Bizarrer Traum: Ich fahre in einem Bus durch eine enge Serpentine, schaue im Halbdunkel aus großer Höhe auf eine enge, durch Mauern eingefaßte Straße. Schnitt. Ich stehe vor einer Kloschüssel, die mit buntem Plaste ausgelegt ist und höre, wie mir die tschechische Mafia Bedingungen stellt. Schnitt. Ich parke den Bus vor einem Hotel, steige aus und stolpere über eine felsige Straße nach unten.
Vielleicht stehe ich immer noch unter dem Eindruck eines sehr guten Films, "Die Hochmütigen" (Frankreich 1953). Gerard Philipe und Michelle Morgan mimen darin ein komplementäres Verliererpaar, ganz ähnlich der Konstruktion aus "Casablanca", nur nicht mit diesem Pathos der Kriegspropaganda. Am Ende bekommen sie sich. Der Alkoholiker hört zu trinken auf, die kühle Blonde entdeckt ihre Libido. - Vier Szenen beschäftigen mich immer noch:
1. als MM den Tod ihres Mannes erleben muß, reagiert sie zuerst nicht; sie sucht in seinen Taschen nach seinem Portemonaie, denn sie ist nun allein in einem tropischen Kaff (wahrscheinlich Acapulco) und benötigt Geld; sie findet das Por. nicht, auch unter dem Bett, in dem ihr toter Mann liegt, liegt es nicht; sie fällt in sich zusammen und weint, aber man weiß nicht, warum diese hochmütig-arrogante Frau, als die sie bisher auftrat, weint;
2. ihr Mann starb an einer Meningitis, die Herzstillstand auslöst, der Amtsarzt nennt sie "ansteckend" und setzt Quarantäne durch; MM soll geimpft werden; der Arzt verlangt, daß sie sich auszieht, befühlt ihren unteren Rücken und setzt eine riesige Spritze an, die er zehn Zentimeter in ihren unteren Rücken, viertel Wirbel wohl, einführt; der Kameramann hat seine Freude daran und zeigt das langsame und qualvolle Geschehen aus der Nähe; ich weiß nicht, ob das ein Fall nach Hybris sein soll;
3. der starke Mann der Stadt, ein Kaffeebesitzer (sic!), will sie für sich, kurz vor dem Ende des Films, nachdem er die ganze Zeit sehr freundlich und hilfsbereit wirkte, will er sie vergewaltigen, sie wehrt sich mit allem, was sie hat und gibt zu verstehen, daß sie auch zu sterben bereit sei, ihn aber nicht liebe, sondern den Alkoholiker; sie beißt und kratzt und wehrt sich gegen den stärkeren Mann, der dann abläßt;
4. eine Tanzszene: Gerard Philipe ist Alkoholiker und blank; er ist dreckig und stets betrunken; eines Tages hat er kein Geld und benötigt Alkohol; der Kaffeehausbesitzer gibt ihm keinen und verlangt, er möge sich seinen Tequila verdienen, er solle tanzen; GP hat jede Selbstachtung verloren und tanzt zur Freude der Kneipenbesucher, dann bekommt er eine Flasche Schnaps und will schon damit gehen, da trifft ihn ein verachtender Blick MMs, was ihn veranlaßt, die Flasche von sich zu werfen, so daß man nur das Klirren hört, und ohne Schnaps das Kaffee zu verlassen (kurz zuvor hatten sie sich schon kennengelernt, als der Mann MMs starb)
Mich beeindruckte die ausgespielte Dramaturgie, die Nähe, das nachvollziehbare Leiden, die großartigen und selbstvergessenen Schauspieler, die Dichte der Athmosphäre, die Regieleistung. Das Drehbuch schrieb Jean Paul Sartre. Ich hätte einen existentialistische Striptease erwartet, dazu marxistische Gesellschaftskritik. Mitnichten. Am Ende finden die Hochmütigen einander. Kitsch? Vielleicht. Ich konnte MM bisher nicht besonders leiden, aber die Leistung in diesem Film war großartig.
Vielleicht stehe ich immer noch unter dem Eindruck eines sehr guten Films, "Die Hochmütigen" (Frankreich 1953). Gerard Philipe und Michelle Morgan mimen darin ein komplementäres Verliererpaar, ganz ähnlich der Konstruktion aus "Casablanca", nur nicht mit diesem Pathos der Kriegspropaganda. Am Ende bekommen sie sich. Der Alkoholiker hört zu trinken auf, die kühle Blonde entdeckt ihre Libido. - Vier Szenen beschäftigen mich immer noch:
1. als MM den Tod ihres Mannes erleben muß, reagiert sie zuerst nicht; sie sucht in seinen Taschen nach seinem Portemonaie, denn sie ist nun allein in einem tropischen Kaff (wahrscheinlich Acapulco) und benötigt Geld; sie findet das Por. nicht, auch unter dem Bett, in dem ihr toter Mann liegt, liegt es nicht; sie fällt in sich zusammen und weint, aber man weiß nicht, warum diese hochmütig-arrogante Frau, als die sie bisher auftrat, weint;
2. ihr Mann starb an einer Meningitis, die Herzstillstand auslöst, der Amtsarzt nennt sie "ansteckend" und setzt Quarantäne durch; MM soll geimpft werden; der Arzt verlangt, daß sie sich auszieht, befühlt ihren unteren Rücken und setzt eine riesige Spritze an, die er zehn Zentimeter in ihren unteren Rücken, viertel Wirbel wohl, einführt; der Kameramann hat seine Freude daran und zeigt das langsame und qualvolle Geschehen aus der Nähe; ich weiß nicht, ob das ein Fall nach Hybris sein soll;
3. der starke Mann der Stadt, ein Kaffeebesitzer (sic!), will sie für sich, kurz vor dem Ende des Films, nachdem er die ganze Zeit sehr freundlich und hilfsbereit wirkte, will er sie vergewaltigen, sie wehrt sich mit allem, was sie hat und gibt zu verstehen, daß sie auch zu sterben bereit sei, ihn aber nicht liebe, sondern den Alkoholiker; sie beißt und kratzt und wehrt sich gegen den stärkeren Mann, der dann abläßt;
4. eine Tanzszene: Gerard Philipe ist Alkoholiker und blank; er ist dreckig und stets betrunken; eines Tages hat er kein Geld und benötigt Alkohol; der Kaffeehausbesitzer gibt ihm keinen und verlangt, er möge sich seinen Tequila verdienen, er solle tanzen; GP hat jede Selbstachtung verloren und tanzt zur Freude der Kneipenbesucher, dann bekommt er eine Flasche Schnaps und will schon damit gehen, da trifft ihn ein verachtender Blick MMs, was ihn veranlaßt, die Flasche von sich zu werfen, so daß man nur das Klirren hört, und ohne Schnaps das Kaffee zu verlassen (kurz zuvor hatten sie sich schon kennengelernt, als der Mann MMs starb)
Mich beeindruckte die ausgespielte Dramaturgie, die Nähe, das nachvollziehbare Leiden, die großartigen und selbstvergessenen Schauspieler, die Dichte der Athmosphäre, die Regieleistung. Das Drehbuch schrieb Jean Paul Sartre. Ich hätte einen existentialistische Striptease erwartet, dazu marxistische Gesellschaftskritik. Mitnichten. Am Ende finden die Hochmütigen einander. Kitsch? Vielleicht. Ich konnte MM bisher nicht besonders leiden, aber die Leistung in diesem Film war großartig.
Kommentar