Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Metaphysische Ausblicke (II)

Einklappen
X
  •  
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Metaphysische Ausblicke (II)

    Fortsetzung des gleichnamigen Ordners aus dem alten Forum
    Erwin Kolbenheyer las ich vor fünfzehn Jahren. Ich weiß nicht, warum ich ihn zu lesen aufhörte. Zu Beginn seiner "Bauhütte" gibt er zu verstehen, daß sein Ziel darin liege, eine Metaphysik fürs 20. Jahrhundert zu entwickeln. Ich will das gern glauben und werde unter diesem Gesichtspunkt sein Buch lesen und hier darüber berichten. Falls er es geschafft haben sollte, würde mich das sehrlichst freuen, zugleich aber müßte ich fragen, warum das bislang keiner zur Kenntnis nahm..

  • #2
    Der problematische Grundansatz Kolbenheyers lautet in etwa: Eine Entwicklung auf dem einen Gebiete erfordert auch die auf einem anderen. Konkreter: Wenn sich die Physik entwickelt, muß sich auch die Metaphysik entwickeln. Da sich die Metaphysik im 19./20. Jahrhundert nicht entwickelte (bis 1925), tut es not, daß diese Lücke nunmehr gefüllt werde, indem die Metaphysik sich neu aufstellt, da sie offensichtlich den Ansprüchen nicht mehr genügt.

    Kommentar: Das halte ich methodisch für fragwürdig.

    K. begründet seinen Ansatz mit einer Ordnungslage. Die Entwicklung der NW habe das Denken der Kulturvölker neu geprägt. Veränderte Denkwege würden die Frage mit sich führen, wie das Denken selber organisiert werden könne. Eben das ist Metaphysik. Ergo: Wenn sich die Wege des Denkens im Hirn neue Wege suchten, müßte man sich auch verstärkt danach fragen, ob diese Wege selber hinterfragt und organisiert werden könnten, ganz praktisch gesagt: weil durch eine Kenntnis der Denkwege und ihrer Struktur das Denken selber leichter fallen könnte, sich zwischen Natur- (Forschung) und Geisteswissenschaft (Strukturierung der Forschung) Synergien ergeben könnten/müßten.

    Kommentar: Metaphysik ist per se allerdings keine Methodik, sondern übersystematisch; sie beschäftigt sich mit den Grundlagen des Denkens selber, ist also keine Wissenschaft, die errklären könnte, wie das Denken vor sich geht. Sie befaßt sich mit Ideen, ihren Gründen, nicht aber mit einer Methodik, wie man zu den Gründen der Ideen gelangen könnte. Diese Methodik übernimmt sie von anderen Wissenschaften, auch Naturwissenschaften. Insofern besteht ein Zusammenhang. Aber K. glaubt, daß das neue Denken aufgrund der neuen Erkenntnisse dazu führen muß, auch die Ideen selber (Glaube, Gott, Seele) neu erfahren zu können. Ist das so? Ich sage es so hart wie möglich: Keine Naturwissenschaft kann den Glauben oder das, was den Glauben immer wieder neu entstehen läßt, erklären. Naturwissenschaft hat das auch nicht zumn Ziel, gleichwohl manche es versuchen. Sie kann psychologisieren und tappt doch nur im dunkeln, sie kann soziologisieren, und weiß von den Entstehungsgründen der Liebe oder dem Zusammenhalt innert einer Familie doch letztlich nur wenig, sie kann eherne Gesetze für die Politik bestimmen und kennt doch nicht die geheimen Antriebsmomente, die Politik nun einmal ausmachen... Kurz gesagt: Wissenschaften können sich stets erneuern und müssen das auch (jede Erkenntnistheorie verlangt das), bleiben aber in ihren Beschreibungen nur oberflächlich, deshalb nicht unwahr, aber sie erfassen nicht die geheimen Antriebsmomente des Lebens. Das ist das Feld der Metaphysik. Aber muß die Metaphysik nun auch einem ständigen Wandlungsprozeß ausgesetzt sein? Ich bin davon nicht überzeugt, lasse mich aber gern eines besseren belehren.

    Metaphysisches Streben ist der Trieb zur Ordnung, die dabei hilft, Erlebnisse und Denkleistungen einzusortieren und zwar so, daß sie dabei helfen, das eigene Denken zu verbessern, sich nicht beim Denken vorgefaßten meinungen auszusetzen, die dann Inhalt korrumpieren und passend machen (Interpolation), sondern den Rahmen des Denkens erweitern, ohne auf Bewährtes zu verzichten. Metaphysik ist eine Ordnungseinstellung des Geistes, die den Wechsel der Töne übersteht und doch Erweiterungen aufnehmen kann. Das ist Kultur. Ein Kulturmensch lebt in dem Bezeihungsgeflecht seiner Art (Volk, Lebensgemeinschaft, Gruppe), wo er Entwicklung sieht und sich einfinden muß. Ein Zivilist lebt nicht unbedingt in einem solchen, er ist liberal, also ein auf Eigennutz getrimmtes Wesen.

    Kommentar


    • #3
      Ich habe Kolbenheyer nicht gelesen und kenne auch sonst bloß seinen Namen. Meine bescheidene und begrenzte Sicht auf Metaphysik und Physik würde ich wie folgt beschreiben.

      Physik beschäftigt sich mit den Kräften und Dingen der Natur (Materie, Energie), ihren Relationen und Abhängigkeiten und versucht aus Experiment und Abstraktion Gesetze der Natur abzuleiten. Wobei das Experiment und seine Ergebnisse immer als Maß und Korrektiv der Theoriebildung gelten. Nicht das Dogma oder eine Idee oder Ideologie bestimmen die Gültigkeit der Theorie, sondern allein das Befragen der Natur (Experiment) und deren Antworten (Messergebnisse). Soweit das ideal. Natürlich menschelt es auch in der Physik und Theoriebildung und Falsifikation unterliegen auch hier manchmal subjektiver, selektiver Wahrnehmung. Physik beschreibt also das Was und Wie der Natur und nicht das Warum und Wozu.

      Warum und Wozu sind die Fragen der Metaphysik. Da diese Fragen stets innerhalb des Denkens stattfinden und nicht mittels Experiment entschieden werden können, sehe ich Physik und Metaphysik als disjunkte Mengen, die sich bestenfalls an ihren Grenzen berühren, doch nicht überschneiden. Wenn man es genau nimmt.

      Jetzt könnte einer kommen und sagen, was ist mit Geisteswissenschaften wie Psychologie, Soziologie oder gar solch praktischen Disziplinen wie Ökonomie und Politik? Da gibt es sehr wohl die Möglichkeit experimenteller Untersuchung und statistischer Auswertung. Ja. Diese geisteswissenschaftlichen Disziplinen sind weder Naturwissenschaft, noch Metaphysik. Sie sind ein Drittes, nämlich die Anwendung wissenschaftlicher Methodik auf menschliches Denken, Tun und Handeln. Sie sind also sowas wie humane, das Subjektive mit objektiven Methoden untersuchende Erklärungsversuche unserer Welterfahrung. Weder Physik, noch Metaphysik.

      Ja und nun? Weiß ich doch auch nicht. Wohl wieder nur ein Versuch, Ordnung ins Chaos zu bringen.

      Kommentar

      Zuvor eingegebener Inhalt wurde automatisch gespeichert. Wiederherstellen oder verwerfen.
      Auto-Speicherung
      Smile :) Embarrassment :o Big Grin :D Wink ;) Stick Out Tongue :p Mad :mad: Confused :confused: Frown :( Roll Eyes (Sarcastic) :rolleyes: Cool :cool: EEK! :eek:
      x
      x

      Wie heißt die größte deutsche Insel?

      Lädt...
      X