Nach so viel Transzendenz nun mal ein wenig Existenz. Ganz reale, triviale, naiv-gefühlte, alltägliche Existenz. Also das, was da ist. Exsistare - heraustreten, vor den Vorhang treten. Hinter dem die Transzendenz anfängt, liegt, verborgen ist. Existenz umfasst alle Dinge, die wir angreifen, sehen, hören, schmecken, kurz mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können. Die Existenz jener, zu deren Wahrnehmung ich einen sechsten und weitere Sinne benötigte, lasse ich jetzt offen. Die sind spekulativ. Und hier soll es mal um ganz triviale, banale, alltägliche Dinge gehen.
Pilze zum Beispiel. Schwammerl, wie unsereins sagt. Langjähriger Pilzesammler, der ich bin, habe ich einige erstaunliche Dinge von und über sie gelernt. Die wichtigste Lektion: du findest sie nie dort, wo du sie vermuten würdest, sondern stets an Orten und Plätzen, wo du kein Schwammerl suchen würdest. Hast du aber mal diese Plätze entdeckt, findest du sie immer wieder dort. Fast. Wenn das Wetter passt. Ist es zu trocken, bleiben sie weg. Manchmal passt aber auch die Wittrung und sie bleiben trotzdem aus. Manche kommen nicht jedes Jahr, manche im Abstand von Jahren, wobei ich bislang keine Perioden feststellen konnte. Es gibt Jahre, an denen manche Arten in Scharen erscheinen, wo sie ganz wegbleiben oder im üblichen Maß auftreten.
Aber der Reihe nach. Pilze sind kapriziöse Wesen. Machen, was und wie sie wollen. So kommt es mir vor. Und sie sind je nach Art und Region nicht nur dem Aussehen nach unterschiedlich, sondern auch innerhalb der Art von großer Vielfältigkeit. Nimm das ganz banale Eierschwammerl, auch Pfifferling genannt. Ich fand schon handtellergroße Exemplare mit ausladenden Hüten, bis zu 10 cm hohen Stielen und dann wieder die im gewohnten Format von 3-5 cm. Das mag am Boden und dem Wetter liegen. Was nicht an diesen äußeren Umständen liegt, ist ihre große Variabilität, was Farbe, Festigkeit des Fleisches, Hutform und Stielbeschaffenheit anlangt. Die Farbe kann von blaßgelb bis zu rötlichem Orange gehen, die Hüte sind oft ausladend oder am Rand nach innen gerollt, das Fleisch schwammig-weich bis knorpelig-fest. Die Stiele unterscheiden sich nicht nur der Länge und Dicke nach, sie können voll oder innen hohl sein. Ob es sich dabei um Unterarten handelt oder um zufällige Bandbreite der Erscheinung ein und derselben Art, weiß ich nicht. Gutes, schmackhaftes Eierschwammerl, ich ziehe meinen virtuellen Hut vor dir!
Was mich auch immer wieder erstaunt, ist die Platzwahl mancher Arten. Die begehrten Steinpilze stehen oft mitten auf dem Weg, an Weg- oder Waldrändern. Oft dort, wo buchstäblich steiniger Untergrund ein wenig gastliches Bett bietet. Vielleicht heissen sie ja deshalb Steinpilze. Keine Ahnung. Und dann wieder stehen sie tief im Wald, wo wenig Licht ankommt, auf braunem, bloß von Nadeln, Zweigen und Totholz bedecktem Boden. Der Steinpilz ist kein scheues Reh, er scheint die Gesellschaft des Menschen wenn schon nicht zu suchen, so wenigstens nicht zu meiden. Die schönsten und frischesten Exemplare, fest und wurmlos, fand ich mitten auf oder am Rand von gerölligen Forststraßen. Überhaupt sind Schwammerl keine ungeselligen Einzelgänger. Die meisten Arten treten in Gruppen, Scharen oft in Ringform, sogenannten Hexenringen auf. Kein Wunder wird der halbgebildete Laie sagen, sind sie doch unterirdisch durch weitverzweigte Netzwerke, auch als Myzel bekannt, verbunden. Tja, das unterirdische Leben der Pilze, wenig erforscht, sehr ausgedehnt, komplex und symbiotisch. Viele Arten gehen Lebensgemeinschaften mit bestimmten Baumarten ein. Man versorgt und schützt sich gegenseitig. Ein savoir vivre der besonderen Art. Wovon wir noch sehr wenig wissen, also auch die Experten. Warum es auch ziemlich schwierig ist, Pilze in eingens dafür angelegten Substraten, Kolonien und Plantagen zu züchten. Bei manchen Arten, die du im Supermarkt findest, ist es gelungen. Die begehrtetsten Spezies wie Eierschwammerl, Steinpilze - wovon es unzählige Unterarten gibt, Morcheln bis hin zum Trüffel, wiedersetzen sich der Zucht und kommerziellen Ausbeutung. Noch. Ich bin sicher, die Biotechniker werden auch das noch schaffen. Ob diese wirtschaftlichen Zuchtschwammerl allerdings in Geschmack, Aroma und Fleischqualität mit den wilden Artgenossen Schritt halten können, wage ich zu bezweifeln. Man sieht es ja beim Apfel, was Mensch in seiner Gier anrichtet. Die gängigen 10 Sorten, die tonnenweise in den Supermärkten verramscht werden, sehen zwar tadellos aus, haben aber nur 3 Geschmäcker, kein Aroma und nur Masse statt Klasse. Wer je eine der wunderbaren, charaktervollen alten Apfelsorten verkostet hat, die aus den Regalen verbannt werden, weil sie halt weniger ertragreich, häufig fleckig, schorfbefallen, von unregelmäßiger Gestalt dem Ideal des ewig gleichen Designerapfels widersprechen, wer je solche Äpfel genossen hat, wird nur widerwillig zu Gala, Elstar, Jonathan und Delicius greifen. Ich schweife ab.
Schwammerl. Schwammerlsucher. Die meisten Pilzsammler beschränken sich auf 3 bis 5 Arten. Weil sie nicht mehr kennen, Angst vor giftigen Doppelgängern haben, vor Verwechslungen und einfach nicht mehr als diese paar Arten bestimmen können. Hierorts sind die am häufigsten gesammelten das erwähnte Eierschwammerl, der Steinpilz, der Parasol - und da hört es auch schon auf. Nur wenige Kenner sammeln die zahlreichen Täublinge, Wald- und Wiesenchampignons, Kraterellen, Totentrompete, Birkenpilz und Marone. Die oft in Scharen aus dem Boden schießen. Gut für mich und andere, die sich nicht auf die drei Favoriten beschränken. Eine abstoßende Eigenschaft vieler Pilzsucher und Waldspaziergänger ist die Unsitte, jeden Pilz, den sie sehen, umzustoßen und nicht selten zu zerteilen oder gar zu zertreten. Obwohl sie in der Regel eh nicht in der Lage sind, das arme Schwämmlein zu identifizieren. Was treibt so einen Idioten an, ein so wunderbares Lebewesen einfach zu zerstören? Dummheit, Unwissenheit allein kann es nicht sein. Lust am Töten, am Vernichten? Machtrausch, Sadismus, Überlegenheitgefühl? Der Homo insapiens wie er heissen sollte, kann anscheinend nicht ohne Unterdrückung, Ausbeutung, Zerstörung. Als ob es ihm angeboren, eingeprägt. Da kommt mir immer der verhängnisvolle Bibelspruch des ollen Jahwe in den Sinn vom Untertanmachen alles Getiers und Gewächses. Der wohl fatalste, folgenreichste Blödspruch der Menschheitsgeschichte.
Zurück zu den Schwammerln. Ging gestern trotz Sturm und Lebensgefahr in den nahen Wald und sammelte einen Korb voll. Einige Maronen, ein paar Semmelstoppler, die letzten Eierschwammerl und einen Fuder voll Kraterellen. Alles sehr naß, weil es zuvor ausdauernd geregnet hatte. Die Kraterellen wurden getrocknet, der Rest zu einer Pfanne Pilzgulasch verköchelt. Und wieder wurde meine Erfahrung bestätigt, sie wachsen, wo sie wollen und nicht, wo ich sie vermute.
Ein altes Vorurteil wäre noch zu klären. Oft hörst oder liest du, dass das massenhafte Schwammerlsuchen die Pilzbestände gefährde und zu deren Verschwinden beitrage. Das ist falsch. Solange ein Schwammerlsammler ein paar selbstverständliche Verhaltensweisen befolgt, kann durch bloßes Sammeln von Pilzen deren Bestand nicht gefährdet werden. Pflücke also nicht ganz junge, kleine Exemplare, sondern nur reife, ausgewachsene und beschädige nicht das Myzel darunter, dann wird deine Sammelwut keinen Schaden anrichten. Des Sammlers Objekte der Begierde sind nämlich nicht die Pilze selbst, sondern nur deren Früchte. Ein Schwammerl pflücken ist das Gleiche wie einen Apfel pflücken. Davon geht der Baum auch nicht kaputt. Der eigentliche Pilz webt und lebt unter der Erde. Meist in Form eines ausgedehnten Netzwerks, Myzel genannt. Oft in Symbiose mit anderen Pflanzen, deren Wurzeln und in gegenseitiger Nutzbarkeit. Baumschlägerei mit schwerem Gerät, das den Boden platt macht und zu Beton verdichtet, Kahlschläge, die die Sonneneinstrahlung und damit die Austrocknung fördern und zudem die für das Myzel notwendigen Baumwurzeln abtöten, gefährden den Pilzbestand buchstäblich radikal und nachhaltig. Neben anderen Faktoren wie Dürren, Erwärmung und manchem, von dem wir noch keine Ahnung haben. Wie gesagt, der Pilz, das unbekannte Wesen. Geheimnisvoll, sagenumwoben und banal dir zu Füßen sprießend. Wenn du dich in den Forst wagst und bewegst.
Ich liebe sie die Schwammerl, ihre Vielfalt und Diversität (!), eigne sie mir kulturell und lukullisch an, kümmere mich weder um ihr Geschlecht, noch um ihre H(a)utfarbe. Es gibt einige Schwarze, die zu den köstlichsten gehören! Schlag nach im Pilzführer. Aber auch gelbe, rote, weiße, sogar grüne sind in Ausnahmefällen genießbar! Ja, der Pilz ist ein Paradebeispiel für Diversität, Grenzenlosigkeit, Durchmischung, Kooperation und 'Leben und leben lassen'. Meine Oma hätte gesagt, soll doch jeder nach seiner Fassong glücklich werden. Wobei auch 'unglücklich' mitschwingt. Voila. Cherchez le Champignon!
Hier noch ein Bildchen vom gestrigen Fang:
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Pilze zum Beispiel. Schwammerl, wie unsereins sagt. Langjähriger Pilzesammler, der ich bin, habe ich einige erstaunliche Dinge von und über sie gelernt. Die wichtigste Lektion: du findest sie nie dort, wo du sie vermuten würdest, sondern stets an Orten und Plätzen, wo du kein Schwammerl suchen würdest. Hast du aber mal diese Plätze entdeckt, findest du sie immer wieder dort. Fast. Wenn das Wetter passt. Ist es zu trocken, bleiben sie weg. Manchmal passt aber auch die Wittrung und sie bleiben trotzdem aus. Manche kommen nicht jedes Jahr, manche im Abstand von Jahren, wobei ich bislang keine Perioden feststellen konnte. Es gibt Jahre, an denen manche Arten in Scharen erscheinen, wo sie ganz wegbleiben oder im üblichen Maß auftreten.
Aber der Reihe nach. Pilze sind kapriziöse Wesen. Machen, was und wie sie wollen. So kommt es mir vor. Und sie sind je nach Art und Region nicht nur dem Aussehen nach unterschiedlich, sondern auch innerhalb der Art von großer Vielfältigkeit. Nimm das ganz banale Eierschwammerl, auch Pfifferling genannt. Ich fand schon handtellergroße Exemplare mit ausladenden Hüten, bis zu 10 cm hohen Stielen und dann wieder die im gewohnten Format von 3-5 cm. Das mag am Boden und dem Wetter liegen. Was nicht an diesen äußeren Umständen liegt, ist ihre große Variabilität, was Farbe, Festigkeit des Fleisches, Hutform und Stielbeschaffenheit anlangt. Die Farbe kann von blaßgelb bis zu rötlichem Orange gehen, die Hüte sind oft ausladend oder am Rand nach innen gerollt, das Fleisch schwammig-weich bis knorpelig-fest. Die Stiele unterscheiden sich nicht nur der Länge und Dicke nach, sie können voll oder innen hohl sein. Ob es sich dabei um Unterarten handelt oder um zufällige Bandbreite der Erscheinung ein und derselben Art, weiß ich nicht. Gutes, schmackhaftes Eierschwammerl, ich ziehe meinen virtuellen Hut vor dir!
Was mich auch immer wieder erstaunt, ist die Platzwahl mancher Arten. Die begehrten Steinpilze stehen oft mitten auf dem Weg, an Weg- oder Waldrändern. Oft dort, wo buchstäblich steiniger Untergrund ein wenig gastliches Bett bietet. Vielleicht heissen sie ja deshalb Steinpilze. Keine Ahnung. Und dann wieder stehen sie tief im Wald, wo wenig Licht ankommt, auf braunem, bloß von Nadeln, Zweigen und Totholz bedecktem Boden. Der Steinpilz ist kein scheues Reh, er scheint die Gesellschaft des Menschen wenn schon nicht zu suchen, so wenigstens nicht zu meiden. Die schönsten und frischesten Exemplare, fest und wurmlos, fand ich mitten auf oder am Rand von gerölligen Forststraßen. Überhaupt sind Schwammerl keine ungeselligen Einzelgänger. Die meisten Arten treten in Gruppen, Scharen oft in Ringform, sogenannten Hexenringen auf. Kein Wunder wird der halbgebildete Laie sagen, sind sie doch unterirdisch durch weitverzweigte Netzwerke, auch als Myzel bekannt, verbunden. Tja, das unterirdische Leben der Pilze, wenig erforscht, sehr ausgedehnt, komplex und symbiotisch. Viele Arten gehen Lebensgemeinschaften mit bestimmten Baumarten ein. Man versorgt und schützt sich gegenseitig. Ein savoir vivre der besonderen Art. Wovon wir noch sehr wenig wissen, also auch die Experten. Warum es auch ziemlich schwierig ist, Pilze in eingens dafür angelegten Substraten, Kolonien und Plantagen zu züchten. Bei manchen Arten, die du im Supermarkt findest, ist es gelungen. Die begehrtetsten Spezies wie Eierschwammerl, Steinpilze - wovon es unzählige Unterarten gibt, Morcheln bis hin zum Trüffel, wiedersetzen sich der Zucht und kommerziellen Ausbeutung. Noch. Ich bin sicher, die Biotechniker werden auch das noch schaffen. Ob diese wirtschaftlichen Zuchtschwammerl allerdings in Geschmack, Aroma und Fleischqualität mit den wilden Artgenossen Schritt halten können, wage ich zu bezweifeln. Man sieht es ja beim Apfel, was Mensch in seiner Gier anrichtet. Die gängigen 10 Sorten, die tonnenweise in den Supermärkten verramscht werden, sehen zwar tadellos aus, haben aber nur 3 Geschmäcker, kein Aroma und nur Masse statt Klasse. Wer je eine der wunderbaren, charaktervollen alten Apfelsorten verkostet hat, die aus den Regalen verbannt werden, weil sie halt weniger ertragreich, häufig fleckig, schorfbefallen, von unregelmäßiger Gestalt dem Ideal des ewig gleichen Designerapfels widersprechen, wer je solche Äpfel genossen hat, wird nur widerwillig zu Gala, Elstar, Jonathan und Delicius greifen. Ich schweife ab.
Schwammerl. Schwammerlsucher. Die meisten Pilzsammler beschränken sich auf 3 bis 5 Arten. Weil sie nicht mehr kennen, Angst vor giftigen Doppelgängern haben, vor Verwechslungen und einfach nicht mehr als diese paar Arten bestimmen können. Hierorts sind die am häufigsten gesammelten das erwähnte Eierschwammerl, der Steinpilz, der Parasol - und da hört es auch schon auf. Nur wenige Kenner sammeln die zahlreichen Täublinge, Wald- und Wiesenchampignons, Kraterellen, Totentrompete, Birkenpilz und Marone. Die oft in Scharen aus dem Boden schießen. Gut für mich und andere, die sich nicht auf die drei Favoriten beschränken. Eine abstoßende Eigenschaft vieler Pilzsucher und Waldspaziergänger ist die Unsitte, jeden Pilz, den sie sehen, umzustoßen und nicht selten zu zerteilen oder gar zu zertreten. Obwohl sie in der Regel eh nicht in der Lage sind, das arme Schwämmlein zu identifizieren. Was treibt so einen Idioten an, ein so wunderbares Lebewesen einfach zu zerstören? Dummheit, Unwissenheit allein kann es nicht sein. Lust am Töten, am Vernichten? Machtrausch, Sadismus, Überlegenheitgefühl? Der Homo insapiens wie er heissen sollte, kann anscheinend nicht ohne Unterdrückung, Ausbeutung, Zerstörung. Als ob es ihm angeboren, eingeprägt. Da kommt mir immer der verhängnisvolle Bibelspruch des ollen Jahwe in den Sinn vom Untertanmachen alles Getiers und Gewächses. Der wohl fatalste, folgenreichste Blödspruch der Menschheitsgeschichte.
Zurück zu den Schwammerln. Ging gestern trotz Sturm und Lebensgefahr in den nahen Wald und sammelte einen Korb voll. Einige Maronen, ein paar Semmelstoppler, die letzten Eierschwammerl und einen Fuder voll Kraterellen. Alles sehr naß, weil es zuvor ausdauernd geregnet hatte. Die Kraterellen wurden getrocknet, der Rest zu einer Pfanne Pilzgulasch verköchelt. Und wieder wurde meine Erfahrung bestätigt, sie wachsen, wo sie wollen und nicht, wo ich sie vermute.
Ein altes Vorurteil wäre noch zu klären. Oft hörst oder liest du, dass das massenhafte Schwammerlsuchen die Pilzbestände gefährde und zu deren Verschwinden beitrage. Das ist falsch. Solange ein Schwammerlsammler ein paar selbstverständliche Verhaltensweisen befolgt, kann durch bloßes Sammeln von Pilzen deren Bestand nicht gefährdet werden. Pflücke also nicht ganz junge, kleine Exemplare, sondern nur reife, ausgewachsene und beschädige nicht das Myzel darunter, dann wird deine Sammelwut keinen Schaden anrichten. Des Sammlers Objekte der Begierde sind nämlich nicht die Pilze selbst, sondern nur deren Früchte. Ein Schwammerl pflücken ist das Gleiche wie einen Apfel pflücken. Davon geht der Baum auch nicht kaputt. Der eigentliche Pilz webt und lebt unter der Erde. Meist in Form eines ausgedehnten Netzwerks, Myzel genannt. Oft in Symbiose mit anderen Pflanzen, deren Wurzeln und in gegenseitiger Nutzbarkeit. Baumschlägerei mit schwerem Gerät, das den Boden platt macht und zu Beton verdichtet, Kahlschläge, die die Sonneneinstrahlung und damit die Austrocknung fördern und zudem die für das Myzel notwendigen Baumwurzeln abtöten, gefährden den Pilzbestand buchstäblich radikal und nachhaltig. Neben anderen Faktoren wie Dürren, Erwärmung und manchem, von dem wir noch keine Ahnung haben. Wie gesagt, der Pilz, das unbekannte Wesen. Geheimnisvoll, sagenumwoben und banal dir zu Füßen sprießend. Wenn du dich in den Forst wagst und bewegst.
Ich liebe sie die Schwammerl, ihre Vielfalt und Diversität (!), eigne sie mir kulturell und lukullisch an, kümmere mich weder um ihr Geschlecht, noch um ihre H(a)utfarbe. Es gibt einige Schwarze, die zu den köstlichsten gehören! Schlag nach im Pilzführer. Aber auch gelbe, rote, weiße, sogar grüne sind in Ausnahmefällen genießbar! Ja, der Pilz ist ein Paradebeispiel für Diversität, Grenzenlosigkeit, Durchmischung, Kooperation und 'Leben und leben lassen'. Meine Oma hätte gesagt, soll doch jeder nach seiner Fassong glücklich werden. Wobei auch 'unglücklich' mitschwingt. Voila. Cherchez le Champignon!
Hier noch ein Bildchen vom gestrigen Fang:
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