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    Vielleicht gerade deshalb... weil sich alle anderen gar nicht mehr damit befassen, beschäftigt mich die "Corona-Zeit" heute mehr denn je.

    Wenn ich heute frage(egal wen) "weißt du noch...als..?", dann bekomme ich meist ein ahnungsloses Schulterzucken als Antwort...so...als hätte es diese drei Jahre nie gegeben. Ok, der Mensch ist von Haus aus Opportunist...was ja auch viele Vorteile hat...aber wie man so schnell von Hundert auf Null schalten kann, das lässt mich dann doch bisweilen sprachlos zurück.

    Die Bilder...wie Menschen mit Gasmasken und in einen ABC-Poncho gehüllt die Supermärkte stürmten und den Schwachen der Gesellschaft die letzten Nudeln vor der Nase wegschnappten...wie sich Menschen um Klopapier prügelten...oder sich auf Marktplätzen versammelten und für die Zwangsimpfung skandierten...die bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Diese Bilder haben mich nachhaltig geprägt und mein Wesen verändert.

    Wenn Putin heute mit Atomwaffen droht...dann habe ich keine Angst....sondern nur den Gedanken: der Mensch hätte es verdient...ausgelöscht zu werden. Und dann erschrecke ich vor mir selbst...und frage mich: "bist du ein Misanthrop?" Ich weiß es nicht...ich weiß nur...ich kann nicht vergessen und schon gar nicht verzeihen.


    *** was könnt ihr weder vergessen noch verzeihen? - oder sind euch solche Gedanken/Gefühle fremd?****

  • #2
    Solche Szenen habe ich nicht in Erinnerung. Ich kann mich allerdings an Reden im Reichstag erinnern, in denen diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollten, als Menschen beschrieben wurden, die anderen die Freiheit wegnähmen. Totalitäre Züge. Aus Angst tun Menschen zuweilen Dinge, die sie später bereuen. Ich glaube aber auch an Lernfähigkeit. Jedenfalls bei manchen. (Wenn ich mir unseren FCM-Trainer so anschaue, dann bezweifle ich, daß der lernfähig ist.) Ich glaube auch nicht, daß Du ein Misanthrop bist, vielleicht ein Enttäuschter mit einigen Zynismen. Aber gehört das nicht zum Gut eines Erwachsenen, daß er Dinge nüchterner betrachtet und damit leicht über Anerkennung der Wirklichkeit zum Zynismus findet? Ich hoffe jedoch, Du hältst Dich offen genug, um aus dieser Falle auch wieder herauszufinden. Wir Menschen kloppen uns nämlich nicht nur um Nudeln und Klopapier, sondern finden manchmal auch Zeit für liebevolle Gesten.

    Man sah deutlich, daß unsere Eliten von der conditio humana wenig wissen: Vorschriften und Verbote, eingesperrte Kinder und die Hoffnung, daß mit abstrakten Forderungen nach einer allgemeinen Reaktion und gleichzeitiger Bestrafung derer, die ihr Grundrecht auf die Unverzehrtheit ihres Körpers in Anspruch nahmen, sich die Behandlung der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Krankheit nicht besserte, sondern verschlimmerte... all das bleibt uns wohl allen in Erinnerung. Vor allem der Starrsinn wider bessere Erkenntnisse bei den politischen Segensträgern, die auf diese Weise viele Menschen gefährdeten. Andererseits glaube ich nicht, daß sie es bewußt taten; vielmehr denke ich, daß sie diesem "alternativlosen" Denkmodell der Kanzlerin aufsaßen, die so etwas ja sehr gern behauptete. Und Alternativlosigkeit zu behaupten, ist etwas, was dem Menschen nicht ziemt. Es gibt immer eine Alternative!

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    • #3
      Ich habe Corona inzwischen auch fast vergessen, die Ausgangsbeschränkungen, die Maskenpflicht, die Isolierung der Kranken und Pfleglinge in den Heimen usw. Sicher wurde vieles falsch gemacht, man war ja auch überhaupt nicht vorbereitet auf so eine Pandemie. Da wurde auch Panik verbreitet, andererseits grob fahrlässig verharmlost und geschwurbelt. Aber ich hab mich immer gefragt, was würde ich an Stelle derer tun, die Verantwortung trugen für das Gesundheitssystem, die Intensivstationen, die Lebensmittelversorgung, den öffentlichen Verkehr usw.? Angesichts drohender Überlastung der Intensivstationen, der Krankenhäuser, des öff. Verkehrs usw., hätte ich wohl auch nicht viel anders gehandelt. Was m. M. völlig daneben war und wo Panik geschürt wurde, waren die Schulschließungen, die Quasi-Isolation von Schülern und Studenten. Man hat der Jugend die wichtigsten Jahre ihrer Entwicklung verbaut und versaut. Leute wie Lauterbach und andere 'Experten', haben, als die Pandemie schon abgeebbt war und die Durchimpfung der Bevölkerung hoch war, noch immer in täglichen TV-talkformaten den Teufel an die Wand malten. Das war absurd. Andererseits haben auch viele miese Charaktere die Gelegenheit genutzt und verantwortungslos und häufig wider besseres Wissen Lügenpropaganda verbreitet und den totalitären Staat, das Ende der Demokratie - oder was wir davon haben - heraufbeschworen und abenteuerliche und kriminelle Verschwörungstheorien verbreitet (Gates-Chiping, Impfen zur Versklavung der Bevölkerung etc.). Also Corona ist für mich gegessen und liegt mir gar nicht mehr im Magen. Empfehlen kann ich zum Thema von Camus 'Die Pest'.

      Was deinen Blick auf die Menschheit an sich angeht, teile ich vieles davon, vor allem die nüchterne Einschätzung, dass es um die Menschheit nicht schade wäre, würde sie sich selbst eliminieren. Wie schon mehrfach hier und andernorts festgestellt, ist Mensch als Einzelwesen sehr wohl zu Vernunft, Empathie und sozialem Verhalten fähig, in der Masse aber leicht verführbar, dumm und zu allem fähig. Dieses Menschenbild ist für mich nicht misanthropisch sondern realistisch.

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      • #4
        ich kann nicht vergessen warum und bin zutiefst gerührt, daß ich am leben bin, denn vor dem was gewesen ist, war es durchaus nicht sicher, daß sich die lebenslinien meiner vorfahren fortsetzten. meine urgroßmutter väterlicherseits mußte als junge frau in ihren frühen zwanzigern die deportation von juden in den straßen von hannover hilflos mitansehen. sie wurden auf lastwagen gefercht und in lager gebracht. es gab eine zeit, in der juden keine lebensmittel mehr bekamen. sie brachte ihnen heimlich essen. dafür landete sie im gefängnis, ohne aussicht auf freilassung. ihre großen brüder waren offiziere bei der sa und befreiten sie aus der gefangennahme.
        meine großmutter mütterlicherseits hatte eine freundin an der uni in berlin. tamara bunke. glücklicherweise mußte sie ihre überlegungen, tamara nach kuba und bolivien zu folgen, zurückstellen, denn sie erwartete ihr erstes kind. mein onkel lebt nicht mehr...aber ich.
        es ist falsch zu vergessen, wo wir herkommen.​

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        • #5
          Danke für eure Rückmeldungen, für die offenen Worte!

          Ich kann meine Wahrnehmungen während dieser Zeit nicht rückwirkend ändern, muss mit den Bildern leben. Nur in der Bewertung der Ereignisse könnte ich noch etwas ändern, wenn ich das wollte. Das Gegenteil will ich. Wenn mir heute jemand ins Gesicht lächelt, dann will ich im Stillen sagen können: "spar dir das...seit Corona weiß ich, wer du wirklich bist".

          Hätte es damals schon Corona gegeben, dann hätte meine Sozialkundelehrerin nicht die Politik der CDU heranziehen müssen, um den Begriff "asozial" zu erklären...dann hätte sie aus dem Vollen schöpfen können.

          Aber auch mir blieb nicht verborgen, dass es Ausnahmen gab und immer noch gibt. Wenn man will, dann kann man darauf bauen...denn irgendwie muss man sich ja den Glauben ans Gute bewahren, will man in dieser Gesellschaft leben...und nicht nur überleben.​

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          • #6
            Ja wenn man mal bedenkt, dass das nicht mal zwei Jahre her ist, stimmt es schon bedenklich, wie schnell das vergessen wurde. Aber dank ausufernder Propaganda wird der Gemeine Bürger ja permanent mit neuen Schreckensmeldungen bombardiert. So kam ja die Donbass-Krise gerade recht, um das Ende der Corona-Zeit irgendwie zu "verschleiern", dazu der Klimawahn der dummen grünen Männchen, der Gaza-Konflikt. Ich bezweifle, dass sich der normale Bürger in der Streßhektik seines Hamsterrades überhaupt auf mehr als eine Katastrophe auf einmal konzentrieren kann. Er ist ja mit einer Einzigen schon hoffnungslos überfordert! Davon abgesehen sind natürlich die Täter immer sehr "für das Vergessen" eingestellt, weshalb es ihm sehr gelegen kommt, wenn seine Schandtaten möglichst schnell in Vergessenheit geraten.

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            • #7
              Ja, so ist das. Im 20KM Umkreis meines Wohnortes gab es in den letzten zwei Wochen zwei Kindesentführungen, mehrere Vergewaltigungen und auch zwei Morde. Nichts davon wurde überregional berichtet. Man erfährt es übers Regionalradio, über die Regionalpresse...oder durch Weitererzählung. In meiner Jugendzeit hätte ein einziger dieser "Vorfälle" bundesweit und über Wochen die Schlagzeilen beherrscht. Wir gewöhnen uns an all diese Dinge...sie wurden über die Jahre zur Normalität. Ich sehe das überhaupt nicht ein und wehre mich dagegen...indem ich eben nicht vergesse. Das ist nicht viel, aber auch so ziemlich das einzige...das ich dagegen tun kann. Aber wer trägt die Schuld an dieser Entwicklung...die Politik?...die Medien...die Gesellschaft? Von der Bundeswehr wissen wir, dass sie nicht wehrhaft ist...aber gleiches trifft auch auf unsere Gesellschaft zu. Wir nehmen jede Entwicklung maximal zur Kenntnis...doch letztendlich einfach nur hin.

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              • #8
                Was mich viel mehr umtreibt und fassungslos macht als das Corona-Diktatur-Geschwurbel, der Genderwahnsinn (früher war mehr Rinderwahnsinn), kulturelle Aneignungsdebatten, Pro- und Anti-*-erregungen usw. ist die unverschämte, unverhohlene Militarisierung unserer Gesellschaft mit den Grünen an der Spitze. Das hätte mir mal wer vor 30 Jahren sagen sollen, den hätte ich für verrückt erklärt. Kein Tag vergeht, an dem nicht Angst vor dem bösen Russen, dem schlitzohrigen (!) Chinesen geschürt wird, wo nicht getrommelt wird, wir müssten aufrüsten - obwohl das Militärbudget Russlands nur ein Bruchteil dessen der Nato ist -, wo zähnefletschende Flintenweiber wie St-Z im ÖRR Horrorszenarien an die Wohnzimmerwände malen usw. usw.

                So wird das nix. Die früher Pazifisten waren, sind heute kriegsgeil und wehrbereit bis zum gehtnimmer. Mir kann es schon egal sein, mein Leben ist gelebt, was noch kommt ist bestenfalls Zugabe, realistisch betrachtet eher Mühsal. Nicht nur Deutschland schafft sich ab, die Menschheit eifert ihm nach. Mir soll's recht sein.

                *setze ein ad lib. Semitismus, Islam, Migration etc.

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                • #9
                  Richtig, der Nato-Etat ist heute schon 16x so hoch...wie der Militär-Etat der Russen. Es ist Quatsch, wenn jedes Nato-Land so viele Waffen vorhält...um sich alleine gegen einen Feind X wehren zu können. Der Sinn der Nato ist ja genau der Gegenteil dessen. Würde man den jetzigen Bestand an Waffen besser koordinieren und so verteilen, wie es die geographische Lage erfordert, könnte man eher auf die Hälfte der heutigen Waffen verzichten...statt auch noch aufzurüsten. Beispiel: ein Nato-Binnenland wie die BRD braucht keine Panzer...noch nicht mal einen einzigen. Es gibt überhaupt kein denkbares Szenario...das den Einsatz von Panzern rechtfertigen könnte. Dafür braucht eine Nation an den Nato-Außengrenzen umso mehr Panzer. Wir in der BRD benötigen Raketenabwehrsysteme und Schutzbunker...und ansonsten fast gar nichts. So viele Waffen wie heute brauchen wir nur wegen dem jeweiligen Ego jeder einzelnen Nato-Nation. Platzpatronen-Uschi und die anderen Brüsselianer werden nicht müde...zu betonen, dass EU und Nato an einem Strang ziehen. Ich würde mal sagen das Gegenteil ist der Fall. Wie fast immer ist es einzig und alleine unser Geld, das den laden einigermaßen zusammenhält. Wieso übernehmen wir 50% der Kosten für diesen Krieg? Würden wir nur den Teil bezahlen...den der Veteilungsschlüssel vorsieht und dafür die anderen Nationen mehr mit in die Pflicht nehmen...dann wäre aber was los. Die EU wurde eigens dafür erfunden, um Deutschland abzukassieren - dass das so ist, dafür ist dieser Krieg nur ein weiterer Beweis. Und würden wir den Unterhalt für die geflüchteten Ukrainer mit auf die Rechnung nehmen...dann wäre wir vermutlich bei 75% aller Kosten, die wir begleichen.

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                  • #10
                    Rache und Entschuldigung sollen nach Meinung der in Bochum lehrenden Maria Lotter Konzepte sein, die es "im Sinne moralischer oder strafrechtlicher Schuld" nicht gäbe, wohl aber im Sinne moralischer Haftung. Eine Kollektivschuld soll es auch nicht geben. Wer diese Haftung übernehmen soll, wer, wenn nicht die Nachgeborenen, sagt Frau Lotter nicht. (Maria Lotter: Schuld und Respekt. Suhrkamp 2024.)

                    Pillepalle. Natürlich gibt es Kollektivschuld. Wir Deutschen wissen ein Lied davon zu singen. Strafrechtliche Schuld fürs Kollektiv über Generationen hinweg? Natürlich, wir haben noch bis weit über 2000 "Schulden" bei den Entente-Mächten getilgt, Milliarden über Milliarden. Das nenne ich die persönliche Inhaftungsetzung politischer Schulden über Generationen hinweg. Und ja, jedes unserer Kinder kömmt mit der Erbschuld auf die Welt, die den Menschen vom Tierreich trennte, die Deutschen zusätzlich noch mit dem Stigma, das sie zu Untieren macht, was sie immer wieder in die moralische Haftung zwingt, Brot für die Welt auszugeben.

                    Es gibt kein Vergessen. Unsere Gene speichern alles, das Gute, das Langweilige und das Schlechte. Für immer.

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                    • #11
                      Du darfst politische oder auch judikative Urteile nicht mit moralischen gleichsetzen. Es ist natürlich so, dass der Verlierer seinen Einsatz zu blechen hat. Und es ist unbestreitbar, dass im Namen der Nationalsozialisten unfaßbar viel Verbrechen begangen wurden. Dass im Krieg auch auf allen Seiten verbrecherische Akte gesetzt werden, ist unausbleiblich. Siehe Israel und Co.

                      Deshalb von einer Kollektivschuld zu reden, ist aus moralischer Sicht unhaltbar. Es kann immer nur individuelle Schuld geben. Ich bin nicht verantwortlich für die Taten anderer. Im Falle des Nationalsozialismus kann man allerdings davon reden, dass die Deutschen/Österreicher viel zu wenig gegen das Regime Widerstand geleistet haben. Doch das ist eben eine politische, keine moralische Überlegung.

                      Wobei Schuld generell ein fragwürdiges Konstrukt ist. Ja, ich weiß, wir Menschen sind angeblich frei, das Gute oder das Schlechte zu wählen und zu tun. Diese Prämisse ist Voraussetzung für jede funktionierende Gesellschaft. Doch aus erkenntniskritischer Sicht höchst fragwürdig. Wie frei sind wir wirklich? Aber das ist eine andere Geschichte.

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