Viktor und das Schicksal
Draußen in der Welt war gerade der Winter mit dickem Schnee
Und lauen Temperaturen nahe über dem Gefrierpunkt
Hereingebrochen, und allseits trieb eine Ahnung nach einem kalten
Derben Januar Jung und Alt gleichermaßen um. Ausgenommen
Die ganz kleinen wußten auch schon die jungen Leute um die bevorstehende
Winterarbeit und stimmten sich innerlich auf die kräftezehrende Zeit ein,
Aber auch auf den Erlöser März. Es half das Darben hinnehmen
Und die Hoffnung oder auch die Ahnung für das angenehmere zukünftige
Leben aufrechterhalten oder wecken.
Jedoch trieben den Protagonisten dieser Geschichte größere Erwartungen
Um als ein angenehmes Leben. Er erwartete schon länger seine Krönung
Und Heiligsprechung.
Als der Junge Viktor ein kleiner Bub von gerade einmal
Fünf Jahren war, hatte ihm seine Mutter eine andachtsvolle Geschichte
Von seinem Großvater Hanebu erzählt. Anders als bei den Märchen, die er sonst
Von der Mutter zur Bettstunde erzählt bekommen hatte, hatte er bei dieser keine
Unernstlichen Kinderfragen über den weiteren Verlauf gestellt oder mögliche
Änderungsvorschläge eingeworfen. Ob es eine erste Ahnung gewesen ist, diese
Erzählung wäre kein eigentliches Märchen, oder aber das Wunderbare und
Sich ihm Offenbarende versetzte ihn in ungeteilten Gehorsam, war er weder in
Gedanken zu artikulieren in der Lage
Gewesen, noch hatte er ein bestimmtes Gefühl darauf
Aus seiner bisherigen Erinnerung hervorrufen gekonnt.
Die Mutter hatte dem kleinen Knaben alles offengelegt und so war Viktor
In seinem Bett gelegen und sann mit halbgeschlossenen Augen nach dem
Großvater, dem Zauberermeister, der droben im schwarzen Siebenwald
Über Berge, Flüsse und Wälder wachte.
Eines Tages, so hatte es ihm die Mutter versprochen, würde er einer großen
Wilden Katze begegnen. Die gehöre zum Großvater und führe ihn in sein Reich,
Wo er der Junge die Zauberkünste und Zauberdinge benutzen lernen würde.
Die Mutter selbst hatte vormals noch in ihrem Mädchenalter das Sehen und
Schauen bei Hanebu gelernt und hielt es dann also für das Richtige, dem Jungen
Sein Schicksal zu zeigen.
In dieser ersten ahndungsvollen Zeit verschmolzen Viktor oft Traum und Welt und
Manches Mal fand er sich in einem Raum, ohne Ort und Zeit zu wissen, oder er vergaß
Beim Spielen mit Kameraden seinen eigenen Namen, sodaß die anderen Kinder ihn schon
Früh für eine außergewöhnliche Art Sonderling hielten, mit dem eher eine
Bekanntschaft als eine Freundschaft zu pflegen geraten wäre.
Als aus dem Knaben ein Bursche geworden war, hatten sich seine
Gedanken an die Erzählung der Mutter und die schicksalhafte Begegnung mit der
Katze verfestigt. Da empfand er recht wohl sein Schicksal vor sich und er war
Zutiefst bereit gestimmt, es an sich zu nehmen. Er rechnete sich zuweilen schon
Ganz hoch zum Zauberermeister, oder gar zum obersten Gelehrten der
Zauberkünste.
Nach dieser noch recht hinnehmbaren Entwicklung geschah dann aber eine Verwandlung seiner Gedanken
Und es befiel den Jungen eine mehrere Jahre währende Gemütskrankheit, derer er nie wieder
Auf einem einfachen Pfade ledig werden konnte.
Er besuchte seit einigen Jahren die obere Schule ohne große Verfehlung oder
Mühe und hielt bisher aller weltlichen Gelehrigkeit und ihrem Betriebseifer stand,
Ohne sich innerst von seinem Traumbilde seines ganz eigenen Schicksals zu
Entfernen. Bis zu dem Tag als in einer Philosophiestunde der Zweifel in ihm
Keimte. Es war eine Stunde zu verschiedenen Deutungen des Begriffs der
Freiheit. Zuletzt geriet die Unterweisung in Metaphysik in einen physikalischen
Diskurs über die Synchronizität, dessen Beschluss die Unmöglichkeit der
Beobachtung des Gegenstandes der Freiheit sein musste. Viktor hing jedoch einer gänzlich
Verschiedenen Auffassung an, und zwar dem Begriff der Freiheit, der besagt sie sei
Gegeben, wenn einer etwas nicht tun müsse, was er nicht wolle.
Sein ohnehin verzauberter Geist sog dies gedankliche Destillat gierig auf.
Und schon bald drang es tief in sein Wesen und war unheilvolles Gift.
Nach und nach traf dieser neue Bewohner in ihm vielerlei Entscheidungen.
Eine erste Konvention brach er, indem er jeden Gruß und jede Regung des Gemüts nach
Außen vermied, was seine Mitwelt ohne Zweifel als geistige Störung aufnahm.
Zuletzt verlor er das Urvertrauen in das Leben selbst, und gleichermaßen schien
Ihm jede menschliche Handlung Betrug und Verrat und alles Leben selbst
Scheinheilig und unwahr. Immer wieder aber gab sich sein neues Inneres bald als
Reaktion auf die Umwelt zu erkennen, wobei keiner in der Lage gewesen wäre,
Genau zu erkennen, was ihm dazu Anlass gegeben haben mochte. Es konnte sein,
Daß er plötzlich laut aufzuschreien begann, wenn ihm jemand auf die Lippen
Schaute, oder daß er als Antwort auf die Frage nach seinem Befinden einen Monolog über
Geometrische Formen wie von einem Tonträger her abspulte.
Jedenfalls war man sich überall dort, wo eine Unterredung um den Jungen
Entfachte einig, er müsse in der nächsten Zeit ins Narrenhaus gebracht werden.
In dieser kritischen Phase seines Befindens begann er, viel zu schlafen.
Einige behaupten im Traum begegne den Menschen oft ihr eigenes
Unterbewußtsein und diesem entgegengesetzt sei das Bewußtsein und irgendwo
Dazwischen oder dahinter sei auch noch das Vorbewußtsein und über allem
Wabere das Überbewußtsein, und die müssten alle ausdifferenziert werden,
Sonst verstünde einer den Menschen nicht.
Bei Viktor verhielt sich der Traum eben insofern entgegengesetzt, als daß
Der verängstigte Rest seiner angeketteten Kinderseele erwachte. So träumte er.
Als er aufwachte beschleunigte sein Puls die Frequenz fortwährend und zugleich
Stieg seine Körpertemperatur und versetzte ihn in ein furchtbares Fieber.
Getrieben vom Geist einer ausweglosen Erkenntnis verfluchte er bald flüsternd
Mit Zischen, bald ächzend mit Grollen in unsagbar abscheulichen Reimen den
Letzten Funken, den seine Kinderseele im Traume versprüht hatte.
Draußen hatte bereits das neue Jahr mit der vollen Strenge des Winters
Das Land in Schnee und Eis gehüllt. Viktor fasste den Entschluss, sich dieses Umstandes zu
Bemächtigen, ihn zu benutzen, um die kleine vergewaltigte Seele schließlich erfrieren
Zu lassen. Grad wie er geboren war, stieg er aus dem Haus und watete mit wilden
Verrenkungen in den ernsten, eisigen Morgen. Wenige Augenblicke nur währte dies
Zuckende Schauspiel, da sank er auf die Knie, brach in den vereisten, verkrusteten Schnee
Und steckte den Kopf in denselben. Nur sein Rücken und das Hinterteil ragten aus der Ebene.
Wie ein Säugling also lag er da, ganz still. Aus seinem Mund trieften und schäumten Galle
Und Blut und der Junge war tot.
Nach einigen wenigen Morgenstunden erschien die wilde Katze aus dem nahegelegenen Walde
Her. Ihre Gestalt war riesenhaft und furchterregend. Sie öffnete ihr Maul und hakte ihre
Spitzen Zähne in seine Hüftknochen ein. Dann schleppte sie ihn, der nun ganz steif geworden
War durch den schwarzen Siebenwald und lief den Fluß hinauf und schließlich den Berg hinan,
Wo der Zauberer in der Höhle des Flußquells das Gespann bereits erwartete. Der Zauberer
Entließ die Katze mit einer kreisförmigen Armbewegung im Uhrzeigersinn aus ihrem Dienst,
Wobei sich seine Robe theatralisch aufschwang und hieß sie die beiden, Großvater und Enkel für
Die bald folgende Zeremonie allein zu lassen.
Zuerst füllte er eine Flasche halbvoll mit Quellwasser. Dann sprach er die Formel für die
Herauslösung der Seele aus dem Körper, der ihr Gefängnis geworden war und überführte
Sie in die Flasche, die sich sodann bis in den Hals und endlich vollends füllte.
Schließlich verschloss er sie mit einem Korken und verbarg sie sicher in seinem Mantel.
Er wandte sich zu einer Empore um, auf der eine silberne Klinge mit Sprüchen in
Runenschrift bereitlag, nahm dies Schwert in die rechte Hand und beschwor den Dämon aus
Dem toten Leib. Da erhob sich der vereiste Körper mit krachenden, knackenden Verrenkungen
Und geiferte mit bestialischen Lauten totbringende Sprüche. Der Zauberer aber hieb ihm den
Kopf und die Arme und zuletzt die Schenkel und den Nabel entzwei. Als der Dämon
Aus dem offenen Schlund entweichen wollte, zog der Zauberer das Geschöpf mit seinen
Kräften in eine Truhe, die mit Bannsprüchen versehen war.
Nachdem der Geist besiegt war, kümmerte sich der Großvater um die Seele seines Enkels.
Er gab sie nun aus der Flasche in die Quelle und ließ sie in den Kreislauf des Lebens
Wiederkehren. Im darauffolgenden Frühjahr tauchte ein junger Vogel in der Höhle des
Zauberers auf und wich nicht mehr von seiner Seite. Das war Viktor. Und hier endet die Geschichte.
Draußen in der Welt war gerade der Winter mit dickem Schnee
Und lauen Temperaturen nahe über dem Gefrierpunkt
Hereingebrochen, und allseits trieb eine Ahnung nach einem kalten
Derben Januar Jung und Alt gleichermaßen um. Ausgenommen
Die ganz kleinen wußten auch schon die jungen Leute um die bevorstehende
Winterarbeit und stimmten sich innerlich auf die kräftezehrende Zeit ein,
Aber auch auf den Erlöser März. Es half das Darben hinnehmen
Und die Hoffnung oder auch die Ahnung für das angenehmere zukünftige
Leben aufrechterhalten oder wecken.
Jedoch trieben den Protagonisten dieser Geschichte größere Erwartungen
Um als ein angenehmes Leben. Er erwartete schon länger seine Krönung
Und Heiligsprechung.
Als der Junge Viktor ein kleiner Bub von gerade einmal
Fünf Jahren war, hatte ihm seine Mutter eine andachtsvolle Geschichte
Von seinem Großvater Hanebu erzählt. Anders als bei den Märchen, die er sonst
Von der Mutter zur Bettstunde erzählt bekommen hatte, hatte er bei dieser keine
Unernstlichen Kinderfragen über den weiteren Verlauf gestellt oder mögliche
Änderungsvorschläge eingeworfen. Ob es eine erste Ahnung gewesen ist, diese
Erzählung wäre kein eigentliches Märchen, oder aber das Wunderbare und
Sich ihm Offenbarende versetzte ihn in ungeteilten Gehorsam, war er weder in
Gedanken zu artikulieren in der Lage
Gewesen, noch hatte er ein bestimmtes Gefühl darauf
Aus seiner bisherigen Erinnerung hervorrufen gekonnt.
Die Mutter hatte dem kleinen Knaben alles offengelegt und so war Viktor
In seinem Bett gelegen und sann mit halbgeschlossenen Augen nach dem
Großvater, dem Zauberermeister, der droben im schwarzen Siebenwald
Über Berge, Flüsse und Wälder wachte.
Eines Tages, so hatte es ihm die Mutter versprochen, würde er einer großen
Wilden Katze begegnen. Die gehöre zum Großvater und führe ihn in sein Reich,
Wo er der Junge die Zauberkünste und Zauberdinge benutzen lernen würde.
Die Mutter selbst hatte vormals noch in ihrem Mädchenalter das Sehen und
Schauen bei Hanebu gelernt und hielt es dann also für das Richtige, dem Jungen
Sein Schicksal zu zeigen.
In dieser ersten ahndungsvollen Zeit verschmolzen Viktor oft Traum und Welt und
Manches Mal fand er sich in einem Raum, ohne Ort und Zeit zu wissen, oder er vergaß
Beim Spielen mit Kameraden seinen eigenen Namen, sodaß die anderen Kinder ihn schon
Früh für eine außergewöhnliche Art Sonderling hielten, mit dem eher eine
Bekanntschaft als eine Freundschaft zu pflegen geraten wäre.
Als aus dem Knaben ein Bursche geworden war, hatten sich seine
Gedanken an die Erzählung der Mutter und die schicksalhafte Begegnung mit der
Katze verfestigt. Da empfand er recht wohl sein Schicksal vor sich und er war
Zutiefst bereit gestimmt, es an sich zu nehmen. Er rechnete sich zuweilen schon
Ganz hoch zum Zauberermeister, oder gar zum obersten Gelehrten der
Zauberkünste.
Nach dieser noch recht hinnehmbaren Entwicklung geschah dann aber eine Verwandlung seiner Gedanken
Und es befiel den Jungen eine mehrere Jahre währende Gemütskrankheit, derer er nie wieder
Auf einem einfachen Pfade ledig werden konnte.
Er besuchte seit einigen Jahren die obere Schule ohne große Verfehlung oder
Mühe und hielt bisher aller weltlichen Gelehrigkeit und ihrem Betriebseifer stand,
Ohne sich innerst von seinem Traumbilde seines ganz eigenen Schicksals zu
Entfernen. Bis zu dem Tag als in einer Philosophiestunde der Zweifel in ihm
Keimte. Es war eine Stunde zu verschiedenen Deutungen des Begriffs der
Freiheit. Zuletzt geriet die Unterweisung in Metaphysik in einen physikalischen
Diskurs über die Synchronizität, dessen Beschluss die Unmöglichkeit der
Beobachtung des Gegenstandes der Freiheit sein musste. Viktor hing jedoch einer gänzlich
Verschiedenen Auffassung an, und zwar dem Begriff der Freiheit, der besagt sie sei
Gegeben, wenn einer etwas nicht tun müsse, was er nicht wolle.
Sein ohnehin verzauberter Geist sog dies gedankliche Destillat gierig auf.
Und schon bald drang es tief in sein Wesen und war unheilvolles Gift.
Nach und nach traf dieser neue Bewohner in ihm vielerlei Entscheidungen.
Eine erste Konvention brach er, indem er jeden Gruß und jede Regung des Gemüts nach
Außen vermied, was seine Mitwelt ohne Zweifel als geistige Störung aufnahm.
Zuletzt verlor er das Urvertrauen in das Leben selbst, und gleichermaßen schien
Ihm jede menschliche Handlung Betrug und Verrat und alles Leben selbst
Scheinheilig und unwahr. Immer wieder aber gab sich sein neues Inneres bald als
Reaktion auf die Umwelt zu erkennen, wobei keiner in der Lage gewesen wäre,
Genau zu erkennen, was ihm dazu Anlass gegeben haben mochte. Es konnte sein,
Daß er plötzlich laut aufzuschreien begann, wenn ihm jemand auf die Lippen
Schaute, oder daß er als Antwort auf die Frage nach seinem Befinden einen Monolog über
Geometrische Formen wie von einem Tonträger her abspulte.
Jedenfalls war man sich überall dort, wo eine Unterredung um den Jungen
Entfachte einig, er müsse in der nächsten Zeit ins Narrenhaus gebracht werden.
In dieser kritischen Phase seines Befindens begann er, viel zu schlafen.
Einige behaupten im Traum begegne den Menschen oft ihr eigenes
Unterbewußtsein und diesem entgegengesetzt sei das Bewußtsein und irgendwo
Dazwischen oder dahinter sei auch noch das Vorbewußtsein und über allem
Wabere das Überbewußtsein, und die müssten alle ausdifferenziert werden,
Sonst verstünde einer den Menschen nicht.
Bei Viktor verhielt sich der Traum eben insofern entgegengesetzt, als daß
Der verängstigte Rest seiner angeketteten Kinderseele erwachte. So träumte er.
Als er aufwachte beschleunigte sein Puls die Frequenz fortwährend und zugleich
Stieg seine Körpertemperatur und versetzte ihn in ein furchtbares Fieber.
Getrieben vom Geist einer ausweglosen Erkenntnis verfluchte er bald flüsternd
Mit Zischen, bald ächzend mit Grollen in unsagbar abscheulichen Reimen den
Letzten Funken, den seine Kinderseele im Traume versprüht hatte.
Draußen hatte bereits das neue Jahr mit der vollen Strenge des Winters
Das Land in Schnee und Eis gehüllt. Viktor fasste den Entschluss, sich dieses Umstandes zu
Bemächtigen, ihn zu benutzen, um die kleine vergewaltigte Seele schließlich erfrieren
Zu lassen. Grad wie er geboren war, stieg er aus dem Haus und watete mit wilden
Verrenkungen in den ernsten, eisigen Morgen. Wenige Augenblicke nur währte dies
Zuckende Schauspiel, da sank er auf die Knie, brach in den vereisten, verkrusteten Schnee
Und steckte den Kopf in denselben. Nur sein Rücken und das Hinterteil ragten aus der Ebene.
Wie ein Säugling also lag er da, ganz still. Aus seinem Mund trieften und schäumten Galle
Und Blut und der Junge war tot.
Nach einigen wenigen Morgenstunden erschien die wilde Katze aus dem nahegelegenen Walde
Her. Ihre Gestalt war riesenhaft und furchterregend. Sie öffnete ihr Maul und hakte ihre
Spitzen Zähne in seine Hüftknochen ein. Dann schleppte sie ihn, der nun ganz steif geworden
War durch den schwarzen Siebenwald und lief den Fluß hinauf und schließlich den Berg hinan,
Wo der Zauberer in der Höhle des Flußquells das Gespann bereits erwartete. Der Zauberer
Entließ die Katze mit einer kreisförmigen Armbewegung im Uhrzeigersinn aus ihrem Dienst,
Wobei sich seine Robe theatralisch aufschwang und hieß sie die beiden, Großvater und Enkel für
Die bald folgende Zeremonie allein zu lassen.
Zuerst füllte er eine Flasche halbvoll mit Quellwasser. Dann sprach er die Formel für die
Herauslösung der Seele aus dem Körper, der ihr Gefängnis geworden war und überführte
Sie in die Flasche, die sich sodann bis in den Hals und endlich vollends füllte.
Schließlich verschloss er sie mit einem Korken und verbarg sie sicher in seinem Mantel.
Er wandte sich zu einer Empore um, auf der eine silberne Klinge mit Sprüchen in
Runenschrift bereitlag, nahm dies Schwert in die rechte Hand und beschwor den Dämon aus
Dem toten Leib. Da erhob sich der vereiste Körper mit krachenden, knackenden Verrenkungen
Und geiferte mit bestialischen Lauten totbringende Sprüche. Der Zauberer aber hieb ihm den
Kopf und die Arme und zuletzt die Schenkel und den Nabel entzwei. Als der Dämon
Aus dem offenen Schlund entweichen wollte, zog der Zauberer das Geschöpf mit seinen
Kräften in eine Truhe, die mit Bannsprüchen versehen war.
Nachdem der Geist besiegt war, kümmerte sich der Großvater um die Seele seines Enkels.
Er gab sie nun aus der Flasche in die Quelle und ließ sie in den Kreislauf des Lebens
Wiederkehren. Im darauffolgenden Frühjahr tauchte ein junger Vogel in der Höhle des
Zauberers auf und wich nicht mehr von seiner Seite. Das war Viktor. Und hier endet die Geschichte.
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