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Soloezismus - Sprachschludereien (II)

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  • Soloezismus - Sprachschludereien (II)

    Fortsetzung des beinahe gleichnamigen Ordners aus dem alten Forum.

    Die politische Diskussiom wird oft durch Sprachbarrieren und Vorurteile zu einem oberflächlich geführten Meinungskampf. Jüngstes Beispiel ist die Interpretation einer bekannt gewordenen Meinung des bayrischen Politikers Ramsauer, die ich hier zitiere:

    erstellt von Ramsauer in Mittelstand Digital, indirekt hier angeführt:

    Fakt ist, daß wir mit zirka 600.000 Geburten pro Jahr die Zahl der Fachkräfte, die wir als Volkswirtschaft benötigen, nicht erreichen können. Insofern ist es sinnvoll, dieses Defizit durch Zuwanderung zu füllen. Deng Xiaoping hat einmal gesagt: `Wenn man die Fenster zu weit aufmacht, kommt auch viel Ungeziefer mit rein.` Das heißt – übertragen auf die Einwanderungsproblematik –, daß wir aufpassen müssen, daß wir neben den Fachkräften nicht auch x-beliebige Wirtschaftsflüchtlinge mit ins Land holen.
    Für diese Aussage sind mindestens zwei Interpretationen möglich:
    1. Wirtschaftsflüchtlinge sind wenigstens zum Teil Ungeziefer.
    2. Zuwanderung ist ohne gezielte Steuerung ein Prozeß, bei dem alle möglichen Menschen in ein Land strömen.

    Die politischen Gegner R.s stürzen sich auf die erste Interpretation und klammern aus, daß R. Wirtschaftsflüchtlinge nicht per se und auch nicht pars pro totum als "Ungeziefer" bezeichnete. Er bezeichnete sie gar nicht, sondern bemühte das Zitat eines anderen, der Wirtschaftsflüchtlinge nicht benannte, sondern dies dem Zuhörer als quasi Korrelation für eine ungenau markierte Bedeutungsvarianz überließ. Das ist ein rhetorischer Kunstgriff, der es einem Nutzer ermöglicht, Dinge mitzuteilen, ohne sie explizit zu sagen. Das ist die Kunst der Injurie, die im politischen Meinungskampf eine große Rolle spielt(e), heute aber vor allem im linksgrünen Establishment verpönt ist. Die Gründe dafür möchte ich hier nicht nennen, da hier ein Sprachschluderei-Ordner sein soll.
    Andererseits aber kann ein einstig im Rampenlicht stehender Politiker sich eben genau dadurch in Erinnerung rufen, daß er in dieser Weise Dinge benennt, die er eben nicht explizit benennt. Wir werden das in den nächsten Woche im Angesicht des AfD-Aufstiegs noch öfter erleben, daß etliche Politiker gerade aus Bayern versuchen werden, Zustände zu beschreiben, die sie selber zum Gutteil verursacht haben. Zudem befindet man sich in Bayern im Wahlkampfmodus und muß Stimmen rechts zurückgewinnen, die man in den letzten Jahren verlor. So dient die Sprachschluderei, die darin besteht, daß sie mehr mitteilt, als sie tatsächlich sagt, dem politischen Meinungskampf. R. kann sich darauf berufen, daß er nur ein Gleichnis durch einen anderen aufrief, selber aber nicht aussagte. Im Hirn der Wähler dürfte hängenbleiben, daß die CSU Zustände, die sie selber verursachte, nun wieder rückbilden möchte.

  • #2
    In den linksgrünen Leitmedien wird verstärkt über ein Gender-Verbot spekuliert. Das möchte ich an den Sprachpranger stellen.

    Begründung: Wer gendert, der mißachtet die Regeln der deutschen Sprache. Nicht zu gendern ist also ein Gebot. Andererseits soll doch jeder so reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist oder sein will. Insofern kann ich gegen das Gendern nichts haben. Soll gendern, wer das möchte. Doch wer einen offiziellen Text schreibt oder liest, der darf nicht über Genderformen stolpern müssen. Es sind schlichtweg Fehler. Ein Fehler-Verbot ist also etwas Unsinniges.

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    • #3
      Kürzlich diskutierte ich mit einem Kollegen, ob das Wort "außergewöhnlich" schon Superlativ und keine Steigerung möglich sei.

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      • #4
        Nun, ein Komparativ zu aussergewöhnlich existiert immerhin. Etwa, zwei kluge Psychologen sind aussergewöhnlicher als ein kluger Psychologe.

        Fragt sich nur, wie der Superlativ aussähe. Äusserstgewöhnlich, aussergewöhnlichst oder äusserstgewöhnlichst......

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        • #5
          Lässt sich recht einfach beantworten. Außergewöhnlich heißt nichts anderes als außerhalb von gewöhnlich. Bildlich: alles innerhalb des Kreises ist gewöhnlich...alles außerhalb des Kreises ist außergewöhnlich. Steht einer/etwas weiter weg vom Kreis als der oder das andere, dann könnte sich das Superlativ nur auf außer beziehen - also weiter außen statt nur außen. Also wenn es eine Steigerung von außergewöhnlich gäbe, dann müsste man sagen weit außergewöhnlich.

          Zweite Möglichkeit: außer ist gar keine Standortbestimmung...sondern steht für " alles...außer gewöhnlich"....oder anders ausgedrückt...Er/es ist alles andere als gewöhnlich. In diesem Falle würde "alles" bereits alles beinhalten. Also auch dann wäre kein Superlativ möglich.
          ...man hört die Leute auch oft "sehr außergewöhnlich" sagen, doch das ist wieder etwas anderes. "Ein außergewöhnlicher Mensch" = positiv konnotiert.
          "Ein sehr außergewöhnlicher Mensch" = meist negativ konnotiert.

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