Felix, ein ganz normaler Mann

[Gast]

Hier kommt ein Mann der alles kann
Hier kommt ein ganz normaler Mann

Felix war der hübsche Sohn
Er lebte von Papas Lohn
Der hatte eine Schaumweinfabrik
Die pleite ging und die es nicht mehr gibt

Der Alte gab sich ne Kugel darum
Der Junge war ein bisschen traurig drum

Später schrieb sich Felix nen Brief
Adressiert von ner Tante die es nicht mal gibt
Es stand geschrieben wir sind alle so traurig
Komm doch zu uns nach Paris

Der Koffer war schnell gepackt
Ein paar Bürsten und n schöner Frack
Das letzte Geld ging drauf fürs Billet
Nach Paris nach Paris

Er wusste nicht wovon er leben soll
Er wusste nur eins er hat die Schnauze voll

Hier kommt ein Mann der alles kann
Hier kommt ein ganz normaler Mann

Er machte sich schnell berühmt überall
Zuletzt wurde er König von Portugal

Der Ruhm raubte ihm den Verstand
Nunmehr lebte er gänzlich blank

Hier kommt ein Mann der alles kann
Hier kommt ein ganz normaler Mann
Hier kommt ein Mann der blank ziehn kann
Denn jeder weiß daß sein Puller Karate kann

[aerolith]

Jo, das rumpelt und pumpelt. Und der Schluß! Der ist bombazifinös.

[eulenspiegel]

Der Felix ist ein ziemlich lieblos und schludrig dahingereimter Schnösel.

[Mario Morgenroth (a.d.)]

Machen wir mal ein Gedicht daraus


Hier kommt ein Mann, der gar nichts kann,
Nie einen Blumentopf gewann.

Felix heißt der Kaufmannssohn,
Er lebte gut, von Papas Lohn;
Der hatte eine Sektfabrik,
Doch dann verließ ihn sein Geschick.

Da lud der Alte das Gewehr,
zur Reise ohne Wiederkehr.

Schon bald las Felix einen Brief,
der aus der Ferne nach ihm rief.
Es schrieb die Tante aus Paris:
Mach Urlaub – hier im Paradies.

Der Koffer, der war schnell gepackt,
Ein Hemd und Schuhe (rotgelackt)
Das letzte Geld floss ins Getriebe,
auf dem Weg zur Stadt der Liebe.

Dort lebt er noch, die Taschen leer,
um ihn herum ein Blütenmeer.

Hier steht ein Mann, der alles kann,
Und fängt nochmal von vorne an.

[eulenspiegel]

Nun, der MM macht einen gediegenen Vers draus. Danke.

Bleibt die Frage, ob man 'Gästen', die schnell mal anonym was reinrotzen, so viel Beachtung und Aufwand schenken sollte.

[Mario Morgenroth (a.d.)]

Ob es dieser Gast (noch) nicht besser kann...oder ob er/sie das absichtlich reinrotzte, das kann ich nicht beurteilen. Es hat mich nicht viel Zeit gekostet...und es ist eine gute Fingerübung.
,
Meine Vermutung: der Gast ist Musiker - mit seinem Text zeigt er eine gewisse Verachtung...gegenüber denen, die sich um gute Texte bemühen. Im Sinne von "eine gute Melodie verzeiht alles".

Man kann aber auch gute Melodien mit guten Texten ausstatten. Als Österreicher kommst Du aus dem Heimatland der Liedermacher. Von dort kommen so viele gute Songschreiber, dass man sie hier kaum alle aufzählen kann.

[aerolith]

Felix ist kein Name, über den ein Liedermacher ein Lied machen könnte. Dieses -ks ist doch tötlich für jeden Singsang. Klingt für mich eher nach künstlicher Intelligenz.

[Gast]

der ursprüngliche refrain ging so:

Felix oh Felix
Du hast alles und auch nix

Zur Kritik:

vielen Dank für die vielen Wortmeldungen. Ich beherzige immer gerne all eure netten kommentare.

gruß, saul

ps: stört das eigentlich jemanden, wenn ich mich nicht anmelde und ohne namen einen beitrag reinstelle? das ist keine absicht, sondern faulheit

[aerolith]

Ich habe in den letzten Jahren lernen müssen, daß Lyrik und Liedtexte zweierlei sind. Ein formal gelungener Text kann einen schlechten Liedtext abgeben, ein formal schlechter dagegen kann gerade deshalb gut klingen und wirken, weil der Sänger das nutzt. Ich glaube sogar, daß das formal schöne Gedicht eher schlecht intoniert werden kann.

[WirbelFCM]

Hmmm…
Würde ich so nicht pauschalisieren, obwohl da grundsätzlich was dran ist.

[saul]

zum eingangstext möchte ich noch einen kommentar abgeben. Ich spiele gerne mit den werken und texten von für mich bedeutenden künstlern. manchmal übertrage ich den stoff sehr vorsichtig und ernsthaft, machmal aber auch wie hier humoristisch. dabei ist aber immer eine tiefe und ernste versunkenheit in den stoff nötig, sonst wäre es für mich nicht interessant. felix krull ist für mich eine figur wie heinz strunk oder moraito. ich entscheide mich dann im zweifel lieber für die fiktiven figuren, wobei künstler als chimären realität und fiktion wunderbar verknüpfen, was glaube ich die mystik von kunst und künstlern ist. sie haben den schlüssel nach oz. ob der text gelungen ist, weiß ich nicht. ich schaffe auch einfach gerne brücken der erinnerung, ganz wie ein chronist. ein künstler ist wohl authentischer als ein historiker in diesen dingen. vermutlich habe ich deshalb auch das studium damals beendet. seis drum.
als ich im sommer 2022 in lübeck war, wollte ich ins buddenbrookhaus. es ist leider baustelle zu der zeit gewesen. thomas mann hat mich jedenfalls als einer von vielen vor dem geschichtsstudium bewahrt. vielleicht nehm ich mir demnächst mal den adrian leverkühn vor und laß ihn ein glasperlenspiel exerziern.