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Aprilscherz? Nö, in den ÖRR ist Humor strengstens verboten. Die meinen es ernst:
Angeblich - weil ich selbst seh ja keine Tagesschau mehr, meiner Gesundheit zuliebe - werden dort Mütter als Entbindende karikiert.
Also eine Entbindende ist eine Frau bei der Geburt. Ist das Kind mal draussen und abgenabelt, ist die Frau keine Entbindende mehr. Höchstens eine Entbundene. So weit, so banal. Bei ARD und ZDF offenbar nicht. Die Partizipionitis treibt schon seltsame Blüten.
Hast du dieses wunderhübsche Wort - Partizipionitis - gerade erfunden?
Egal. Jedenfalls klingt es so schlimm wie es ist. Eine Antidot, eine Rezeptur aus etwas Verstand und Sprachgefühl würde ganz bestimmt helfen, aber leider sind diese grad nicht verfügbar. Vermutlich die Lieferketten unterbrochen.
Stichwort "substantivierte Partizipien": Hier wird das Grundproblem des Gender-Unfugs am deutlichsten. Wobei... Aber der Reihe nach!
Lehrer werden zu Lehrenden, Mütter zu Gebärenden, Studenten zu Studierenden... Die Liste ist lang.
Das Problem für uns Germanisten: ein Partizip ist ein Zwitter aus Ding- und Tuwort. Ein Lehrender ist jemand, der lehrt. Aber er tut es just in dem Augenblick, da von ihm gesprochen wird. Beendet er seine unmittelbare Lehrtätigkeit, so ist er kein Lehrender mehr, auch für den Fall, daß er sich auf seine kommende Lehrtätigkeit vorbereitet oder das tut, was Lehrer neben ihrem Unterricht so tun: Elternpflege, Kindererziehung, Organisation, Korrekturen, Gespräche, Dienstberatungen, Behördenkram, außerschulische Aktivitäten wie Klassenfahrten oder auch schlichtweg Abschluß-, Weihnachts- und Adventsfeiern. Der Logik der Gender-Unfugler nach müßte man für jede dieser Tätigkeiten ein substantiviertes Partizip benutzen, was zu immensen Verständigungsschwierigkeiten führen dürfte, denn ein Weihnachtsfeiervorbereitender muß kein Lehrer sein, es wird aber die Arbeit und Funktion zu derselben sehr viel deutlicher, wenn man weiß, daß eben der Klassenlehrende (!?) resp. Klassenlehrer dieselbe vorbereitete. Die Bezeichnung "Lehrer" steht gleichsam für ein Konzept und nicht nur für die im Unterricht verrichtete Lehrtätigkeit.
Nun zu meinem oben angeführten "Wobei..." Ich glaube, genau darum geht es den Gender-Unfuglern. Sie sind samt und sonders Konstruktivisten, d.h., sie glauben, daß der Mensch eine Konstruktion ist, die eben angefertigt werden kann und jederzeit auch wieder dekonstruiert werden kann. Also hat das Ephemere des substantivierten Partizips Methode. Dadurch soll angezeigt werden: Du bist nur zur Zeit das und jenes, aber du könntest jederzeit auch etwas anderes sein oder zu etwas anderem gemacht werden. Heute bist du Lehrer, morgen eine schwule Frau, eine girlfag, und morgen bist Du ein Schornsteinfegender. Klarerweise kann ich das alles spielen, aber kann ich das auch alles sein? Ich glaube, nein.
Gender-Unfugler glauben an die flüchtige Präsenz, ich bevorzuge nicht die Flüchtigkeit des Tuns, um das berufliche oder soziale Wesen einer Person zu beschreiben, sondern den konservativen Stabilanten, den ein Wort wie "Lehrer" nun einmal in sich trägt. Einmal Lehrer - immer Lehrer.
Sehr interessante Ergebnisse der Hirnforschung. Das Hirn von Frauen wächst mit der Schwangerschaft, Entbindung und Aufzucht. Der Hypothalamus, die Amygdala und der präfrontale Kortex vergrößern nach der Geburt ihr Volumen. Das sind die Teile des Gehirns, die eine biologische Mutter dazu motivieren, sich um ihr Neugeborenes zu kümmern. Es ist also nicht so, daß die Sorge um das Neugeborene diese Hirnteile wachsen läßt, sondern es beginnt bereits mit der Schwangerschaft und Geburt. Sie muß den Alltag neu planen, neu strukturieren, sie muß logisch und effizient agieren.
Alexander Wendt schrieb ein Buch über Wokismus (Verachtung nach unten.) und behandelte dabei auch das Gendern. Er bezeichnet es als magisches Denken, also eine Art Rückkehr in voraufklärerische Zeiten, ja sogar vorantike Zeiten, Zeiten ohne Zeithorizont. Er begründet das damit, daß Anhänger des Genderns der Auffassung sein müssen, daß "eine geänderte grammatische Bezeichnung den realen Wechsel des menschlichen Geschlechts bedeutet".
Ja, das muß magisch genannt werden. Unser Alltag ist voll davon. Sprache ist Magie. Das allein macht mir Anhänger des Genderns sympathisch. Ätzend wird es nur, wenn sie die magische Ebene verlassen und andere unter Strafe stellen, die dieser Magie nicht anhängen wollen. Für sie ist das dann Hexenverfolgung.
P.S. Vielleicht hätte ich seinerzeit nicht "Wer spinnt, hat mehr vom Leben" an die Häuserwand schreiben sollen. Das haben sich manche allzusehr zu Herzen genommen.
J.K.Rowling freut sich auf ihre Verhaftung. Sie schrieb kürzlich:
erstellt von JKR:
Bei der Verabschiedung des schottischen Haßgesetzes scheinen die schottischen Gesetzgeber den Gefühlen von Männern, die ihre Vorstellung von Weiblichkeit ausüben, egal wie frauenfeindlich oder opportunistisch diese sind, einen höheren Wert beizumessen als den Rechten und Freiheiten tatsächlicher Frauen und Mädchen.
Mit dieser Bemerkung verstieß sie gegen ein schottisches Gesetz, das sogenanntes Misgendering unter Strafe stellt.
Die Verhandlung bei diesem erwartbaren Prozeß würde ich gerne nachlesen.
Es sieht ganz danach aus, als ob immer mehr Bundesländer das Gendern verbieten würden.
Ich finde das nicht richtig. Es wertet das Gendern auf und schafft Märtyrer. Das Gender-Verbot ist so, als ob man einem Geographielehrer verbieten würde, im Unterricht zu behaupten, die Erde sei eine Scheibe und innen hohl oder einem Physiklehrer, daß die Welt aus unteilbaren Atomen bestünde.
Zu gendern widerspricht den Regeln der deutschen Sprache. So einfach ist das. Man muß das Gendern nicht verbieten.
Kürzlich gab es einen Streit in Leipzig. Der von mir seit Jahrzehnten geschätzte Liedermacher Wenzel trat im Werk 2 auf und machte einige Späßchen zum Thema "Gendern" und "politisch-korrekter Sprachgebrauch", u.a. erzählte er eine Geschichte aus Bärlin. Dort hatte ein Englisch-Lehrer in seiner Klasse den Text von Martin Luther King "I have a dream" durchgenommen, in dem etliche Male das Wort "Neger" auftaucht. Daraufhin hatten sich zwei seiner Schüler krankgemeldet, weil sie das nicht ertragen konnten. Das hatte Wenzel "umspielt", wie er sich in einem Brief ausdrückte. Die Hausleitung von Werk 2 fand das aber gar nicht umspielenswert und setzte Wenzel auf die Liste der Künstler, die in ihrem Haus nicht mehr auftreten (dürfen). Das wiederum erinnerte Wenzel an DDR-Zeiten, als es offiziell zwar keine Zensur gab, aber Gruppen wie Renft oder Freigang fanden schlichtweg keinen Veranstalter mehr. Der MDR gab den Streit auch wieder und entblödete sich nicht, zu verstehen zu geben, daß Martin Luther King das Wort "Neger" nicht benutzt habe. Das ist typisch für den ÖRR. Natürlich hat MLK das Wort benutzt, sogar mehrere Male, wie man hier nachlesen kann. Das ist es ja gerade. Es werden Worte schlichtweg zu Unworten erklärt, die im normalen Sprachgebrauch waren, andererseits werden schnell Worte zur Stigmatisierung von mißliebigen Personen benutzt, die dafür nicht verfangen; ich erinnere an den häufigen Gebrauch des Wortes "Nazi" für Leute, die nicht links-woke denken.
Kurzum: Das Gendern als Form "sprachsensiblen" Umgangs miteinander verengt den Diskurs und bewirkt genau das Gegenteil von dem, was es nach außen angibt, erreichen zu wollen, die Erfassung/Wahrnehmung jedweder (sozialen) Existenzform.
Dazu kann ich auch ein Anekdötchen aus persönlicher Erfahrung beisteuern. Manche erinnern sich vielleicht an die Tagebücher meines Urahns Emil, die ich zu einem Buch gemacht habe. Drucken ließ ich die ersten Exemplare bei BoD. Als ich im Sommer 2024 einen Nachdruck der neuesten Auflage bei BoD bestellte, erhielt ich die irritierende Mitteilung, BoD habe sich entschlossen, keine Bücher mit 'diskriminierender Sprache' mehr zu drucken. Konkret beanstandeten sie den Gebrauch des Wortes Neger.
Nun muß man wissen, dass dieser Emil in der Mitte des 19. Jhdts. lebte, als es gar kein anderes Wort für Schwarzafrikaner gab als Neger. Wer Neger verächtlich machen wollte, benutzte das Wort Nigger. Weiters muß man wissen, dass sich Emil in den Jahren 1861-62 in den Staaten von Amerika aufhielt und sogar als Angeworbener in der Armee der Nordstaaten - also gegen die Sklavenhalter - am Krieg teilnahm. Und drittens gibt es keine Stelle im Text, wo er sich rassistsich abschätzig gegenüber Negern geäussert hätte.
Macht nix, befand BoD, 'der Jude wird verbrannt' (Achtung Zitat!). Geht es noch dämlicher und dummdeutscher?
Ich hab mir also eine Druckerei in der Nähe gesucht und die letzten Bücher dort drucken lassen. Wenn es auch einige Abstriche dabei gibt, Papierauswahl, Mindestanzahl Bücher etc., das ist es mir wert.
Aus meiner Erfahrung leite ich ab, dass politische und moralische Korrektheit und Überlegenheitsansprüche oft in bornierter Dummheit und intellektueller Diarrhoe landen und jede Vernunft dabei erstickt. Wahrscheinlich haben die Dackel bei BoD sogar eine KI - katastrophale Intelligenzvernichtung - die die Bücher auf Korrektheit prüft! Mehr brauchst du nimmer. Dabei ist das erst der Anfang. Was uns eine KI künftig an Unrecht, Grausamkeiten und dem Gegenteil dessen, wofür sie gut sein soll, bescheren wird, kann sich nicht mal meine ohnehin pessimistische Weltsicht ausmalen!
Fazit: es kommt nicht mehr auf Inhalte an, sondern nur noch auf Formalien und hündischem Gehorsam gegenüber selbsternannten Sittenwächtern. Das wäre aber der Tod jeder Literatur! Ein Wörterindex der verbotenen Wörter ist das Ende jedes literarischen Anspruchs. Gute Nacht Deutschland et. al.!
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