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Bedeutende Frauen - genial und vergessen

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  • Bedeutende Frauen - genial und vergessen

    Ich starte in diesem misogynen Forum mal eine kleine Reihe über bedeutende Frauen der Geschichte.

    ***

    Bedeutende Frauen - genial und vergessen


    Genau genommen stimmt das Attribut 'vergessen' nicht ganz. Vergessen kann nur werden, wer einmal bekannt war. Die meisten der genannten Frauen waren jedoch auch zu Lebzeiten kaum bekannt oder ignoriert. Obwohl sie Bahnbrechendes geleistet haben, gegen viele Widerstände von männlichen Kollegen, trotz widriger gesellschaftlicher Umstände und gesetzlicher Einschränkungen.


    Die Liste ist endlos, ich kann nur ein paar mir wichtig erscheinende Frauen herausgreifen, ohne eine Rangfolge oder Wertigkeit damit zu verbinden. Voilà!


    ***


    Emmy Noether (1882-1935)


    Ihre Biografie ist im Internet leicht zu finden. Emmy Noether ist ein typisches Beispiel dafür, wie Frauen lange Zeit und teils bis heute selbst in den exaktesten Wissenschaften wie Mathematik und Physik ausgegrenzt, unterschätzt, gemobbt und ausgenutzt wurden. Gesetze verhinderten lange ein Studium an einer Universität, männliche Kollegen waren bei Stellenbesetzungen stets bevorzugt und beuteten ihre Mitarbeiterinnen schamlos aus. Emmy Noether promovierte erst als zweite Frau an einer deutschen Universität 1907 im Fach Mathematik.


    Noether gilt als Begründerin der Modernen oder Abstrakten Algebra, sozusagen die Oberstufe der elementaren Algebra, wie sie an den Gymnasien vermittelt wird. Das Thema ist komplex und ich kann es hier nur laienhaft umreissen. Während sich die elementare Algebra mit Zahlen in allgemeiner Form (a,b,c,..n,x,y,z) befasst, erforscht die Abstrakte Algebra übergeordnete Gesetzmäßigkeiten algebraischer Strukturen wie Gruppen, Ringe, Körper etc., welche insbesonders bei der mathematischen Beschreibung von Geometrien, Topologien und in der Zahlentheorie Anwendung finden. Ebenso lieferte sie wertvolle Beiträge zur Invariantentheorie und ohne ihre Hilfe und mathematischen Beistand hätte ein Einstein seine Relativitätstheorie nie mathematisch fertig formulierten können. Zur Physik trug sie auch ein fundamentales Gesetz bei: das nach ihr benannte Noether-Theorem. Dieses war nicht nur entscheidend für die Relativitätstheorie, es ist eines der grundlegendsten Gesetze der Physik überhaupt. Es besagt, laienhaft formuliert, dass elementare physikalische Größen wie Energie, Impuls, Ladung mit geometrischen Eigenschaften wie der Invarianz (Unveränderlichkeit) gegenüber Drehung, Spiegelung etc. verknüpft sind. Aus diesen Zusammenhängen fand sie die sog. Erhaltungsgrößen und Symmetrien. Unter Symmetrie versteht man hier die Unveränderlichkeit eines physikalischen Systems gegenüber einer Transformation (z.B. Drehung, Verschiebung zeitlich und/oder räumlich). Zum Beispiel ändert die Drehung oder Verschiebung eines Körpers nichts an seinen Abmessungen. Noether erkannte


    Zu jeder kontinuierlichen Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine Erhaltungsgröße


    oder anders herum


    Jede Erhaltungsgröße bedingt eine Symmetriegruppe.


    Eine solche Erhaltungsgröße wäre die Energie. Aus dem Noether-Theorem folgt, dass Energie eine Erhaltungsgröße IST, d. h. der Nachweis des 1. Hauptsatzes der Thermodynamik (Die Energie eines abgeschlossenen Systems ist konstant, d. h. auf das Universum bezogen, die Gesamtenergie im Universum ist konstant, kann weder vermehrt, noch vernichtet werden) folgt unmittelbar aus dem Noether-Theorem.


    Damit will ich's bewenden lassen, das Ganze ist wirklich ziemlich kompliziert zu verstehen. Dafür umso grundlegender, bedeutender, fundamentaler.


    Den Namen Noether aber kennen nur wenige, ihre Leistungen wurden von männlichen Kollegen als eigene verkauft, nur wenige Kollegen versuchten zu helfen und fördern wie der große Mathematiker David Hilbert, Göttingen, der ein Habilitationsgesuch Emmy Noethers befürwortete, das dennoch vom zuständigen Preuss. Ministerium abgelehnt wurde. Noether arbeitete jahrelang ohne Anstellung und Bezahlung. 1933 schließlich mußte sie als Jüdin aus Deutschland flüchten und nahm ein Angebot der Universität Bryn Mawr an, ihre erste angemessen bezahlte Stelle.


    Soviel zu Emmy Noether, die 1935 53-jährig starb. Unvorstellbar, welche Bedeutung, welche Resultate deutsche und europäische Wissenschaft hervorgebracht hätte, wenn die Nazi-Barbarei nicht dafür gesorgt hätte, dass eine schier unüberschaubare Zahl bedeutendster Frauen und Männer der Wissenschaft das Land und den Kontinent verlassen mussten.

  • #2
    Hm. Meiner Erfahrung nach weiß sich Kompetenz immer durchzusetzen. Neid, Mißgunst und Ideenklau gibt es schon immer; das ist nicht auf das Verhältnis zwischen Männern und Frauen begrenzt. Tausenden jungen Akademikern werden von anderen, in der Hierarchie höherstehenden Akademikern, die Forschunsgergebnisse geklaut. Das ist strukturimmanent und hat mit dem Verhältnis von Männern zu Frauen nicht viel zu tun; es ist vielmehr Kennzeichen leistungs- und machtorientierter Gesellschaftsformen, matriarchalischer wie patriarchalischer. Zudem wirkt das Peter-Prinzip, das verhindert, daß an der Spitze die Klügsten und Besten stehen.

    Ich würde den Ordner also gern dahingehend erweitern, daß hier Leute vorgestellt werden, die in ihrem Erkenntnisstand weit vor ihrer Zeit standen und die heute keineswegs die Würdigung erfahren, die sie erfahren müßten.

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    • #3
      Nun, Kompetenz und Qualität haben nur dann eine Chance, wenn auch die Umstände es erlauben, sich durchzusetzen. Wenn wie im Falle Noether ihr die Habilitation versagt wurde, die Professur ohnehin nur männlichen Kollgen vorbehalten war, die Entlohnung ihrer Arbeit gänzlich fehlte oder weit unter der der Männer lag, dann kannst du dich nicht durchsetzen. Was sie aber nicht hinderte, ihre bahnbrechenden wissenschaftlichen Beiträge zu liefern. Nur streiften die akademischen Ehren dafür eben die Männer ein. Dazu fällt mir spontan auch der Name Lise Meitner ein. Hahn bekam den Nobelpreis, die Lise einen warmen Händedruck.

      In diesem Ordner soll es nicht um menschliche Schwächen, Neid oder Mißgunst gehen, sondern um Frauen, die trotz systembedingter und systemimmanenter Hindernisse Bedeutendes leisteten. Und dennoch oder gerade wegen bis heute weitgehend unbekannt blieben.

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      • #4
        Zitat von aerolith Beitrag anzeigen
        Ich würde den Ordner also gern dahingehend erweitern, daß hier Leute vorgestellt werden, die in ihrem Erkenntnisstand weit vor ihrer Zeit standen und die heute keineswegs die Würdigung erfahren, die sie erfahren müßten.
        Das gefällt mir 👌 Da möchte ich an der Stelle mal den Herren nennen, der einst den „Beruf“ des Influencers und die „Klima-Gretel“ erfunden hat und damit kläglich am Neid und der Mißgunst seiner „Hauptdarstellerin“ gescheitert ist:

        https://blog.cashflowclub-magdeburg....schuhlmission/

        Also in gewissem Maße war diese Frau auch sehr bedeutend gewesen, allerdings im negativen Sinne, statt wie vorgesehen im Positiven 😕

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        • #5
          Hedy Lamarr (1904-2000)


          Hedy Lamarr erlangte zwar als Hollywood-Schauspielerin einige Berühmtheit, doch ihre Leistung als Erfinderin ist bis heute nur wenigen bekannt. Ihre glamouröse und bewegte Biografie kann man im Netz nachlesen. Insofern war sie kein Mauerblümchen, das im Verborgenen blühte, sondern durchaus ein Star der auf den Titelseiten der yellow-press prangte und die Klatschspalten füllte.


          Ihre Leistung als Erfinderin geriet dabei in Vergessenheit, dabei wird das sogenannte Frequenzsprungverfahren heute in vielen Technologien wie WiFi, Bluetooth oder im militärischen Bereich genutzt. Sie hat es zusammen mit dem Komponisten George Antheil zum Patent angemeldet und war als Steuerung für Torpedos im 2. Weltkrieg vorgesehen, kam jedoch nie zum Einsatz, weil sich niemand für die technische Realisierung fand.


          Als entschiedene Gegnerin der Nationalsozialisten arbeitete sie für das US-Militär an der Erhöhung der Geschwindigkeit von Flugzeugen und anderen Tüfteleien. Als Dilettantin voller Ideen brachte sie jedoch keine ihrer Erfindungen zur Reife und zum Einsatz. Ich bringe sie hier nicht als Beispiel für ein verkanntes Genie, sondern wegen ihrer zwei Gesichter. Das eine galt als schönstes Gesicht der Welt und machte sie zur Hollywood-Diva. Die andere Seite bildete ihr Interesse für Technik und der Verbesserung von Dingen und Verfahren.


          Hedy Lamarr starb 2000 und liegt heute auf dem Wiener Zentralfriedhof auf einem Ehrengrab der Stadt Wien.



          ***

          Esther Lederberg (1922-2006)


          Esther Lederberg war eine bedeutende Biochemikerin und Mikrobiologin, die viele Jahre zusammen mit ihrem Mann Joshua Lederberg arbeitete und wichtige Entdeckungen wie den Lambda-Phagen, ein Virus das auf einem Bakterium lebt. Zahlreiche andere Leistungen der Lederbergs kann man nachlesen, sind für den Laien doch wohl schwer verständlich. Während ihr Mann 1958 den Nobelpreis für Medizin zugesprochen erhielt, durfte sie als Ehefrau der Zeremonie beiwohnen. Obwohl ihre Beiträge für die Leistungen, die zur Würdigung ihres Mannes führten, mindestens ebenbürtig waren, ging sie leer aus. Ob ohne ihre Vorarbeiten und Erkenntnisse Joshua es zum Nobelpreisträger geschafft hätte, ist natürlich Spekulation, doch Esthers Forschungen zum Verständnis der DNA waren bahnbrechend.


          Die Lederbergs arbeiteten viele Jahre sehr produktiv zusammen und eine Trennung der Ergebnisse dieser symbiotischen Kooperation ist unmöglich. Am Ende aber räumte der Ehemann die Preise und Würdigungen dafür ab. Die Ehe wurde 1966 geschieden. Während Joshua weitere Preise einstreifte, in Stanford eine Abteilung für Genetik leitete und eine Professur auf Lebenszeit erhielt, erreichte sie dort nie eine vergleichbare Position und mußte immer um die Verlängerung ihrer Anstellung bangen.


          Das Beispiel Esther Lederbergs mag jetzt nicht spektakulär sein, ist dafür aber umso typischer, was die Würdigung und Wertung weiblicher Leistungen in der Wissenschaft und auf akademischem Boden anlangt.

          ***

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          • #6
            Ada Lovelace (geb. 1815)

            Eine britische Mathematikerin, die das erste Computerprogramm erfand. Sozusagen die erste Programmiererin der Welt und Wegbereiterin des digitalen Zeitalters.

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            • #7
              Ja die Ada. Immerhin wurde nach ihr die Programmiersprache Ada benannt. 😉
              Übrigens war sie die Tochter des Dichters Lord Byron.

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              • #8
                Marietta Blau (1894-1970)


                Ihre Biografie ist fast eine Wiederholung derer ihrer vielen Kolleginnen. Stereotype Wiederkehr der immer gleichen Hindernisse und Mißachtungen, der Ausbeutung, der Ablehnung bezahlter Stellungen, Aneignung der Arbeitsergebnisse durch männliche Kollegen usw. usw. Bei Blau kam die rassische Verfolgung dazu, die sie zur Flucht aus Wien am Tage des Einmarsches der Nazihorden in Österreich veranlasste. Über Oslo, Mexiko gelangte sie schließlich nach New York, wo sie an den Universitäten Columbia und Brookhaven arbeitete und schließlich in Miami eine Anstellung erhielt. 1960 kehrte sie nach Wien zurück, wo sie wie vor 1938 wieder ohne Bezahlung am Institut für Radiumforschung tätig war. Sie starb 1970 völlig verarmt an Krebs.

                Marietta Blau war eine Pionierin der Teilchenphysik. Fünfmal für den Nobelpreis vorgeschlagen, ging sie jedesmal leer aus. Die Aufnahme in die Österreichische Akademie der Wissenschaften wurde abgelehnt, immerhin verlieh man ihr 1962 den Erwin Schrödinger-Preis. Anlässlich ihres 90-jährigen Maturajubiläums enthüllte man 2004 eine Gedenktafel an dem von ihr besuchten Gymnasium in der Rahlgasse. Blau war führende Kernphysikerin und gilt als Entdeckerin der sog. Zertrümmerungssterne.



                ***


                Lilith (0-)


                Ja, sie war die Erste! Die erste Frau, vor Eva und wie Adam aus Erde gemacht. Nicht aus dem Leib geschnitten, kein weiblicher Klon Adams, ihm nicht untertan, sondern gleichwertig, ebenbürtig, gleichzeitig mit ihm entstanden.

                Das konnte natürlich nicht gutgehen. Sie unterwarf sich ihm nicht, sie verließ ihn sogar aus Ungehorsam! Das konnte der arme Adam natürlich nicht ertragen und er ging zu Gott und klagte sein Leid. Daraufhin hatte Gott Erbarmen mit seinem Ebenbild, zwackte ihm eine Rippe aus der Brust und erschuf Eva, die gefügige, untertänige Adamskopie mit dem kleinen Unterschied. Nun schien die Welt in Ordnung. Auch hier irrte der Allwissende. Nicht zum ersten und schon gar nicht zum letzten Mal.

                Lilith wurde verbannt, verflucht, als verführerische Männermörderin und Kindsmörderin dämonisiert, rastlos muß sie als Windsbraut, Bocksgeist, Wüstendschinn durch die Nacht flattern, Kinder töten und Männer morden. Sie gilt als Archetypin alles Unreinen, Verführerischen, Sündigen, Verderbten - Frau halt.

                Soweit die Männerfantasien und Legenden. Eigentlich schade, dass mir Lilith noch nicht begegnet ist.


                ***

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                • #9



                  Wu-Zetian/Wu-Zhao (625-705?)


                  Ihre abenteuerliche Biografie kann man im Netz nachlesen. Das alles ist lang her und weit weg. Umso erstaunlicher ihre Karriere, die sie bis auf den chinesischen Kaiserthron führte. Aus niederer, wenig angesehener Schicht - ihr Vater war angeblich Tofu-Hersteller und Holzhändler, der zu Wohlstand gekommen war - arbeitete sie sich trotz widriger Umstände bis an die Spitze des chinesischen Reiches. Auf diesem Wege war sie Konkubine des Kaisers, Offizierin einer Privatarmee, offenbar mehrfache Mörderin, vorübergehend Nonne, kurz sie war eine zielstrebige, skrupellose und machtbewusste Frau, die sich durchzusetzen wusste.


                  Es muß damals in China vor Intrigen, Machtkämpfen, Korruption und Morden in der herrschenden Klasse nur so gewimmelt haben. So soll die Kaiserin Wu nicht nur ihren ältesten Sohn und den herrschenden Kaiser, dessen Geliebte sie war, vergiftet haben, man lastet ihr auch an, ihre Tochter erstickt zu haben.


                  Das Beispiel Wus steht weniger für bedeutende Leistungen in Kunst oder Wissenschaft, sondern dafür, dass Frauen den Männern puncto Machtwillen, Skrupellosigkeit und Intriganz keineswegs von Natur aus unterlegen sind, wie das Klischee uns weismachen will. Vielmehr bewiesen einige, wiewohl Ausnahmeerscheinungen, dass sich ihre männlichen Rivalen um Macht und Einfluß durchaus in Acht nehmen mussten und nicht selten den Kürzeren zogen. Spontan fallen mir da noch Semiramis, Kleopatra oder Maria I. (Bloody Mary) und natürlich Lady Macbeth ein.


                  ***


                  Rosalind Franklin (1920-1958)


                  Der Fall der Britin Rosalind Franklin ist ein besonders krasses Beispiel von Plagiaterie, Wissensdiebstahl und Betrug. Ihre Forschurngsergebnisse waren Grundlage für die Entschlüsselung der DNA - wofür der Amerikaner Watson und der Brite Crick den 1962 Nobelpreis für Medizin zugesprochen erhielten. Da war Franklin schon 4 Jahre tot.


                  Ein missgünstiger Mitarbeiter hatte ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung die Daten ihrer Forschung für Watson zugänglich gemacht. Dieser nutzte das schamlos aus, verschwieg die Herkunft und Urheberin der Erkenntnisse und wurde - schwupps - Nobelpreisträger. Auch danach verschwiegen und vertuschten Watson&Crick den wahren Sachverhalt, erst 1968 gestand Watson den Diebstahl. Da war es für Rosalind aber zu spät.


                  All die bekannten Muster des damaligen Universitäts- und Wissenschaftsbetriebs finden sich bei Franklin wieder: Benachteiligung bei der Besetzung von Stellen, Mobbing durch männliche Kollegen, Ausbeutung, schlechtere oder gar keine Bezahlung, Diebstahl von Forschungsergebnissen etc.


                  ***


                  Sonja Kowalewski (1850-1891)


                  Eine bemerkenswerte Frau und Mathematikerin. Obwohl sie nur 41 Jahre alt wurde, reichte ihre Biografie gleich für mehrere Hollywoodfilme, die allerdings nie gedreht wurden. Und natürlich prägte die Diskriminierung von Frauen bei Studium und Fortkommen im akademischen Milieu auch ihre Karriere. So konnte sie kein ordentliches Studium aufnehmen und mußte eine Scheinehe eingehen, um ins Ausland reisen zu dürfen. Die erste Station war Wien, wo sie Vorlesungen beim Mathematiker von Lang hören durfte, danach Heidelberg, wo sie erst nach vielen Interventionen als Gasthörerin akzeptiert wurde. 1871 ging sie nach Berlin, wo sie der angesehene Mathematiker Weierstraß als Privatstudentin unterrichtete.


                  Sie legte ihm 1874 drei Arbeiten vor, die jede für sich zur Dissertation gereicht hätten. Nur fand sich keine Uni, wo sie hätte promovieren können. Durch Unterstützung von Weierstraß erhielt sie schließlich die Promotion in Göttingen in absentia. Summa cum laude versteht sich. Die Themen ihrer drei Studien reichten von einer Theorie der partiellen Differentialgleichungen über die Gestalt der Saturnringe bis zu Klassen abelscher Integrale.


                  Nach ihrer Promotion kehrte sie nach Russland zurück, fand dort aber keine Möglichkeit vor, in ihrer Profession zu arbeiten. Sie hatte lediglich die Aussicht als Lehrerin an einer Mädchenschule eine Anstellung zu finden. Sie zog wieder mit ihrem Ehemann zusammen, verwickelte sich in missglückte Grundstücksspekulationen, die in einem finanziellen Desaster endeten. 1878 wurde sie Mutter einer Tochter.


                  1880 wandte sie sich wieder der Mathematik zu und 1883 erhielt sie die Zulassung für eine Privatdozentur an der Uni Stockholm. Strindberg war es, der gegen die Lehrtätigkeit einer Frau aufs Übelste polemisierte, was K. aber nicht anfocht. Unter anderem gelang ihr 1886 die Lösung des Problems der Rotation fester Körper, was ihr den angesehenen Borodin-Preis einbrachte. Sie heimste weitere internationale mathematische Auszeichnungen ein.


                  1889 erhielt sie von der Uni Stockholm eine Professur auf Lebenszeit, die ihr früher Tod 1891 allerdings vorzeitig beendete. Nach ihr wurde ein Mondkrater benannt, ein Hörsaal an der TU-Wien, ein Asteroid und der Satz von Cauchy-Kowalewskaya, der die Lösung des Cauchy-Problems beschreibt.


                  ***
                  Zuletzt geändert von eulenspiegel; 23.10.2023, 09:23. Grund: korrektur

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                  • #10

                    Olympe de Gouges (1748-1793)


                    gebührt das Verdienst, als erste Frau im Jahr 1791 die 'Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin' verfasst und veröffentlicht zu haben. Was ihr die Männer und damals herrschenden Jakobiner sehr übel nahmen, sie 1793 auf die Guillotine schickten und einen Kopf kürzer machten. Sie hatte übersehen, dass das proklamierte Prinzip der Egalité nur für Männer gelten sollte. Weiber hatten sich denen weiter unterzuordnen.

                    Bis heute tut sich die Republique schwer, dieser Frau die Anerkennung zu zollen, die weit weniger bedeutenden und weit mehr gefeierten männlichen Artgenossen zu Teil wird. Nicht mal ein eigenes Grab war ihr vergönnt. Sie landete in einer Massenunterkunft für die Ewigkeit zusammen mit anderen Revolutionsopfern.

                    Olympe de Gouges war Schriftstellerin, verfasste Theaterstücke, u. a. gegen die Sklaverei, was ihr viel Ärger und Mißgunst einbrachte. Ihre Produktivität verleitete einen Rousseau dazu, ihr zu unterstellen, dass sie ihre Werke gar nicht selbst verfasse.

                    Im Roman 'Denkschrift der Mma. de Valmont' geisselt sie die damals übliche Gepflogenheit adliger Herren, ihre Liebschaften mit gemeinen Frauen und deren Folgen, den Bastarden und Bankerten, nonchalant der Not und Armut zu überlassen. Das Gesetz schützte damals die Täter und überließ die Opfer hilflos dem Elend. 5000 Kindesaussetzungen im Jahr damals allein in Paris - auch der illustre Herr Rousseau entledigte sich seiner 5 Kinder auf diese elegante Weise - sprechen für sich.

                    Sie agiert und engagiert sich politisch, veröffentlicht ab 1789 zahlreiche Texte zu Missständen, lässt ein Plakat (Pacte Nationale) vielfach in Paris anschlagen, kritisiert die mangelnde Gleichstellung der Frauen, fordert die Einführung der Ehescheidung, publiziert zahlreiche offene Briefe an die Repräsentanten der Nation usw.

                    Als Antwort auf die 1791 beschlossene Verfassung über die 'Erklärung der Rechte des Mannes und Bürgers' schrieb sie die 'Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin' und schickte sie an die Nationalversammlung. Sie wendet sich gegen den Terror der Revolutionsgarden, wird im Juli 1793 verhaftet, monatelang verhört, erkrankt in Folge der katstrophalen Verhältnisse in den Gefüngnissen und wird im November 1793 hingerichtet. Nur wenige Tage nach Marie Antoinette.

                    Als Begründung für die Hinrichtung beschied das Gericht: "Ein Staatsmann wollte sie sein, und das Gesetz hat die Verschwörerin dafür bestraft, dass sie die Tugenden vergaß, die ihrem Geschlecht geziemen.“



                    ***

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                    • #11
                      Miriam aus Magdala

                      Fakten über sie gibt es kaum, wie es überhaupt der ganzen Jesusinszenierung durch die Evangelisten an historischen Fakten mangelt. Mal angenommen, dass es diesen merkwürdigen Jesus aus Nazareth tatsächlich gegeben hat, dann könnte auch die Miriam aus Magdala eine real existierende Person gewesen sein.

                      In den Evangelien wird sie nur an einigen wenigen Stellen erwähnt. Hier der Versuch einer Zusammenstellung ohne Gewähr auf Vollständigkeit.

                      Bei Lukas wird sie zunächst als besessene Frau mit zweifelhaften Ruf angeführt, der Jesus sieben Dämonen austrieb. Aus Dankbarkeit soll sie ihm fortan gefolgt sein und für ihn gesorgt haben. Diese Episode findet sich auch im Markusevangelium.

                      Matthäus und Markus beschreiben ihre Anwesenheit bei der Kreuzigung Jesu nebst einer großen Anzahl anderer Frauen. Wie überhaupt dieser Jesus eine beträchtliche Zahl an Jüngerinnen gehabt haben dürfte, von denen die wohlhabenden für sein und seiner Jüngerschar Unterhalt sorgten. Dabei verließen sie sich offenbar mehr auf irdische Unterstützung als auf seine Wunderkräfte.

                      Miriam aus Magdala war laut Matthäus und Markus zusammen mit einer anderen Miriam, vorgeblich Mutter des Jakobus, diejenige Frau, die das leere Grab vorfanden und von einem Engel belehrt wurde, der Gekreuzigte sei auferstanden.

                      Danach erschien der Auferstandene als erstem sterblichen Wesen überhaupt der Miriam aus Magdala (Markus). Die Jünger glauben ihr zunächst nicht, was sie über die Auferstehung berichtet.

                      Laut Johannes erschien ihr Jesus am leeren Grab und beauftragt sie, die Jünger zu informieren.

                      Darüberhinaus gibt es ein apokryphes Evangelium, das von ihr verfasst worden sein soll und das die Geschehnisse nach seiner Auferstehung beinhaltet.

                      Seitdem rankt sich eine schier unübersehbare Schar von angeblichen Berichten, Spekulationen, Mutmaßungen und zum Teil erbitterten Auseinandersetzungen über ihre Person und Bedeutung. Die einen sehen sie als Hure, andere als Heilige, manche betrachten sie als Gefährtin und Geliebte des Messias, was wieder andere vehement bestreiten. Tatsächlich bildet sie in der Menge grauer, unscheinbarer und biederer Gesellen und Gesellinnen der Evangelien eine schillernde Figur, die bis heute die gläubigen Schäfchen aufmischt, spaltet und provoziert.

                      Wie es wirklich war, werden wir wohl nie erfahren.​

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                      • #12



                        Eunice Newton Foote (1819-1888)


                        Was kaum einer weiß, gebührt dieser Dame das Verdienst, als erste den Treibhauseffekt von CO2 entdeckt und den wissenschaftlichen Beleg dafür geliefert zu haben. Sie forschte an der Chemie und Physik von Gasen. Sie schloß verschiedene Gase in Glaszylinder und setzte sie der Sonnenstrahlung aus. Dabei variierte sie Druck, Umgebungstemperatur und andere Parameter. Dabei fand sie heraus, dass CO2 am meisten Wärme aus der Sonnenstrahlung absorbierte und diese auch am langsamsten wieder abgab. Auch Wasserdampf nimmt sehr viel Wärme auf. Daraus schloß sie, dass ein höherer Anteil dieser Gase zu einer Erhöhung der Temperatur auf der Erdoberfläche und Atmospäre führen müsse. Und das Mitte des 19. Jahrhunderts! Newton Foote gilt demnach als Entdeckerin des 'Treibhauseffektes'. Aber erst seit wenigen Jahren! Bis dahin wurde der Ire John Tyndall als Entdecker des Treibhauseffekts gehandelt. Es dauerte bis 2010, dass ihr die entsprechende Würdigung zu Teil wurde und einige haben das mit dem Treibhauseffekt bis heute nicht begriffen oder leugnen es aus unterschiedlichsten Motiven. Naja, die Entdecker und Forscher können ein Lied davon singen, ich sag nur Galileo, Kepler, Darwin etc..


                        Bleib noch zu erwähnen, dass Eunice Newton Foote selbstverständlich den üblichen Schikanen, der Ignoranz und Diskriminierung von Wissenschafterinnen an Unis und Akademien ausgesetzt war. Die Herren Kollegen waren sich aber nie zu fein, die Leistungen ihrer weiblichen 'Zuträgerinnen' als die eigenen zu verkaufen und brachten es dabei nicht selten bis zum Nobelpreis. Business as usual halt.


                        Daneben war Newton Foote Erfinderin, meldete zahlreiche Patente an und betätigte sich auch als Frauenrechtlerin in den USA.







                        ***

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