Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Ursache und Wirkung in der Geschichte

Einklappen
X
  •  
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Ursache und Wirkung in der Geschichte

    1918 erschien ein Buch, das für die Weimarer Republik große Bedeutung haben sollte: "Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler. Als ich es vor ungefähr dreißig Jahren las, wollte mir seine Gedankentiefe nicht sehr zusagen, aber eine Sache fand ich dann doch interessant. Sie betrifft historisches Denken. Spengler behauptete, daß die Ursache manchmal vor der Wirkung liege, zuweilen aber auch umgekehrt. Das widerspricht der Logik. Aber vergessen wir nicht, menschliches Handeln entspricht nicht immer logischer Gesetzmäßigkeit.
    Die kürzliche Diskussion über Ursachen des zweiten Weltkriegs brachte mich dazu, über den guten alten Spengler mal wieder nachzudenken.

  • #2
    Na ja, das hat viele Gründe. Der erste Grund dürfte darin liegen, daß das, was diese "deutsche" Gruppe da abliefert, eben nicht deutsch ist, sondern langweiliges Eineweltblabla. Das Lied hat keinen Groove, das Auftreten ist schlichtweg übertrieben. Das mag im Rockgeschäft usus sein, aber mir gefällt das nicht. Ich hätte dieser Gruppe auch keinen Punkt gegeben, aber vielleicht bin ich auch nicht die Zielgruppe. Ich glaube, wenn wir da jemanden wie Steffen Mensching oder Frank Schöbel hingeschickt hätten, wären wir unter die ersten Zehn gekommen. Deutschland unbeliebt? Da sagen die Zahlen aber etwas anderes: https://de.statista.com/statistik/da...tries-ranking/ Wir sind auf Platz 2 abgerutscht. Furchtbar.

    P.S. Allerdings wundere ich mich darüber, daß Östreich nicht unter den ersten Zwanzig auftaucht. Wird wohl daran liegen, daß es Deutschland subsumiert wird. Die Schweiz dagegen ist allgemein als Abfallprodukt aus dem 30jährigen Krieg bekannt. Doch so gesehen, belegen deutsche Staaten die Plätze 1-3. Siehste!

    Kommentar


    • #3
      Sehe das ähnlich. Die Deutschen sind grundsätzlich schon recht angesehen in der Welt. Vor allem im Vergleich zu den anderen Großmächten. Während diese sich in den vergangenen jahrhunderten mit ihrer kriegs-und Kolonialpolitik in der ganzen welt unbeliebt gemacht haben, haben die deutschen sich um ihr eigenes land gekümmert und sind im rest der welt eher als handelspartner oder wissensquelle geschätzt worden. Das hat sich auch im letzten jahrhundert nicht geändert, unter hitler wurden wir als handelspartner sogar noch stärker, da sich das reich unter hitler ja als erstes aus dem internationalen geldsystem verabschiedete (was der hauptgrund für WW2 war) und so mangels dollars auf warentausch angewiesen war. Ein vorgang, der den handelspartnern in aller welt, va auch im nahen osten, wesentlich entgegenkam, bekamen sie doch für ihre rohstoffe und waren echte gegenwerte und keine wertlosen dollars. Außerdem werden wir außerhalb der westlichen welt eher weniger als verursacher des WW2 angesehen denn als opfer. Grundsätzlich sind wir schon recht beliebt im rest der welt, einzig die uns verordnete und aufgezwungene partnerschaft mit den USA und die damit verbundene außenpolitik kratzt an unserem image.

      Kommentar


      • #4
        Das sehe ich ein bißchen anders. Ein bißchen. Den einen Hauptgrund für den zweiten Weltkrieg gab es wohl nicht. Es gab mehrere. Wenn das, was Du da sagst, stimmen würde, dann würden die USA hinsichtlich ihrer Beliebtheit nicht so weit vorn stehen. Abgesehen davon macht man sich in der Welt wohl sehr viel weniger Gedanken über die Ursachen der Weltkriege, das ist so ne typisch deutsche Sache. Auch in Amerika oder Westeuropa denkt man da eher weniger drüber nach, jedenfalls viel weniger als bei uns.
        In einem Punkt aber gebe ich Dir recht: als Handelspartner werden wir weltweit geschätzt, und das nicht erst seit BRD-Zeiten. Als die Briten vor etwa 140 Jahren "made in germany" als minderes Qualitätssi(e)gel in die Welt brachten, schossen sie sich selber ins Knie. Doch wie lange noch? Wenn ich mir unsere Wirtschaftspolitik so anschaue, dann wird mir ein bißchen bange um den Produktionsstandort "Deutschland".

        Kommentar


        • #5
          Sicher gab es mehrere, die basierten aber alle auf eben diesem Schachzug Hitlers, sich aus dem giralgeldbasierten Zentralbankensystem auszuklinken und die Macht über die Geldschöpfung wieder in Staatshand zu legen, wo sie hingehört. Das war seine erste wesentliche Amtshandlung. Daraufhin sah sich die Weltfinanzelite natürlich genötigt, das aufs Schärfste zu verurteilen (könnte ja Schule machen) und begann, Hitler als Monster darzustellen (vgl. Putin, Gaddafi, Saddam & Co.). Das war dann auch der Grund, warum die Juden im März 33 Deutschland den Krieg erklärten und zum weltweiten Boykott deutscher Güter aufriefen. Als die deutsche Wirtschaft dann innerhalb von 2 Jahren regelrecht aufblühte, während die kapitalistischen Staaten immer noch an den Folgen des „Schwarzen Freitags“ knabberten, blieb dem Westen nur noch ein Mittel, um Deutschlands Aufschwung zur Weltmacht zu stoppen: Krieg!

          Kommentar


          • #6
            Zitat von WirbelFCM Beitrag anzeigen
            ... blieb dem Westen nur noch ein Mittel, um Deutschlands Aufschwung zur Weltmacht zu stoppen: Krieg!
            Eine recht originelle und merkwürdige Ansicht über die Zwischenkriegszeit und Beginn von WK 2. Der arme Hitler! Wurde vom bösen Westen und dem Weltjudentum gezwungen, ganz Europa und Nordafrika den Krieg zu erklären, minderwetiges Leben auszumerzen, KZs zu bauen, Massenerschiessungen im Osten zu organisieren usw. usw.

            Das kommt davon, wenn man sich aus dem Zentralbankensystem ausklinkt! Da werd ich heute noch mein Giralgeldkonto bei meiner Bank kündigen!

            Kommentar


            • #7
              Nun ja, als erstes haben Frankreich und England Deutschland den Krieg erklärt, nachdem die Wehrmacht Ostdeutschland besetzte, um den Völkermord der Polen an den dort lebenden Deutschen zu beenden. Da kann man übrigens witzigerweise ganz merkwürdige Parallelen zum aktuellen Konflikt im Donbass ziehen ?

              Wie es zur Wannsee-Konferenz und dem anschließenden Bau der Konzentrationslager kam, dazu habe ich mal in einer Doku der BBC eine sehr interessante Information gefunden: nachdem die Briten Hamburg bombardiert und zahlreiche Häuser zerstört hatten, soll sich der Gauleiter von HH an den Führer gewandt und um Hilfe gebeten haben, weil zahlreiche Deutsche kein zu Hause mehr hatten und auf der Straße leben mußten. Er bat den Führer, jüdische Bewohner aus ihren Wohnungen verbannen („deportieren“) zu dürfen, um diese den Deutschen zuteilen zu dürfen. Hitler erkannte das Problem und berief dazu die Wannsee-Konferenz ein, um eine endgültige Lösung für das Problem, das ja absehbarerweise ein gesamtdeutsches Problem werden könnte, zu finden. Übrigens sie die Entfernung von „feindlichen Kombatanten“ aus öffentlichen Ämtern, ihre Deportation und Internierung in Gefangenenlagern zur Vermeidung von Spionage und Sabotage durch die HLKO legitimiert! Ebenso wie die Verpflichtung zu Zwangsarbeit, um deren Versorgung zu gewährleisten. Meinen Recherchen nach war Hitler immer sehr bemüht, sich an die geltenden Gesetze der Kriegsführung zu halten, damit man Deutschland später keine Kriegsverbrechen anlasten kann. Und ich fand merkwürdigerweise auch zahlreiche Hinweise, dass Hitler sehr rigoros mit Personal umging, die ihre Positionen zur Befriedung sadistischer Zwänge an Gefangenen mißbrauchten.

              Außerdem versuchte Hitler mehrfach, um nicht zu sagen zahlreich, die Juden aus dem Reich in andere Länder abzuschieben (ebenso wie er mehrfach direkt oder indirekt Churchill Friedensangebote machte, mindestens 22 solcher Versuche sind dokumentiert, aber Churchill ließ Hitler ebenso abblitzen wie der ZDJ, Churchill wollte unbedingt den Krieg mit Deutschland und das Land am liebsten komplett zerstören, während Hitler eigentlich ein großer Bewunderer des British Empire war und durch eine Allianz Frieden in Europa erreichen wollte, denn Hitlers Vision war ein starker, sozialer deutscher Staat und Frieden in Europa, an Krieg hatte er eigentlich gar kein Interesse, weil er eben dieser Vision im Wege stand), aber selbst der Zentralrat der Juden zeigte ihm nur den Mittelfinger und zeigte keinerlei Interesse, für deren sichere Ausreise zu sorgen! Die interessierten sich schlichtweg nen Dreck um ihre Landsleute! Weitaus weniger als Hitler, der sich das sogar etliches hätte kosten lassen! Da sie niemand haben wollte, blieb DE keine andere Wahl, als sie in KZs abzuschieben.

              Und das Faschisten sehr totalitär denken und nicht zimperlich mit „Andersdenkenden“ umgehen sehen wir ja sogar heute noch, wenn wir unseren Regierenden manchmal so zuhören ?

              Kommentar


              • #8
                Zitat von WirbelFCM Beitrag anzeigen
                Sicher gab es mehrere, die basierten aber alle auf eben diesem Schachzug Hitlers, sich aus dem giralgeldbasierten Zentralbankensystem auszuklinken und die Macht über die Geldschöpfung wieder in Staatshand zu legen, wo sie hingehört. Das war seine erste wesentliche Amtshandlung. Daraufhin sah sich die Weltfinanzelite natürlich genötigt, das aufs Schärfste zu verurteilen (könnte ja Schule machen) und begann, Hitler als Monster darzustellen (vgl. Putin, Gaddafi, Saddam & Co.). Das war dann auch der Grund, warum die Juden im März 33 Deutschland den Krieg erklärten und zum weltweiten Boykott deutscher Güter aufriefen. Als die deutsche Wirtschaft dann innerhalb von 2 Jahren regelrecht aufblühte, während die kapitalistischen Staaten immer noch an den Folgen des „Schwarzen Freitags“ knabberten, blieb dem Westen nur noch ein Mittel, um Deutschlands Aufschwung zur Weltmacht zu stoppen: Krieg!
                Ursache und Wirkung. Das Ausklinken aus dem westlichen Weltbanksystem war die Folge eines Autarkiewunsches, der wiederum die Folge rassischen Denkens bei den NS war. Wie wenig Hitler die Autarkie bedeutete, läßt sich an seinem Umdenken in dieser Frage (etwa 1935) erkennen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Hjalmar Schacht, der bereits in der Weimarer Republik für Autarkie geworben hatte, Hitlers wichtigster finanzieller Berater. Doch Schacht war eben auch mit den Freimaurern und dem Westen verbandelt. Und weil er das war, traute ihm Hitler nicht mehr. Also Abkehr von der Autarkiepolitik und Schaffung eines großeuropäisch-eurasischen Wirtschaftsraumes. Anders gesagt: Ohne diese Ursache wäre der Krieg gegen die diesen Wirtschaftsraum besetzenden Bolschewiken wahrscheinlich erst sehr viel später ausgetragen worden. Daß Hitler diesen krieg mit den Briten zusammen gegen Eurasien führen wollte, ist auch bekannt. Also spielte das Ausscheren aus dem weltweiten und britisch-amerikanisch dominierten Weltwirtschaftskreislauf nur eine taktische Rolle. Das Wesen der NS-Politik war das nicht. Hitler war auf Krawall gebürstet, so oder so.

                Kommentar


                • #9
                  Und Hitlers Autarkiewunsch war die Folge des Versailler Diktats ? das wiederum war die Folge des WWI, der wiederum eine Folge des aufstrebens des Bismarckschen Reiches und der Gründung der FED war. Wollen wir noch weiter zurückgehen? ?

                  Mal ernsthaft: Hitlers Abneigung gegen die Juden erwuchs bereits in der Vorkriegszeit (also vor WWI), als er feststellen mußte, dass in den deutschen Medien immer mehr Propaganda gegen Deutschland gemacht wurde. Dabei fiel ihm dann auf, dass die meisten dieser Zeitungen von jüdischen Unternehmern geleitet wurden, weshalb seine Sympathien für eben diese (er lebte ja in seiner Wiener Zeit in einem Armenhaus mit einigen Juden zusammen, mit denen er sich ganz gut verstand) langsam schwand und er diesen später auch eine Hauptschuld am Krieg gegen Deutschland gab. Wie wir heute wissen nicht ganz unberechtigt.

                  Nach dem Krieg mußte er dann mit ansehen, wie sein Land in der Weimarer Republik wegen den Reparationen durch Versailles vor die Hunde ging und erlebte in den kommenden 15 Jahren (ich glaube) ein Dutzend verschiedene Regierungen in DE, die alle nix zustande brachten (auch wegen der inneren Querelen). Bitterste Armut und Gewalt waren an der Tagesordnung und neben Hitler hatte auch das Volk die Nase voll von diesen Zuständen. Die soll man wohl in „Babylon Berlin“ ganz gut erkennen können. Ich bin mit der Serie jedoch nicht warm geworden und habe nach 3-4 Folgen abgebrochen.

                  Jedenfalls war es Hitlers Vision, die Zustände zu beenden und sein Heimatland wieder aufzubauen und einen sozial und wirtschaftlich starken Staat zu etablieren. Krieg konnte er dabei überhaupt nicht gebrauchen (weil er das dafür notwendige Geld in den Staat investieren wollte), aber er war eben bereit, einen solchen zu führen, wenn es sich nicht vermeiden ließ und für das Erreichen seiner Ziele notwendig war. Darauf weisen auch die deutschen Rüstungsausgaben hin, die erst 1938 explizit anstiegen.

                  soweit die positiven Aspekte: aber wie das in jedem totalitäten, faschistoiden System üblich ist, werden diese Interessen idR knallhart und kompromisslos und notfalls auch mit Gewalt durchgesetzt, frei nach dem Motto „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Wohin sich das letztendlich entwickelt hat, erübrigt sich jetzt jeglicher Diskussion, aber es ging ja auch um die Ursachen -also den Anfang - und nicht darum, wie es geendet hat.

                  Ich bin jedoch mehr davon überzeugt, dass Hitler ohne Widerstand aus In-und Ausland etwas Gutes aufgebaut hätte, was zumindest im Vergleich mit den kapitalistischen Systemen deutlich besser und lebenswerter gewesen wäre. Aber genau das galt es eben zu unterbinden - also durch die kapitalistischen Länder - denn es hätte sich ja in selbigen herumsprechen können, dass Hitlers System besser ist als das eigene und eine Revolution „von innen“ wollte im Westen keiner riskieren! Auch nicht, dass DE die westliche Welt wirtschaftlich abhängt! Es gab also gleich drei wesentliche Gründe für den Westen, Hitler zu sabotieren.

                  Dazu kam dann noch der Wunsch jüdischer Eliten, einen eigenen jüdischen Staat zu gründen, die dafür auch bereit waren, einen Weltkrieg vom Zaun zu brechen und das eigene Volk zum Opfer zu machen, um ihr Ziel auf „Mitleidsmasche“ durchzusetzen. Und auch dazu, auf Jahrzehnte für Spannungen mit den Muslimen im Nahen Osten zu sorgen, die das gar nicht gut fanden und auch deshalb stark mit dem Reich sympathisierten. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen, die sich durch den dank Hitler enorm gesteigerten Warenhandel mit dem Reich ergaben. Aber eben auch dieser war dem Westen (und va der FED) ein Dorn im Auge, schließlich verdient diese bei jedem Dollarbasierten Handel in der Welt fleißig mit, was ob des Warendirekttausches der Deutschen mit dem Rest der Welt nicht mehr möglich war.

                  Kommentar


                  • #10
                    Nein, Hitlers Autarkiewunsch war nicht auf Versailles zurückzuführen. Versailles verstärkte und bestätigte seine Weltsicht nur. Ursächlich ist sein rassisches Denken, seine Auffassung, daß das deutsche Volk als erstes der Arier eine welthistorische Funktion erfüllen müsse. Eine Art von hypertrophierter Sonderstellung des Menschen im Kosmos, anfangs auf die Deutschen heruntergebrochen, kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges nur auf die Arier. Die Deutschen war für Hitler ein Mittel, seiner Sendung gerecht werden zu können. Eine Mission. Und diese Mission könne es, das deutsche Volk, nur erfüllen, wenn es sich von den weltwirtschaftlichen Strömen fernhalten würde und statt eines kollektiven Sicherheitssystems auf Bilateralität setze. Diese Bilateralität war wiederum die Ursache eines grundsätzlichen Zwistes mit dem Westen. Die Ursache liegt also nicht im ersten Weltkrieg, der aus Hitlers Sicht nur eine Folge war, die Deutschen in das Korsett westlichen Wirtschaftens zu zwängen. Die WR war eine Folge dieser Ursache, aber lange nicht DIE Ursache.
                    Hitlers Aufbau war ein Mittel, eine Voraussetzung für den aus seiner Sicht unabwendbaren Krieg mit dem Westen (v.a. Amerika) und dem Osten (dem Bolschewismus). Das "Gute", wie Du es nennst, DIENTE, es war ein Mittel, aber nicht der Zweck des Aufbaus in den 1930er Jahren.

                    Kommentar


                    • #11
                      Das Aufzeigen von Ursache und Wirkung in der Geschichte führt unweigerlich zu der Frage nach dem Sinn von Geschichte, evoziert also eine Geschichtsphilosophie. Dabei gibt es drei mögliche Grundansätze:
                      1. Geschichte folgt einem Ziel;
                      2. Geschichte folgt keinem Ziel oder
                      3. Geschichte ist Teil eines größeren Kontextes.
                      Nachdem das Thema "Geschichtsphilosophie" im MIttelalter eine große Rolle spielte, nahm die Neuzeit aufgrund ihres immanenten Fortschrittglaubens das Thema nicht sehr ernst. Die Sache schien entschieden. Erst in Reaktion auf die Evolutionstheorie und dem diese konterkarierenden Historismus boten sich Geistesschaffenden neue Betrachtungsweisen; der zerfasernde Wissenschaftsbetrieb, die Konkurrenz der Universitäten und der Wunsch nach Alleinstellungsmerkmalen führte gerade auch in diesem Themenbereich zu zahlreichen Theorien, klarerweise, denn nichts ist amüsanter als in einem Bereich zu theoretisieren (also Anschauungen zu entwickeln), dessen Mutmaßungen wohl nie in der Lebenspraxis aufgelöst werden können, denn dies würde ja das Ende der Geschichte bedeuten.

                      Konkreter: In jüngerer Zeit hat sich Joel als Geschichtsphilosoph geäußert, der Verständnis für mythische Strukturen besitzt. Er glaubte an Perioden in der Geschichte. Das bedeutet, daß Geschichte letztlich Ausdrucksform eines höheren, aber nicht faßbaren Gedankens ist, andernfalls wäre sie telelogisch. Aber Geschichte besitzt Phasen. Lehrer lieben so etwas. So läßt sich Ein Altertum bestimmen, ein Mittelalter, eine Neuzeit. Sogar eione prähistorische Zeit soll es demnach geben, was bedeutet, es gibt eine Zeit, bevor es den Menschen gab oder, noch besser, bevor der Mensch entdeckte, daß er ein Mensch ist. Und diesen Zeitpunkt der ersten Selbstwerdung nennen wir historisch. Wir denken an Adam und Eva. An die Vertreibung aus dem Paradies, will heißen an den Zeitpunkt, als es dem Menschen dämmerte, er nein sagte, schnurzelte und fortan in einem Raum in einer Zeit leben mußte. Seitdem gibt es Historie, Zeitbewußtsein. Eine ähnliche mythische Sichtweise auf die Geschichte hatten Leute wie Hegel oder auch Marx, der sich nicht entblödete, in der Geschiochte so etwas wie einen Zielpunkt zu formulieren, dunkel als "historischer Mission der Arbeiterklasse" formuliert, die unter Führung einer marxistischen Partei dazu verdammt sei, den Kommunismus zu erstreben. Widerlich.
                      Ganz anders dagegen betrachteten Leute wie Spengler oder Croce die Geschichte, auch Nietzsche, sofern er überhaupt jemals historisch dachte, sah das Vitale, den Machtaspekt als geschichtstreibend. Danach ist die Wiederkehr des Ewiggleichen nur durch vitale Menschen (Männer!) unterbrochen, zugespitzt, durchbrochen..., Gedanke und Tat koinzidieren in einem Willensdiktat, dabei zugleich den Zeitgeist kulminierend und das Rationale mit dem Irrationalen verbindend. Genug partizipiert! Doch danach wieder Chaos, zwangsläufig, weil das durchbrochene und zugespitzte Zeitalter nun mal nicht dauerhaft kulminieren kann. Also Regression, Rückfall in überwunden geglaubte Zustände, bis sich wieder jemand findet, der vital den circulus vitiosis durchbricht, aber scheitern muß. Magisch!

                      Diese letzte Geschichtsphilosophie, so scheint es mir, ist die heutige gängige Sicht auf die Geschichte. Sie erklärt, warum Leute wie Fukuyama 1989 mit dem Fall der Mauer das Ende der Geschichte ausriefen. Ein magischer Augenblick sollte das gewesen sein, ein langer Kampf schien entschieden.

                      Ich kann nicht sagen, ob die Geschichte ein Ziel verfolgt, also auch in Entwicklungsperioden eingeteilt werden kann. Fakt ist zweierlei:
                      1. Die Menschen haben sich in den letzten zehntausend Jahren in ihrem Wesen nicht geändert, hätten sie es, würden wir das Gilgamesch-Epos nicht verstehen. Wir verstehen aber deren Hauptmotive Haß, Liebe, Eifersucht, Ehrgefühl, Pflichtbewußtsein und Selbstverwirklichung. Würden wir ältere Quellen besitzen, gäbe es wahrscheinlich keinen anderen Befund. Das ist das eine.
                      2. Wir Menschen haben in den vergangenen Jahrtausenden etliches gelernt und entwickelt. Wir können zum Mond fliegen, uns waschen und ernähren. Das ist das andere.
                      Das 20. Jahrhundert brachte eine Erkenntnis, die jeden Fortschritt in Frage stellt: die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, biologischen, chemischen und atomaren. Das zeigte uns, daß technischer Fortschritt dem menschlichen weit überlegen ist und daß das, was uns dazu befähigte, nämlich die Virulenz unseres Wollens, zugleich auch unser größtes Problem ist. Und das wiederum bedeutet eigentlich, so leid es mir für die Periodiker tut, daß die Geschichte der Menschen NICHT periodisch ablaufen kann, da wir jederzeit in der Lage sind, uns in die Steinzeit zurückzubomben und das früher oder später auch tun werden, denn wo es die Möglichkeit gibt, da auch bald deren Verwirklichung.

                      Kommentar


                      • #12
                        Wer nun Geschichte strukturieren will, der hat ein Dilemma zu überwinden: Neben dem punktuell Geschehenen, also Tatbeständen, die aus dem Willen zur Macht greifbar sind, Ereignissen, Minutenaufnahmen, magischer Machtdemonstration im Augenblick, gibt es die lange, scheinbar ereignislose Zeit, die dem voranging, eine eher weibliche Stille der Stube, in der das Große heranwuchs, später im Tageskampf reifte und irgendwann zur Macht strebte und kam. Und dann gibt es noch ein Drittes, das der Geschichtsstrukturent überwinden sollte, das nihilistische Verdikt des Sinnes resp. des Sinnlosen. Wer Geschichte strukturiert, der gibt ihr einen Sinn, der will dem meist Banalen einen Sinn geben; man kömmt gar nicht umhin. Theodor Lessing nannte das "Sinngebung des Sinnlosen".
                        Ich bin versucht, daran zu glauben, daß die Geschichte einen Sinn besitzt, allein: Ich habe ihn noch nicht gefunden. Das bißchen zunehmender Pragmatismus beim menschlichen Tun will mir nicht so recht als Sinn aufleuchten.

                        Kommentar


                        • #13
                          Der Sinn kann doch immer nur im Kopf dessen stecken, der zu beschreiben, strukturieren und begreifen versucht. Geschichte ist vergangene Gegenwart. Und selbst diese ist nicht objektiv, sachlich, faktisch und vollständig zu erfassen. Das beweisen die vielen unterschiedlichen Sichten und Ansichten auf die gegenwärtigen Verhältnisse und Prozesse. Vergangenheit kann nur interpretiert werden, einen Sinn kann man suchen und finden, er steckt aber nicht in der Geschichte, sondern im betrachtenden und bewertenden Subjekt der Historikers.

                          Kommentar


                          • #14
                            Gemeiniglich wird angenommen, daß die Wohlhabenden, das Establishment, in Kriegen immer reicher, die Armen, das Volk resp. der Demos, dagegen meist das Wenige, das es hat, hergeben muß, am Ende auch noch mit seinem Leben die Konflikte der Wohlhabenden bezahlt.

                            Das ist nicht immer so. Manchmal verwirbeln Kriege auch die Macht- und Besitzverhältnisse derart, daß diejenigen, die die Ursache des Krieges sind, am Ende diejenigen werden, die die Wirkungen nicht vertragen. So geschehen beispielsweise in den Perserkriegen. Das liest sich in Geschichtsbüchern dann so, daß der Sieg der Griechen (hauptsächlich der demokratischen Athener) dazu führte, die attische Demokratie vollends auszuprägen. Der große ostfälische Historiker Ranke drückt sich hingegen so aus:

                            erstellt von Ranke, In: Perikles, S. 96:

                            An diesen selbst [an den Kriegen gegen die Perser] hatten die alten Geschlechter lebendigen Anteil genommen, im Bunde mit der emporkommenden Demokratie; der Sieg, den sie erfochten, war ein gemeinschaftlicher. Allein die Folgen des Kampfes kamen doch hauptsächlich dem Volke zugute. Das Übergewicht, zu welchem das Volk gelangte [das demokratische Prinzip], ist hauptsächlich aus dem persischen Kriege entsprungen und zwar auf eine doppelte Weise. Die Verwüstung, welche die Perser über das Land verhingen, betraf die Besitztümer der Aristokratie am empfindlichsten; nach dem Kriege waren sie tief herabgekommen. Die Siege dagegen hatten das Leben der untergeordneten Klassen gefördert und ihre Habe vermehrt.

                            Kommentar


                            • #15
                              Eine Ursache der französischen Revolution soll in der feudalistischen Ständegesellschaft gelegen haben, in der Ungleichheit der Franzosen. Deshalb stand die Revolution auch unter dem Motto "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit". Allerdings führte die Revolution dann nicht zu eben diesen Zielen. Statt dessen verschärften sich die Zustände zwischen Armen und Reichen, nur daß nun statt der Adligen der sich herausbildende Bourgeois das Sagen hatte und keineswegs Gleichheit oder Brüderlichkeit apostrophierte und unter Freiheit das verstand, was er mit seinem auf Oktroyismus basierenden Geld würde anstellen können.
                              Es muß also einen Webfehler zwischen der angenommenen Ursache und deren Wirkung bestanden haben.
                              Zweites Beispiel: Die Große Sozialistische Oktoberrevolution (GSOR) wollte die Besitzverhältnisse umkehren, die Produktionsverhältnisse so verändern, daß die große Masse, das Proletariat, nunmehr zum Herrn revolutionierte und die wenigen Besitzer an Produktionsmitteln außer Landes gejagt oder getötet wurden. Allerdings erkannte die führenden Marxisten schon in den 1920er Jahren, daß ihre Revolution keineswegs zu Volkseigentum geführt hatte und keineswegs eine Gesellschaft im Entstehen war, die ohne Ausbeutung würde auskommen können. Der Parteiapparat und die wenigen an seiner Spitze hatten schlichtweg den russischen Bourgeois ersetzt und so etwas wie einen real existierenden Sozialismus auf den Weg gebracht, der alles andere als gleich und gerecht war, sondern knallhart auf der Ausbeutung der schuftenden Masse beruhte. Ein Kapitalismus, der "etatistisch verlarvt" (Bahro) genannt werden kann, aber keine Form des Sozialismus.
                              Da muß doch was im argen liegen!
                              Klarerweise liegt es.

                              Der Grundirrtum der linken Weltverbesserer liegt darin, daß sie glauben, das Sein bestimme das Bewußtsein. Ergo müsse man, so glauben sie, nur die Verhältnisse ändern, dann würde die gerechte Gesellschaft von ganz allein entstehen. Wie soll das auch funktionieren? Die Menschen bleiben doch beinahe die selben. Sie orientieren sich merschtenteils an ihrem Nutzen, was zwangsläufig zu Ausbeutungsverhältnissen führen muß, v.a. dann, wenn man sie frei walten läßt. Mancher Linker hat das erkannt und setzt nun auf die massenhafte Umerziehung. Die muß, weil er ja nur an die Kraft des neuen Bewußtseins aus dem Sein glaubt, über eine Veränderung des Seins erfolgen, also üebr die Veränderung der Rahmenbedingungen. Zwang. Und wieder eine Ursache falsch gesetzt, was dann nur zu verdrehten Ergebnissen führen kann, eben etwas anderes bewirkt.

                              Kommentar

                              Zuvor eingegebener Inhalt wurde automatisch gespeichert. Wiederherstellen oder verwerfen.
                              Auto-Speicherung
                              Smile :) Embarrassment :o Big Grin :D Wink ;) Stick Out Tongue :p Mad :mad: Confused :confused: Frown :( Roll Eyes (Sarcastic) :rolleyes: Cool :cool: EEK! :eek:
                              x
                              x

                              Wie heißt die größte deutsche Insel?

                              Lädt...
                              X