Tja, da möchte ich dann auch noch mal Kontrapunkten:
Da war ja diese wirklich nette Kritik, als ich auf dem Klassentreffen, dem ersten nach 50 Jahren - kaum jemanden wiedererkannt, naja, die Mädels schon - mein Gedicht "Hallo, ich bin's, der vielzitierte kleine Mann ..." vortrug. Die Reimerei kannten sie von mir ja noch, aus Schülerzeitungszeiten. Aber die Erna - also ihr hat das nicht gepasst. Immer nur der Mann! Wo bleibt denn da die kleine Frau? Naja, sie hat ihr Berufsleben als Deutschlehrerin verbracht.
Habe ihr etwas versprochen: Ein Gedicht. Das wäre mir vor 50 Jahren nicht mal im Traum eingefallen. Aber ich hab es ihr nicht geschickt. Will ja weiterhin als höflicher Mensch gelten; weiß ich denn, ob einer Deutschlehrerin der Unterschied zwischen dem persönlichen und dem lyrischen Ich geläufig ist?
Aber Ihr dürft es lesen:
Hallo, ich bin‘s, die Erna Mustermann.
Und du wirst staunen, was ich alles kann:
Kann nicht nur kochen, putzen oder nähen
den Lauf der Sterne und das Horoskop verstehn
beruflich im Sozialbereich verbleiben -
auch Mathe und Maschinenbau betreiben!
Und sowieso Computer programmieren
und prima Autos fahren und sie reparieren.
Und ich kann die Kinder kriegen.
Zwar, vorher muss ein Mann beiliegen
doch später kann ich auf den gern verzichten
und alles ganz alleine richten.
Als Soldatin kann ich Menschen morden
und auch noch stolz sein auf den Orden.
Als Staatschefin ein Land sehr gut regieren
genauso gut es in den Abgrund führen.
Doch dann erst bin ich wirklich emanzipiert
wenn all' dies keinen Schwanz mehr interessiert.
Nachtrag:
Ihr merkt schon, wie das Wort e-man-zipiert im Vers herumklappert. Ein sprachlicher Zufall? Oder Unvermögen des Autors? Nun gut, soll ich vielleicht schreiben: und bin ich dann erst gleichberechtigt / wird die Welt sogleich ganz prächtig oder: hab' ich erst das gleiche Recht / ist die Welt dann nimmer schlecht?
Und was lassen die Typen raus, wenn sie sich mal so richtig daneben benehmen wollen? Den Eber? - nein: Die Sau!
Wem das nicht zu denken gibt, egal, welchem der dreieinhalb Geschlechter er sich zugehörig fühlt, dem ist nicht zu trauen oder helfen.
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Hallo!
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Hallo Peter, gestatte mit einen kleinen Kontrapunkt zum kleinen Mann .....
Hallo, ich bin's, die kleine Frau
ich wasche, putze, pflege
wenn ich nicht grade Kinder hege
ich koche, backe, bügel
und schau ich in den Spiegel
krieg ich die Krise
und frag mich - bin ich diese
die da zerknittert und verhärmt
mir aus dem Glas entgegen stiert?
Doch schnell hab ich die bangen
Gedanken wieder eingefangen
denn bald kommt heim mein kleiner Mann
dem ich, so schnell ich kann
ein tolles Feierabenddinner
bei Kerzenschein und Vollmondschimmer
im Handumdrehen zauber
danach der Alte sich auf's Sofa schmeisst
und iche mach die Küche sauber ....
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Hallo Gast,
danke für die Kritik und die Verbesserungsvorschläge. Und "nett" ist wirklich ein bisschen zu ... nett, an der Stelle semantisch nicht überzeugend, der Reim fett / nett auch nicht so der Bringer, jetzt, wo Du's sagst. Ich schau bei Gelegenheit mal, ob nicht irgendwas mit feist / dreist passt.
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Ein Gast antworteteHallo,
sehr schön - nun haben wir hier auch einen Sensenmann.
Mir gefällt das gut verarbeitete Gedicht vom kleinen Mann. Allerdings: "griesgrämig" ist für sich schon ein sperriger Zeilen - Auftakt...und weil Dir darüber hinaus auch eine Silbe fehlt, fällt das umso mehr ins Gewicht. Eine Alternative wäre z.B. "übellaunig"...oder noch besser...wenn Du die vier Silben in 1/1/2 aufteilst...Beispiel: "auch mal grimmig"
Zweiter Punkt: nicht (nur) wegen der Doppelung von "oder nett"...sondern weil nett kein Antonym zu dumm und schlau ist...würde ich hier was anderes wählen
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Danke für Eure Antworten!
(Möglicherweise haben wir unterschiedliche Beliebigkeits-Skalen)
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grummel grummel grummel
Ja, willkommen im Wolkenstein-Forum! Ich hoffe, Deine weiteren Beiträge sind etwas klarer und weniger beliebig.
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Hallo kleiner Mann,
welcome to the club! Wir haben eh Personalmangel hier, da ist so ein kleiner Mann sehr willkommen. Und mit den Kommentaren, Kritiken und Rückmeldungen steht es auch nicht zum Besten. Da ist jeder Nicht-nur-Mitleser höchst wertvoll. In diesem Sinne: melde dich zu Wort, wann immer du willst!
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Hallo!
Hallo ich bin's!
Der vielzitierte kleine Mann.
Nach Dir bin ich oder vor Dir dran.
Bin groß, bin klein, dünn faul sportlich oder fett
griesgrämig, freundlich, dumm schlau oder nett
zerbrechlich, stolz, stabil. Hinfällig wie ein Blatt.
Und eng und dicht gefüllt mit Wörtern
die auch jeder andre hat.
Hallo, ich kann noch immer
laufen, liegen, gehen oder stehn
und immer wieder gern die gleichen Filme,
Orte oder Menschen sehn.
Familie hab ich,
Kinder, Freunde oder keine.
Leb einsam, still, verlassen oder im Vereine.
Ja, das bin ich.
Ein Kristall.
Ein Körnchen Sand.
Und kommt ein Wetter, dann
weht es der Sturm weit übers Land.
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