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  • #16
    Studien. Nein, nicht die Lehrgänge an den Unis, sondern die unzähligen Pamphlete aus der scientific community in welchen alles und jedes vom Hörvermögen des Haushunds bis zumFeinstaubgehalt unserer Wohnzimmerluft, von der Höhe der Schuhabsätze in Korrelation zum Famileneinkommen bis zum Krebsrisiko der Hausstaubmilbe analysiert, verglichen, normiert, standardisiert und schließlich publiziert wird. Damit die Studienautoren endlich die gebührende Aufmerksamkeit und das entsprechende Renommee durch die Platzierung in einem international renommierten Wissenschaftsjournal genießen können. Schließlich herrscht gerade in universitären und sich der Forschung widmenden Einrichtungen ein beinharter Wettbewerb um Fördermittel, Projektfinanzierung und Prestigeposten. Aber darum geht es mir nicht. Auch nicht um die inhaltliche Qualität und Relevanz der Studien. Ich schau mal bissl auf die weit verbreitete und wie mir scheint zunehmende Hörigkeit besonders halbgebildeter Kreise was Studien angeht. Wenn du in einer Diskussion um was auch immer mit der Einleitung 'eine kürzlich durchgeführte Studie hat eindeutig bewiesen ...' beginnst, hast du schon halb gewonnen. Studien haben heute beinahe die Bedeutung kirchlicher Lehren in früheren Zeiten. Nicht ganz. Wenn Rom entschied, dass Weiber keine Weiheämter empfangen durften, dann war das so, Punkt. Wenn eine Studie heute die Nützlichkeit eines generellen Tempolimits auf Autobahnen 'beweist', dann kommt die nächste Studie um die Ecke, die genau das Gegenteil 'beweist'. Das gabs bei den Pfaffen nicht. Wer das Gegenteil der kirchlichen Lehrmeinung öffentlich behauptete, landete entweder auf dem Scheiterhaufen oder in den Folterkellern der Inquisition. Insofern haben sich die Verhältnisse doch gebessert. Man verbrennt seine Gegner nicht mehr, man stellt sie an den Pranger, den sozialen, wissenschaftlichen, medialen Pranger. Dank der segensreichen Wirkung der allgegenwärtigen Präsenz der digitalen Medien, ist das ein globaler Pranger. Auch nicht sehr human, finde ich.


    Mit einer Studie kannst du fast alles beweisen oder widerlegen. Die geeignete Auswahl an Probanden, Proben, Messwerten, Objekten, dazu eine maßgeschneiderte statistische Auswertung samt vieler Querverweise auf andere Studien, Zitate wissenschaftlicher Prominenz sorgen für den richtigen 'bias', das gewünschte Ergebnis. Womit ich nicht allen Studien Manipulation vorwerfen will, doch bei der Mehrzahl der Studien steht schon am Anfang fest, was am Ende rauskommen soll. Dafür sorgt schon der Auftraggeber, der den ganzen Spaß finanziert. Wirklich unabhängige Studien, bei denen das Ergebnis offen ist, sind rar. Glaub ich. Mir fehlt die Metastudie zur Ergebnisoffenheit von Studien. Das wär doch mal was. Gibt es aber sicher schon. Musst du nur finden im Studienwald.


    Die meisten Studien widmen sich Fragen und Wissensgebieten, die man den sogenannten Geisteswissenschaften zurechnet. In den Naturwissenschaften muß jeder Wissenserwerb ergebnisoffen sein und sich allein an den Experimenten und Messergebnissen orientieren, wenn auch weiche Faktoren wie die persönlichen Vorstellungen und Präferenzen der Forscher nicht ganz auszuschließen sind. Ein seriöser Physiker aber, der ernst genommen werden will, muß am Ende auch die Widerlegung einer Theorie akzeptieren, die er vielleicht selbst aufgestellt hat. Wenn die Experimente das erzwingen. Ja, er wird sich freuen über die Widerlegung seiner Theorie! Wenn er ein echter Jünger der Wissenschaft ist. Jeder Forscher weiß doch, dass nur die unerwarteten Ergebnisse zum Wissenserwerb taugen. Eine Theorie, die immer wieder bestätigt wird, entwickelt sich nicht weiter. Studien sind aber keine Experimente, sondern ziehen aus Faktensammlungen, Datenmengen und Testergebnissen Schlüsse. Bei Arzneimitteltests besteht noch eine gewisse Nähe zum naturwissenschaftlichen Experiment, doch auch hier sind exakte Messungen kaum möglich. Selbst wenn ein blutdrucksenkendes Medikament getestet wird - und der Blutdruck lässt sich ja messen, sind die Ergebnisse doch von Mensch zu Mensch verschieden und auch abhängig von Tageszeit, Stresslevel, körperlicher Kondition etc. etc. Das sind alles 'soft facts', die das Ergebnis beeinflussen. Den Placeboeffekt nicht zu vergessen. Doch dagegen haben die cleveren Arzneimitteltester ein Kraut gefunden, das als Allheilmittel gilt: die Blindstudie, besser noch die Doppelblindstudie. Bei ersterer wissen die Testpersonen nicht, ob sie ein wirksames Mittel einnehmen oder ein Placebo, bei zweiterer wissen selbst die Testleiter nicht, was sie den Probanden verabreichen. Damit sollen Einflüsse, die das Ergebnis der Tests verfälschen könnten, ausgeschlossen werden. Das Wissen der Beteiligten, dass sie an einer Studie teilnehmen, wird sich aber nie ganz ausschalten lassen ...


    Studien können ein taugliches Mittel sein, im Wust geisteswissenschaftlicher Datenmengen, Informationssammlungen, Meinungen, Theorien und Hypothesen eine gewisse Ordnung und Übersicht zu schaffen. Ich fand da mal eine ziemlich griffige Formulierung zum Unterschied von Geistes- und Naturwissenschaften. Die ging ungefähr so: In den Naturwissenschaften sind die einfachen Fragen einfach beantwortbar. In den Geisteswissenschaften sind die einfachen Fragen die am schwierigsten zu beantwortenden. Wie in jedem Bonmot, steckt auch in diesem ein Körnchen Wahrheit. Die Grundprobleme der Non-MINT-Fächer lösenaber auch Studien nicht. Denn die 'einfachsten' Fragen dieser Disziplinen sind solche wie: Was ist Geist, was ist Bewusstsein, was ist Verstand, was ist Erkenntnis, was ist Wirklichkeit, was ist Wahrheit usw. usw. Diese Fragen sind in den MINT-Fächern tabu, weil mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht zu beantworten. Dennoch streifen auch solche Disziplinen wie Physik und Mathematik immer wieder an die Gefielde der Philosophie, Erkenntnistheorie oder Psychologie. Die Grenzen der Welterkenntnis sind fließend, die einen stehen am diesseitigen, die andern am jenseitigen Ufer unf versuchen den Fluß der Erkenntnis zu durchqueren und saufen dabei regelmäßig ab, ohne das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Oft rufen sie einander auch Freundlichkeiten zu wie Spinner, Träumer, Fantasten hie und Materialisten, Mechaniker, Rationalisten dort. Abrüstung der Worte täte allen gut. Es ist ja nicht so, dass die Grenzgebiete der Physik nicht fantastisch und unvorstellbar genug wären, um das Menschenhirn zum Rotieren zu bringen. Dennoch hält sich der Physiker im Allgemeinen an Fakten und versucht, diese zu einer Theorie zu verbinden. Es ist aber unerlässlich, Überlegungen und Spekulationen anzustellen, die über die bloßen Fakten hinausgehen. Anders ist Forschung und Wissenserweiterung nicht möglich. Der Vorteil der MINT-Jünger liegt darin, dass sie ihre Hypothesen durch das Experiment überprüfen können, was den Non-MINT-Adepten nur selten möglich. Und da können Studien helfen. Studien als das Experiment der Geisteswissenschaften? Mag sein. Das überlasse ich den Wissenschaftstheoretikern.


    Ach ja Studiengläubigkeit. Studien erfüllen die Funktion der Propheten und Wanderprediger der Religionen in alten Zeiten. Sie umgibt die Aura der Wahrheit, der Unfehlbarkeit, also solange, bis eine neue Studie die alte ablöst. Studien sind kurzlebiger als religiöse Glaubenssätze und Lehrmeinungen. Dennoch üben sie eine starke Faszination aus auf Gebildete, Halbgebildete, akademisch verschulte Geister. Was in einer Studie steht, hebt sich ab vom Meinungsgebräu der Kommentatoren und Stammtische, vom ideologischen Geplapper politischer Agitatoren. Was in einer Studie steht, trägt das Siegel der Vertrauenswürdigkeit, Verlässlichkeit und Seriosität. Gilt natürlich nur für Studien, die sich an die Regeln halten. Die Regeln der wissenschaftlichen Redlichkeit. Und da beginnt das Problem. Es gibt keine amtliche Prüfstelle für die Qualität von Studien, keinen Studien-TÜV, ausser das Review durch die Kollegenschaft. Und die ist notwendigerweise geprägt von Konkurrenzdruck, Eigeninteresse und Abhängigkeiten. So können Konzerne, Interessensgruppen, Lobbies und andere Vereine beliebig Studien in Auftrag geben, um die bestellten Ergebnisse dann publizistisch zu verwerten. Egal ob Packerlsuppen, Klimaänderung, Genderismus, Borkenkäfer oder Fußpilz, für alles kannst du eine Studie bestellen, die das gewünschte Ergebnis bringt. Diese wird dann von den Befürwortern wie ein Banner vor sich hergetragen, von den Gegnern in der Luft zerissen. Und sicher von einer nächsten Studie abgelöst, die genau das Gegenteil 'beweist'. Das Problem dabei, kaum einer liest all diese Studien wirklich von Anfang bis Ende durch, das geht sich allein schon in der Lebensspanne eines Menschen nicht aus. Meist werden nur einzelne Sätze herausgepickt, Ergebnisse je nach Standpunkt verwendet, zu Überschriften eingedampft und kaum ernsthaft diskutiert. Es wartet ja schon die nächste Studie darauf, durchs mediale Dorf getrieben zu werden.


    An Studien wird die Welt nicht genesen. Aber sie sind immerhin wertvolle kleine Energiepillen auf unserem nie endenwollenden Marathon zu mehr Wissen und Verständnis der Welt. Und wenn es über den Weg des Irrtums und der Irreführung ist.


    ***

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    • #17
      Kapitalismus. Uije. Dass ich mich da nicht verhebe. Kapitalismus, ein Wort wie ein Berg. Ein Bergstock mit tausenden Rinnen, Riesen - also nicht Rübezahlen und so, Ries: Rinne, Graben - Schluchten, Graten, Gräben, Zinnen, Türmen, Abbrüchen, Halden. Kapitalismus also. Warum nicht gleich Urknall, Quantenfluktuation oder Collatzreihen? Also ich fang erst gar nicht damit an, eine Definition des Kapitalismus zu suchen oder gar Marx und sein Opus magnum 'Das Kapital' zu lesen, da kann ich gleich zu Kant greifen. Gott soll abhüten, das tu ich mir nicht an. Ich halte mich an den real existierenden Kapitalismus so wie ich ihn erlebe und so weit ich ihn durchschaue. Und das ist nicht sehr tief. Ich kratze also an der Oberfläche. Von Nationalökonomie, Weltwirtschaft oder Geldtheorie verstehe ich eh fast nix. So wie von Mathematik. Und dennoch faszinieren uns grad diese Sachgebiete, von denen wir kaum was verstehen. Wobei, bei der Mathematik sind sich die Experten über weite Strecken einig, weil das eben eine Materie ist, über die man nicht diskutieren kann. Bis auf Grenzgebiete, also ob Parallelen sich im Unendlichen treffen oder schneiden oder nie und wo Unendlich beginnt usw. Während in der Ökonomie nichts gesichert scheint. Hole drei Ökonomieprofessoren und du hast vier bis siebzehn Meinungen. Je nachdem. In dieser sogenannten Wissenschaft gibt es mehr Richtungen als Experten. Na gut, sei's drum, ich spinne meine eigenen Gedanken zum Kapitalismus. Mal sehen.




      Was mir schon als Kind auffiel und komisch vorkam, war die Beobachtung, dass es arme, ärmere, bettelarme, wohlhabende, reiche und reichere und ganz ganz reiche Menschen gab. Und dass die Armen immer arm blieben und die Reichen fast immer noch reicher wurden. Eine naive und erfahrungsbasierte Bestätigung der These von der Akkumulation des Kapitals. Warum aber dieses Geld - eine Vereinfachung, denn Kapital ist ja nicht nur Geld oder eine Zahl auf einem Konto - immer mehr zu werden scheint und sich immer bei den Reichen sammelt, das kam und kommt mir doch unheimlich vor. Scheint ein universelles Prinzip zu sein. Steht nicht schon in der Bibel, dass dem gegeben wird, der hat? Hat Gott also den Kapitalismus erfunden? Es spricht vieles dafür, sofern man Gott als gegeben nimmt. Gehst du in eine katholische Kirche und bist erdrückt von all dem Gold und Marmor, dann dräut dir wohl, dass Gott ein Kapitalist sein muß. Und die wunderbare Brotvermehrung von der das Neue Testament berichtet, ist quasi ein Gleichnis des Kapitalismus: unbeschränktes Wachstum, Vermehrung der vorhandenen Nahrungsmittel ad infinitum. Wachset und vermehret euch, gilt also nicht nur für die Kinderschar, sondern überhaupt für unser gesamtes Wirken und Werken. Da aber aus nichts nichts wird - ausser in der Quantenphysik, aber die lasse ich mal wohlweislich beiseite, muß alles, was geschaffen wird, aus Vorhandenem entnommen werden. Energieerhaltungssatz der Ökonomie. Summe aller Waren und Dienstleistungen entspricht der Summe aller eingesetzten Betriebsmittel. Wenn wir also immer mehr produzieren, müssen wir immer mehr von irgendwoher beziehen: Energie, Rohstoffe, Nahrungsmittel, Kilokalorien. Das Wachstum wächst: mehr Produktion schafft mehr Bevölkerung, mehr Bevölkerung erfordert mehr Produktion, ein Kreislauf der nicht nachhaltigen Art. Der ungebremst zum Kollaps führen muß. Aber ich greife vor. Zurück zur Frage, warum Kapital immer an Kapital klebt, akkumuliert und mehr und mehr wird. Durch Gravitation des Kapitals?




      Was weiß ich? Liegt wohl am menschlichen Besitzstreben. Der Reiche könnte ja seinen Reichtum an die weniger Bemittelten verteilen. Tut er aber nicht. Er verwendet vielmehr sein Kapital dazu, mehr Kapital anzuhäufen, noch mehr, immer mehr, bis er mehr hat, als er in seiner Lebensspanne ausgeben kann. Summa summarum würde die Verteilung aller Vermögen auf alle nicht viel ändern. Denn die Leute würden ihr Geld ja in vermehrten Konsum stecken, was eben wiederum zu mehr Produktion führen würde. Und so fort. Für die globale, ökologische und nachhaltige Bilanz ist eine ungleichmäßige Verteilung des Vermögens sogar besser als eine ausgeglichene. Je unausgeglichener, desto besser. Denn wenige Superreiche können weniger konsumieren als viele, viele halbwegs Wohlhabende. Die Masse macht den Unterschied. So exzessiv kann kein Reicher seinen Konsum steigern, als eine moderate Erhöhung der Kaufkraft von Milliarden Erdbewohnern. Schaust du dir die Umweltbilanzen der Welt an, ist alles klar. Die Hauptlast der klimaschädlichen Emissionen und des Rohstoffverbrauchs wird von den Industrienationen verursacht. Da nutzt alle Technologie und Innovation nix. Die ja wiederum dazu genutzt wird, mehr, mehr und noch mehr zu produzieren und konsumieren. Fürs Klima wäre eine Hebung des Lebensstandards von Milliarden Erdbewohnern auf unser europäisches Niveau das schlimmste aller anzunehmenden Szenarien. Also frieren, schwitzen und hungern fürs Klima? Also nicht wir, sondern die, die eh schon ... alles klar?




      Viele stellen sich ja vor, ein gemäßigter Kapitalismus - Stichwort soziale Marktwirtschaft - könne diesen bändigen und sozialverträglich, klimaneutral und dennoch marktgerecht gestalten. Ein Irrtum, wie 60 Jahre marktkonforme Demokratie zeigen. Wir verschieben die Katastrophe nur. Die Grenzen des Wachstums wurden ja schon vor über 60 Jahren aufgezeigt, genutzt hat es nicht viel. Wir fahren die gleichen Autos - ein bissl umweltfreundlicher, doch dafür sind es immer mehr an der Zahl, wir führen die gleichen Debatten und stellen die immer selben Forderungen auf, mit dem Ergebnis, dass nichts weiter geht. Wirtschaftswachstum ist bis heute die einzige Stütze unseres Wohlstands. Sobald das Wachstum ausbleibt, bricht alles zusammen. Sagen die Experten. Diese sehschwachen Blindenführer, diese ahnungslosen Propheten. Palaverten sie vor 50 Jahren von Vollbeschäftigung und Automatisierung, vor 30 Jahren von den Gefahren durch schwindende Öl- und Gasvorkommen, vor 20 Jahren von Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer und dem Aufbau einer Dienstleistungsgesellschaft, so faseln sie heute was von Energiewende, Ausbau der Erneuerbaren, Nachhaltigkeit und e-Mobilität. Immer mit sorgenzerfurchter Stirn und erhobenem Zeigefinger, man dürfe ja nur den Markt nicht stören und am Wachstumsdogma schon gar nicht rütteln. Bevor ich auf diesen Stuss eingehe, gehe ich lieber ein wie ein zu heiß gewaschenes T-shirt aus Biohanf. Mich interessiert hier nur die Frage, warum der Kapitalismus ewiges Wachstum braucht und warum wir den Kapitalismus brauchen.




      Eigentlich ist es ganz einfach. Mensch will gut, besser, noch besser leben. Das ist im Kapitalismus gleichbedeutend mit Konsum. Und Wirtschaft will mehr, noch mehr und immer mehr verkaufen. Eine Spirale, die scheinbar nie endet, ausser im Kollaps, im Kreislaufversagen. Wir sind so gestrickt, dass wir - in Summe, Einzelindividuen als Ausnahme bestätigen nur die Regel, dass wir nie zufrieden sind. Und weil Warenkonsum allein nicht reicht, haben wir dazu die Dienstleistungsindustrie erfunden: Wellness, Reisen, Gastronomie, Unterhaltung usw. Kapitalismus ist nicht der Grund für unser ewiges Konsumieren, sondern die Folge unserer Verfasstheit. So sind wir, gierig, unersättlich, nie zufrieden. Und diese unsere Bedürftigkeit lässt sich eben am besten im Kapitalismus befriedigen. Alle, buchstäblich alle Reform- und Revolutionsversuche sind bislang gescheitert. Egal ob Christentum, Sozialismus oder Spiritualismus - am Ende siegt der Konsum. Alle Bescheidung, Einsicht, Vernunft verröcheln am Kreuz der Gier und Maßlosigkeit. Dagegen scheint kein Kraut gewachsen. Das Naturrecht ist das Recht des Stärkeren, Flinkeren, Gewitzteren. Der Kapitalismus entspricht der menschlichen Natur, also wird er immer siegen. Bis er sich selbst besiegt. Denn auch das lehren uns die Geschichte und die Natur: es wächst kein Baum in den Himmel und alles muß werden und vergehen. Der Mensch hat keine Sonderstellung. So sehr er sich das auch einredet. Mit all seiner Technik kann er die Natur und ihre Gesetzmäßigkeiten nicht umgehen oder übertrumpfen. Wie gesagt, die Summe aller Betriebsmittel ist endlich und so auch unser Wachstumshorizont.




      Ja aber, höre ich schon die Gewitzteren und Klügeren, wir haben doch noch lange nicht alle technischen Möglichkeiten ausgereizt. Solarenergie ist praktisch unbegrenzt vorhanden, Recycling steht erst am Anfang, die Technologien für morgen sind erst in Entwicklung. Nun, genau das ist der Irrtum, der Aberglaube, der Wahn, durch technologische Innovation und wirtschaftliche Effizienzsteigerung die Grenzen des Wachstums zu sprengen. Mal angenommen, all die futuristischen Träumerein würden wahr, Energie, Rohstoffe und auch Nahrungsmittel wären unbeschränkt verfügbar, was wäre dann? Die Erde würde nicht wachsen und mehr Platz bieten. In einem solchen Schlaraffenland müssten rigorose Geburtenbeschränkungen durchgesetzt werden, müssten Boden- und Landschaftsverbrauch global gestoppt werden. Und es müsste eine Art Weltregierung geben, die die Einhaltung dieser Beschränkungen überwacht und Verstöße ahndet. Mit einer nationalstaatlichen Organisation klappt das nie. Für ein Schlaraffenland bräuchte es also eine Art globaler Diktatur. Und die wird es nicht geben. Ausser sie wäre total, rigoros, unnachgiebig, gewalttätig. Alle kulturellen, religiösen, regionalen Eigenheiten müssten verboten, unterdrückt, ausgemerzt werden. Nationale Symbole, Geschichtsschreibung, Tradition müssten ausgelöscht und deren Überlieferung unterbunden werden. Politische Bewegungen wären allesamt zu verbieten. All diese Maßnahmen müssten mit aller Härte durchgesetzt werden. Klar, dass das nicht möglich und auch nicht gewollt sein kann. Deshalb wird die kapitalistische Ausbeutung des Planeten weiter gehen. Ich behaupte sogar, sie wird sich beschleunigen. Allen Klimakonferenzen, Energiewenden und grünen Beteuerungen hohnlachend.




      Es gibt keinen praktikablen Gegenentwurf zum Kapitalismus. Denn dieser passt sich allen Gegebenheiten an, weil er konstituierender Teil unseres Wesens ist. Es gibt klügere und dämlichere Varianten, es gibt brutalere und gemäßigtere Gangarten, aber es gibt keine menschliche Gesellschaft, die nicht raffgierig, ausbeutend und expandierend wäre. Kapitalismus ist das Gebot des Gottes der Bibel genauso wie das Ergebnis der natürlichen Selektion. Wir sind verdammt, zu wachsen, bis wir den Bogen überspannt haben und untergehen werden. Keine Vernunft ist stärker als die Gier. Das gilt für die Menschheit als Ganzes. Die Psychologie der Massen ist kapitalistisch, mag sie individuell auch davon abweichen. Mensch als Menschheit ist ein Schwarmtier ohne gleichnamige Intelligenz. Da hilft alles nix, kein kategorischer Imperativ, kein Opfertod am Kreuz, keine 10 Gebote, keine Energiewende und keine Klimakonferenzen. Und Marx und seine revolutionären Jünger waren hoffnungslose Optimisten und verblendete Toren. Mensch will und braucht Konsum. Amen.




      ***

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      • #18
        „Kapitalismus ist das, was Menschen von Natur aus tun: Waren und dienstleistungen zum eigenen Vorteil mit anderen zu tauschen“ (aus einer FB-Gruppe)

        Ist im Grunde die einfachste zutreffende Definition, die ich kenne ?‍♂️

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        • #19
          Nein, das hieße, den Kapitalismus wenigstens mit einem menschlichen Kriterium zu behängen. Kapitalismus ist ein System, das den Menschen als Ware betrachtet, seine Gesundheit, seine Arbeitskraft, sein Wesen. In der Corona-Zeit zeigte sich das Wesen insbesondere in der Behandlung der erworbenen Freiheitsrechte und im Wegschließen und Vereinzeln der Menschen. Die Maßnahmen waren scheinbar von dem Wunsch getragen, Schutz und Veramntwortung für die Nichtkranken zu gewährleisten, tatsächlich aber sonderten sie diejenigen aus dem Erwerbsprozeß aus, die fortan als bestenfalls profitabel für eine Verwertungsindustrie des menschlichen Körpers gelten sollten, ein vitiöser Verbund von Pharmaindustrie und Krankenhausgesellschaften, die die menschliche Maschine wieder auf Vordermann bringen müssen (in diesem System), oder aber die Nichtheilbaren totpflegen. Das spürten die Krankenpfleger am stärksten, weswegen so viele von ihnen in dieser Zeit kündigten.
          Man muß dieses ganze System verändern. In diesem Punkt stehe ich links.

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          • #20
            Sorry Robert da verwechselst du kapitalismus mit faschismus. Das was du beschrieben hast ist keine unart des kapitalismus an sich, sondern vielmehr eine folge des schon öfters beschriebenen „geldproblems“. Unter dem leiden aber auch sozialismus und kommunismus und jede sonstige wirtschaftsform. So lange wir „reise nach jerusalem“ mit 9 stühlen bei 10 mitspielern spielen wird jedes wirtschaftssystem zum ende hin (also wenn sich anzahl der verlierer erhöht) in derartigen mißständen enden. Der grundgedanke des kapitalismus beruht aber auf 10 stühlen für 10 mitspieler, so dass niemand gezwungen ist, andere zu übervorteilen, damit er am ende nicht der dumme ist, der ohne stuhl dasteht ?‍♂️

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            • #21
              Nö, habe ich nicht verwechselt. Kapitalismus ist eine auf Geld orientierte Wirtschaftsform (in ihrer übelsten Form Plutokratismus, die Erzeugung von Geld aus Geld), Faschismus ist das nicht zwangsläufig. Was ich beschrieb, sind Folgen einer auf Mehrwerterzeugung gemünzten Wirtschaftsform. Frag Sahra!

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              • #22
                Nein Kapitalismus ist, dem Ursprung nach, nich mehr-geld-orientiert, sondern mehr-WERT-orientiert. Man tauscht dinge, von denen man einen überschuss hat, gegen dinge, die man braucht, die einem aber fehlen. Der gemüsebauer produziert mehr gemüse, als er selber braucht und tauscht es gegen den überschuss vom obstbauern, der zwar mehr obst produziert, als er selber braucht, aber dafür kein gemüse hat. Oder er tauscht es gegen überschüssige wurst und fleisch vom viehzüchter, der kein gemüse hat. So entsteht für alle beteiligten ein ein mehrwert, alle profitieren von der kooperation und daher besteht auch für niemanden ein sinn darin, den anderen zu betrügen oder zu übervorteilen, weil man ja auch in den kommenden jahren von dieser kooperation profitieren möchte.

                um diese tauschgeschäfte zu vereinfachen (va wenn der milchbauer bspw. sein dach neu decken lassen muss und er sich mit dem dackdecker nicht einigen kann, wieviel milch so ein dach nun wert ist) hat der mensch einst das geld erfunden. Dummerweise hat er dabei einen fehler gemacht (hat er nicht wirklich: der erfinder des geldes hat diesen fehler schon bewußt eingebaut, aber der nutzer, also der normale bürger, weiß davon nichts), als er durch die begleiterscheinung des zins-und zinseszins-effektes so ganz nebenbei die inflation „erfunden“ hat, die wiederum zu den von dir genannten problemen führt, nämlich dass bei jedem tauschgeschäft quasi die bank mitverdient, wodurch aber wiederum die beiden Geschäftsleute bei ihrem tausch ein minus machen, einen kleinen verlust, die in der summe der geschäfte irgendwann zur verschuldung beider führen und somit irgendwann zur verarmung, die wiederum irgendwann zu „krummen geschäften“ führen, die wiederum irgendwann zu straftaten führen (meist, um die kleinen krummen geschäfte zu vertuschen), die irgendwann zu gewalt führen usw.

                stichwort „reise nach jerusalem“ ?‍♂️?

                da der sozialismus wie auch der kommunismus an diesem problem kranken, weil (wenn) auch sie inflationäres geld benutzen, ist das problem nicht der jeweilige -ismus, sondern eben die art der geldschöpfung. JEDES system, das diese art von geld nutzt, MUSS zwangsläufig irgendwann zusammenbrechen. Das nennt man schneeballsystem (nicht zu verwechselt mit network marketing). Das bricht immer in sich zusammen, wenn von unten kein geld mehr nachfließt (nachfließen kann).

                und da würde mir such die sarah ganz gewiß zustimmen ?‍♂️?

                Kapitalismus mit „nachhaltigem“ also nicht-inflationärem geld könnte super funktionieren. Vor allem dann, wenn man gewisse „sozialistische ideen“ implementieren würde wie bspw. Dass das sozialwohl, also die gesundheit der gemeinschaft, vorrang haben und dass die grundversorgung (nahrungsmittel, wohnraum, energie, verkehr) der gesellschaft durch die gesellschaft - also eigentlich den staat - produziert und unter non-profit-gesichtspunkten verteilt werden. Aber such der kerngedanke der „planwirtschaft“ würde durchaus sinn machen, also nur so viel zu produzieren, wie man auch verkaufen kann. Ist in zeiten der massenproduktion unpopulär, weil die herstellungskosten von produkten natürlich mit der anzahl der produzierten waren sinkt, aber was bringt das der gesellschaft, wenn die hälfte davon später im müll oder schlimmer noch in der umwelt landet?

                PS: auch steuern sind übrigens eine versteckte form von zinsen. Quasi ein derivant von zinsen ☝️?
                Zuletzt geändert von WirbelFCM; 14.09.2022, 11:45.

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                • #23
                  Leben vor dem Tode, Leben nach dem Tode. Leben und Sterben. Wann ist man tot? Eines der für mich größten Rätsel ist, warum die Frage nach dem Überleben des Todes in einem wie immer gearteten Jenseits bis jetzt wissenschaftlich nicht endgültig geklärt ist. Nun, etwas, das es nicht gibt, das kann man weder beweisen noch widerlegen. Stimmt und stimmt nicht. Ich kann mit Experiment und Messung nachweisen, ob eine bestimmte physikalische Größe zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort vorhanden oder nicht. Also, ob eine Steckdose unter Spannung steht oder nicht. Ob durch einen Leiter Strom fließt oder nicht. Ob in einem Behälter Über- oder Unterdruck herrscht. Und so weiter. Was ich nicht kann, 'beweisen', dass z. B. ein Vakuum total ist. Weil da ja etwas sein könnte, das ich nicht kenne, für das ich kein Messgerät habe. Dunkle Materie vielleicht oder Dunkle Energie. Oder Gott oder der Teufel. So verhält es sich auch in etwa mit dem Jenseits, jener seit Menschengedenken in den Köpfen und Hirnen des aufrecht gehenden Affen herumspukenden Phantasmagorie, die bis heute nicht gefunden, lokalisiert, nachgewiesen werden konnte. Was viele zu dem Schluß verleitet, das gäbe es gar nicht und ein Glaube an ein Überleben des physischen Todes sei Aberglaube. Meine ich auch. Aber es fehlt eben die letzte Gewissheit.


                  Abgesehen, dass so ein Jenseits eine Zumutung, eine philosophische Katastrophe, eine menschliche Tragödie, ein logisches Paradox wäre, ist es praktisch eine harte Nuß. Die Berichte über Nahtoderlebnisse, die seit Jahren durch den Blätterwald rauschen, können guten Gewissens zu 99,99 % als Halluzinationen des sauerstoffhungrigen und unterversorgten Gehirns erklärt werden. Es bleibt - vielleicht - ein minimaler Rest, der mit Gehirnaktivität nicht erklärbar ist. Etwa, wenn Nahtodlinge nach dem Erwachen über Dinge berichten, die sie ausserhalb ihres Körpers gesehen, gehört, erlebt haben wollen. Im Operationssaal während sie narkotisiert waren oder weit entfernt davon bei Oma im Nähkästchen. Und die sich als zutreffend heraus stellen. Also ich konnte bisher keinen solchen Fall prüfen und verifizieren oder als Schwindel entlarven. Also bleibt ein Rest Unsicherheit, da könnte doch etwas sein, was nur durch eine wie immer geartete Seele plausibel wäre.


                  Rein von der Wahrscheinlichkeit betrachtet, steht es gefühlt 1000 zu Null gegen ein Überleben des physischen Todes. Aber eben nicht wirklich Null, sondern irgendwas größer als Null weit hinter dem Komma. Ich kenne auch Geschichten, die immer wieder weiter erzählt werden, von stehen bleibenden Uhren genau zur Sterbestunde eines Verwandten, über von der Wand fallende Bilder, obwohl der Nagel in der Wand und der Aufhänger intakt, von Wahrträumen und anderen seltsamen Vorkommnissen, die sich nur schwer mit Zufall erklären lassen. Doch wirklich erlebt habe ich sowas noch nicht. Und es scheint, dass diese Geschichten von den Erzählenden bewusst oder unbewusst angeeignet und übernommen und irgendwann als selbst erlebt empfunden wurden. Wie auch immer, was mich interessiert: warum gelingt es der Wissenschaft nicht, die Vorgänge beim Tode mittels Messung zu klären? Wir können mehr als ein Dutzend subatomarer Teilchen, Quanten und anderes Zeugs nachweisen, die billionenfach kleiner sind als ein Wasserstoffatom, doch wir vermögen es nicht, die sogenannte Seele zu detektieren und vermessen? Die ja kein völlig unstoffliches, energieloses Etwas sein kann, weil sie doch mit dem physischen Körper wechselwirkt, wechselwirken muß, wenn wir unsere psychische Verfasstheit der Seele zuschreiben. Wenn es eine Seele gibt, muß - MUSS - sie physikalische Spuren hinterlassen, also eine Masse oder Energie besitzen und Eigenschaften mit der sie auf das Gehirn zumindest einwirken kann! Nichts davon wurde je gefunden, entdeckt, nachgewiesen.


                  Was nun? Der Schluß, dass es gar keine feinstoffliche, ätherische oder unstoffliche Seele gibt, liegt sehr, sehr nahe. Die Indizien, dass dieses Psychologische, Geistige als eigenständiges, nichtphysisches Etwas ein Produkt unserer Phantasie, eine Folge unseres Unverständnisses, Bewusstsein zu denken und begreifen, sei, sind zahlreich und bislang nicht entkräftet. Hier mal ein paar aufgezählt:


                  - Wie kann Geistiges auf Physisches wie das Gehirn einwirken, damit wechselwirken?

                  - Warum ist diese Wirkung bis dato nicht nachweisbar, wo sie doch pausenlos milliardenfach in jedem Gehirn stattfinden müsste?

                  - Wo befindet sich dieses Geistige während wir ohne Bewusstsein sind?

                  - Wieso kann es durch Gabe von Betäubungsmitteln einfach abgeschaltet werden?

                  - Warum ist die Denkkraft, Intelligenz, Entfaltung dieses Geistigen von der Komplexität und Funktionalität unserer Gehirnstrukturen abhängig?


                  Antworten auf solche und ähnliche Fragen bleiben die Verfechter einer eigenständigen Seele, eines vom Körper unabhängigen Geist-Dingsbums bisher schuldig. Wie auch anders? Das sogenannte Geistige als vom Physischen total verschiedenes Wirkungs-Etwas, ist nicht nur unvorstellbar, es widerspricht aller Erfahrung und wissenschaftlicher Evidenz. Glauben kann ja jeder, was er will, solange ihn Widersprüche mit der Realität nicht interessieren. Ich will mich aber damit nicht begnügen. Würde schon gerne wissen, wie das mit dem Geist und Körper so ist und zusammenspielt. Doch da herrscht Schweigen im Walde. Geschwurbel wie Astralkörper, Feinstofflichkeit, Seele oder gar quantenphysikalische Felder als 'Substanzen' für das Bewusstsein ist in-haltlos. Wenn wir Quarks mit einer Größe von 10 hoch minus 20 Metern (0,000000000000000000000001 m) nachweisen können, wieso dann keinen Astralleib, keine Seele, keinen Geist, die ja fortwährend massiv auf mein Gehirn einwirken müssten und die durch einfache chemische Wirkstoffe mirnichtsdirnichts ein- und ausgeschaltet werden können? Das ist für mich nur noch unsinnig.


                  Dem Einwand der Spiritualisten, dass Geistiges eben noch viel, viel feiner und kleiner strukturiert sei - oder gar nicht, weil eben Geist sich unseren physikalischen Kategorien entzieht, kann ich gar nichts abgewinnen. Weil er ja - je geistiger und desto unphysikalischer, eben nicht berücksichtigt und plausibel macht, wie dieser Geist auf den Körper einwirken kann. Je geistiger, desto unphysischer. Wie dann diese ungemein enge Verknüpfung und Verflechtung meines Denkens und Fühlens mit meinem Körper? Jeder Gedanke ist körperlich wirksam, beschleunigt oder hemmt Puls und Blutdruck, zeigt sich in Gehirnaktivität, Sekretausschüttung, organischer Tätigkeit, Mimik, Stimme, Atem usw. Wie das, wenn rein geistig? Jeder Atemzug, jeder Schluck Bier, Kaffee und jeder Sonnenstrahl wirkt auf mein Gemüt, meine Emotionen, Gedanken usw. Wie das, wenn Physik und Geist absolut verschieden? Also solange mir die Geisterseher nicht erklären oder auch nur andeuten können, wie das denn so sei mit dem Geist und dem Körper, dem Bewusstsein und dem Gehirn, bleibe ich dabei: Geist und Physik sind von gleicher Substanz, es kommt bloß auf die Organisation an.


                  Erklärt aber auch nix. Nur, wozu eine zweite Schublade öffnen, wenn ich mich in der ersten schon nicht auskenne? Bewusstsein ist und bleibt ein unerklärliches, unverständliches Phänomen - gerade eben für dieses Bewusstsein, das über sich nachdenkt. Das Bild von der Katze, die dem eigenen Schwanz nachjagt, ohne ihn fassen zu können, beschreibt in etwa die Situation des über sich selbst Nachdenkenden. Vielleicht werden wir es nie wissen, weil unmöglich mit dem Bewusstsein, das Bewusstsein zu begreifen.


                  Ja aber, wenn wir sterben, dann kommt es zur Nagelprobe, dann werden wir wissen, wie das ist mit dem Geist, dem Überleben des Todes, dem Jenseits, höre ich eine innere Stimme. Also rein geistig imaginativ. Dann haben wir den Beweis. Schön, nur wenn es nix ist mit dem Überleben, dann werden wir nix wissen. Weil nichts mehr da, das wissen könnte. Wer wie ich heuer innert 10 Wochen zwei geliebte Menschen begraben musste, kommt schon mal auf solch sonderbare Gedanken. Nur soll mir der Schmerz über den Verlust zweier Nahestehender nicht den Verstand vernebeln. Soll die Trauer nicht die Vernunft abwürgen. Ich frag mich natürlich, wo sind die hin, die grad noch da? Wie kann es sein, dass ein Wesentliches, das du spürst, mit dem du atmest, mit dem du Gedanken teilst, dich streitest, auseinander setzt, das du umarmen kannst und dessen Lebendigkeit du sinnlich wahrnimmst, dass Dieses von einem auf den anderen Augenblick weg, nicht mehr da? Dagegen sträubt sich was, regt sich Widerstand. Doch natürlich kann es so sein, dass etwas, das eben noch da, plötzlich weg. Energie bleibt immer erhalten, kann nicht vernichtet werden, sagt die Physik. Und die lügt nicht. Information bleibt stets erhalten, sagen manche Physiker - ich glaub das nicht, natürlich kann Information vernichtet werden, schau nur mein Gedächtnis an! Das sind keine stichhaltigen Argumente. Energie kann umgeformt werden, passiert dauernd und unaufhaltsam. Also kann auch Lebensenergie gewandelt werden in Wärme, Bewegung, im Falle des Todes eben in Wärmeverlust, Verwesung, Zersetzung. Und das Bewusstsein, sein Wissen, Gedächtnis, all seine Informationsinhalte, wohin damit? Sie verschwinden mit ihm, verlöschen mit den Gehirnströmen, gehen aus wie ein Licht, wenn ich den Schalter umlege. Wieso sollten sie irgenwie überleben, wenn ihre Energiequelle erlischt? Der Körper hört auf zu stoffwechseln, nimmt keine Energie mehr auf und kann daher auch keine Energie zum Leben mehr liefern. Also hört das Denken und Fühlen auch auf. Wie sollte es weiterwerkeln, wenn kein Strom mehr da? Bleibt stehen wie ein Motor, dem der Sprit ausgeht, dessen Akku leer.


                  Wie gesagt, es bleibt ein Rest Ungewissheit. Weil wir nicht wissen können, was wir nicht wissen. Weil von 'drüben' noch niemand zurückkam. Weil Jenseits eben jenseits und nicht diesseits. Weil vielleicht die Grenze zwischen beiden unüberwindlich. Dennoch, fast alles, was ich weiß, spricht gegen ein Jenseits, gegen eine Seele, gegen das Überleben des Sterbens. Und das ist gut so. Ich wüsste nicht, was ich in einem Jenseits tun sollte, was ich mit Ewigkeit anfangen könnte. Ich wäre ratlos, unglücklich, verdammt. Das wär die Hölle. Ja, jegliche Art von ewigem Leben müsste die Hölle sein. Weil du dich nicht mal mehr entleiben könntest, auf ewig verdammt wärst, weiter zu leben. Was für eine Katastrophe, was für ein endloses Martyrium. Folter auf ewig.


                  Nein danke.


                  ***

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                  • #24
                    Also ich mache es mal kurz: um zu BEWEISEN (also im wissenschaftlichen Sinne), dass es ein Leben nach dem Tod gibt, ist es zwingende Voraussetzung, zu sterben. Tote können nur dummerweise nicht kommunizieren oder eben wissenschaftliche Beweise erarbeiten. Genau deshalb ist ein Beweis eines Lebens nach dem Tod unmöglich. Zumindest im wissenschaftlichen Sinne. Wenn wir vom biologischen Tod (das Ende aller Körperfunktionen) sprechen.

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                    • #25
                      Zitat von WirbelFCM Beitrag anzeigen
                      Also ich mache es mal kurz: um zu BEWEISEN (also im wissenschaftlichen Sinne), dass es ein Leben nach dem Tod gibt, ist es zwingende Voraussetzung, zu sterben. Tote können nur dummerweise nicht kommunizieren oder eben wissenschaftliche Beweise erarbeiten.
                      Für den Beweis eines Lebens nach dem Tod, würde es ausreichen, nachzuweisen, dass die Leute die gestorben sind in irgendeiner Form weiter existierten. (Man kann ja auch den Versuch machen Schwarze Löcher zu beweisen, ohne sich in diesen zu befinden.) Die Toten müssten keine Beweise erarbeiten, denn sie wären ja der Beweis.
                      Und wenn Tote nicht kommunizieren können, wie kommt man dann überhaupt auf die Idee, dass sie weiterleben? Wenn ein Haus einstürzt, dann stellt man auch nicht die Behauptung auf, dass dieses Haus -außer im Gedächtnis einiger Leute - fortexistierte.

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                      • #26
                        pseudowissenschaftliches Geschwurbel zum Abgewöhnen:

                        https://www.deutschlandfunkkultur.de...seele-100.html

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                        • #27
                          Zitat von Streusalzwiese Beitrag anzeigen

                          Für den Beweis eines Lebens nach dem Tod, würde es ausreichen, nachzuweisen, dass die Leute die gestorben sind in irgendeiner Form weiter existierten. (Man kann ja auch den Versuch machen Schwarze Löcher zu beweisen, ohne sich in diesen zu befinden.) Die Toten müssten keine Beweise erarbeiten, denn sie wären ja der Beweis.
                          Und wenn Tote nicht kommunizieren können, wie kommt man dann überhaupt auf die Idee, dass sie weiterleben? Wenn ein Haus einstürzt, dann stellt man auch nicht die Behauptung auf, dass dieses Haus -außer im Gedächtnis einiger Leute - fortexistierte.
                          Es gibt Leute, die behaupten, die Toten würden mit ihnen reden ?‍♂️ Aber die werden ja eher lächerlich gemacht. Mal ernsthaft: da wird doch gar nicht dran geforscht. Jedenfalls nicht „offiziell“ ?‍♂️ Und wenn das ein paar Autodidakten tun, werden die halt schnell diskreditiert. Es gibt ja nicht mal wissenschaftlich anerkannte Methoden, mit denen sowas überhaupt bewiesen werden könnte. Da fängt es doch schon an. Wenn es einen Lakmusstreifen für tote Seelen gäbe, wäre das viel einfacher ?‍♂️?

                          Aber nur, weil es keinen Beweis dafür gibt heißt das ja noch lange nicht, dass es das nicht gibt ?‍♂️
                          Da draußen rennen zig Millionen Männer rum wie Schrödingers Katze, die von ihrer Partnerin psychisch ermordet wurden, aber immer noch wie Zombies vor sich hin vegetieren. Die sind zwar nicht tot, aber leben auch nicht mehr. Denn wenn Gott=Liebe und Gott=Leben heißt das, Liebe=Leben bzw. ohne Liebe kein Leben ?‍♂️
                          Die Liebe ist das Logischste der Welt, auch wenn va Romantiker das nicht wahrhaben wollen ?‍♂️?

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                          • #28
                            Zitat von WirbelFCM Beitrag anzeigen

                            Es gibt Leute, die behaupten, die Toten würden mit ihnen reden ?‍♂️ Aber die werden ja eher lächerlich gemacht. Mal ernsthaft: da wird doch gar nicht dran geforscht. Jedenfalls nicht „offiziell“ ?‍♂️ Und wenn das ein paar Autodidakten tun, werden die halt schnell diskreditiert. Es gibt ja nicht mal wissenschaftlich anerkannte Methoden, mit denen sowas überhaupt bewiesen werden könnte. Da fängt es doch schon an. Wenn es einen Lakmusstreifen für tote Seelen gäbe, wäre das viel einfacher ?‍♂️?
                            Die Leute, die behaupten das zu können, könnten den Nachweis antreten. Wenn sie sich einem Test stellen würden. Der Test könnte folgendermaßen aussehen: Wissenschaftler wählen 10 Versuchspersonen aus, die dann durch den Begabten Kontakt zu verstorbennen Verwandten aufnehmen. Wenn diese zehn alle sagen: "Ja, ich habe wirklich mit dem Verstorbenen gesprochen", dan wäre das ein starker Hinweis darauf, dass an der Sache was dran ist.
                            Diese "Begabten" könnten auch Kontakt zu Mordopfern aufnehmen und fragen wer der Täter ist, oder wo die Leiche ist usw. Wenn sie das wiederholt hinbekommen, dann verschwänden Zweifel recht schnell.
                            Möglichkeiten, die ganze Sache in seriöse Bereiche überzuführen gäbe es genug. Aber stattdessen ziehen sie lieber leichtgläubigen Leuten das Geld aus der Tasche.

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                            • #29
                              Also es stimmt schon, seriöse Forscher haben wenig Interesse an Arbeit mit diesen sog. 'Medien' und Geistersehern. Andererseits gibt es wohl - abgesehen von den Betrügern - kaum solche 'Begabte', mit denen sich seriöse Arbeit lohnen würde. Auch geraten Forscher schnell ins Zweilicht, wenn sie sich mit derart 'Forschung' abgeben .....

                              Es gab mal, glaub ich, einen 'Kontakt' ins Jenseits, der den Fundort einer Leiche verriet, bin mir aber nicht mehr sicher wann, wo, wie, was ....

                              Auch wäre das kein Beweis, bestenfalls ein starkes Indiz. Manche Parapsychologen erklären das mit Telepathie, also dem 'Anzapfen' fremder Gehirne, die die gewünschte Info besitzen ....

                              Wie auch immer, für mich das stärkste Indiz, dass es keine vom Körper unabhängige Seele gibt, ist die Tatsache, dass Bewusstsein offenbar an ein funktionsfähiges Gehirn gebunden ist. Wo ist das Bewusstsein bei Bewusstlosigkeit? Verträgt sich nicht mit einer körperunabhängigen Seele, die ja Träger des Bewusstseins sein müsste .....
                              Zuletzt geändert von eulenspiegel; 20.09.2022, 14:05. Grund: korrigieren

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                              • #30
                                Zitat von eulenspiegel Beitrag anzeigen
                                Also es stimmt schon, seriöse Forscher haben wenig Interesse an Arbeit mit diesen sog. 'Medien' und Geistersehern. Andererseits gibt es wohl - abgesehen von den Betrügern - kaum solche 'Begabte', mit denen sich seriöse Arbeit lohnen würde. Auch geraten Forscher schnell ins Zweilicht, wenn sie sich mit derart 'Forschung' abgeben .....
                                Das fehlende Interesse hat wohl mit fehlenden Erfolgsaussichten zu tun. Aber es gibt durchaus seriöse Wissenschaftler die bereit sind, Leute zu testen, die von sich behaupten Extra-Begabungen zu besitzen. Es sind sogar Preise ausgesetzt, die sich die Extrabegabten im Erfolgsfall abholen könnten. Hat bisher noch keiner geschafft.

                                Aber solche Preise wären ohnehin nur Zugabe. Wer solche Phänomene nachweisen könnte, bekäme sicher den Physik-Nobelpreis und auch den Medizinnobelpreis. Diese Entdeckungen würden weit vor der Relativitätstheorie, Evolutionstheorie u. ä. rangieren.

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