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Theologische Dispute (II)

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  • Streusalzwiese
    antwortet
    Zitat von eulenspiegel Beitrag anzeigen
    Der Mensch ist, wie er ist: Erstens strunzdumm, zweitens strunzdümmer, drittens am strunzdümmsten. Dazu feig, hinterhältig, gierig, gierig und nochmal gierig.
    Made by Evolution. Das Leben ist kein Ponyhof. Eine Tierart, die in der Lage ist den Thron zu besteigen, kann nicht besonders sympathisch sein.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Ich fürchte, ich wiederhole mich. Schau ich mir an, wo Religionen in aller Welt mitmischen an Konflikten, Kriegen, Verfolgung, Gewalt in jeglicher Form, dann komm ich zu dem Schluß, es gibt kaum etwas Schlimmeres als Religionen. Nein, nichts Böseres als Religiöse. Nicht alle, aber zu viele. Egal, welche Religion du nimmst, die meisten predigen Nächstenliebe, Gottesliebe, Befolgung der grundlegenden ethischen Regeln (Goldene Regel, kat. Imperativ etc.), verurteilen Mord und Totschlag, Haß und Gewalt. Und die Praxis? Ausnahmslos Versagen. Es ist leider so, je religiöser ein Mensch, desto gewaltbereiter. So wenigstens die Regel, auch wenn es Ausnahmen geben sollte.

    Ich sehe Religionen als die Wurzel allen Übels. Als Atheist sind für mich Gott und alle seine Gebote, Engeln, Offenbarungen etc. eine Erfindung des Menschen. Also wären Religionen ebenso Menschenwerk. Liegt also die Gewalt in der Natur des Menschen, sind Religionen nur Ausdruck dieser Anlage zur Gewaltbereitschaft. Die steckt in unseren Genen. Religion ist nur ein ideales Mittel zur Rechtfertigung und Ausübung von Gewalt. Im Dienste der guten Sache, im Auftrag des jeweiligen Gottes. Oft im Widerspruch zur Lehre. Diesen Widerspruch lösen wir individuell durch verschiedene Rituale auf. Dafür gibt es Priester, Gurus, Bevollmächtigte der Götter. Beichten, Reinigungsrituale, Ablaßkrämerei, Bußrituale etc., das alles dient dazu, meine persönliche Schuld zu abzuladen. Nicht selten auf die Rücken von Sündenböcken: Andersgläubige, Ungläubige, Heiden. Damit sind diese die Bösen und dürfen, ja müssen bestraft werden. Der Kreislauf des Bösen ist geschlossen.

    Schau hin, wo du willst: wo Religion im Spiel, ist immer Gewalt im Spiel. Palästina, Iran, ja die ganze islamische Welt, auch der friedliebende Buddhismus macht keine Ausnahme und die Champions der Nächstenliebe, die Christen, sie blicken auf ein langes Sündenregister zurück, das aufzuzählen ich mir ersparen will.

    Ich halte Religion per se für eine gute Sache. Doch immer wieder und ausnahmslos entartet sie zu einem Instrument der Gewalt und Unterdrückung, Mord und Totschlag. Das scheint ein unausweichlicher Automatismus, ja ein Naturgesetz zu sein: Gute Gebote/Vorsätze schaffen böse Taten. Da hilft alles nix. Es braucht weder eine Theodizee noch was weiß ich für ausgewichste theologische Verrenkungen. Der Mensch ist, wie er ist: Erstens strunzdumm, zweitens strunzdümmer, drittens am strunzdümmsten. Dazu feig, hinterhältig, gierig, gierig und nochmal gierig.

    Wem das zu negativ, dem kann ich auch nicht helfen. Hier steh ich und kann nicht anders. Herrscher, Despoten, Diktatoren, Propheten, Päpste, Lamas, Ayatollahs und sonstige Kreaturen sind meine Zeugen. Amen.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Ach, lieber Rodbertus, was ich an all den Religionskisten, Erlösungsverheissungen und Theologistereien so schätze, ist, dass sich jeder sein eigenes, privates Evangelium basteln kann. Sich jeder seine persönliche Frohbotschaft stricken kann, sich jeder seinen individuellen Gott zusammenschustern kann. Ich muss dich aber drauf aufmerksam machen - das fordert mein ungläubiges und verderbtes Gewissen von mir -, dass deine Deutung der Weihnachtslegende so ganz und gar nicht der der einzigen Stellvertreterin Gottes auf Erden, der alleinseligmachenden und kraft eigener Vollkommenheit in exklusiver Unfehlbarkeit wandelnden allumfassenden, katholischen Kirche entspricht! Ratzinger dreht sich in der Päpstegruft um.

    Und ich muß dich warnen: mein Dorfpfaffe und Religionslehrer in der Volksschule, der ehrwürdige Geistliche Rat Bruder Johann, er lehrte mich und meine erbsündebehafteten Mitschüler, dass es nur einen gebe, der noch verdammter und verfluchter sei als ein Ungläubiger: das ist ein Irrgläubiger. Und Hochwürden Johann benannte auch gleich die schlimmste Form des Irrglaubens, den Lutherismus. Die Evangelischen, wie er die Anhänger des Irrlehrers Martin nannte, seien schlimmer noch als Heiden und Ungläubige! Und er musste es wissen, vertrat er doch nur die Lehrmeinung der alleinseligmachenden Ecclesia. Da habe ich als Ungläubiger also noch bessre Chancen aufs Himmelreich als du, lieber Robert. Das solltes du mal erwägen in einer stillen Stunde

    Wenn ich könnte, würd ich dir gerne meine Anwartschaft auf himmlische Seligkeit übertragen. Denn nichts ist für mich höllischer und furchteinflößender als die Aussicht auf ein Leben nach dem Tode, ein ewiges erst recht. Was soll ich eine ganze Ewigkeit lang anfangen??? Ich würde mich zu Tode langweilen, wenn das möglich wäre. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt! In diesem Sinne, Vergelt's Gott und der Herr sei mir dir!

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  • aerolith
    antwortet
    Zu Deiner Weihnachtsabsage: Darum geht es beim Weihnachtsfest nicht. Der Stall steht fürs Herabsteigen (Deszendenz) Gottes zu den Menschen; die Jungfrau ist letztlich nur einem Übersetzungsfehler geschuldet, denn im Original steht Kore, das Wort für junge Frau. Das Opfer am Kreuz ist als Auftrag an die Überlebenden zu verstehen, daß es Nachgeborene besser machen sollen, nämlich miteinander zu wetteifern, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Mär ist durch und durch humanistisch und optimistisch angelegt. Klarerweise wird sie von se nem Miesepröppel wie Dir, Till, nicht goutiert.

    Ich fragte mich in den letzten Jahren immer mal wieder, das bricht so aus meinem Unterbewußten hervor, warum die Gnostiker sich nicht durchsetzten. Klar, das waren arrogante Besserossiehs, die statt zu glauben, lieber vorgaben, die Dinge eben zu wissen, diese Erleuchtheinis. Aber diese poetische Verbindung von astralen Leibern mit der allumfassenden Liebe - das hat schon was. Das begeistert mich immer aufs neue, wenn ich darüber nachdenke oder darüber stoße, wie derzeit in einem Buch von Frick. Der erklärt, daß die Gnostiker zwischen dem sich in Nikäa hart durchsetzenden Fundamentalchristentum und dem aufkommenden Islam zerrieben wurden und eben diesen Weltkräften nichts entgegenzusetzen hatten. Was eben hätten sie entgegensetzen sollen? Sie hätten sich ja anpassen müssen. Sie taten es nicht, erneuerten nichts und traten nicht in die Öffentlichkeit, nicht an den Pöbel heran, wie's die beiden anderen taten.
    Und das lehrt uns, daß Anpassung zuweilen nicht notwendig ist, gerade für den Fall einer Selbstaufgabe. Es bleibt Unangepaßten immer noch die Flucht ins Geheime, ins Verborgne, wo sich zeigen wird, wie virulent die eigenen Glaubensinhalte sind. Und sie zeigten sich als sehr virulent, denn spätestens im 18. Jahrhundert, mit dem Aufkommen der Freimaurer u.a. setzten sich die Inhalte der Gnostiker wieder in Szene - und sie wirken bis heute.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Ohne jetzt irgendeines Mitmenschen religiöse Gefühle zu kränken oder verletzen zu wollen, darf und muß ich mal meine Gedanken und Gefühle zum aktuellen Anlaß Weihnachten hier einstellen.

    Um es ganz kurz zu sagen, für mich müsste jemand, der die biblische Legende vom Messias glaubt, der in einem Stall in Bethlehem geboren, von einer Jungfrau, zum Zwecke sich am Kreuze für die Menschheit zu opfern und deren Erbschuld zu tilgen, mal selbstkritisch seine Urteilskraft überprüfen.

    Dass solch eine Mär heute noch von Milliarden Menschen mehr oder weniger geglaubt oder hingenommen wird, stimmt mich extrem pessimistisch, was die Zukunft des Homo sapiens angeht.
    Zuletzt geändert von eulenspiegel; 26.12.2022, 14:43. Grund: Fehlerkorrektur

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  • aerolith
    antwortet
    Für die Moslems ist Jesus ein Prophet, nicht der mit den neuesten Informationen über den telelogischen Gang, aber - immerhin! - ein Prophet. Eine Jesus-Rezeption ist schon fürs 11. Jahrhundert belegt. Da gab es einen Perser namens Al-Ghazali (um 1100), der in eine Stele folgendes ritzen ließ:

    Jesus, der Friede sei mit Ihm (großes I!), sagte:
    Die Welt ist eine Brücke -
    Gehe hinüber,
    aber baue nicht dein Haus darauf.

    Kommentar: Hier streiten sich zwei Auffassungen über das Verhältnis des Menschen zur Welt. Die Zwei-Reiche-Lehre sieht das irdische Leben und das himmlische. Das irdische Leben ist ephemer, das himmlische ewig, allerdings erst nach dem Bewährungsgang auf der Erde. Demnach solle man sich auf der Erde nicht für die Ewigkeit einrichten.
    Die andere Auffassung betont die Verantwortung des Christen auf der Erde; also statt der Einmaligkeit irdischen Lebens verlangt sie vom Christen die Einheit von Wort und Tat, was bedeutet: Man sieht sich nicht nur einmal im Leben, sondern muß einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Haus bauen. Ja, man muß ein Haus bauen! Aber eben nicht IN eine Durchgangsstraße oder auf eine Brücke, über die andere erst noch gehen müssen.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Was du mit deinem Gott ausmachst, geht tatsächlich niemand etwas an. Wenn ich auch persönlich mit Gott nicht mehr viel anfangen kann, so respektiere ich jede Art von Transzendenzpflege und Re-ligio an was auch immer, solange ich damit nicht gesellschaftlich, politisch, als öffentliche oder private Person belästigt werde. Nur haben eben die meisten auch 'ehrlich' Gläubigen den natürlichen Drang, andere an ihrer Gotteserfahrung, der 'Wahrheit' teilhaben zu lassen. Diejenigen, die dazu noch Verdammnis und Höllenqualen befürchten, wollen ihre Liebsten natürlich davor bewahren. Und da beginnst das Übel schon. Bald findet sich ein An-Führer, der die guten Energien in entsprechende Bahnen lenkt, der organisiert und kanonisiert und die meisten Gutgläubigen werden ihm folgen. Kann man sagen, das Gleiche tun politische Parteien oder Vereine ja auch. Im Prinzip ja. Nur die haben sich inzwischen an eine Verfassung zu halten, die in vielen Ländern nach Jahrhunderten Kämpfen und Kriegen endlich Toleranz und Meinungsfreiheit als Normen und Grundrechte festschreiben. Die religiösen Bewegungen, Kirchen, Konfessionen, Gemeinden forden diese Toleranz und Meinungsfreiheit zwar für sich - Stichwort 'Religionsfreiheit' - verwehren dieses Recht aber allen Un-gläubigen und fühlen sich berechtigt, ja verpflichtet, ihre 'Wahrheit' über das weltliche Recht zu stellen, über Verfassung und Grundrecht. Die unfassbare Untätigkeit und das konsequente Wegschauen der Staatsanwälte in den zahllosen Fällen von Kinderschändung und Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen beweist, dass auch ín unseren 'aufgeklärten, konstitutionellen Demokratien' mit einer Sonderstellung von Kirchen noch Staat zu machen ist. Es gibt keine Trennung von Kirche und Staat. Und damit hat Marx doch recht.

    Und: es gibt keine strikte und verlässliche Unterscheidung von Religion und Kirche. Der Übergang ist fließend. Ausser du begrenzt Religion konsequent auf eine Zweierbeziehung zwischen einem Individuum und 'seinem' Gott. Das halten aber die wenigsten Menschen durch. Sie suchen die Gemeinde. Und auch du fühlst dich als Christ doch als Teil einer Gemeinde. Wie ich diversen Postings entnehmen kann. Eine Trennung von Individualkult und Gemeinschaft ist praktisch unmöglich.

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  • aerolith
    antwortet
    Das Attentat hat mit Religion nur scheinbar etwas zu tun. Religion ist hier für ein Symptom einer Krankheit, nämlich der, daß manche Menschen es schlichtweg nicht vertragen, wenn andere Dinge sagen, die ihnen nicht passen. Ihre Hemmschwelle, denjenigen für das Sakrileg (im Sinne von Übertretung einer Regel) zu bestrafen, sinkt, zumal dann, wenn sie auch nicht von anderen in ihrem Plan bestärkt werden. Das kann alle Lebensbereiche betreffen: Glauben, Familie, Politik, Wirtschaft, Freundschaft, Fußball...
    Marx hat das nicht begriffen und Religion mit Kirche verwechselt, v.a. der Kirche, die staatstragend ist. Sobald sich nämlich Kirche ins weltliche Leben einmischt, wird es arg. Theokratien haben noch nie der Freiheit und dem Fortschritt gedient. Religion dagegen ist etwas, was der einzelne mit seinem Gott ausmacht. Wen sollte das was angehen?

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Das Attentat auf Rushdie beweist einmal mehr, dass Religion Opium fürs Volk ist. Da hatte er ausnahmsweise mal recht, der olle Marx. Es fällt schwer, angesichts religiösen Fanatismus', die Fassung zu bewahren. Aus Rücksicht auf 'ehrliche', friedliche 'Gläubige'. Ich betrachte Religion als Geisteskrankheit, aber das ist meine persönliche Meinung. Ein Rückfall in magisches, infantiles Denken, das von einigen 'Priestern' und anderen selbsternannten Führern brutal und schamlos ausgenützt wird. Das gilt auch für politische Ver-Führer.

    Wie gesagt, Mensch in Masse ist dumm, manipulierbar, dümmer, radikalisierbar, am dümmsten.

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  • aerolith
    antwortet
    Gottvertrauen, Frömmigkeit und Vorsehung. Man trenne den kleingeistigen und subjektbezogenen (aufs Ego gemünzten) Glauben, der Gott versucht und solche Fragen stellt wie: Wo war Gott, als... Wer den Gang der Weltgeschichte betrachtet, der kann eine Entwicklung erkennen. Manches bleibt, anderes muß bleiben, drittes soll bleiben. Manches geht, etliches muß gehen, manches wiedererinnert werden. Das eigene Tun betrachten und um die eigene Kleinheit wissen, zugleich die Idee in sich spüren, etwas zu sein, einen Auftrag fühlen und Pflichtgefühl besitzen, das einen heißt, jeden Tag aufzustehen und sich ans Tageswerk zu machen.
    Der Philosoph schaut mit einem gehörigen Maß an Mitleid auf diejenigen, die Kämpfe in sich austragen oder Gott ad acta legen, weil sie ihn nicht spüren können oder ihn gar verfluchen, weil sie den Glauben als einen Grund für das Böse in der Welt ansehen und dann welche Basis des Guten haben: den kategorischen Imperativ? Den eigenen Nutzen? Den Nutzen, den alle haben sollen?
    Das Leben ist gut.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    daher ich es mir auch erkläre, warum diese Religion bei der weiblichen Natur so viel Glück gemacht, und nur in Weibern noch in einer gewissen erträglichen Form angetroffen wird.
    Im Fall der katholischen Kirche müssen das überwiegend masochistisch veranlagte Weiber sein.

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  • aerolith
    antwortet
    Alleinstellungsmerkmal des Christentums: es setzt statt eines Imperativs die freie Neigung, d.i. ein ästhetisches Prinzip. Meint jedenfalls Schiller in einem Brief an Goethe vom 17. August 1795.

    erstellt von fridericus rex:

    Hält man sich an den eigenthümlichen Charakterzug des Christenthums, der es von allen monotheistischen Religionen unterscheidet, so liegt er in nichts anderm als in der Aufhebung des Gesetzes oder des Kantischen Imperativs, an dessen Stelle das Christenthum eine freie Neigung gesetzt haben will. Es ist also in seiner reinen Form Darstellung schöner Sittlichkeit oder der Menschwerdung des heiligen, und in diesem Sinn die einzige ästhetische Religion; daher ich es mir auch erkläre, warum diese Religion bei der weiblichen Natur so viel Glück gemacht, und nur in Weibern noch in einer gewissen erträglichen Form angetroffen wird.

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  • Streusalzwiese
    kommentierte 's Antwort
    Die Evangelien entstanden Jahrzehnte nach dem Tod Jesus. (Sofern es Jesus überhaupt als Person gab. Es kann sein, dass Jesus eine fiktive Erlösergestalt war, es kann auch sein, dass mehrere Personen zu einer zusammengefasst wurden.) Da sollte man nicht davon ausgehen, dass darin authentische Aussprüche stehen.

  • aerolith
    antwortet
    Der Disput um das richtige Gottesbild ist alt. Ich kann verstehen, daß manche Religionen diesen Streit vermeiden, aber das ist falsche Demut. Ohne Klarheit im Gottesbild keine echte Religion. Wo liegt der springende Punkt (punctum saliens)? Man kann Gott als zürnenden Richter und zugleich liebenden Vater begreifen, zugleich als Schöpfer, jedenfalls irgendwie anthropomorphisiert. Doch das reicht den Menschen nicht, die mit ihm kämpfen. Sie wollen Gott eher geistig fassen, metaphysisch-mystisch. Der Kampf dieser beiden Vorstellungen ist seit den ersten Tagen eines Gottesbegriffs zu erkennen, schon im Alten Testament nachweisbar. Erst recht in Christus, wundersame Trinität und Auferstehungsmythos. Aber das ließ sich auch zusammendenken, also der zürnende Vater und der auferstandene Sohn. Schwieriger wurde es, als moderne Menschen sich mit Gott prügelten. Eigentlich gab es nur drei Phasen in der Menschheitsgeschichte, in denen eine Innigkeit zwischen Denken und Sein, Frömmigkeit und Denken, bestand:
    1. im Altertum
    2. im Frühmittelalter und
    3. in der Frühneuzeit (Luther-Zeit)
    Jede andere Zeit war entweder noch nicht ausgeprägt in Hinsicht aufs Denken oder Fühlen oder zerfaserte die angesprochene Innigkeit in klitzekleine Klügeleien, was nicht bedeutet, daß es Derartiges nicht auch im Altertum oder der Frühneuzeit gab.

    Nein, es dürfte angesichts eines zerfaserten postmodernen Menschenbildes (der Geist kann kaum zurück in die Flasche geschickt werden) für die Religionsphilosophie ekine Behebung ihres Grundproblems geben: absolute und relative Betrachtungen in Hinsicht auf Theologie (Gotteslehre) und Christologie (Christuslehre) säuberlich zu trennen, Metaphysik von Geschichte zu trennen. (Was nun? werden die Geschichtsphilosophen fragen)

    Ich beschreibe das Problem: Man ist in der Theologie/Christologie versucht, dem historischen Jesus göttliche Attribute beizufügen und ihn darüber anzubeten. Götzendienst. Ebenso ist es widersinnig, Gott mit irdischen Maßstäben zu messen, ihn quasi herunterzubrechen zu einem irdischen Einflüsterer oder okkasionellen Auftreter, den man durch Gebet oder Opfer herbeirufen könnte. Wir Menschen sind schlichtweg nicht in der Lage dazu; wenn wir es könnten, wäre Gott einer von uns - das wollen etliche auch so. Und damit bin ich wieder beim Gottesbild: Wir können Gott nur symbolisch begreifen; wir könnendie Taten des historischen Jesus nur symbolisch begreifen, nicht positiv prüfen wollen. Der mensch bewegt sich relativ zu Gott, aber er ist kein kleinster Zähler eines Nenners, den er auch noch zu bestimmen trachtet. Der Nenner ist eine unendliche Größe. (und auch das ist nur symbolisch zu verstehen) Begreift der Mensch das, so wird sein Blick aufs Absolute frei udn klar sein und er kann sich begreifen/erfassen als Teil einer unendlichen Schöpfung, die selber den Keim zur Unendlichkeit in sich trägt - symbolisch verstanden.

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  • aerolith
    antwortet
    Dieses großartige Buch (Erich Franz: Deutsche Klassik und Reformation) bringt mir meinen Luther wieder näher. Ich hatte ihn ja nie verloren, aber die seit einigen Jahren andauernde Luther-Schelte schlägt auch bei mir (ein wenig) durch. Kürzlich hatte ich einen Disput mit einer 15jährigen, die mir partout erklären wollte, daß Luther nicht nur frauenfeindlich, sondern auch Antisemit und Befürworter der Ketzerverbrennungen gewesen sei, also ein Antihumanist. Als ich fragte, in welcher neuartigen Konfirmationsrunde sie das gehört habe, meinte sie nur lapidar, das sei doch allgemein bekannt. Da frage ich mich doch, was geschehen ist, daß das "allgemein bekannt" geworden ist. Ich will die einzelnen Vorwürfe nun nicht entkräften, das ist langweilig. Interessanter ist das Buch von Franz.

    Gott kann in zwei Weisen vorgestellt werden:
    1. als unveränderliche Substanz, unbeweglich und unveränderlich, vollkommen eben oder
    2. als Wille, Bewegung, Tätigkeit; Einfluß nehmend.
    Bei den alten Griechen gab es diese beiden Gottesbilder schon. Ich erinnre an die Eleaten, die gegen den dynamischen Gottesbegriff der Naturphilosophen den starren der Logik setzten. Ihr Argument lautete: Wenn Gott etwas Bewegliches wäre, dann wäre er unvollkommen, weil er sich ja nur dann bewegen müßte, um etwas zu erreichen, was er noch nicht ist. Sie teilten die Welt in einen göttlichen (unveränderlichen) und nichtgöttlichen (veränderlichen) Bereich. Die Allmacht Gottes bestand, aber Gott selber war nicht der Schöpfer; er setzte einen Demiourgos ein, einen Schöpfer. Das erklärte nicht nur die Unvollkommenheit der Welt, sondern auch den Platz des Menschen in ihr. Das Mängelwesen "Mensch".
    Auf der anderen Seite betont Luther den Willen als Kern Gottes. Gott setzte keinen Demiourgos ein, sondern schuf eine Welt, die Freiheit besaß, sich zu entwickeln. (Das ist viel schöner!) Gottes Heilsveranstaltung, der Weg zu sich selber im Menschen. Das Böse ist Teil dieser Welt, denn ohne Widerstand keine Entwicklung.
    Man sieht in diesem Gottesbild, warum die Klassik protestantisch gewesen sein muß.

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