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Du Künstler

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  • #16
    a.d. macht auf die Differenz von Kunst und Künstler aufmerksam. Das wird in diesem Ordner allerdings kaum thematisiert, der Text heißt schließlich "Du Künstler", also geht es mehr um den Künstler und dann zweitrangig um die Kunst selber. Daß ein Künstler vor allem als Kunst Ausübender gesehen werden möchte, liegt auf der Hand. Allerdings kömmt Kunst nicht von wollen, sonst würde sie Wunst heißen, sie kömmt von können. Doch ohne Wille keine Kunst, das liegt auf der Hand. Doch kann ich noch so sehr Künstler sein wollen, das macht mich noch nicht zum Künstler, nur zu einem Künstler sein Wollenden. Goethe nannte diese Leute Dilettanten, meinte das aber nicht pejorativ, also nicht in dem Sinne, wie das Wort heute oft gebracht wird. Deshalb hier zwei Links:

    1. Link: Verweis zu einem alten Ordner im Wolkeinstein-Forum, in dem wir uns über das Wesen des Künstlers austauschten.; https://altes.vonwolkenstein.de/thre...-Künstlertums
    2. Link: ein Essay über Goethes "Dilettantismus": https://www.uni-giessen.de/fbz/fb05/...musbegriff1800

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    • #17
      Nein, ich sprach vom Künstler...den Saul erst als nackt beschrieb - und später dann als weißes Blatt...das Kunst erst aufsaugen muss. Ich behaupte, es ist genau das Gegenteil der Fall. Der Künstler saugt nicht auf...sondern er stößt ab. Er kommt unter all den weißen Blättern als buntbemaltes Blatt auf die Welt. Oft wird der Künstler genannt...obwohl man vom Handwerker redet.

      a.d.

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      • #18
        Solange wir nicht klären, was Kunst sei, sein solle, sein müsse, solange ist es müßig über den Künstler zu schwadronieren. Schließlich ist jeder ein Künstler, irgendwie und irgendwo, eine Ansicht, der ich mich anschließe. Jeder kann sich selbst als Künstler fühlen, deklarieren, präsentieren, wenn schon nicht anders, dann als immerhin als Lebenskünstler. Kein Problem. Ob die anderen ihm dabei folgen, das ist sein Problem. Durch die Jahrtausende hatte Kunst schließlich stets wandelnde Bedeutung und Funktion. War aber stets an bestimmte Talente und Fähigkeiten des Künstlers geknüpft, war also elitär. Erst die moderne und besonders die postmoderne Beliebigkeit haben den Kunstbegriff derart erweitert, dass jeder noch so banale Alltagsgegenstand als Kunstwerk - an dem der Künstler oft nicht mal selbst Hand angelegt hat - durchgeht, wenn nur eine Botschaft, eine message oder eine andere Art von Bedeutung mit dem Gegenstand verknüpft und behauptet wird. Auch das Aufführen beliebiger, banaler, oft schockierender, besser noch provozierender Aktionen wird in der Performanceszene als Kunst schlechthin zelebriert. Beuys, Nietsch, Valie Export, Marina Abramovic etc. haben das manchmal bizarr, manchmal auch eindrucksvoll gepflegt.

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        • #19
          immer noch nicht geschnallt, also gut, nochmal:
          Der Künstler ist kein Soziologe, er ist kein Historiker, er ist auch kein Journalist oder Lehrer; er ist auch kein Politiker oder Angestellter, er hat keinen Chef; wenn er einen Chef bekommt, muß er aufhören Künstler zu sein und wird Dienstleister; er hat auch keine Interessengemeinschaft; darf er auch gar nicht, weil er dann seine Stimme verliert. Für den Künstler sind das, Brillen, durch die er, wenn sie überhaupt interessant genug sind, wie ein Kind, das mit dem Kaleidoskop spielt, schaut und sich kurz wundert und das Ding dann wieder in die Kiste packt. Der Künstler wird natürlich wie jeder andere auch manipuliert, zumindest versucht das die liebe Mitwelt ständig. Aber das kann er, wenn er voll bei der Sache ist und neutral bleibt schön spielerisch mitmachen, und so versöhnt er sich mit den ganzen Brüdern und Schwestern, die ihm an den Kragen wollen. Der Künstler wird auch alle Jahre wieder gefragt, ob er nicht hier und da agitieren würde für eine Initiative, eine Bewegung, eine Gemeinschaft, eine Partei oder für den Staat, und da muß er nein sagen, sich umdrehen und nach hause gehen. Das kann jeder von Bob Dylan lernen. Der läßt sich nicht schmeicheln, in den Arsch kriechen oder für eine Bewegung benutzen, auch nicht von seiner süßen Sängerin. Und da kann jeder mal hinterfragen, welche sogenannten Künstler all diese falschen Spielchen ernsthaft mitgemacht haben, und zwar nicht, weil sie es mussten. Der Künstler hat gar keine Zeit und Energie für größere außerkünstlerische Anstrengungen. Auch ein Künstler beherrscht mathematisches Grundwissen, deshalb muß ihm seine Zeit für wesentlich unkünstlerische Dinge zu schade sein.
          Der Künstler ist auch kein Metaphysiker, Ethiker, oder Gesellschaftswissenschaftler, oder Politologe. Er findet all diese Übungen bestenfalls spaßig bis lächerlich. Er lebt in der Fiktion. Und in der inneren Entwicklung. Und die beiden vertragen sich nicht besonders gut mit der Realität.

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          • #20
            Der Künstler will nichts, er nimmt ungern, er nimmt auch ungern Dinge persönlich, weil ihm beispielsweise Meinungen überhaupt erstmal gar nichts sagen. Er sieht die Dinge wie sie sind. Er braucht keine Meinung. Seine eigene Meinung ist ihm so egal und wenn überhaupt kommt sie ihm närrisch vor, deshalb kann er kein Lehrer sein und findet Autoritäten, die ihre Meinung oder tradierte Meinungen vorschreiben oder vorschlagen nicht so interessant. Er lebt nicht in einer Welt voller Meinungen. Er geht auch nicht wählen. Er arbeitet einfach nur, und das ist sein Dienst an der Gesellschaft. Er beschäftigt sich selbstverständlich auch mit nichtmenschlichen Themen, aber wenn er sich mit Menschen und der Gesellschaft beschäftigt, die für ihn nicht wirklich existent sein kann, weil sie nur ein beliebiges Konstrukt ist, eine Variation eines Spiels, das er nicht einmal gerne spielt, dann als Filter und Sieb und Reinigungsmaschine.

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            • #21
              Lieber Saul, dein Verständnis vom Künstler ist ein höchst idealisiertes, elitäres, exklusives. Ja, exklusiv, im Wortsinn: ausschließend. Was du als Künstler skizzierst, schließt 99% aller Kunstschaffenden aus! Kaum jemand wird deine Kriterien erfüllen. Und Dylan - was weißt du schon von ihm? Auch er ist nur ein Menschlein, das deine Anforderung bestenfalls zum Teil erfüllt.

              Es ist ja schön, wenn man an sein Künstlertum so ultimative Anforderungen stellt. Merke nur, was du bisher übersehen hast (oder ich überlesen hab), zum Künstler gehört unbedingt und permanent das Scheitern. Also gemach, auch ein Soziologe, ein Taxifahrer oder eine Putzfrau - jeder kann Künstler sein. Das hat mit Ausbildung und Beruf nur selten was zu tun.

              Und nun wünsch ich dir viel Glück und Erfolg beim Künsteln.
              Zuletzt geändert von eulenspiegel; 04.06.2022, 08:11.

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              • #22
                saul

                es geht hier nicht darum etwas zu kapieren...sondern um unterschiedliche Sichtweisen. Du kannst dich noch so anstrengen, Du wirst mir deine Meinung nicht als eine Art Ultima Ratio aufzwingen können. Deine These vom weißen Blatt will mir sagen, dass jeder und jede Künstler oder Künstlerin werden kann - und dem will ich entschieden widersprechen. Jede und jeder kann ein hervorragender Handwerker, eine ausgezeichnete Handwerkerin werden - um das zu erreichen braucht es Lust, Leidenschaft und Fleiß. Talent hilft, ist aber nicht zwingend notwendig. Dem wahren Künstler, so wie ich ihn vor Augen habe, wurde bereits etwas in die Wiege gelegt, das ich auch mit 100 Jahren Lebenserfahrung nicht kompensieren kann, sofern mir dieses Etwas fehlt. Das unterscheidet den Kunsthandwerker vom Künstler. Was Dali schuf, das hätte unter handwerklichen Gesichtspunkten jeder erschaffen können. Im Umkehrschluss ist z.B. ein David Garrett kein Künstler...der in die Geschichte eingehen wird...weil er nichts erschuf, das vorher nicht schon da war. Er wurde in unzähligen Übungsstunden auf das gedrillt, das er heute ist - dieses meisterliche Handwerk, gepaart mit einer hervorragender Vermarktung...bezeichnen wird heute als Kunst. Das ist aber keine Kunst. Der Künstler wird als Künstler geboren...er ist vom ersten Tag an alles andere als ein weißes Blatt.

                a.d.

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                • #23
                  Kunst ist kein Luftschloss oder sich ein Luftschloss bauen. Kunst ist Routine. Man steht auf, geht aufs Klo, wäscht sich, zieht sich an, trinkt Kaffee und legt los.
                  Kunst ist kein Brüten über aufgetauten Eiern. Wenn du Kunst bedienst, schmeißt du die tiefgefrorenen Eier weg. Du mußt frische Eier nehmen. Sonst entsteht nur der Tod.
                  Totgeburt
                  Kunst ist eine Fiktion, die inmitten der Realität steht. Du kannst sie nicht wiederholen. Anschauen
                  Nicht mit einem Werk ins Bett gehen
                  Sonst Totgeburt
                  Mit einem Werk nicht Händchen halten, spazieren gehen, erzählen, schwanger werden
                  Das ist Psychose. Nur Anschauen
                  Also sieh hin und lerne! Mehr ist es nicht.
                  Was wollen Kritiker
                  Kritiker wollen ihr Unvermögen, selbst ein Werk zu schaffen, kompensieren. Sie stürzen sich auf ein Werk, versuchen es zu töten, und es mit ihrer Meinung zu beleben; dann versuhen
                  sie dem Künstler und der Welt zu vermitteln, es sei besser für das Werk, wenn der Künstler die Meinung des Kritikers adaptiere.
                  Laß dein inneres Kind die Werke anchauen. Das ist nicht deine Meinung. Das ist einfach wie du auf die Welt gekommen bist. Deine Meinung ist scheiße.
                  Kunst ist kein Meinungsaustausch. Sie ist kein Meinungsforum und keine Diskussion.

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                  • #24
                    Du bist nicht deine Meinung oder dein Geschmack. Das ändert sich sowieso und das kannst du nicht einmal selbst entscheiden. Du kannst deinen Geschmack die Dinge anschauen lassen oder neutral sein. Die Dinge lassen wie sie sind; kaputtgehen lassen, was sich selbst auflöst, wachsen lassen, was keimt. Der Künstler ist kein Richter. Kein Fatalist
                    Kunst ist kein Schicksal, Kunst ist Fügung. Ein Ordnungsprinzip. Du kannst mitmachen oder auch nicht. Das ist der Kunst egal.

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                    • #25
                      ich bins, die kunst.
                      schau mich an, hör mir zu. laß alles in mir zu.
                      du brauchst es gar nicht erst zu versuchen, mir etwas wegzunehmen.
                      ich bin das eine, das unteilbare, und das all und das nichts.
                      schau nicht herab auf mich oder herauf zu mir.
                      sieh zu und dann geh weiter.
                      ich diskutiere nicht mit dir.

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                      • #26
                        Ist Künstlertum dem Menschen vorbehalten, oder können auch Vertreter anderer Tierarten Künstler sein?

                        Z.B. Pigcasso:
                        https://www.wz.de/panorama/suedafrik...t_bid-71224233

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                        • #27
                          Jeder Teil der Schöpfung ist ein Kunstwerk, also Kunst. Die Frage ist nur ob dies Ding verkümmert oder wächst. Das ist, was religionswahnsinnige als Karma mystifizieren.

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                          • #28
                            Du Künstler! Komm zu Inhalt! Verschaffe dir Inhalt. Der Künstler gibt sich dem Inhalt hin. Nicht der Bewertung! Kein Urteil bilden, nicht abwenden, Hinwendung!
                            Und dann schweigen und dann schreien, sobald die erste Fehlfunktion kommt, die erste Meinung sich bildet, etwas anderes aus der Hinwendung wird.
                            Der Künstler muß schreien. Wie Munch oder Camaron.

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                            • #29
                              https://www.derstandard.de/story/200...zte-selfie-der

                              Künstliche Intelligenz als Künstler. Ich muss zugeben: "Das letzte Selfie" hat schon was. Aber generell bezweifle ich, dass KI gestört genug ist um ein echter Künstler zu sein. Und selbst wenn sie Störungen aufwiese, wären deren Umsetzungen in Kunst, in einem Raum, der für Menschen nicht verständlich wäre. Man müsste dann darauf warten, bis es ein KI-Publikum gäbe. KI macht dann Kunst für KI.

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                              • #30
                                Das stimmt wohl, daß Künstler ihre Kunst auch immer für ein Publikum machen - die meisten sogar nur für ihr Publikum -, daß also ein KI-Künstler (wobei ich das immer noch für eine c.i.a. halte) sein Publikum braucht, also KI. Besonders interessant wird dieser Gedanke, wenn ich ihn durch folgenden Gedanken erweitere: Kunst geht nach Brot. Welche Belohnung kann ein KI-Künstler für seine Kunst erwarten? Und schließlich: Worauf zielt seine Kunst? Besitzt sie ein Ziel? Verfolgt sie eine Idee; will sie sich (heraus)bilden?

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                                Wie heißt die größte deutsche Insel?

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