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Wolkensteins Wortarchiv (II)

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Sind Queerdenker nicht auch Querdenker?
    Der ganze Bahö (dt. Bohei) um Queerness, wozu ich auch Gendern und Identitätsgefasel zähle, gehört für mich geradezu beispielhaft in den Bereich Querdenkerei. Wobei Querdenker ja schon oft epochale Beiträge in Wissenschaft und Politik geleistet haben. Denke nur an Einstein, Tesla, Ghandi oder Luther King.

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  • aerolith
    antwortet
    Philippi schrieb um 1730 ein Buch, in dem er sich mit Cicero auseinandersetzte, ihn als einen Charlatan bezeichnete. Bei dieser Gelegenheit listete er zahlreiche Rubriken auf, um den Begriff "Charlatan" zu differenzieren. Den Rubriken wiederum wies er etliche Wörter zu, die wir heute nicht mehr benutzen oder in einem anderen Kontext. Erstaunlich genug aber ist, daß etliche der 1730 beschriebenen Verhältnisse auch heute noch bestehen. Ich denke da an das schöne Wort "Manuskript-Fuchser", was Philippi in seinem lesenswerten Manuskript (S. 38) als Leute im akademischen Betrieb beschreibt, die Manuskripte aus fremden Sprache in die eigene übertragen und dann als eigenes Produkt herausgeben, kurz gesagt, wir nennen sie heute Guttenberg.

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  • WirbelFCM
    antwortet
    Zitat von aerolith Beitrag anzeigen
    Als Esoteriker bezeichneten die Rosenkreuzer und Freimaurer ihre ersten Mitglieder, diejenigen, die ihre Gesellschaft begründeten. Jeder, der später aufgenommen wurde, war ein Exoterischer.
    Das wird aber heute anders definiert ? Ein Esoteriker ist jemand, der die Welt als seine eigene Umwelt betrachtet und sich als Teil dieser sieht, ein Exoteriker ist jemand, der sie „von außen“ betrachtet, ohne Teil dieser Welt zu sein. Philosophisch betrachtet. Der Esoteriker ist also Teil der Welt, die er betrschtet, der Exoteriker nur ein „stiller Beobachter“ dieser Welt.

    Metapher: ein Exoteriker ist jemand, der irgendwo in einem Zoo vor einem riesigen Aquariums steht und die Flora und Fauna dort durch die Scheibe betrachtet. Ein Esoteriker ist bspw. Ein Taucher, der sich selber in dem Wasserbecken schwimmt und von dort aus beobachtet, also als Teil dieser Welt.

    Der wesentliche Unterschied wird dabei darauf definiert, dass man als Teil einer Welt diese selber beeinflußt und aktiv verändert, während der Außenstehende kein Teil dieser Welt ist und diese nur beobachtend verändert bzw. beeinflußt. Irgendwann haben Forscher nämlich mal festgestellt, dass sich Lichtstrahlen anders verhalten, wenn sie „beobachtet“ werden. Deshalb differenziert man das heutzutage.

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  • aerolith
    antwortet
    Las bis eben ein Buch über das hallische Nachtleben im 18. Jahrhundert (Recherchen für mein gegenwärtiges Ahnen-Projekt), worin sich zahlreiche Archaismen befinden, eine wahre Fundgrube. Ich liste sie hier peu-a-peu auf. Ihre Bedeutung findet sich im WDP:
    • Gnote
    • Kantschu
    • Kufe
    • Nestelknüpfen
    • Puff
    • Racker
    • Schleppgebühr (Kosten für einen Studenten, der in den Karzer verbracht werden mußte; in Halle betrug sie 4 Th., 8 Gr., etwa 1100 €)
    • verschwatscheln (hallisch für schwatzen)

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  • aerolith
    antwortet
    Als Esoteriker bezeichneten die Rosenkreuzer und Freimaurer ihre ersten Mitglieder, diejenigen, die ihre Gesellschaft begründeten. Jeder, der später aufgenommen wurde, war ein Exoterischer.

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  • eulenspiegel
    antwortet
    Noch ein paar alte, aus dem Gebrauch gekommene Wörter aus dem bairisch-östreichischen Mundartwortschatz:

    Surm, Juri, Sumper
    grober, roher, ungehobelter, taktloser Mann; ob Juri was mit Russen zu tun hat, weiß ich nicht.

    Hallawachl - männliches Exemplar eines beschränkten, tölpelhaften Zeitgenossen

    versumpern - verrohen, ins gesellschaftliche Abseits driften

    Walperl, ausgesprochen 'Woiperl' - selbstgefälliges, dümmliches, leichtsinniges Frauenzimmer

    wie man sieht, gab es (viele) Hauptwörter, die ausschließlich für Männer oder Frauen verwendet wurden. Abseits aller Genderei und geschlechtlicher Dekonstruktion.​
    Zuletzt geändert von eulenspiegel; 25.01.2023, 10:11.

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  • Streusalzwiese
    antwortet
    Warum wird in den Medien ständig von Klimaklebern gesprochen, obwohl es in neuem Deutsch eigentlich Klimaklebende heißen müsste um keine Geschlechter auszuschleßen?

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  • aerolith
    antwortet
    Neutöner
    So bezeichnete man um 1900 die Naturalisten und andere (Expressionisten, Symbolisten...), sich gegen das klassische Erbe stellende Schriftsteller. Der Begriff starb, als die Literaturwissenschaft diese Neutöner aufsplittete in eben die genannten Untergruppen. Mir will Neutöner gut gefallen.

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  • aerolith
    antwortet
    Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in Deutschland nach den Stürmen der Revolution von 1848/49 eine neue Form der Literatur: Butzenscheibenepik, später auch Butzenscheibenlyrik. Während die Butzenscheibenlyrik bis heute als Begriff bekannt ist, ist das die Butzenscheibenepik nicht. Gemeint ist eine Form des Literarisierens, die süßlich-kitschig die Wirklichkeit ausblendet und in märchenhaft-pittoresker Form Geschichten erzählt

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  • Streusalzwiese
    antwortet
    Mit "Leugnen" wird viel Schindluder getrieben. An den "Klimaleugner" hat man sich mittlerweile gewöhnt. Dann betrat der "Wissenschaftsleugner" die Zeitungsseiten. Hinzugekommen ist jetzt der "Wahlleugner". Verwendet wird er vor allem für Leute, die der Meinung sind, dass die letzten Präsidentschaftswahlen in den USA ungültig waren.
    Anmerkung: Die Wahlleugner in Berlin haben Recht behalten. Die Wahl zum Abgeordnetenhaus war ungültig und muss wiederholt werden.

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  • aerolith
    antwortet
    einige Archaismen von Jean Paul, von denen die meisten wohl kaum mehr nur bekannt, geschweige denn gebräuchlich sind
    • Augenwassersucht (nicht als Krankheit zu verstehen, sondern als der Wunsch, Gefühle zu entwickeln und den Körper darauf reagieren zu lassen, nicht unbedingt in Gesellschaft)
    • Einsprengfrage ​​(ein Wort für alle headliner)​​​​​
    • Einzigperle von Minute (eine wunderbare Augenblickssituation)​
    • Flegeljahre
    • Freudenewigkeiten
    • Hochmensch (mit dem heute gebräuchlichen Gutmenschen zu übersetzen)​
    • Jetztzeit
    • kanzleistilig
    • Krähwinkel (bei Curt Götz Piepnest; ein kleines deutsches Städtchen voller wundersamer Menschen)​
    • Lebensbrennpunkt
    • Pappelsilber (eine Umdrehung von Silberpappel: die silbrigen Blätter derselben)
    • Weltschmerz (das kennt man heute noch), bei Jean Paul liest sich das so: "Nur sein Auge sah all die tausend Qualen der Menschen bei ihren Untergängen. Diesen Weltschmerz kann er nur aushalten durch den Anblick der Seligkeit, die nachher vergütet."

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  • aerolith
    antwortet
    Das Wort "woke" (erwacht) soll im Deutschen keine passende Entsprechung besitzen. Ursprünglich ein Begriff, den negride Minderprivilegierte in den 1930er Jahren benutzten, um ihr soziales und politisches Erwachen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit gegenüber der nichtnegriden Oberschicht zu beschreiben, ist der Begriff nunmehr selber (was in seinem Wesen liegt) rassistisch geworden, denn er ist die Farbe der Haut und die damit einhergehenden sozialen Verwerfungen fixiert. Also, er wird benutzt, um anzuzeigen, daß die Pigmentierung weit mehr ist als Pigmentierung. Das ist eine rassische Grundüberzeugung.
    Ich schlage für "woke" selbstreferentiell vor. Das ist zwar auch ein Fremdwort, aber hat sich hier schon etabliert.

    Lesetip:
    Esther Bockwyt: Woke. (West-End Verlag)

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  • eulenspiegel
    antwortet
    kötzen, khözen .... verwendete meine öst. Großmutter für (keuchend, bellend) husten; hab ich seitdem von niemandem mehr gehört

    genauso wie Strauka, Strauken für Verkühlung, Erkältung, Schnupfen

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  • aerolith
    antwortet
    Coretto benutzte in ihrem neuen Lyrsa-Werk den Begriff "talpen". Das Wort kannte ich nicht, mußte nachschlagen. Es bedeutet täppisch, ungeschickt. Pfote, Tatze sind daraus abgeleitet. Es ist ein Wort aus dem Mittelhochdeutschen, südwestdeutsch.

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  • aerolith
    antwortet
    Das früher gebräuchliche "abkanzeln" wird heute durch cancel culture ersetzt. Gemeint ist das gleiche. Ich weiß nicht, ob es das schon bei den Katholiken gab - ich fürchte, ja -, aber historisch sicher ist, daß es im Gefolge der Durchsetzung des Protestantismus strenge Wortausleger gab, die Luther so verstanden hatten, daß die Durchsetzung des Wortes wichtiger sei als dessen mögliche zeitgemäße Auslegung. Das artete erstmals unter den Quäkern aus. kein historischer Exkurs...

    Heute steht es für eine widerliche Verfolgungssucht des Establishments, das über Randgruppenbefindlichkeiten Sensibilisierungslücken der Abgekanzelten gezielt angreift, um sie aus dem gesellschaftlichen Diskurs auszuschließen. Es ist schlimm genug, daß sich die Betroffenen das zu oft gefallen lassen, weil sie nicht ausgeschlossen werden möchten und auf den psychologischen Trick: "Wir sind doch alle für den Frieden!" (Frieden kann mit Fortschritt, Gerechtigkeit, Humanismus, Vielfältigkeit... getauscht werden) hereinfallen, der sie flugs mundtot und damit zum Opfer macht.

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