlungen oder Eigenschaften müsste also ein gleichzeitiges Darstellen aller beweglichen Komponenten erfassen, einschließlich der Vergänglichkeit. Sprache ist aber Festlegung. Daher können über Handlungen und Eigenschaften keine wahren Aussagen getroffen werden. Natürlich aber bis zu einem gewissen Grade praktikable Annäherungen, die letztendlich auf Konsens beruhen, diesen aber erst herstellen müssen und doch nie wirklich können, weil sie eben nicht beweisbar wahr sind.
Subjekte oder Objekte kann ich aber durch Gewicht und ihre Raumverdrängung beweisbar messen.
Wenn ich hier selbst mit abstrakten Formulierungen und Substantivierungen in meiner Sprache noch zugange bin, so dient das der Kürze. Dahinter steht nicht die Meinung, das Vorgetragene existiere. Nein, es handelt sich um ein Stattfinden in mir, über welches ich schreibe um möglicherweise Konsens mit anderen Subjekten zu finden. Ich stehe mit diesen Überlegungen am Anfang. Nach theoretischer Durchdringung werde ich versuchen, meine logische (nicht die dichterisch-fiktionale!) Sprache danach zu entschlacken.
Für die Philosophie gilt: die Belegung der Subjekt und Objektstellen im Satz durch abstrakte Begriffe hätte nicht stattfinden dürfen. Oder: solche Aussagesätze sind in sich falsch.
Oder: alle diesbezügliche Philosophie ist eine Geistergeschichte, da sie Substantivierungen und Personalisierungen von Chim?ren künstlich erschafft. Sie ist damit nicht weniger irrational als die Vorstellung eines Regengottes oder einer Waldnymphe. Sie gehört damit in den Bereich des Fiktionalen, ist also Dichtung. Auch die zugehörigen Definitionen sind es. Das ganze dazugehörende Gedankengebäude. Das Gefährliche daran ist die Scheinlogik, mit der diese Behauptungen vorgetragen werden. Diese Logik zerfällt zu nichts an den Subjekt- und Objektstellen ihrer Aussagen.
Auch alle vermeintliche Dialektik, die der Scheinlogik eine verneinte Gegen-Scheinlogik entgegnet, muss daher zu Scheinsynthesen führen. Deshalb liebe ich den Satz vom Gegebenen Dritten. Er zeigt den Schein wenigstens auf.
Was die Scheinlogik inklusive Dialektik am gefährlichsten macht, ist die Ausblendung von Alternativen, das Ausblenden also von Gegebenem Dritten, Vierten, Unendlichen. Hier ist die Anerkenntnis des fiktionalen Raumes mit seinen phantasievollen Wundern nicht zu schlagen. Nur die Phantasie nämlich vermag es, Handlungen und Eigenschaften in ihrer Dynamik zu erfassen, damit in ihren unzähligen Formen des Stattfindens und der Wandlungen. In einem multifunktionalen Zusammenwirken auch, welches durch beständige Mischungen Neues hervorzubringen in der Lage ist. Eine unendliche Vielzahl von alternativen Möglichkeiten, über die sich Subjekte in der Regel nicht klar werden, weil sie der Enge der Scheinlogik aufsitzen, die Weite der Traumwelten nicht für Stattfinden halten. Genau umgekehrt aber verhält es sich: die Weiten des Traumwelten finden statt, sobald die Enge der Scheinlogik verlassen ist, deren einzige Weitung durch die Dialektik begrenzt und auf eine systemimmanente Synthese gerichtet sein konnte. Damit kann aber nur der Sprung von Quantität in Verdichtung gelingen, nicht aber der Sprung von Quantität zu Qualität. Eine neue Qualität kann nur durch multikausale Mischungen entstehen, nicht durch Destillation des Alten.
(Dies scheint mir auch der Vorwurf an das Evolutionsmodell zu sein: durch Auslese wäre nur das verbesserte oder beste Alte zu gewinnen, nicht aber eine neue Gattung als neue Qualität. Da wir Gattungspaarungsmix nirgends als vorherrschendes Prinzip feststellen können im Bereich der Subjekte, halte ich den Gedanken der Evolution für falsch. Das nur nebenbei.)
Sprachliche Aussagen im Bereich der Philosophie und des Denkens sollten sich daher auf die Sätze beschränken, die mit existierenden Subjekten und Objekten auf der Subjekt- und den Objektstellen im Satzgefüge beschränkt sind. Nur in diesem Bereich sind wahre Aussagen (annäherungsweise, aber nicht fingiert) zu treffen.
Der weite Bereich der nicht gerechtfertigten Substantivierungen und damit Personalisierungen auch von Abstrakta gehört in den Raum der Fiktion.
Auch und gerade also die Naturwissenschaften, die über die Grundlage ihrer Forschungsgegenstände keine Aussagen machen können. Der diesbezügliche Positivismus kann sich selbst nicht beweisen. Es bleiben reine Fitkionen die mehr oder weniger zufällig funktionieren, Interimsmodelle der Vorstellung, bis sie durch ein besseres Modell abgelöst werden können. Näherungen, die der Phantasie ausgesetzt werden und bleiben müssen, die allein zur Schaffung neuer Modelle auch fähig ist.
Erst recht natürlich die Kreativität und die Kunst, auf deren Beiträge der Fiktionsbereich entscheidend angewiesen ist.
In allem fiktiven Bereich ist es nötig, sich der Relativierung von Behauptungen über das Nicht-Existente bewusst zu sein. Sich bewusst zu sein, dass hier nur ein Meinungsaustausch erfolgen kann, über den zu streiten sich nicht lohnt, aus dessen Miteinander jedoch taugliche Problemlösungen per Konsens gefunden werden können. Sicherheiten gibt es hier nicht. Aber eine unausschöpfliche Zahl an Alternativen. Hier geht es darum, sie zu finden und zu optimieren, einschließlich der Bereitschaft, sie für noch bessere lustvoll und nicht beleidigt und rechthaberisch jederzeit aufzugeben, sie loszulassen. Ein Lob also auch für das friedenstiftende "agreement to disagree", für "Konkurrenz belebt das Geschäft" und "das Bessere möge sich durchsetzen, nicht mit Gewalt, sondern durch seine Überzeugungskraft".
Aus dem Bewusstsein, sich jederzeit irren zu können und die vertretene Position jederzeit aufgeben zu müssen, nein zu dürfen: lustvoll, ergibt sich ganz klar ein Verzicht auf Gewalt, ein "Gewaltverbot".
Die Entschlackung der Sprache könnte also zu einer Entschlackung des Denkens und damit einer Bewusstwerdung der jederzeitigen Fehleranfälligkeit werden, die eine der Wurzeln der Gewalt: selbstherrliche Rechthaberei trocken legt.
Die ständige selbstreferentielle Relativierung des Behaupteten arbeitet dem stufenweisen sanften Wechsel zu, denn Konsensbildung erfordert Zeit, auf die der diktatorische Paradigmenwechsel verzichten zu können glaubt. Selbst wo er sich auf richtiges Probleml?sungsverhalten berufen d?rfte, kommen die Subjekte nicht nach. Das politische Ausl?schen einer Interessengruppe durch die andere, viel zu oft im Lauf der Geschichte verbunden mit der physischen Ausl?schung, r?hrt auch aus der Missachtung dieses zur Konsensbildung n?tigen Zeitablaufs.
Die Einr?umung von Prober?umen auch f?r politische Modelle, die ja fiktionale sind, w?re also die analog zu den naturwissenschaftlichen Experimenten angemessene Handlung.
Schlösse man durch das entschlackte Denken neben dem Gewaltverbot noch auf ein daraus zwingend folgendes Freiheitsgebot, so wäre f?r den politischen fiktionalen Raum die vollkommene Ein- und Ausreisefreiheit in die jeweils vorhandenen Proberäume - und das wären schließlich alle Staaten - schon um der Durchführung des Experiments willen erforderlich, denn die betroffenen Subjekte müssten letztendlich den Konsens finden, welches Modell das bessere sei. Da auch hierzu Zeitablauf erforderlich ist und nicht nur die Kenntnisnahme von einem Modell, sondern von mehreren, wäre die globale Migration von Mernschen nicht nur die, wie jetzt, als von außen aufgezwungen empfundene Problematik, sondern geradezu notwendige Voraussetzung für dieses selbstreferentielle fiktionale Modell.
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