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Die LINKE (II)

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  • #46
    Ich sehe das auch eher positiv: weg vom schubladen-und freund/feind- bzw. Gut/schlecht-Denken hin zum konstruktiven denken im sinne des landes/volkes. Das MUSS nicht so laufen, ist aber mMn grundvoraussetzung, um so funktionieren zu KÖNNEN.

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    • #47
      Um heute noch wahrgenommen zu werden...muss man wohl auch ein stückweit populistisch auftreten. Gegenbeispiel Bernd Lucke...der alles bis ins Detail ausformulierte und keine Info schuldig blieb - aber gerade das überfordert den gemeinen Wähler...der braucht kurze, klare, knackige Antworten...und sind diese auch noch so hirnrissig. Nicht unsere Politiker...unsere Gesellschaft ist "schlechter" geworden. Wurde neulich erst eine Studie veröffentlicht...nach deren Ergebnis die Deutschen von Jahr zu Jahr dümmer werden.

      Was ich eigentlich sagen wollte: die AfD hatte alles richtig gemacht...als die Lucke absägte. Ich hatte das einst kritisiert...muss mich aber heute korrigieren. Ein linksliberaler Reformer lockt heute keine Wähler mehr hinter dem Ofen vor. Entweder man setzt auf Tradition (CDU, SPD, Grüne..)...oder auf Krawallmacher (Höcke, Wagenknecht, Aiwanger..).

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      • #48
        Stimmt, ad. Allerdings scheiterte Lucke nicht daran, ein Krümelkacker zu sein, sondern an seiner Unfähigkeit, gesellschaftliche Entwicklungen mitsamt seinen libertären Vorstellungen verknüpfen zu können und daraus politische Tagesforderungen zu ziehen, die von einer marketing-Abteilung populär umformuliert würden. Er war eben zuerst Professor und dann Politiker. Sahra W. ist zuerst Politiker und dann Volkswirtschaftler auf Doktorgrad-Niveau.

        Die jf glaubt an ein Scheitern des BSW und begründet das:

        erstellt von jf:


        Zwölf Prozent bekäme ihre Liste, wäre jetzt Bundestagswahl – vor allem zu Lasten der AfD (minus fünf) und Sonstigen (drei Prozentpunkte). Kein Wunder, daß einige Beobachter insbesondere bei SPD und Grünen frohlocken. Schien doch bislang kein Kraut gewachsen gegen die von Umfragehoch zu Umfragehoch eilende AfD.
        Vor einem triumphalen Durchmarsch der neuen Partei stehen jedoch einige klitzekleine Hürden. Noch nicht einmal das geringste Problem ist das ausgeprägte Ego der 54jährigen Ehefrau von Oskar Lafontaine. Ihre große Popularität über sämtliche Parteigrenzen hinweg wird ja gerade als das entscheidende Kapital angesehen, das ihr Bündnis wie eine Space-X-Rakete von Elon Musk in den Himmel des deutschen Parteiensystems tragen soll. Schon bald werden wir hier aber größte Ernüchterung erleben. Wagenknecht wird das in Serie ablaufende Schicksal populärer Renegaten teilen, die als Flügelstürmer einer etablierten Partei interessant waren, jedoch scheitern, wenn sie selbst organisatorisch liefern sollen.
        1. Grund des Scheiterns: Organisationsprobleme - Hier kann man weder wie ein Firmenchef noch – wie Wagenknechts einstiges Vorbild Stalin – per Befehl und Gehorsam führen. Die Partei wird überrannt von Schwärmern und Sektierern, die das Machtmittel demokratischer Wahlen schnell erkennen und nutzen werden.
        2. Grund des Scheiterns: Diversität der neuen Mitglieder birgt extrem viel Streitpotential - Rußlands Krieg in der Ukraine, Israel-Politik, Migration werden nicht die einzigen Themen sein, wo es kracht. Wer ist wie lange an Wagenknechts Seite, um den nötigen „Impact“ gegen das programmierte Chaos dieses Parteien-Start-ups aufzubringen?

        Zu den einzelnen Punkten:

        zu 1.) Das wird in der Tat das Schwierigste werden. Die Begründung der Behauptung ist auch nachvollziehbar. Daran könnte es tatsächlich scheitern. Es wird genug Geld da sein, vielleicht sogar aus der verhaßten Großindustrie. Aber werden sich genug organisatorisch begabte Mitstreiter einfinden, die der neuen Partei organisatorische Stabilität, ein Organigramm, verschaffen, das wachsen kann, aber seine Struktur behält? Die Entscheidung darüber, wie dieses Organigramm aussehen soll, wie Aufstiegschancen definiert werden und wieviel Basisdemokratie zugelassen werden soll, muß sie schon selber treffen - und wir wissen, wie sehr sie solche Dinge haßt. Ich hoffe, sie wird hier gut beraten.

        zu 2.) Das ist kein Problem, denke ich. Es ist sogar gewollt. Sahra W. spricht davon, den "Meinungskorridor" zu verbreitern. Nichts braucht Deutschland weniger als eine weitere Partei, die im Gleichschritt marschiert. Die BRD kann so etwas sehr gut gebrauchen, Deutschland nicht; man wird in den Qualitätsmedien genau das auch der BSW vorwerfen, eben den Streit innert ihren Reihen. Sie sollte sich hier ein Beispiel an der AfD nehmen und ein "gäriger Haufen" bleiben, jedenfalls in den niedrigeren Ebenen. Das täte der Demokratie in Deutschland gut.

        Nebenbei: Die 25%, die BSW in Thüringen erreichen können soll, kommentiert der Postillon auf seine Weise: https://www.der-postillon.com/2023/10/panda-partei.html

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        • #49
          Links ist im Unterschied zu rechts die Seite, in der das Unbewußte und Unbekannte west, rechts dagegen west das Bekannte, die Wachheit, was einem bewußt ist.

          Interessant.

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          • #50
            Diesen letzten Gedanken aufnehmend... Ursprünglich standen die Linken für Veränderungswillen gegen einen als Bedrohung wahrgenommenen Staat, der die Interessen des Kapitals vertrat. Seit der linksgrünen Wende unter Merkel stehen die Linken für den als Beute begriffenen Staat, während die Rechten für diejenigen stehen, die zwar die materielle Basis des Staates schaffen, in diesem aber kein Zuhause besitzen.

            Eine verdrehte Welt.

            Der Lauf der Geschichte wird dafür sorgen, daß sich das wieder ändert. Vor diesem Tag sollten die Linken Angst haben. Haben sie wohl auch, was ihr heutiges Agieren erklärt.

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            • #51
              In dem sehr lesenswerten Buch von Wolfgang Harich: Zur Kritik der revolutionären Ungeduld (1971) befaßt sich der Autor weitgehend mit den Anarchisten, die den Sozialismus mit seiner Staatlichkeit, also Hierarchie, am liebsten überspringen wollen und deshalb nach Harich sehr ungeduldig sind. Klarerweise war das natürlich ein Hauptproblem in der DDR, daß zugegebene Probleme von den Verantwortlichen oft mit dem Hinweis auf ein Später abgebügelt wurden, also Krankheiten des Sozialismus als wesenseigen konzediert worden sind, grundsätzlich aber der historische Weg als der richtige betrachtet wurde.
              Harich reflektiert eine Auseinandersetzung im West-Fernsehen aus der Mitte der 1960er Jahre. Adorno (Frankfurter Schule, also marxistisch) gegen Gehlen (ein Soziologe, der die Idee von den nothwendigen Institutionen in die Welt brachte, ohne die der Mensch verloren sei). Er wirft Adorno vor, daß er Gehlens Institutionen als Hemmschuhe der subjektiven Entwicklung gebrandmarkt habe, nicht aber die revolutionäre Situation zur Sprache. Schließlich seien 14 sozialistische Staaten auf der Welt entstanden, die ein revolutionäres Vorgehen der in den imperialistischen Staaten bestens organisierten Arbeiterklasse unterstützen würden; man müßte es bei einer solchen Gelegenheit wie einem Fernsehinterview doch wenigstens mal ansprechen.
              Revolutionäre Ungeduld bei Harich?

              Beim lesen dieser heute etwas skurrilen Gedanken kam mir der Gedanke, daß doch hierin ein Grundproblem der LINKEN seit jeher besteht. Sie glaubt mit dem Marxismus eine Weltanschauung zu besitzen, die es ihr ermöglicht, Geschichte zu lesen, also den Stand der Geschichte in einer Art Heilsprozeß analysieren zu können, um dann Rückschlüsse auf nothwendige Taten zu ziehen. Wie sehr sich die LINKE doch irrte! Die Virulenz des Kapitalismus ist schon beängstigend, wenn man sich die Weltgeschichte so anschaut. Eines aber glaube ich wie die LINKEN auch, daß nämlich der Kapitalismus als Wirtschaftsform nicht das Ende der menschheitlichen Entwicklung abgeben kann. Die Ausbeutung und das Gieren nach Profit sind keine substantiellen Eigenschaften des Menschen, nur akzidentielle, können also beseitigt werden. Ernüchtert aber bin ich, wie hartnäckig sich das hält, also dieses Denken, daß Profitdenken den Menschen antreibt. Mich treibt das jedenfalls nicht an.

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              • #52
                Auf all diese Denkmodelle könnte man verzichten, würde jeder Mensch behütet und in einem gesunden sozialen Umfeld aufwachsen. Es sind die Sozio -und die Psycho -pathen, die uns das Leben oft so schwer machen - und solche Irren wird es immer geben. Der "normale" Mensch braucht nicht viel um glücklich zu sein...so dass der Kuchen, der zu verteilen ist, für jeden reichen würde...gäbe es da nicht auch die anderen....denen selbst ALLES nicht genug ist. Weltanschauungen, Ideologien...das braucht der mit sich und seinem Umfeld zufriedene Mensch nicht.

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                • #53
                  ganz falsch mario. zufriedensein ist subjektiv.

                  das grundproblem der linken würde ich, wenn ich reduzieren müßte, damit kennzeichnen, daß für sie der mensch von grund auf schlecht ist. das halte ich widerum auch für grundfalsch.​

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                  • #54
                    Die Menschenauffassung ist nicht an die politische Agenda gebunden. Ich habe LINKE kennengelernt - manche behaupten, ich stehe so weit links, daß ich rechts schon wieder vorgucke -, die sehr wohl ein Menschenbild hatten, das den Mitmenschen nicht als Wolf, sondern als Lamm begriff. Die von Dir getroffene Beobachtung trifft wohl eher auf Salonlinke zu, die in ihren behaglichen Wohnungen im Prenzlauer Berg oder ihrer City-Wohnung sitzen und sofort in pawlowscher Manier aufschreien und "Haltet den Nazi!" schreien, wenn sich einer nur mit einer Sache beschäftigt, mit der man sich nicht beschäftigen sollte, weil hier HALTUNG gefragt ist und nicht Prüfung der Sachverhalte. Diese Salonlinken haben meist ein negatives Menschenbild, das homo homini lupus est, wie es seit römischen Klassikern bekannt ist. Das gibt es aber genauso bei Rechten oder Lieschen Müller. Das negative Menschenbild ist keine Sache der politischen Agenda. Es gibt auch Salonlinke/Salonrechte, die es wirklich ernst und ehrlich mit ihrem Gutmenschentum meinen, die helfen wollen und in allem, was ihr meist verbohrter Blick ihnen offeriert, Gutes tun wollen. Ihr Zufriedensein ist eher selten ausgeprägt, sie müssen sich täglich neu beweisen.

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                    • #55
                      hab ich so ähnlich erwartet. nur trifft diese beobachtung insofern nicht speziell auf die linke zu, als daß sie eben auf alle politiker zutrifft; volksvertreter, volkslehrer, volksredner, propagandisten, wie man sie eben nennen möchte. entweder haben sie dieses menschenbild oder sie spielen es vor, was auch die absicht betrifft, einen mehrheitswillen zu erörtern und in der realität zu manifestieren.
                      es ist auch nicht redlicher, eine mehrheit zufriedenzustellen, ganz im gegenteil wie wir im demokratieordner bereits erkannt haben. ich werfe das hier ein, auch wenn es in den anderen ordner gehören sollte: jede politische regierungsform wird solange vom volk gebilligt, bis eine andere kommt, deshalb ist auch jede politik von grund auf demokratisch. und das heißt nichts gutes.​

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                      • #56
                        Vielleicht sollten wir uns Menschen nicht mehr als Wölfe und Lämmer sehen, sondern als Elefanten. Die fürchten niemanden, es muss sich aber auch niemand vor ihnen fürchten. Die machen einfach ihr Ding, ohne anderen zu schaden ?‍♂️

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                        • #57
                          In der Geschichte der Kommunisten traten schon von Anfang an zwei einander widerstrebende Richtungen an, die eine von Marx, der die arbeitende und zugleich besitzlose Klasse (das Proletariat) dazu auserkoren hatte, mit Hilfe einer wissenschaftlichen Weltanschauung und der daraus organisierten Partei eine sozialistische Revolution durchzuführen und somit zur Vergesellschaftung der Produktionsmittel kommen würde. Aus diesem Sozialismus würde mit viel Arbeit irgendwann eine Gesellschaft entstehen, in der jeder nach seinen Bedürfnissen würde leben können, der Kommunismus. - Das klingt nicht unbedingt schlecht, für Hedonisten klingt das sogar ganz gut. Dem gefällt es, wenn er nach seinen Bedürfnissen leben darf. Für einen Idealisten klingt es grauslich. Dem mißfällt die materialistische Struktur dieses Planes, die so ganz darauf verzichtet, den Menschen als etwas zu Höherem Strebendem aufzufassen und statt dessen anhand seiner meist materiell und sexuell konnotierten Bedürfnisse zu bestimmen. Aber immerhin scheint die marxsche Ergreifung der Wirklichkeit noch ein wenig auf Kampf und Dauer angelegt zu sein. Und in dieser Dauer kann ja viel passieren. Man weiß ja nie, was der Weltgeist so alles vorhat, was an dialektischer Entwicklung für Haken geschlagen werden.
                          Dies erkannte auch Lafargue, der Schwiegersohn Marxens. Also fiel für ihn die Arbeit weg und ersetzte sie durch das Recht auf Faulheit. Wer arbeiten wolle, soll das tun, aber wer nicht, dem sollen die gebratenen Tauben trotzdem in den Mund fliegen. Die materielle Basis mache das schließlich möglich. (Ich hatte mal einen Kumpel, der das hier im Forum auch vertrat, das Recht auf Faulheit.) Dieses Recht auf Faulheit funktioniert nur in Staaten mit einem protestantischen Arbeitsethos.

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                          • #58
                            Der sympathische Bürgermeisterkandidat für Salzburg von der KPÖ hat es in der Stichwahl am Sonntag nicht geschafft. Sein SPÖ-Konkurrent bekam 62% der Stimmen. In Graz regiert eine KPÖ-Bürgermeisterin.

                            Lokal und regional kann die KPÖ punkten, weil sie sich bürgernah und unbürokratisch um die vorwiegend Wohnungs-Sorgen der Leute kümmert. Außerdem legen alle KPÖ-Amtsträger, die ein Salär vom Staat bekommen (Stadträte, Bürgermeister etc.), alles, was eine von der Partei festgesetzte Obergrenze übersteigt (für die Bürgermeisterin von Graz liegt die bei 2100,-- /Monat bei einem Gehalt von 8303,--/M.) in einen Topf, aus dem notleidenden Bürgern geholfen wird.

                            Die übrigen Parteien sprechen von Populismus. Für mich ist das gelebter Kommunismus! Freundschaft Genossen!​

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                            • #59
                              Ist eher Sozialismus?! Das ist m.E. keine antikapitalistische Haltung...sondern eine...die das persönliche Kapital dazu nutzt, um die allgemeine Armut zu überwinden. Im Kommunismus gäbe es erst gar keine Euro 8000, sondern grundsätzlich nur 2100, sodass gar nichts da wäre...das man verteilen könnte.
                              Der Kapitalismus hat den entscheidenden Vorteil, dass er dazu motiviert mehr zu erwirtschaften...als man selbst braucht.

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                              • #60
                                Vorsicht Ironie.

                                Mir ist schon klar, dass man mit individueller Wohltätigkeit keine systembedingten Fehlentwicklungen beseitigt, allenfalls mildert.

                                Aber: Wohnungsnot, Inflation, Armut etc. sind nicht nur systembedingte Folgen des Kommunismus, sondern genauso des hochgelobten, heiligen Kapitalismus.

                                Ich sagte es erst kürzlich hier irgendwo, ein demokratischer Sozialismus wäre so ungefähr das Beste, was wir haben könnten. Momentan haben wir einen hysterisch-moralisch-toxisch aufgeladenen Konsumkapitalismus.

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