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Unser Gender-Ordner (II)

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  • Unser Gender-Ordner (II)

    Fortsetzung des Gender-Ordners aus dem alten Forum

    Bei der Fleischerinnung hat es sich noch nicht herumgesprochen, daß es DIE Wurst heißt. So benennen ostfälische Fleischer ihre Würste männlich:

    Lemsdorfer Lümmel
    Bördefritze


  • #2
    https://www.tagesspiegel.de/kultur/s.../27481634.html

    Ich kann ihn gut verstehen, den Herrn Politicky! Aber er sei gewarnt, auch im 50 Jahre nachhinkenden Wien warten sie schon die woken, diversen, dispersen und überhaupt multiversen Hohepriesternden der Neuen Korrektheit. Doch immerhin mit etwas mehr Beiläufigkeit und Schmäh und weniger piefkiger Stutenbissigkeit.

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    • #3
      Ist denjenigen, die sich vehement fürs Gendern einsetzen, mal in den Sinn gekommen, daß das Sichtbarmachen weiblicher/männlicher Formen nur deren Sekundärcharakter betont, sie also genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie eigentlich erreichen wollen, nämlich eine Nivellierung der Geschlechter? Das läßt sich auch umgekehrt vornehmen: aus Niete wird dann Nieter und aus Kundschaft Kundschafter. Wie sinnbefreit!

      Es gibt kein grammatikalisch männliches/weibliches/sächliches/diverses Geschlecht, nur generisches Maskulinum/Femininum. Räuber, Tischler, Lehrer kann männlich ODER weiblich sein; das ist nicht angegeben. Ich halte Formen wie Räuberin für einen Menschen, der weiblich ist, schon für bedenklich. Erlaubt wäre Räuberin dann, wenn es sich auf ein weibliches Bezugswort bezieht, sagen wir Wespe, Ratte oder Gottesanbeterin.

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      • #4
        Einer norwegischen Feministin sollen drei Jahre Gefängnis drohen, weil sie zu einem Trans-Mann sagte, er könne keine Lesbe sein und keine Kinder kriegen, was bedeute, daß er (besagter Trans-Mann) Frauen diskrimiere.

        In Norwegen gilt so etwas als Haßrede und wird mit bis zu drei Jahren Gefängnis geahndet.

        Übel. (Quelle)

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        • #5
          Gespräch zwischen zwei Zwölfjährigen in der Pause:

          "Ey, Alter, du machst es dir viel zu kompliziert!"
          "Ich bin kein Vollhonk wie du. Ich mag es kompliziert."

          Zwei Mädchen in Zeiten der Gendersternchen. So richtig begriffen haben sie nicht, was um sie herum so los ist. - Das finde ich gut.

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          • #6
            Ich sah heute eine Amsel, deren Geschlechtszugehörigkeit mir unklar blieb. Bisher hatte ich keine Probleme mit der Zuordnung: Die Schwarzen männlich, die Braunen weiblich. Der besagte Vogel lag zwischen scharz und braun. Ich dachte mir , dass jetzt LGBTQ* im Tierreich angekommen ist. Amsel goes Regenbogen.

            (Nein, das ist nicht ernst gemeint; ich war nur zu lange in der Sonne.)

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            • #7
              gehaltener Vortrag:

              https://www.youtube.com/watch?v=Umqo5yoiHsY

              basiert auf der Differenzierung von biologischem Geschlecht (Sex) und gesellschaftlich definierten Geschlechterrollen (Gender); wer das nicht unterscheiden kann, wird sich, wie in der Sprache, wo auch viele zwischen grammatischem und biologischem Geschlecht nicht unterscheiden können, bald nur noch unsicher und dogmatisch bewegen können, ganz im Stile von "Darf man das noch sagen?"

              Quintessenz: Es gibt in der Biologie nur zwei Geschlechter. Die von Gender-Leuten behaupteten "Übergangsstadien" existieren nicht, entweder ist ein Wesen männlich oder weiblich. Es gibt allerdings bei den SEKUNDÄREN Geschlechtsmerkmalen verschiedene Stufen, die eine Varianz oder eine primordiale Verteilung zeigen. Das bleibt auf der sekundären (akzidentiellen) Ebene und gilt nicht für das Geschlecht an sich.

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              • #8
                Es ist schon erstaunlich wie viel Angst die Unis vor den Genderistas haben. Die HU hat den Vortrag nicht nur abgesagt, sie hält es offenbar für nötig sich auch von ihm zu distanzieren.

                https://www.faz.net/aktuell/feuillet...-18146161.html
                „Grundsätzlich“, so die Sprecherin weiter, verstehe sich die Humboldt-Universität „als ein Ort, an dem kein Mensch diskriminiert werden sollte, sei es wegen seiner Religion, seiner vermeintlichen Rasse, seiner sexuellen Identität oder wegen irgendeines anderen Merkmals, das als Unterscheidungsmerkmal angesehen wird.“ Die „Meinungen“, die Frau Vollbrecht in einem Artikel in der Zeitung „Die Welt“ am 1. Juni vertreten habe, stünden „nicht im Einklang mit dem Leitbild der HU und den von ihr vertretenen Werten. Die HU hat sich dem ,den wechselseitigen Respekts vor dem/der Anderen' verpflichtet. Wir distanzieren uns daher von dem Artikel und den darin geäußerten Meinungen ausdrücklich.“

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                • #9
                  Zitat von aerolith Beitrag anzeigen
                  Fortsetzung des Gender-Ordners aus dem alten Forum

                  Bei der Fleischerinnung hat es sich noch nicht herumgesprochen, daß es DIE Wurst heißt. So benennen ostfälische Fleischer ihre Würste männlich:

                  Lemsdorfer Lümmel
                  Bördefritze
                  Du hast den Falenprügel vergessen ?
                  btw: ganz extrem nervt mich das Gendergaga beim Mac, wo es keine deutsche Lokalisation mehr gibt, aber stattdessen diesen Bullshit. ?
                  An manchen Stellen ist das System deswegen kaum noch bedienbar (auch wenn mir jetzt spontan natürlich keine einfällt).
                  Ich wäre ja glatt bereit, bei OpenPetition eine Petition anzuzetteln, um wieder deutsch als Systemsprache unter MacOS einzuführen. Ich würde das aber ehrlich gesagt viel besser, sinnvoller und v.a. zielführender finden, wenn das ein Verlag unternehmen würde. der von Wolkenstein-Verlag bspw.

                  Wir würden da gewiß auch deutlich mehr Stimmen erhalten als bei unserem Satzungsänderungsantrag vor 10 Jahren ?
                  Mal ganz davon abgesehen, daß der Aufwand sicher auch geringer wäre.

                  Was meinst, aerolith , mein ostfälischer Saufkumpel? ?

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                  • #10
                    Habe heute von einem Professor Kutschera gelernt, daß Vagina und Penis keineswegs primäre Geschlechtsmerkmale seien und es nur ein Kriterium fürs biologische Geschlecht gebe, nämlich die Entscheidung (der Natur: im grunde fällt sie keine Entscheidung, denn das würde bedeuten, daß sie ein Subjekt sein müßte, was sie nicht ist; ergo: biochemische Gesetze und der Zufall bewirken, ob etwas männlich oder weiblich genannt werden muß) darüber, ob ein Körper Eizellen bereitstellt, in die ein Samen eindringen und es sich gutgehen lassen kann, anders gesagt: Wer Samen produziert, ist ein Mann; wer Eizellen herstellt, ist eine Frau. Es gibt allerdings auch Lebewesen, die beides in sich vereinen, also sowohl Samen produzieren und andererseits Eizellen zur Aufnahmen derselben bereitstellen. Egel. Die tragen beides ins sich, benötigen aber einen zweiten Egel, um befruchtet zu werden. Es wird wohl aber auch Lebewesen geben, die sich selber befruchten können.
                    Doch das alles bestätigt nur die Dipolarität der Natur. 95% der Tiere und 5% der Pflanzen besäßen nur ein Geschlecht und benötigten das andere als Einzelwesen, um sich fortzupflanzen. Aber es gäbe kein drittes Geschlecht. In der Natur fand man noch keines.

                    Und damit bin ich beim springenden Punkt, der Sonderstellung des Menschen im Kosmos. Männliche Menschen entstehen erst nach der Geburt. Im Hirn. Testosteron. Anders gesagt: Wir kommen alle als Mädchen auf die Welt.

                    In der Sozialisation dagegen sieht das ganz anders aus: Da können wir beide Geschlechter annehmen - und uns sogar noch etliche Zwischengeschlechter definieren. Meines Wissens nach sollen 72 Geschlechter definiert worden sein. Holla! Das ändert aber nichts daran, daß ein Mann auch mit abgeschnittenem Penis und eingebauter Plastevagina und Supertitten ein Mann bleibt - biologisch -, weil man auch sein Hirn austauschen müßte, damit er zur Frau wird. Er kann sich aber sozial als Frau definieren, weil er das möchte. Das ist Gender. Und das ist auch in Ordnung. Soll doch jeder nach seiner Facon glücklich werden.

                    Das Problem liegt nur darin, daß die meisten Menschen das nicht möchten, also einer Minderheit diese Freiheit konzedieren, sich für das eine oder andere zu entscheiden. Und die lautstarke Minderheit will ihre sozial definierten Geschlechter auch von Biologen akzeptiert wissen, vermengen also Natur- und Sozialwissenschaften. Das ist in der Wissenschaftsgeschichte noch nie gut gegangen, nicht im Mittelalter, als ein Dogma wissenschaftliche Forschung unterband, nicht im Aufklärungszeitalter, als man den umgekehrten Weg ging, nicht im 20. Jahrhundert, als man Rassekunde auf die Jurisprudenz übertrug.

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                    • #11
                      Es gab in der Wissenschaftsgeschichte immer Phasen der Infantisierung, also Phasen der sogenannten Popularisierung staubtrockener Wissenschaftlichkeit. Böse Zungen behaupten, die Romantik (vs. Klassik) sei so eine Zeit gewesen oder das Biedermeier (vs. Empire) in der Kunst oder der Expressionismus, der den Naturalismus aufweichte. Feminisierung nannte Goethe das und wollte seine innere Überlegenheit udn Freiheit gegen diese Popularisierungen behaupten. Die Farbenlehre ist beredter Ausdruck dieses Wunsches. Auch bei Heine findet sich dieser Abstandsgedanke gegenüber der Romantik, eine Art von Aristokratismus. Ironischerweise begegnen Heine und Goethe einander im Begriff der "Ironie". Und schließlich natürlich Nietzsche, der den Naturalismus seiner Zeit, den Historismus und das Adeptentum in der Anhängerschaft Wagners skeptisch beäugte.
                      Femisierung wäre ein heute nicht mehr nennbarer Ausdruck. Ich möchte ihn dennoch nicht missen. Man kann Prozesse sehr hart und kompromißlos durchfechten, maskulin, sie ließen sich auch zu weich und stets kompromißbereit durchfechten, also feminin. Beides ist falsch, wenn es darum gehen soll, im Gespräch zu bleiben und eigene Standpunkte weiterentwickeln zu können. Bei zu striklter Observanz kömmt es zu Verhärtungen; bei zu großem Einergebigkeitswahn werden tatsächliche Widersprüche nur verwischt, wesen aber weiter, um irgendwann doch auszubrechen.

                      Schon aus diesem Grund ist das Gendern abzulehnen, es scheint jeweils Menschen anzusprechen, sichtbar machen zu wollen, leistet aber das Gegenteil weil eine biologische Geschlechtsübertragung auf den Sprachgebrauch eben nicht jeden Menschen erreicht, Grundwörter, die letztlich ALLE umfassen sollen, schon.

                      Ein witziger Beitrag steht heute in der JF. Allerdings betrachtet der nur die Phänomene.

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                      • #12
                        Das Gendersternchen wird mittels Pause zum Ausdruck gebracht. Das ist gewöhnungsbedürftig für Zuhörer. Als der Sportreporter vorhin im ZDF von Stabhochspringer*Innen sprach, da dachte ich zuerst:"Da braucht man hohe Decken."

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                        • #13
                          Gender und Fußball geht nicht zusammen, jedenfalls nicht in Rostock.

                          So witzig ich diese Anmache finde, so wenig mag ich Politik im Stadion.

                          P.S. Verein ohne Titel gefällt mir auch. Und das ist kein Alleinstellungsmerkmal, sondern schlichtweg schwach.

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                          • #14
                            Das Gendern ist Symptom, Folge einer bestimmbaren Welthaltung. Das Gefährliche am Gendern ist, daß darüber diese Welthaltung, die ich nicht für links halte, Weltveränderung affizieren möchte. Es sind einige besonders lautstark auftretende und vom (medialen) Establishment unterstützt werdende Gruppen, die darauf setzen, daß die Mehrheit allmählich dieser Ideologie äußerlich folgen wird, weil die Mehrheit sich stets wie ein Lemming verhält. Le Bon beschrieb das Verhalten der Masse, Canetti führte aus. Keine neuen Erkenntnisse, nur die Anwendung derselben.
                            Leute wie ich sterben aus. Wir waren unfähig, dem eine eigene progressive Lehre entgegenzusetzen. Eremiten bleiben wir.

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                            • #15
                              erstellt von nds:

                              Es ist eine sprachpolitische Maßnahme und somit auch völlig zurecht Gegenstand eines politischen Diskurses, für den die Linguistik keine Deutungshoheit beanspruchen kann.

                              Sprachwissenschaftler sind es gewohnt, ihren Gegenstand und ihre Disziplin als unpolitisch zu betrachten. Ich denke, daß das in beiden Fällen ein Trugschluß ist. Sicher, Sprache wird von uns als quasi naturgegebener Gegenstand angesehen und die theoretischen Vorstellungen, die man über die Beugung des Verbs, über Kasus, Numerus oder Genus entwickelt, sind, sofern sie wissenschaftlich sind, tatsächlich frei von gesellschaftsideologischen Aspekten.

                              In der Geschichte der Linguistik war dies nicht immer so. In Grammatiken des Deutschen aus dem 18. Jahrhundert oder von noch früher findet sich meist eine Mischung aus Beschreibung und Bewertung dergestalt, daß Variantenvielfalt in der deutschen Sprache beschrieben wird, aber gleichzeitig klar gesagt wird, welche Varianten nicht schicklich seien, meist verbunden mit einem verächtlichen Zungenschlag gegenüber den vermeintlich ungebildeten Schichten, Handwerker, Bauern usw. Im 19. Jahrhundert findet sich parallel zur Restauration des deutschen Nationalstaats auch eine Linguistik, die die deutsche Sprache zu einem Organismus aufwertet. Hier ist der Ursprung der sprachideologischen Haltung, die jeden Sprachwandel als Sprachverfall deutet, und die Übernahme von Lehnwörtern als eine Art Verschmutzung der ursprünglich reinen deutschen Sprache. Die moderne Linguistik enthält sich seither solcher Wertungen.


                              Gleiches gilt für uns aber auch für die Ausdrucksvielfalt innerhalb einer einzigen Sprache. Man kann „Sonnabend“ oder „Samstag“ sagen. Beide Ausdrucksweisen sind gleich viel wert. Und darin stimmen wir mit den Trägern der Sprache, den Menschen, die sie verwenden und denen sie folglich gehört, überein. Frei nach Rosa Luxemberg könnte man daher ein Prinzip des sprachlichen Pluralismus formulieren: Freiheit ist immer die Freiheit des Anderssprechenden. Nennen wir es das linguistische Rosa-Prinzip, oder im Folgenden einfach Rosa-Prinzip. Ich mag dieses Prinzip auch deshalb, weil es einem eine Haltung abverlangt, die jenseits der Frontlinien der Gendern-Debatte liegt.


                              Ist das Rosa-Prinzip ein linkes Prinzip? Ich würde denken, ja – eines von vielen natürlich, aber wer sich nicht daran hält, kann eigentlich nicht für sich beanspruchen, links zu sein.

                              Das Rosa-Prinzip hat eine weitere Konsequenz: Wer die Ausdrucksweise eines anderen nicht akzeptiert, versucht sich über ihn zu stellen. Da die Abschaffung von Herrschaftsverhältnissen zwischen Menschen ein linkes Ziel ist, ist diese Selbsterhöhung wiederum nicht links.

                              Eine Sprache ist ein Zeichensystem, bei dem grundsätzlich willkürlich Formen und Bedeutungen zu Zeichen verbunden werden. Aber diese Verbindungen, einmal gesetzt, definieren dann die Sprache. Ein Fisch ist ein Fisch und ein Tisch ist ein Tisch, und wer die beiden Wörter verwechselt, wendet die Sprache falsch an. Daß dem so ist, ist eine soziale Tatsache, wie überhaupt alle sprachlichen Tatsachen soziale Tatsachen sind.

                              Gleichwohl sind diese konventionalisierten sprachlichen Zeichen nur Werkzeuge der Kommunikation. Wir verwenden diese Werkzeuge, um uns auszutauschen, also Bedeutungen, Ideen, Vorstellungen, Wünsche usw. zu kommunizieren. Was dabei für den Adressaten einer Äußerung zählt, ist nicht, was die verwendeten Wörter konventionell bedeuten, sondern was der Sprecher mit der Verwendung dieser Wörter meint, was er versucht zu kommunizieren.

                              Wenn Sie sich oben gefragt haben, wie es gelingt, einander zu verstehen, ohne die gleiche Sprache zu haben, dann liegt hier die Antwort: Eine streng genommen gemeinsame Sprache ist nicht nötig, weil gelingende Kommunikation davon nicht abhängt. Die sprachlichen Zeichen sind beim Verstehen einer Äußerung eher so etwas wie Anhaltspunkte.

                              Das Wesen des Verstehens liegt also darin, zu erkennen, was jemand mit einer Äußerung meint, nicht in dem, was die verwendeten Wörter hergeben, wenn sie quasi wortwörtlich verstanden werden. Wenn es anders wäre, könnte es sprachkreative Erscheinungen wie beispielsweise Metaphern gar nicht geben, keinen Sprachwandel, generell keine sprachlichen Neuerungen, aber damit auch keine Sprache, weil alle Einheiten der Sprache irgendwann einmal als Neuerungen in die Sprache aufgenommen wurden. Das ist also auch wieder ein fundamentaler Aspekt der Sprache.

                              Verstehen beruht also auf Empathie. Auch diese sprachliche Brüderlichkeit ist eine Konsequenz des Rosa-Prinzips, die sich allerdings wie gesagt erst ergibt, wenn man die Eigenarten sprachlicher Kommunikation berücksichtigt.

                              Sind Linke dafür anfällig, gegen das Rosa-Prinzip zu verstoßen? Eindeutig ja. Es gab mal eine Zeit, in der Befürworter und Gegner einer Technologie, nennen wir sie behelfsweise mal Atomkernkraft, an ihrer Bezeichnung für diese Technologie erkennbar waren, wie eine Art sprachliches Parteiabzeichen.

                              Der linke Verstoß gegen das Rosa-Prinzip besteht hier in der Nicht-Akzeptanz des Ausdrucks Kernkraft. Der Verständigung tat das Ganze im Übrigen aber keinen Abbruch. Schließlich kann man sich nicht streiten, wenn man sich nicht versteht.

                              Nehmen wir noch ein anderes Beispiel, bevor wir zum Gendern kommen. Im Zuge der Flüchtlingskrise der EU wurde von Seiten der Aktivisten Geflüchteter als neue Bezeichnung anstelle von Flüchtling eingeführt. Das am Beispiel Atom-/Kernkraft beschriebene Muster wiederholt sich hier. Man kann wieder Vertreter einer bestimmten politischen Position an der Ausdrucksweise erkennen.

                              Das Problem mit dem linken Aktivismus ist aber auch hier, daß er das Bedürfnis nach einer Begründung hat, die auch hier darauf basiert, die nicht verwendete Alternative schlechtzureden. Flüchtling soll irgendwie verächtlich oder diskriminierend klingen, was auch an der Endung -ling liegen soll wie in Häftling, Schwächling. Erneut sehen wir selektive Wahrnehmung: Varianten, die nicht in die Argumentation passen, wie Säugling, Zwilling, Liebling, werden ausgeblendet. Daß hier mit der Verwendung des Partizips auch eine Strategie des Genderns angewandt wird, mag eine weitere Motivation für die Ausdrucksweise sein.

                              Grundsätzlich, und das ist beim Gendern auch so, versucht hier eine Minderheit, der Mehrheit ihr Sprachgefühl aufzuzwingen: “Ich empfinde Flüchtling als diskriminierend, und wenn du das nicht genauso fühlst, dann stimmt mit deinem Sprachgefühl etwas nicht.”

                              Kommen wir nun zum Gendern. Wer mir bis hierher gefolgt ist, wird zunächst einmal schlußfolgern, daß eine neue Ausdrucksweise an sich nichts Schlechtes sein kann. Wer dem Rosa-Prinzip folgt, der kann sich weder gegenderter Ausdrucksweise verschließen, noch beispielsweise Anglizismen oder jugendsprachlicher und anderweitiger Sprachakrobatik.

                              In dem Moment aber, wo spielerische Praxis den politischen Raum betreten hat, war alle Unbefangenheit dahin. Das Gendern wurde zu einem sprachlichen Parteiabzeichen. Die Gleichstellungsbüros öffentlicher Institutionen verfassen Sprachratgeber, die als Empfehlungen tarnen, was mit empfindlichen sozialen Sanktionen bewehrt einer Forderung nach unbedingtem Sprachgehorsam entspricht.

                              Alternative Mittel, wie das landauf landab in allen Schichten und Regionen höchst gebräuchliche und vorrangig verwendete Mittel des sogenannten generischen Maskulinums, werden als diskriminierend diffamiert. Diejenigen, die mit Überzeugung gendern, tun das ausgesprochen demonstrativ und inszenieren sich als die besseren Menschen. Es ist offensichtlich, daß das Rosa-Prinzip hier gravierend verletzt ist. In mehreren Punkten.

                              Es beginnt aber damit, daß auch hier die Abwertung der Ausdrucksalternative keine Basis in der Realität hat. Nehmen wir eine Durchsage in einem Kaufhaus kurz vor Ladenschluß: Liebe Kunden, bitte beenden Sie zügig Ihren Einkauf. Wir schließen in fünf Minuten. Vielen Dank für Ihren Besuch.

                              Das ist ganz gewöhnlicher Sprachgebrauch, wie er ständig im deutschen Sprachraum vorkommt. Niemand, auch keine Gendern-Befürworter, würde bestreiten, daß der hier verwendete Ausdruck Kunden geschlechtsneutral gemeint ist und dass das auch problemlos so verstanden wird. Das ist ein unbestreitbares linguistisches Faktum. Auch die weiblichen Kunden werden das Kaufhaus verlassen.

                              Wenn es wirklich so wäre, daß wir uns bei der Verwendung generischer Maskulina ständig mißverstehen, dann wäre uns das längst aufgefallen. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte aus der Beobachtung der tatsächlich stattfindenden Kommunikation, daß dem so wäre. Sprache ist nicht perfekt, und Mißverständnisse kommen immer wieder vor, aber die generischen Maskulina sind hier in keiner Weise auffällig.

                              Das Problem liegt also nicht in den sprachlichen Mitteln des Genderns an sich (jeder darf sich so ausdrücken, wie er möchte), sondern darin, daß wir es hier mit einer sprachpolitischen Maßnahme zu tun haben, die gegen das Rosa-Prinzip verstößt, weil sie alternative Ausdrucksweisen und ihre Verwender diskriminiert.

                              Ich habe den Text auf seine wesentlichen Aussagen reduziert. Der vollständige Text kann über den Link unten abgerufen werden.

                              Kommentar: Gendern ist ein sprachpolitischer Akt, der seine Berechtigung besitzt. Allerdings hat das Deutsche ein Problem, daß nämlich zwischen dem generischen masculinum und der Nutzanwendung auf den individuellen männlichen Akteur formal nicht unterschieden werden kann, hier also eine semantische Lücke entsteht, die auch nicht dadurch ausgeglichen werden kann, daß es generische feminina gibt, denn dann liegt das Problem eben in der Nutzanwendung auf den weiblichen Akteur. Aber ist das wirklich ein Problem im sprachlichen Alltag?
                              Ich widerspreche dem Autoren in der Hinsicht, daß das Rosa-Prinzip durchgängig Anwendung finden sollte. Der Grund ist einfach: Es wird immer jemanden geben, der sich durch ein Wort diskriminiert fühlt. Man kann es nicht allen recht machen. Kontext und Milieu sind bedeutsam, imgleichen Rasse und sozialer Stand. Wenn in Pulp Fiction das Wort "Nigger" gebraucht wird, dann kömmt es darauf an, ob es ein Neger oder ein Nichtneger sagt. Der eine darf das, der andere darf das im Sprachgebrauch nicht. Wenn jemand sagt "80% der Lehrer an meiner Schule sind weiblich", dann stößt auch die Genderschickeria an ihre Grenzen, es sei denn, sie entblödet sich und glaubt, daß mit Lehrer_innen beide Geschlechter erfaßt werden können. Können sie eben nicht, weil es dieses Wort nicht gibt.
                              Und so bleibt das Gendern, was es dem Wesen nach ist und wie es in der Quelle auch gesagt wird: ein sprachpolitischer Akt einer Minderheit, der gewaltsam zu neuem Sprachgebrauch führen soll udn kräftige Unterstützung durch das Establishment genießt. Das Volk will es nicht? Egal. Es wird durchgedrückt.
                              Sehen wir ein Machtspiel, im Zuge dessen die Bürger lernen sollen, ihren eigenen sprachlichen Intuitionen zu misstrauen? Verwandelt sich die gemeinsame Sprache von einem Allgemeingut quasi zum Eigentum einer selbsternannten "sprachsensiblen" Sprachelite, die künftig über richtig und falsch in der Sprache bestimmt? Ist Toleranz gegenüber jeweils Andersdenkenden der Schlüssel beim aktuellen Spra ...

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