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  • #16
    Erinnerung hab ich schon. Alternativen für Gedächtnis wären Denken oder Bewusstsein oder ....

    Die letzte Zeite, ja wie immer der Schluß. Schlüsse sind immer problematisch. Die letzte Zeile ist überfrachtet. Ich werde 'völlig' weglassen. 'Irgendwie' ist auch nicht prickelnd, vllt. find ich noch was.
    Den Reim am Schluß geb ich noch nicht auf ...

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    • #17
      Ob und was immer Du auch ver-änderst...Du solltest dich darin wiederfinden...dich damit wohlfühlen.

      vor ca. 10-15 Jahren war ich in einem Autoren-Forum hin und wieder mit einer bis dahin unbekannten Autorin in Kontakt - es ging meist um die Werke Dritter. Die Lyrik war ohnehin nicht ihr Ding. Aber einmal...da gab sie mir einen Hinweis...und da ging es lediglich um ein einziges Komma...das sie versetzte...sprich entnahm und an anderer Stelle einsetzte. Dieses eine Komma wertete mein Gedicht unheimlich auf...bestimmte Lesart und Tempo. Ich fühlte mich sofort wohl mit diesem Vorschlag - und auf den Bauch sollte man hören. Ich hatte danach nie wieder ein gleich gutes oder gar besseres Gedicht geschrieben...und nebenbei auch noch ein paar gute Euros damit verdient. Diese Autorin hat die Tage ihren vierten oder fünften Bestseller geschrieben - sie gehört zu den erfolgreichsten AutorInnen im deutschsprachigen Raum...aber auch über Europa hinaus. Ihre Bücher werden in der ganzen Welt und in vielen verschiedenen Sprachen gelesen. Und wenn ich heute von ihr höre/lese, sie im TV sehe....dann muss ich an dieses eine Komma denken. Der Teufel steckt im Detail - und wer das weiß und beherzigt, der wird mit dem...das er tut...zufrieden und erfolgreich sein.

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      • #18
        Moral - egal

        Sie ist in aller Munde, sie steckt in allen Überschriften, Headlines, Kommentaren. Sie geistert durch alle Talkrunden, wabert durch alle Foren, wuchert im Netz. Sie ist - meist unausgesprochen - allgegenwärtig in Reden und Laudatien, Anklagen und Verurteilungen. Sie, die Moral, dieses Grundgesetz menschlichen Denkens und Handelns. Sie verbirgt sich hinter Gesinnungen, versteckt sich oft in Programmen und Gesetzen, zeigt sich im Tun und Lassen. Sie, die Moral steckt in jedem von uns. Im Mörder wie im Samariter, im Heuchler wie im Märtyrer, im Sünder wie im Gerechten. Einzig moralfrei sind noch die Kleinkinder, drum heissen sie auch unschuldig! Doch das darf nicht so bleiben. So früh wie möglich werden sie angesteckt, gefüttert, geimpft mit Moral. Damit sie so werden wie wir, wie wir werden sollten, wie uns die anderen haben wollten.

        Es ist ein rechtes Kreuz mit dieser Moral. Gescheite und weniger gescheite Köpfe haben sich an ihr schon die Schädel zerbrochen. Gescheites und weniger Gescheites ist dabei herausgekommen. Aus den Schädeln. Die man sich wegen unterschiedlicher Moralvorstellungen schon mal gegenseitig eingeschlagen hat. Eigentlich regelmäßig. Eigentlich immer schon, seit der Affe aufrecht ging. Es ist so, dass die Moral eher zum Krieg und Töten führte, obwohl sie doch treuherzig beteuert, grad das Gegenteil zu wollen. So ist das häufig, ja fast immer: Unser Reden und Tun bewirkt das Gegenteil dessen, was wir beabsichtigen. Vorgeben zu beabsichtigen. Gut gemeint ist zumeist das Gegenteil von gut. Keine neue Erkenntnis, doch eine alte Erfahrung.

        Aber was ist das denn, dieses seltsame Phänomen Moral? Der lateinkundige Gymnasiast weiß, dass Moral von Sitte kommt. Mos, mores, die Sitte, die Sitten. Also das, was alle so tun. Weil es alle tun. Moral hat sehr viel zu tun mit Norm. Moral und das Normale sind siamesische Zwillinge unsers Denkens und Tuns. Normal und Moral sind ja bis auf das N Anagramme, also Schüttelwörter.

        Wie wir wissen, besitzt das, was alle tun, die normative Kraft des Nachmachens, der Anpassung. Der Gruppendruck verdickt sich zur Moral, dem Sittengesetz. Und die Moral bestimmt das Verhalten der Gruppe. Ein Kreislauf. Eine Spiralbahn, weil die Moral sich allmählich wandelt. Mit der Zeit, mit den Umständen, den politischen, gesellschaftlichen Veränderungen ändern sich unsere Vorstellungen vom rechten Tun und Lassen. Moral ist nichts, das in Stein gemeisselt oder in den Genen für immer unveränderlich eingeschrieben ist. Moral ist mehr von äußeren Umständen bestimmt, als von einem metaphysischen, eingeborenen Gewissen oder einem dubiosen gottgegebenen Gesetz. Sie ist eine der vielen Introjektionen, geboren aus dem Gefühl menschlicher Unzulänglichkeit. In der Moral sehen viele ein uns von Gott quasi eingeborenes Rezept für ein gutes Leben. Ist Gott eine Projektion unserer Sehnsucht nach Unendlichkeit und Vollkommenheit, ist Moral eine Introjektion zum Erhalt der Handlungsfreiheit gegenüber äußeren Zwängen. Moral gerinnt letztlich zu dem, was der Gruppe nützt. Nix da mit gut und edel. Diese Prädikate sind bloß Etiketten unserer Selbstwahrnehmung. Damit schmücken wir unser Versagen und das unserer Vorbilder. Der Mensch ist von Haus aus gut. Weil er ja eine Würde hat, eine unantastbare, unteilbare, unverlierbare. Eine der vielen Lebenslügen, um mit den aus Moralvorstellungen resultierenden Schuldgefühlen umzugehen.

        Womit wir auf die nächste Tretmine gestoßen sind. Alle Menschen haben eine unverlierbare Würde qua Geburt. So sagt es zum Beispiel das deutsche Grundgesetz gleich im ersten Paragrafen. Was denn diese ominöse Würde sei, das bleiben das Grundgesetz aber auch die Apologeten der Würde schuldig. Da lob ich mir den Schiller, der die Würde ganz praktisch nicht als metaphysisches Faktotum herbeifaselte, sondern meinte, Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen. Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst. Das nenn ich pragmatisch und geerdet. Ich verlasse die Würde, sie ist ein schwankend Steg, eine Fantasmagorie unserer Eitelkeit.

        Ich komme in die Gegenwart. Zwei Kriege bestimmen momentan die Schlagzeilen und füllen die Kommentarspalten. Das wirft schon die erste Frage auf, warum Ukraine und Gaza alles dominieren, andere genauso blutige Konflikte jedoch kaum Beachtung finden. Sind deren Opfer weniger - Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Hilfe - wert, als andere? Was für eine Moral ist das, die unterscheidet zwischen jüdischen und palästinensischen Opfern, zwischen ukrainischen und russischen toten Soldaten?

        Gerade jene, die an jeder Ecke die unteilbaren Menschenrechte hochhalten und wie Kampfhunde vor sich her treiben, gerade diese Leute schweigen zu 15 000 oder mehr toten Zivilisten in Gaza, plärren aber gleich Antisemitismus, wenn einer auch nur zaghaft versucht, die Verhältnismäßigkeit des israelischen Vorgehens zu hinterfragen. Es gibt in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welthälfte eine ganze Reihe von Tabus und Widersprüche, die anzusprechen mit Ausschluß aus der Menge der Guten sanktioniert wird.

        Gerade jene, die an jeder Ecke Rassismus plärren, wenn auf Unterschiede zwischen den einzelnen Ethnien, Religionen, kulturellen und gesellschaftlichen Prägungen hingewiesen wird, gerade jene, finden nichts dabei, wenn sich Juden als geschlossene Gruppe definieren. Wobei selbst unter Juden die Frage, wer Jude sei, bis heute nicht beantwortet wurde. Die einen sehen das Judentum mehr von der Abstammung her - wobei die jüdische Mutter die Jüdischkeit für immer begründet und festlegt -, andere fassen das Judentum als eine Art Gesinnungsgemeinschaft auf, bestimmt durch Religion, Glauben, Tradition, eine dritte Gruppe schert sich wenig darum, fühlt sich jedoch, wenn's drauf ankommt, in erster Linie als Jude.

        Gerade jene, die sofort Rassismus schreien, finden nichts dabei, wenn das Judentum sich von den Nichtjuden abgrenzt, Mischehen ablehnt und seine Identität als von Gott gegeben proklamiert. Israel hat bis heute keine zivile Trauung, Mischehen müssen als Zivilehen im Ausland geschlossen werden. Dann erst werden sie in Israel akzeptiert. Man stelle sich die Empörung, den Aufruhr in unseren Landen vor, wenn hier nur kirchliche Eheschließung vom Staat anerkannt wäre und die Leute, die zivil heiraten wollten, z. B. nach Frankreich oder Skandinavien fahren müssten.

        Ich stelle mir den politischen und medialen Aufschrei vor, wenn die Staatsbürgerschaft unterschiedliche Rechte enthielte, je nachdem, ob deine Eltern 'echte Deutsche' wären - was immer das sei -, oder bloß Staatsbürger mit deutschem Paß, ohne ethnisch-deutsche Abstammung und christlichen Glauben. Wo bliebe hier die unantastbare Würde, wo der Grundsatz Alle Menschen sind frei, gleich an Würde und Rechten?

        Es ist Tatsache, dass eben nicht alle Menschen frei sind, nicht gleich an Würde und Rechten - und zwar nicht in irgendwelchen Schurkenstaaten, sondern hier bei uns in der westlichen Wertegemeinschaft! Moral hin oder her, es gibt Gruppen, die sind gleicher als gleich, genießen mehr Rechte als andere und besitzen einen größeren Vorschuß an Würde. Menschenrechte hin oder her. (Wobei für mich keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft die Anforderungen der Menschenrechtskonvention erfüllt).

        Was dem einen erlaubt, ist dem anderen verwehrt. Was der eine tun darf, wird dem anderen nicht zugestanden. Was einem zusteht, kann sich ein anderer nicht mal wünschen. Und ich meine nicht irgendwelche Privilegien, Steuervorteile oder Promi-Boni. Ich meine die Grundsätze und Fundamente unserer Verfassungen und Gesellschaften. Wozu auch die Moral zählt. Die ist sozusagen das Schmiermittel unserer Justiz. Wenn unser Strafgesetzbuch auch weitgehend auf religiöse oder moralische Begründung seiner Paragrafen verzichtet, so lugt diese doch hinter allen Ziffern und Absätzen hervor. Und Richter, Geschworene wie Schöffen können sich erst recht nicht davon lösen. Weshalb Urteile ohne Moral undenkbar.

        Also ist es mit der Moral nicht so weit her, wie uns in Sonntagreden vorgetragen wird. Sie ist oft Mittel zum Zweck, wird instrumentalisiert, um unliebsame Meinungen zu diskreditieren, ist von Scheinheiligkeit kaum zu unterscheiden. Im politischen Tagesgeschäft ist sie unverzichtbares Wechselgeld.

        Moral - also Sitte, Brauch, Tradition - wird heute missverstanden als unveränderliches, quasi transzendental bestimmtes Universalgesetz menschlichen und vor allem politischem Tuns und Handelns. Wobei immer die eigene politische Gesinnungsgemeinschaft die echte, wahre Moral besitzt. Nicht zuletzt deshalb schaut es in der Welt so aus, wie es ist.

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        • #19
          Zitat eulenspiegel

          Ich komme in die Gegenwart. Zwei Kriege bestimmen momentan die Schlagzeilen und füllen die Kommentarspalten. Das wirft schon die erste Frage auf, warum Ukraine und Gaza alles dominieren, andere genauso blutige Konflikte jedoch kaum Beachtung finden. Sind deren Opfer weniger - Aufmerksamkeit, Anteilnahme, Hilfe - wert, als andere? Was für eine Moral ist das, die unterscheidet zwischen jüdischen und palästinensischen Opfern, zwischen ukrainischen und russischen toten Soldaten?

          Zitat Ende

          Weil diese beiden Kriege/Konflikte uns direkt betreffen und vor allem bedrohen. Hier kommt die "Angst" ins Spiel. Bei anderen Konflikten herrscht maximal Betroffenheit...aber es fehlt die Bedrohung. Und dann gibt es noch Konflikte, denen wir gleichgültig...also noch nicht mal betroffen gegenüberstehen. Wenn sich z.B. zwei bekämpfen, die wir beide nicht ausstehen können...oder wenn wir von beiden so gut wie nichts wissen. Also frei von emotionalen und/oder existenziellen Berührungspunkten/Bedrohungen.

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          • #20
            - mein letzter Beitrag hätte ins Forum fürs geschriebene Wort (Prosa) gehört, aber egal -


            Natürlich spielt die Nähe - geografisch, historsich (Holocaust) und kulturell - ein entscheidende Rolle. Ich erwarte mir aber von Spitzenpolitikern mehr als emotionales, pathetisches Geschwätz - besonders dann, wenn sie die Moral in ihrem Schilde tragen (Bärböckin, Habeck, UvdL, Macron, usw.) und andauernd im Munde führen! Dann erwarte ich mir auch eine moralisch vertretbare Haltung und nicht Propaganda, Worthülsen und Heuchelei am laufenden Band. Aber ja, ich weiß, ich bin ein naiver Träumer .....

            Diese Leute kotzen mich nur noch an. Wie viele rhetorische Forderungen zum Schutz der palästin. Zivilbevölkerung sind inzwischen konsequenzlos verhaltt? Wieviele Mahnungen aus Washington gab es in den letzten Jahrzehnten an Israels Regierung wegen diverser Völkerrechtsverletzungen, Menschenrechtsverletzungen, Landraub, illegalem Siedlungsbau etc.? Und und und ... alles konsequenzlos, folgenlos, reine Rhetorik, billige Scheinheiligkeit.

            Das rechtfertigt keine Hamas oder andere Barbaren und Terroristen. Es führt aber in der Praxis zu Radikalisierung. Wenn du keine Chance hast, deine Interessen durchzusetzen, was bleibt dir am Ende?

            PS: Das menschenverachtende und brutale, zynische Vorgehen der IDF in Gaza erfüllt genau das Kalkül der noch menschenverachtenderen und die eigenen Leute wie Schlachtvieh opfernden Hamasmonster. Das ist Perfidie in Vollkommenheit. Kann sich einer überhaupt vorstellen, wie es dort zugeht?
            Zuletzt geändert von eulenspiegel; 16.12.2023, 09:51.

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            • #21
              inventur


              gestartet mit einem klumpen gold
              geendet in einem haufen scheisse

              geboren, erzogen, gebrochen
              gelandet, gestrandet, versandet

              jetzt liegt der kahn auf grund
              kann tiefer nicht sinken
              auch ein trost

              fast alles verträumt, versäumt
              morgen kannst du nicht borgen
              gestern - für immer verloren

              fremd bin ich überall
              fremd bin ich mir selbst



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              • #22
                Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.

                Diesen Satz hat wohl fast jeder schon mal gehört, ohne zu wissen, von wem das Zitat stammt. Meist gesungen. Irgendso klassisch-romantisches Liederzeugs.

                Dieser Satz hat für mich etwas Magisches. Beschreibt er doch in wenigen Worten genau das Lebensgefühl, das mich seit ich denken kann immer begleitet, bestimmt hat. Es ist mehr als ein Gefühl. Es ist eine Bedingtheit, eine Grundkonstante meiner Existenz. Ich weiß nicht, wie es anderen geht. Vielleicht bin ich ja ein Exot, was das angeht. Vielleicht können die meisten Menschen ja eine grenzenlos tiefe Verbundenheit mit anderen Menschen empfinden, mit der Natur, dem Kosmos, Gott oder was auch immer. Ich vermag das nicht. Ich nehme wohl die Welt zur Kenntnis, staune maßlos über die Dimensionen des Universums, erfreue mich an der Schönheit der Natur und bin dankbar für jedes Lächeln einer Zeitgenossin. Doch selbst in den intimsten und intensivsten Momenten meines Lebens war sie immer mit dabei: die Fremdheit.

                Sich nie und nirgends zuhause zu fühlen, nie und nirgends anzukommen, das hat schon was. Ist ja nicht so, dass das nur negativ, deprimierend, exkludierend erlebt würde. Da gibt es etwas, das durchaus verlockend, ja inspirierend ist. Alles von außen zu sehen, birgt eine besondere Perspektive. Ein Cyclorama des eigenen Hierseins, eine bescheidene, schwache Hellsicht auf die Existenz. Am Ende aber überwiegt doch die Sensation der Trennung, des Alleinseins, der Isolation.

                Ist das nun eine unabänderliche, prinzipielle Bedingtheit jeder Existenz? Ist die Fremdheit eine notwendige Voraussetzung menschlichen Daseins? Scheint mir so. Ich jedenfalls kenne kein anderes Lebensgefühl. Obwohl ich kein Eremit bin und mir Familie, Freunde und Partnerschaften zuteil wurden. Obwohl ich ein geselliger Mensch sein kann. Obwohl ich mich auch für dies oder das engagieren kann. Trozdem bleib ich immer draußen, in der Ferne, in der Fremde. Ein Exilierter. Staatenloser, Heimatloser.

                Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus. Das Motto meines Lebens. Noch bin ich drin im Leben, meinen Einzug hab ich nicht bewußt erlebt. Meine Kinderstube war behütet, da kann ich nicht klagen. Eltern, Geschwister, Verwandte haben mir nie was angetan, waren immer gut zu mir. Doch irgendwann im längst vergessenen Dunkel dieser Vorzeit muß etwas passiert sein, was mir das Urvertrauen geraubt hat. Wovon Psychologen, Psychiater und andere kluge Leute sagen, daß dieses Urvertrauen in den ersten Lebensmonaten erworben (oder verloren) wird und die Basis darstellt für Selbstwert und die Fähigkeit, sich auf andere Menschen einzulassen, Beziehungen zuzulassen. Oder nicht.

                Hm. Klingt plausibel, verlockend einfach und vernünftig. Ist aber auch egal. Denn ich bin, der ich bin, bin, was ich bin. Und jetzt nach beinah siebenzig Lebensjahren wird sich das auch nicht mehr großartig ändern. Bin ich halt ein Fremdling und bleibe einer in dieser Welt. Ein Wanderer zwischen den Zeiten und Zeilen. Der sich halt doch irgendwie eingerichtet hat in seinem Haus. Bis zum Auszug. Der ja nicht mehr allzu fern.

                Und wenn ich dann ausziehe, soll es ohne Wehmut und Verbitterung sein. Eher friedlich und mit einem nachsichtigen Blick auf mein patschertes Leben. In dem so viele Möglichkeiten ungenutzt, so viele Gelegenheiten verpasst. So viele unnötige Ängste überwogen, so viel Versagen dominierte. Naja, ein stinknormales Leben eben. In dem aus dem Batzen Gold am Anfang bloß ein Misthaufen blieb am Ende. Hans im Glück eben. Aber ich darf nicht klagen. Klagen ist für Toren.

                Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus. Bin oft umgezogen in meinem Leben. Mindestens 10 mal. Dabei zweimal das Land und jedes Mal den Ort gewechselt. Jeder Auszug ein Abschied, jeder Einzug ein Anfang. So gesehen ein bewegtes Leben. Wo ich jetzt bin, da tragen sie mich nur noch tot raus. Bin ich also angekommen am Ziel? Glaub ich nicht. Der Endbahnhof ist noch nicht erreicht. Aber weit ist es nicht mehr bis dorthin. Also kann ich mich zurücklehnen, abwarten und Tee trinken. Mit Rum natürlich. Nur eines ist sicher:

                Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.

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                • #23
                  Zitat

                  Fremde

                  Wo
                  nur ich
                  mir
                  Heimat wurde


                  © Hans-Christoph Neuert

                  Zitat Ende


                  Ich denke da hat es der Kollege ganz gut auf den Punkt gebracht.


                  Heute, im digitalen Zeitalter, mit all den sozialen Medien und den damit verbundenen Möglichkeiten...ist Heimat wohl nicht mehr dasselbe, das es mal war.

                  Oder umgekehrt:

                  Zitat

                  die Heimatlosigkeit siedelt an vielen Ufern

                  Martin Gerhard Reisenberg

                  Zitat Ende


                  Mir geht es ähnlich wie Dir - werde demnächst wieder umziehen - nicht weil es mir hier nicht gefällt (ganz im Gegenteil), sondern weil ich eine neue Herausforderung suche...einen neuen Reiz setzen möchte.

                  Drum kann ich für mich sagen:

                  Wohin ich auch gehe; wer oder was mir folgt, und sei es nur in tiefer Verbundenheit...sprich im Geiste, ist und bleibt mir Heimat. Ich habe nie eine Heimat besessen und nehme sie dennoch überall hin mit

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                  • #24
                    Ja, das hat der Kollege gut gesagt.

                    Über das Thema Fremde, Fremdheit, Entfremdung ... gibt es viele Sprüche und Aphorismen. Nicht alle sind gelungen.

                    Dann wünsch ich dir Glück und Gelingen beim Suchen eines neuen Wohnorts und beim Umzug. Das ist immer auch ein neuer Anfang, eine neue Chance. Mein letzter Umzug liegt erst 2 Jahre zurück, von der Stadt in ein 240-Seelen Dorf. Ein Sacktal am Fuße 2-er hoher Bergmassive. War sehr intensiv.

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                    • #25
                      Danke!

                      Die Tage hatte ein Medienvertreter auf seiner Seite eine Künstliche Intelligenz zur Verfügung gestellt - eine KI...die Nachnamen analysierte (Herkunft, Bedeutung usw.). Ich gab alle mögliche Namen ein, die mir so einfielen und wo ich zu den Namensträgern einen Bezug habe...sprich einige Vertreter persönlich kenne. Die KI wusste zu allen Namen...und sind sie auch noch so ausgefallen und selten...etwas zu sagen - und sie traf auch inhaltlich meist voll ins Schwarze. Nur mit meinem Namen konnte sie rein gar nichts anfangen - warum nicht, dafür hatte sie eine Erklärung...und die wiederum traf voll auf mich und meine Familie zu. Da wurde mir plötzlich klar, warum ich mich irgendwie überall und letztendlich dann doch nirgendwo heimisch fühle. Stets weiterziehen und zu neuen Ufern aufbrechen, das scheint meine Bestimmung zu sein.

                      Fragt man die Menschen, was für ein Leben sie sich wünschen, dann ist die Antwort nicht selten "ein sorgenfreies Leben". Ich halte das für unreflektiert und für zu kurzgedacht, denn ist es überhaupt möglich...sorgenfrei zu leben...wenn man liebt? Wie kann man lieben und gleichzeitig sorgenfrei sein?! Auf Liebe möchten die Menschen doch auch nicht verzichten...also kann sorgenfrei die Antwort nicht sein. Mit nichts anderem können wir uns selbst so gut auszeichnen, wie mit unserer Fürsorge, der wohl edelsten aller Sorgen,
                      Zuletzt geändert von Mario Morgenroth (a.d.); 31.01.2024, 19:31.

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                      • #26
                        Kannst du mir einen link auf diese Namens-KI zukommen lassen? Da ich mich ja mit meinen Ahnen beschäftige, würde mich das sehr interessieren.

                        In der Tat, wer liebt kann nicht sorgenfrei leben - falls das überhaupt möglich ist, was ich bezweifle, man sorgt sich halt um was/wen anders, sorgenfrei geht immer nur für ganz kurze Zeit. Und so schön und elementar, unberechenbar und überwältigend Liebe sein kann, ist sie doch immer mit großer Unruhe und Erschütterung, Zweifel und Sorge des Herzens verbunden ....

                        Und, sie ist an kein Alter gebunden. Das ist das Gute und zugleich Verstörende an ihr.

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                        • #27
                          Schönes Thema zum Thema Lebensansichten
                          um aber nur mal kurz was zum Thema Liebe vs. Sorgen zu sagen: was sind Sorgen? Was ist Liebe? Sorgen sind Angst vor der Zukunft. Liebe ist das Abhandensein von Angst (es gibt noch viele andere zutreffende Definitionen von Liebe, die fundamelntalste dürfte die in der Bibel (Johannes 4;16) sein: „Gott ist Liebe. Wer mit der Liebe geht, geht mit Gott und Gott mit ihm“), aber grundsätzlich zeigen die beiden oben genannten Definitionen ziemlich eindeutig: Liebe und Sorgen schließen sich gegenseitig aus. Das heißt natürlich nicht, dass der Liebende keine Probleme hat, aber er macht sich deswegen keine Sorgen, sie bereiten ihm keine Angst. Er hat ja schließlich alles, was zum Leben wichtig ist 🤷‍♂️ Wovor sollte er also Angst haben? Alles andere ist dagegen relativ unwichtig, darum sind die Sorgen deutlich geringer oder gar nicht vorhanden. Die einzige Sorge, die der Liebende theoretisch haben kann, ist die Angst, seine Liebe zu verlieren.

                          Der Grund, warum sich die meisten Menschen heute „nur“ ein sorgenfreies Leben wünschen, ist, weil sie die Liebe verloren haben und darum in Sorgen förmlich ertrinken. Viele dieser Sorgen begründen sich ursprünglich irgendwo auf die Politik unserer Regierung und der Welt, in der sie leben (ob das jetzt das gleiche ist oder ein Unterschied, will ich jetzt mal nicht weiter erörtern). Und weil da irgendwie wieder das Mysterium Ei/Henne mit reinspielt: „wenn ich keine Sorgen mehr habe, kann ich auch wieder lieben“ vs. „Wenn ich wieder lieben kann, hab ich keine Sorgen mehr“ 😎

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                          • #28
                            Liebe und Sorgen schließen sich gegenseitig aus.
                            Das ist sehr idealisiert. Liebe ist ein sehr komplexer Begriff, vielschichtig und mehrdeutig. Wir verwenden ihn und glauben, dass alle das Gleiche drunter verstehen. Doch von welcher Liebe rede ich: Nächstenliebe, Selbstliebe, Liebe zu einem bestimmten Menschen, zu einem Land, zur Natur, zu einem Partner, den Eltern, Kindern etc.? Das sind sehr unterschiedliche Arten von Liebe. Die ideale Liebe, die nur geben und schenken will, die kann ich mir angstfrei, sorgenfrei vorstellen. Weil sie nichts zu verlieren hat, weil sie ja nur geben will und sie niemand daran hindern kann. Die Liebe zu einem bestimmten Menschen aber, Mann oder Frau, einem Lebenspartner, Kind, etc., kann aber sehr wohl mit der Sorge einhergehen, die Gegenliebe des geliebten Menschen zu verlieren.

                            Es ist also alles ziemlich kompliziert mit der Liebe. Und wer ist schon so selbstlos und erhaben, dass er nicht doch hofft, wenn er liebt, wiedergeliebt zu werden???

                            Kommentar


                            • #29
                              eulenspiegel

                              herausfinden konnte ich, dass die KI am 15.1. von bild.de auf der Website zur Verfügung gestellt wurde. ´Das weiß ich, weil ich den Namen eines Freundes dort eingab und diesem dann das Ergebnis mailte - leider aber nur als Hardkopie und nicht als Link. Ich hatte vor ein paar Stunden mal im Archiv von bild.de gestöbert und nach den Schlagzeilen vom 15.1. gesucht, aber ohne Ergebnis. Also entweder war das ein zeitlich begrenztes Angebot, um z.B. Werbung für diese KI zu machen, oder ich hatte etwas übersehen.

                              WirbelFCM

                              zu deiner Nachricht melde ich mich nachher


                              Nun zu Dir, Wirbel.

                              Du hast doch sicherlich schon oft solche Sätze gehört (oder auch selbst ausgesprochen) wie:

                              "Das bereitet mir heute noch Sorgen"

                              Das bezieht sich also auf ein Ereignis aus der Vergangenheit - auf etwas, das mich bis heute beschäftigt...mir Sorgen bereitet...im Wissen, dass ich daran nichts mehr ändern. Und so gesehen sind Sorgen nicht ausschließlich Gedanken, die sich mit der Zukunft befassen.

                              Und zum Verhältnis Liebe/Sorgen

                              Ich behaupte das Gegenteil...und sage:

                              Geht es um die Zwischenmenschlichkeit, sind Liebe und Sorgen untrennbar miteinander verbunden.

                              Wer also sagt er wünsche sich ein sorgenfreies Leben, der ist m.E. tendenziell eher egoistisch veranlagt.
                              Zuletzt geändert von Mario Morgenroth (a.d.); 01.02.2024, 18:40.

                              Kommentar


                              • #30
                                @eulenspiegel

                                herausfinden konnte ich, dass die KI am 15.1. von bild.de auf der Website zur Verfügung gestellt wurde. ´Das weiß ich, weil ich den Namen eines Freundes dort eingab und diesem dann das Ergebnis mailte - leider aber nur als Hardkopie und nicht als Link. Ich hatte vor ein paar Stunden mal im Archiv von bild.de gestöbert und nach den Schlagzeilen vom 15.1. gesucht, aber ohne Ergebnis. Also entweder war das ein zeitlich begrenztes Angebot, um z.B. Werbung für diese KI zu machen, oder ich hatte etwas übersehen.

                                @WirbelFCM

                                zu deiner Nachricht melde ich mich nachher


                                Nun zu Dir, Wirbel.

                                Du hast doch sicherlich schon oft solche Sätze gehört (oder auch selbst ausgesprochen) wie:

                                "Das bereitet mir heute noch Sorgen"

                                Das bezieht sich also auf ein Ereignis aus der Vergangenheit - auf etwas, das mich bis heute beschäftigt...mir Sorgen bereitet...im Wissen, dass ich daran nichts mehr ändern. Und so gesehen sind Sorgen nicht ausschließlich Gedanken, die sich mit der Zukunft befassen.

                                Und zum Verhältnis Liebe/Sorgen

                                Ich behaupte das Gegenteil...und sage:

                                Geht es um die Zwischenmenschlichkeit, sind Liebe und Sorgen untrennbar miteinander verbunden.

                                Wer also sagt er wünsche sich ein sorgenfreies Leben, der ist m.E. tendenziell eher egoistisch veranlagt


                                ****mein Beitrag wurde nach seiner Änderung als Spam identifiziert und gesperrt, also habe ich ihn kopiert und nochmal eingestellt***​

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                                Wie heißt die größte deutsche Insel?

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