Vom Lob der Melancholie. Also im Grunde geht es um 'feeling blue'. Aber dem Adjektiv blue steht kein adäquates im Deutschen gegenüber. Traurig ist es nicht, niedergeschlagen erst recht nicht. Am ehesten noch melancholisch, aber auch das passt nicht. Wehmütig kommt auch gut hin, doch weht zu viel Resignation mit herein. Die mitschwingenden Emotionen sowohl bei traurig, niedergeschlagen als auch melancholisch und wehmütig decken sich nicht mit blue. Blue kommt vom Blues - oder umgekehrt, wer weiß das schon, also jener Musikform, die im Englischen im Plural steht, im Deutschen meist im Singular als der Blues verwendet wird. Der Duden sagt zu blue nichts. Ist ihm noch zu denglisch. Andere Wörterbücher finden die genannten Adjektive und noch mehr im übertragenen Sinne wie alle Arten von Blau (von azur bis zartblau) oder eine Menge anderer, meist negativ konnotierter Eigenschaften wie pornografisch, derb, grob etc. Also was nun?
Es geht um Stimmung. Nicht von Saiten eines physischen Instruments, sondern um die unseres Empfindungsapparats. Bleiben wir halt bei melancholisch. Warum aber ein Loblied singen auf diese gedrückte Gemütslage? Sind wir nicht angehalten, fröhlich, lustig, positiv gestimmt zu sein? Ist nicht jede Trübung unserer Gefühle etwas, das wir meiden, vor dem wir, je nach Intensivität, Angst haben. Was wir bei längerer Dauer und wiederholtem Auftreten als krank, pathologisch empfinden? Tatsächlich kann man es sich in unserer heutigen Leistungsgesellschaft nicht leisten, über längere Zeit nicht voll leistungsfähig zu sein. Und Traurigkeit, gedrückte Stimmung, gar Depression sind keine Erfolgsfaktoren. Deshalb verstecken wir diese Gefühle auch vor der Welt. Zumeist. Nur in wenigen, ausgesuchten Situationen drücken wir sie aus, weil dann gesellschaftlich geduldet oder erwartet.
Jeder Mensch ist immer wieder mal traurig. Oft aus Gründen, die von aussen auf ihn einwirken; deren Anzahl ist unerschöpflich: Trennung, Abschied, Krankheit, Verluste aller Art usw. Oft ist aber kein äusserer Anlaß auszumachen. Da überfällt dich die Melancholie einfach. Grundlos, anlaßlos, ohne Vorwarnung. Wir haben keine Gewalt über das Aufkommen unserer Emotionen, können bestenfalls, wenn sie da sind, irgendwie damit umgehen, zurechtkommen, sie verwalten. Manchmal auch nicht, dann werden wir überwältigt bis hin zum Zusammenbruch der inneren Ordnung. Die Gefühlswelt ist eine anarchische, archaische, kommt aus dem Unbewussten, bricht aus wie ein Vulkan. Wie das Erdinnere kaum erforscht, ist auch unser Gefühlsinneres eine terra incognita. Alle Psychoanalyse, Traumdeutung, Tiefbohrungen in der Seelentektonik haben bislang nichts daran geändert, dass die Seele ein Mysterium bleibt. Auch die Neurophysiologen, Neurobiologen und Gehirnchemiker haben die Seele nicht entdeckt, geschweige denn erforschen können. Ich bleib bis zum Beweis des Gegenteils dabei, die Seele ist ein Produkt meines Gehirns, ein Konstrukt, undefinierbar, ungreifbar, virtuell. Nix Geistiges, Spirituelles, nix Jenseitiges, Übersinnliches, nix Metaphysikalisches. Aber auch nix Wägbares, Messbares, Sichtbares, kein Objekt, nix Abzugrenzendes, Definierbares. Man soll in der Wissenschaft immer die einfachste These wählen, sie erweist sich meist als die beste. Also ist Seele ein Kompositum aus Chemie, Physik, Bewusstsein etwas, was an Gehirntätigkeit gebunden ist. Wo kein halbwegs intaktes Gehirn, dort kein Bewusstsein. Punkt. Alle Erfahrung unterstützt diese Annahme.
Wo war ich? Ach ja, feeling blue. Melancholie im September hieß mal ne deutsche Schnulze aus den boaring sixties. Weil deutscher Schlager war immer boaring. Also ich verbinde da nix mit Melancholie, nur mit Langeweile und peinlichem Kitsch. Echte Melancholie ist ein edles Gefühl, ein vornehmes, erhabenes. Sie ist die Schwebe zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen Beschwingtsein und Niedergeschlagenheit. Und diese Schwebe macht ihren Reiz aus. Wie die raffinierte Verhüllung einschlägiger Körperstellen mehr erregt, als deren platte Nacktheit. Bei den meisten, nicht allen. Springt ja auch nicht jeder auf Melancholie an, manche kennen diese Empfindung überhaupt nicht. Die übersteigt ihre seelische Temperaturskala. Um Melancholie erleben und schätzen zu können, ist eine Melange verschiedener Eigenschaften nötig, die sowohl genetische, soziale, kulturelle und andere Faktoren umfassen. Es gibt tatsächlich Menschen, die dieses feeling blue nicht kennen. Oder sich davor fürchten und es verdrängen. Kommt dann vielleicht irgendwann als Depression oder bipolare Störung zurück. Wer weiß das schon. Ich hab jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die zur Melancholie neigen und diesen Gemütszustand zulassen und nicht ängstlich zu vermeiden suchen, dass solche Leute ganz umgängliche und unaufdringliche Zeitgenossen sind. Und das ist ja nicht wenig heutzutage, wo jeder Halawachel (auch so ein bildhaft sprechender Mundartausdruck, der allmählich ausstirbt; und den man gar nicht übersetzen muß, weil er für sich spricht) seine Weisheiten, Bedürfnisse, Frustrationen, Kränkungen und Alpträume ins weltweite Netz des asozialen Schwachsinns postet. Diese Art sozialer und emotionaler Inkontinenz - anonym, versteht sich - ist ein Kennzeichen der Netzwelt. Man würde sich wundern, wie die Menschen in realiter aussehen und sich benehmen, die im Netz als Trolle auftreten, andere beschimpfen, beleidigen und bedrohen. Oder umgekehrt, dem höflichen, schüchternen Biowarekonsumenten vor dir an der Supermarktkassa, der den direkten Blick meidet, siehst du nicht an, dass er sich in sozialen Netzwerken auskotzt oder Kinderpornos konsumiert. Was das mit Melancholie zu tun hat? Nicht viel. Die Diskussionskultur in den Weiten des weltumspannenden Netzes macht mich nicht melancholisch, sondern je nach Verfassung wütend oder depressiv. Und mit Depression darfst du Melancholie nicht verwechseln. Sagte ich schon.
Ich bin überzeugt, dass viele, ja die Mehrzahl aller Kunsterzeugnisse von Sprache bis Bild, von Ton bis Skulptur auf dem Humus der Melancholie gediehen. Diese blaue Stimmung ist extrem kreativ. Die Anhänger klassischer Formenstrenge und Ausdruckskontrolle werden mir da nicht folgen. Doch mit Verlaub gesagt, die meisten klassischen Kunstproduktionen finde ich ziemlich langweilig. Das Bemühen um die Einhaltung selbstgesetzter Grenzen, oktroyierter Maße und Regeln macht die meisten klassischen Sprach- und Tonerzeugnisse fad bis ungenießbar. Für mich wenigstens. Während ich deren Inhalte oft schätze, deren Formenstrenge bewundere und überhaupt nur staunend davor mein hochmütiges Haupt senken kann, ergreifen sie mich nicht, lassen sie mich seltsam kalt. Eine Melancholie spüre ich da nicht. Die kam dann später. Mit der Romantik. An der ich auch vieles auszusetzen hab. Aber vieles noch mehr liebe.
Ja die blaue Stimmung. Da muß ich an die blaue Blume denken. Diese obskure Objekt romantischer Begierde, das geheimnisvoll durch die blauen Salons wabert, hab ich nie verstanden. Wenn ich meinem Schulwissen vertrauen darf, war es Novalis - oder Hölderlin? -, der die blaue Blume ins romantische Ambiente einführte. Seitdem gilt sie als Symbol für alles und vieles, immer ist Sehnsucht dabei, Wunsch nach einer besseren Welt, einem besseren Leben, Metapher für ein Ziel in der Ferne, unerreichbar, unbenennbar. Liebe ist auch dabei. Und Wehmut. Und vieles andere. Auch Melancholie. Sehnsucht und Unerreichbarkeit machen selbstverständlich auch blau, blue, wehmütig. Die blaue Blume - ein schönes Bild für das suchende Menschenherz.
Dann gibt es auch den blauen Salon. Keine Ahnung, was das sein soll. Aber es gibt deren viele. Jede Stadt hat deren mehrere. Meist sind es Treffpunkte, Lokale mit gediegener Ausstattung, Prunkzimmer in Schlössern, Museen oder Bars in Hotels. Naja, blau scheint jedenfalls eine Farbe zu sein, die die Fantasie der Leute anregt. Dennoch empfinden sie viele als kalt, abweisend. Und da haben wir wieder das Schwebende. Blau pendelt zwischen den Polen Anziehung und Abstoßung. Ist attraktiv und zurückweisend zugleich. Ich liebe blau, besonders das helle, zarte Blau eines lichtdurchfluteten Gewässers, eines Baches, Seeufers. Aber auch die kräftigen Töne der sommerlichen Abenddämmerung, wo das Orange der längst versunkenen Sonne verblasst und dem tiefen Blau des aufsteigenden Sternenhimmels weicht. Kannst du aber nur irgendwo fernab jeder Lichtverschmutzung erleben. Dann fall ich hinein in dieses Blau, dieses feeling blue. Dann könnte ich fast verleitet sein, hinter meiner belanglosen, absurden Existenz noch etwas mehr als Unbeholfenheit, Tolpatschigkeit, Tragik und Selbstüberschätzung zu suchen. Aber das würde mir nur meine blaue Stimmung verwässern. Also lasse ich solche Verirrungen meiner Hybris gleich wieder im schwarzen Schlund des betrachteten Universums versinken.
Alles klar? Wer jetzt noch nicht ahnt, was feeling blue sein könnte, der ist vielleicht näher dran, als er glaubt. Und ich, der blaue Einfaltspinsel, ich mach mal Schluß. Mal mir eine blaue Blume auf die Stirn oder den Arsch, schenk mir ein Glas Blaufränkisch ein und hör mir einen Blauen an. Living the Blues - was sonst?
Es geht um Stimmung. Nicht von Saiten eines physischen Instruments, sondern um die unseres Empfindungsapparats. Bleiben wir halt bei melancholisch. Warum aber ein Loblied singen auf diese gedrückte Gemütslage? Sind wir nicht angehalten, fröhlich, lustig, positiv gestimmt zu sein? Ist nicht jede Trübung unserer Gefühle etwas, das wir meiden, vor dem wir, je nach Intensivität, Angst haben. Was wir bei längerer Dauer und wiederholtem Auftreten als krank, pathologisch empfinden? Tatsächlich kann man es sich in unserer heutigen Leistungsgesellschaft nicht leisten, über längere Zeit nicht voll leistungsfähig zu sein. Und Traurigkeit, gedrückte Stimmung, gar Depression sind keine Erfolgsfaktoren. Deshalb verstecken wir diese Gefühle auch vor der Welt. Zumeist. Nur in wenigen, ausgesuchten Situationen drücken wir sie aus, weil dann gesellschaftlich geduldet oder erwartet.
Jeder Mensch ist immer wieder mal traurig. Oft aus Gründen, die von aussen auf ihn einwirken; deren Anzahl ist unerschöpflich: Trennung, Abschied, Krankheit, Verluste aller Art usw. Oft ist aber kein äusserer Anlaß auszumachen. Da überfällt dich die Melancholie einfach. Grundlos, anlaßlos, ohne Vorwarnung. Wir haben keine Gewalt über das Aufkommen unserer Emotionen, können bestenfalls, wenn sie da sind, irgendwie damit umgehen, zurechtkommen, sie verwalten. Manchmal auch nicht, dann werden wir überwältigt bis hin zum Zusammenbruch der inneren Ordnung. Die Gefühlswelt ist eine anarchische, archaische, kommt aus dem Unbewussten, bricht aus wie ein Vulkan. Wie das Erdinnere kaum erforscht, ist auch unser Gefühlsinneres eine terra incognita. Alle Psychoanalyse, Traumdeutung, Tiefbohrungen in der Seelentektonik haben bislang nichts daran geändert, dass die Seele ein Mysterium bleibt. Auch die Neurophysiologen, Neurobiologen und Gehirnchemiker haben die Seele nicht entdeckt, geschweige denn erforschen können. Ich bleib bis zum Beweis des Gegenteils dabei, die Seele ist ein Produkt meines Gehirns, ein Konstrukt, undefinierbar, ungreifbar, virtuell. Nix Geistiges, Spirituelles, nix Jenseitiges, Übersinnliches, nix Metaphysikalisches. Aber auch nix Wägbares, Messbares, Sichtbares, kein Objekt, nix Abzugrenzendes, Definierbares. Man soll in der Wissenschaft immer die einfachste These wählen, sie erweist sich meist als die beste. Also ist Seele ein Kompositum aus Chemie, Physik, Bewusstsein etwas, was an Gehirntätigkeit gebunden ist. Wo kein halbwegs intaktes Gehirn, dort kein Bewusstsein. Punkt. Alle Erfahrung unterstützt diese Annahme.
Wo war ich? Ach ja, feeling blue. Melancholie im September hieß mal ne deutsche Schnulze aus den boaring sixties. Weil deutscher Schlager war immer boaring. Also ich verbinde da nix mit Melancholie, nur mit Langeweile und peinlichem Kitsch. Echte Melancholie ist ein edles Gefühl, ein vornehmes, erhabenes. Sie ist die Schwebe zwischen Leichtigkeit und Schwere, zwischen Beschwingtsein und Niedergeschlagenheit. Und diese Schwebe macht ihren Reiz aus. Wie die raffinierte Verhüllung einschlägiger Körperstellen mehr erregt, als deren platte Nacktheit. Bei den meisten, nicht allen. Springt ja auch nicht jeder auf Melancholie an, manche kennen diese Empfindung überhaupt nicht. Die übersteigt ihre seelische Temperaturskala. Um Melancholie erleben und schätzen zu können, ist eine Melange verschiedener Eigenschaften nötig, die sowohl genetische, soziale, kulturelle und andere Faktoren umfassen. Es gibt tatsächlich Menschen, die dieses feeling blue nicht kennen. Oder sich davor fürchten und es verdrängen. Kommt dann vielleicht irgendwann als Depression oder bipolare Störung zurück. Wer weiß das schon. Ich hab jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die zur Melancholie neigen und diesen Gemütszustand zulassen und nicht ängstlich zu vermeiden suchen, dass solche Leute ganz umgängliche und unaufdringliche Zeitgenossen sind. Und das ist ja nicht wenig heutzutage, wo jeder Halawachel (auch so ein bildhaft sprechender Mundartausdruck, der allmählich ausstirbt; und den man gar nicht übersetzen muß, weil er für sich spricht) seine Weisheiten, Bedürfnisse, Frustrationen, Kränkungen und Alpträume ins weltweite Netz des asozialen Schwachsinns postet. Diese Art sozialer und emotionaler Inkontinenz - anonym, versteht sich - ist ein Kennzeichen der Netzwelt. Man würde sich wundern, wie die Menschen in realiter aussehen und sich benehmen, die im Netz als Trolle auftreten, andere beschimpfen, beleidigen und bedrohen. Oder umgekehrt, dem höflichen, schüchternen Biowarekonsumenten vor dir an der Supermarktkassa, der den direkten Blick meidet, siehst du nicht an, dass er sich in sozialen Netzwerken auskotzt oder Kinderpornos konsumiert. Was das mit Melancholie zu tun hat? Nicht viel. Die Diskussionskultur in den Weiten des weltumspannenden Netzes macht mich nicht melancholisch, sondern je nach Verfassung wütend oder depressiv. Und mit Depression darfst du Melancholie nicht verwechseln. Sagte ich schon.
Ich bin überzeugt, dass viele, ja die Mehrzahl aller Kunsterzeugnisse von Sprache bis Bild, von Ton bis Skulptur auf dem Humus der Melancholie gediehen. Diese blaue Stimmung ist extrem kreativ. Die Anhänger klassischer Formenstrenge und Ausdruckskontrolle werden mir da nicht folgen. Doch mit Verlaub gesagt, die meisten klassischen Kunstproduktionen finde ich ziemlich langweilig. Das Bemühen um die Einhaltung selbstgesetzter Grenzen, oktroyierter Maße und Regeln macht die meisten klassischen Sprach- und Tonerzeugnisse fad bis ungenießbar. Für mich wenigstens. Während ich deren Inhalte oft schätze, deren Formenstrenge bewundere und überhaupt nur staunend davor mein hochmütiges Haupt senken kann, ergreifen sie mich nicht, lassen sie mich seltsam kalt. Eine Melancholie spüre ich da nicht. Die kam dann später. Mit der Romantik. An der ich auch vieles auszusetzen hab. Aber vieles noch mehr liebe.
Ja die blaue Stimmung. Da muß ich an die blaue Blume denken. Diese obskure Objekt romantischer Begierde, das geheimnisvoll durch die blauen Salons wabert, hab ich nie verstanden. Wenn ich meinem Schulwissen vertrauen darf, war es Novalis - oder Hölderlin? -, der die blaue Blume ins romantische Ambiente einführte. Seitdem gilt sie als Symbol für alles und vieles, immer ist Sehnsucht dabei, Wunsch nach einer besseren Welt, einem besseren Leben, Metapher für ein Ziel in der Ferne, unerreichbar, unbenennbar. Liebe ist auch dabei. Und Wehmut. Und vieles andere. Auch Melancholie. Sehnsucht und Unerreichbarkeit machen selbstverständlich auch blau, blue, wehmütig. Die blaue Blume - ein schönes Bild für das suchende Menschenherz.
Dann gibt es auch den blauen Salon. Keine Ahnung, was das sein soll. Aber es gibt deren viele. Jede Stadt hat deren mehrere. Meist sind es Treffpunkte, Lokale mit gediegener Ausstattung, Prunkzimmer in Schlössern, Museen oder Bars in Hotels. Naja, blau scheint jedenfalls eine Farbe zu sein, die die Fantasie der Leute anregt. Dennoch empfinden sie viele als kalt, abweisend. Und da haben wir wieder das Schwebende. Blau pendelt zwischen den Polen Anziehung und Abstoßung. Ist attraktiv und zurückweisend zugleich. Ich liebe blau, besonders das helle, zarte Blau eines lichtdurchfluteten Gewässers, eines Baches, Seeufers. Aber auch die kräftigen Töne der sommerlichen Abenddämmerung, wo das Orange der längst versunkenen Sonne verblasst und dem tiefen Blau des aufsteigenden Sternenhimmels weicht. Kannst du aber nur irgendwo fernab jeder Lichtverschmutzung erleben. Dann fall ich hinein in dieses Blau, dieses feeling blue. Dann könnte ich fast verleitet sein, hinter meiner belanglosen, absurden Existenz noch etwas mehr als Unbeholfenheit, Tolpatschigkeit, Tragik und Selbstüberschätzung zu suchen. Aber das würde mir nur meine blaue Stimmung verwässern. Also lasse ich solche Verirrungen meiner Hybris gleich wieder im schwarzen Schlund des betrachteten Universums versinken.
Alles klar? Wer jetzt noch nicht ahnt, was feeling blue sein könnte, der ist vielleicht näher dran, als er glaubt. Und ich, der blaue Einfaltspinsel, ich mach mal Schluß. Mal mir eine blaue Blume auf die Stirn oder den Arsch, schenk mir ein Glas Blaufränkisch ein und hör mir einen Blauen an. Living the Blues - was sonst?
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