Die Rettung Winnetous
Eine Tragikkomödie in einem Akt
(In einem Büro befinden sich drei mittelalte Männer)
A: Die Lage ist ernst. Wir haben viel Geld ausgegeben um die Winnetou Filme ausstrahlen zu können. Aber noch vor der Ausstrahlung werden wir von einem Shitstorm getroffen.
B: Ich hab gleich gesagt, dass wir uns erst mal die Ausstrahlungsrechte an einem sichern sollten, bevor wir gleich das ganze Paket kaufen.
C: Das Paket wäre aber sehr teuer geworden, wenn der eine Film gute Einschaltquoten erzielt hätte. Aber egal, wir können es nun nicht mehr ändern. Sagt mal: Drehen die Leute eigentlich durch? Was ist denn an Winnetou auszusetzen?
B: Angeblich passt er nicht mehr in die Zeit. Die Darstellung sei klischeebeladen.
A: Für mein Gefühl passt er sehr gut in die Zeit. Ein edler Apachenkrieger schließt Blutsbrüderschaft mit einem edlen Europäer. Beide sind so gut, dass man kotzen muss. Aber genau so etwas wollen Leute sehen. Zwei Gutmenschen erleben in der Prärie Abenteuer und besiegen die Bösen.
B: Ja. Der Mythos des edlen Wilden trifft auf den Mythos des edlen Zivilisierten. Den edlen Wilden würden die Leute noch durchgehen lassen. Aber den edlen Zivilisierten verzeihen die Woken nicht. Außerdem würde die Lebenssituation der Indianer falsch widergegeben.
C: Na ja, Winnetou ist Fiktion und keine Dokumentation. Was erwartet man sich? Es glaubt doch auch keiner ernsthaft, dass Ritterfilme die damalige Zeit adäquat darstellen. Und trotzdem werden die nicht mit Shitstorms überzogen.
A: Kann ja sein. Shitstorms sind unberechenbar. Uns hat einer getroffen. Und damit haben wir ein Problem. Wenn wir die Filme trotzdem ausstrahlen, gelten wir als unsensibel und rassistisch. Die Zuschauer werden uns weglaufen. Nie war der gute Ruf wichtiger als heute.
C: Ich habe eine Idee. Raumschiff Enterprise wird ja gefeiert, weil Captain Kirk mal der schwarzen Uhura einen Filmkuss gab. Wir erklären Winnetou und Old Shatterhand zu Vorkämpfern einer schwulen Lebensweise. Und zwar zwischen einem Weißen und einem Indigenen. Wir müssen das Deutungspotential ausschöpfen.
A: Diese Sichtweise hat was. Man muss sich nur mal die schmachtenden Blicke ansehen, die sich Winnetou und Old Shatterhand zuwerfen.
B: Aber war Old Shatterhand nicht in Winnetous Schwester verknallt?
C: Ach was. Die Schwester erklären wir zum Phantasieprodukt, damit die beiden Helden die Konvention aufrechterhalten können. Der Tod der Schwester markiert dann den Zeitpunkt, an dem die Beiden sich offen bekennen.
A: Das könnte klappen. Wir weisen unsere Angestellten an, diese spezielle Deutung der Winnetou-Geschichten im Internet zu verbreiten. Vielleicht gilt es bald bei den Woken als angesagt diese Filme anzusehen.
(Alle drei greifen zu ihren Handys.)
Eine Tragikkomödie in einem Akt
(In einem Büro befinden sich drei mittelalte Männer)
A: Die Lage ist ernst. Wir haben viel Geld ausgegeben um die Winnetou Filme ausstrahlen zu können. Aber noch vor der Ausstrahlung werden wir von einem Shitstorm getroffen.
B: Ich hab gleich gesagt, dass wir uns erst mal die Ausstrahlungsrechte an einem sichern sollten, bevor wir gleich das ganze Paket kaufen.
C: Das Paket wäre aber sehr teuer geworden, wenn der eine Film gute Einschaltquoten erzielt hätte. Aber egal, wir können es nun nicht mehr ändern. Sagt mal: Drehen die Leute eigentlich durch? Was ist denn an Winnetou auszusetzen?
B: Angeblich passt er nicht mehr in die Zeit. Die Darstellung sei klischeebeladen.
A: Für mein Gefühl passt er sehr gut in die Zeit. Ein edler Apachenkrieger schließt Blutsbrüderschaft mit einem edlen Europäer. Beide sind so gut, dass man kotzen muss. Aber genau so etwas wollen Leute sehen. Zwei Gutmenschen erleben in der Prärie Abenteuer und besiegen die Bösen.
B: Ja. Der Mythos des edlen Wilden trifft auf den Mythos des edlen Zivilisierten. Den edlen Wilden würden die Leute noch durchgehen lassen. Aber den edlen Zivilisierten verzeihen die Woken nicht. Außerdem würde die Lebenssituation der Indianer falsch widergegeben.
C: Na ja, Winnetou ist Fiktion und keine Dokumentation. Was erwartet man sich? Es glaubt doch auch keiner ernsthaft, dass Ritterfilme die damalige Zeit adäquat darstellen. Und trotzdem werden die nicht mit Shitstorms überzogen.
A: Kann ja sein. Shitstorms sind unberechenbar. Uns hat einer getroffen. Und damit haben wir ein Problem. Wenn wir die Filme trotzdem ausstrahlen, gelten wir als unsensibel und rassistisch. Die Zuschauer werden uns weglaufen. Nie war der gute Ruf wichtiger als heute.
C: Ich habe eine Idee. Raumschiff Enterprise wird ja gefeiert, weil Captain Kirk mal der schwarzen Uhura einen Filmkuss gab. Wir erklären Winnetou und Old Shatterhand zu Vorkämpfern einer schwulen Lebensweise. Und zwar zwischen einem Weißen und einem Indigenen. Wir müssen das Deutungspotential ausschöpfen.
A: Diese Sichtweise hat was. Man muss sich nur mal die schmachtenden Blicke ansehen, die sich Winnetou und Old Shatterhand zuwerfen.
B: Aber war Old Shatterhand nicht in Winnetous Schwester verknallt?
C: Ach was. Die Schwester erklären wir zum Phantasieprodukt, damit die beiden Helden die Konvention aufrechterhalten können. Der Tod der Schwester markiert dann den Zeitpunkt, an dem die Beiden sich offen bekennen.
A: Das könnte klappen. Wir weisen unsere Angestellten an, diese spezielle Deutung der Winnetou-Geschichten im Internet zu verbreiten. Vielleicht gilt es bald bei den Woken als angesagt diese Filme anzusehen.
(Alle drei greifen zu ihren Handys.)
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