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    Vor ziemlich genau neunzig Jahren verbrannten die Nazis Bücher, die sie als "undeutsch" klassifiziert hatten. Ein informativer Beitrag in der jw erinnert daran.

  • #2
    Erstmal danke für den Hinweis auf die junge welt. Interessante Publikation.

    Die Bücherverbrennungen und die Bilderstürmerei der Nazis entlarvt ihr ganzes Geschwafel von Volkskultur, Reinheit der Kunst etc. als bloße politische Propaganda. Wenn man einen Autor wie Erich Kästner auf dem Scheiterhaufen der Barbarei verbrennt, dann spricht das für sich. Kästner ist für mich ein Inbegriff deutscher Kunst und Kultur. Wer diesen Autor als 'undeutsch' - was immer das sei - verleumden und abwerten will, richtet sich selbst.​

    sorry, gehört ins Gedenkblatt.
    Zuletzt geändert von eulenspiegel; 20.05.2023, 07:39. Grund: korrektur

    Kommentar


    • #3
      Zuweilen allerdings schießt die jw auch weit übers Ziuel hinaus. In diesem Artikel wird Turnvater Jahn als "protofaschistisch" bezeichnet. Hanebüchen. Aber der Reihe nach:

      erstellt von jw:

      In der Hasenheide, wo sich Jahn und Igel »Gute Nacht« sagen, steht das Schandmal. Ein Turnvater in Bronze mit grüner Patina. Zum Internationalen Frauentag nun wollen Aktivisten im Verbund mit grünen und linken Politikern die Statue des Mannes »umgestalten«, der hierselbst mit seinen Burschen turnte. Der physische Abriss scheint unwahrscheinlich, ein historischer angebracht. Misogynie, Nationalismus, Judenhass, Militarismus? Ein Blick in Jahns »Deutsches Volksthum« (1810) mag vermitteln, dass das noch freundlich gefasst ist. Der von Engels als »Turnwüterich« verspottete Urdeutschtümler kann kaum anders denn protofaschistisch genannt werden.

      Hacks lag schon richtig: »Wer so denkt wie Jahn, muss nicht auch noch sprechen wie Jahn, wer so spricht, muss sich nicht auch noch so aufführen, wer sich so aufführt, muss nicht auch noch so aussehen.« Wer aber war der Mann? Nun, durchaus der Gründer der deutschen Nationalbewegung. Nebst Arndt und dem gerade noch rechtzeitig verstorbenen Fichte. In Deutschland war die Nation, anders als etwa in Frankreich, kein Abfallprodukt der Staatsbildung. Die Nationalbewegung, von der sich ernstlich erst ab 1813 sprechen lässt, kam von unten, und sie formte sich im Widerstand. Dieser Umstand macht sie nicht sympathischer, er machte sie toxischer. Die Deutsche Misere, das Kleinfürstenwesen, war begünstigt vom Fehlen konfessioneller Einheit. Absolutismus benötigte Staatsreligion. Hinzu kam die Konkurrenz der Habsburger und Hohenzollern, beide Häuser nicht stark genug, das je andere zu unterwerfen. So blieb die Bildung der Nation lange blockiert, die turnenden Horden hatten das gegen Napoleon im Eiltempo nachzuholen. Jener weltanschauliche Unrat, den die Nazis später begierig aufsogen, war ihr Kitt. Den, in der Tat, könnte man langsam mal aus den Ritzen kratzen.
      kein Schandmal, ein Denkmal. Ich frage mich, warum sich jemand an wehrlosen Steinmalen abarbeiten muß. Eine inhaltliche Auseinandersetzung ist wohl nicht möglich? Statt dessen regiert Meinung und Standpunkt. Das ist schändlich, einem Progressiven unwürdig, denn der ist u.a. dadurch zu kennzeichnen, daß er nicht nur Meinung/Standpunkt hat, sondern auch zuhört, daß er das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet, sondern gegebenfalls nur wäscht.
      Misogynie? Woran wird das festgemacht? An einem seiner Zeit geschuldeten Frauenbild? Weil er die Frau als Teil des ganzen Menschen faßte, allerdings als kleineren?
      Nationalismus? Ja, in der Tat, am Nationalismus ist etliches auszusetzen, denn er ist liberal udn damit teilganzheitlich, also abgrenzend. Allerdings war die Zeit um 1813 v.a. dadurch gekennzeichnet, daß wir den Feind im Land/Haus hatten, der die Haustöchter schändete, sich als Herrenmensch aufspielte udn alles Geld und Gut nahm, was der arme Michel bislang sein nannte. Da ist so ein bißchen Nationalismus schon zu verstehen und außerdem moralisch zu rechtfertigen.
      Judenhaß? Ja, aber weit weniger als Franzosenhaß. Und das waren Arier. Der Judenhaß hatte bei Jahn also gart nichts mit dem der rassisch denkenden Nazis gemeinsam. Man sollte nicht alles immer gleich subsumieren.
      Militarismus? Nun, ein Gesinnungsmilitarist ist doch wohl sehr von einem Instrumentalmilitarismus zu unterscheiden, dem der Krieg nur ein Mittel ist, um politiusche Ziele durchzusetzen. JAhn aber wollte eine Gesinnung, die auf Befreiung, nicht auf Eroberung oder Gewinn ausgerichtet war.
      Ich bitte um Textbelege aus dem "Deutschen Volksthum", damit man eine Diskussionsgrundlage hat.
      "protofaschistisch"? Damit läßt sich alles belegen, behaupten, abstempeln.
      Ja, es ist richtig, die Nationalbewegung erwuchs bei uns von unten, war als urdemokratisch. Sie richtete sich gegen die fremdherrschaft, war also v.a. ein Kontra, kein Pro. Das Pro entwickelte sich erst, und dauch hier demokratisch, als MInderheitsbewegung gegen die Legitimationsprolle aus deutschen Duodezstaaten und gegen das besitzende Bürgertum, das keineswegs deutsch, sondern liberal aufgestellt war. Erst mit der konservativen Wende nach 1848 verschmolzen Nationalbewegung und Kapitalismus. Aber damit hat Jahn gar nichts zu tun, nicht mal als "Protofaschist". Im Gegenteil: Er wurde wegen seiner Überzeugungen, die immer demokratisch und national blieben, von den Fürsten gehaßt, von der Bourgeoisie gemieden und fand nur wenig Reputation nach 1815. Ein Widerstandskämpfer gegen das Establishment.
      Die "konfessionelle Einheit" war um 1800 keineswegs gegeben. Man denke nur an Sachsen, wo die Bevölkerung meist protestantisch war, der Fürst aber mal so, mal so aufgestellt. Oder an Preußen, in dem das katholische Rheinland neben protestantischen Gebieten fröhlich bestand.
      Die Nazis benutzten nationales Denken nur am Anfang ihres Aufstiegs als Mittel; dem Wesen nach waren sie nie national, sondern rassistisch. Die Deutschen wollten sie ihrem rassischen Weltbild gemäß auch umvolken. Man denke nur an entsprechende Versuche in Norwegen. Man muß Schein und Seyn schon differenzieren.

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