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Kriegstagebuch II

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  • #61
    Markus Lanz kolpotierte im deutschen Fernsehen kürzlich, daß die Ukraine 30000 Soldaten zur Verfügung hätte. Sein Gesprächspartner Precht widersprach nicht. Wahnsinn!
    Tatsächlich sind eine Million ukrainische Soldaten unter Waffen, weit mehr als mit einigen Patronen ausgestattet. Wahrheitsgehalt bundesdeutscher Medien: 3%. Immerhin!

    https://www.youtube.com/watch?v=z5Yjk0EmA14&t=638s

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    • #62
      Wie vermutet, bewegt sich das KLerngeschehen auf Donezk zu, auf seine westlichen Trabantenstädte, von denen aus die Ukraine seit vierzehn Jahren auf Donezk schießt. General Schoiga befahl der verstärkten Einsatz zur Eroberung dieses unmittelbar an Donezk grenzenden Bereichs. Offenbar zögerte man auf russischer Seite lange mit diesem Befehl, weil die Ukrainer sich dort sehr verschanzt haben und jeder Angriff in dem hügeligen und feuchten Gebiet mit starken eigenen Verlusten verbunden sein dürfte. Es sollte mich nicht wundern, wenn die Russen von Norden und Süden gleichermaßen das Gebiet in die Zange zu nehmen trachten.

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      • #63
        Nach acht Jahren Kampf konnten die verbündeten russischen Kräfte die durch ukrainische Kräfte stark befestigten Teile westlich des Flughafens Donezk zurückerobern. Das ist die Gegend, von wo aus die Ukraine auf Donezk schießt, u.a. mit den HIMARS-Raketen.
        Auch im Süden, wo die Ukraine eine Offensive angekündigt hatte, geht es für sie wieder zurück. Man traute sich dann doch nicht, hatte wohl Angst, ins "offene Messer" zu rennen. Die Russen erobern sich nun bei Cherson Gebiete zurück. Dort wollen sie demnächst eine Volksbefragung abhalten, deren Ausgang wohl auch darüber entscheiden wird, ob sie sich weiter Richtung Odessa bewegen wollen. Die russische Propaganda betonte in den letzten Tagen, daß Odessa eine russische Gründung sei. So gedacht, könnten wir Deutsche halb Polen für uns beanspruchen.

        Ich halte eine Volksbefragung für verfrüht. So etwas sollte erst nach einigen jahren stattfinden; man sollte bei solch gravierenden Fragen wie staatlicher Zugehörigkeit jeder Seite Zeit geben, für den eigenen Staat zu werben; Kriegszeiten sind da immer schlecht, weil das Volk immer beim Sieger bleiben will, auch aus Angst vor Repressalien. Deshalb wäre es nur gerecht, wenn man strittige Gebiete eine Zeitlang unter internationale Aufsicht stellt, aber den Streithähnen konstruktive Werbung erlaubt - ganz im Sinne der Ring-Parabel Lessings.

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        • #64
          Der französische Romantiker (ja, so etwas gibt es) Alfred de Vigny schrieb 1835 über den Krieg:

          erstellt von de Vigny in "Glanz und Elend des Militärs":

          Es ist nicht wahr, daß der Krieg heilig ist, selbst gegen den Landesfeind nicht. Verflucht ist er von Gott und selbst von den Menschen, die ihn führen und im geheimen vor ihm schaudern.
          So mote I do.

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          • #65
            Der Mord an der Tochter des russischen Philosophen Dugin soll aufgeklärt worden sein. Sehr schnell.

            erstellt von rtlive:
            Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat den Mord an der Journalistin Darja Dugina aufgeklärt. Dies gab der Pressedienst der Sicherheitsbehörde am Montag bekannt. Laut der entsprechenden Erklärung sind ukrainische Geheimdienste für den Mord verantwortlich:

            "Es wurde festgestellt, dass das Verbrechen von ukrainischen Geheimdiensten vorbereitet und ausgeführt wurde. Die Täterin war die ukrainische Staatsbürgerin Wowk, Natalja Pawlowna, Jahrgang 1979."

            Wowk sei mit ihrer Tochter Sofia Schaban, Jahrgang 2010, am 23. Juli 2022 nach Russland gekommen. Der FSB gab außerdem bekannt:

            "Am Tag des Mordes befanden sich Wowk und Schaban auf dem Literatur- und Musikfestival 'Tradizija', wo Dugina als Ehrengast anwesend war. Nach der gelenkten Sprengung des Automobils Toyota Land Cruiser Prado, an dessen Steuer Dugina saß, fuhr Wowk am 21. August zusammen mit ihrer Tochter über das Gebiet Pskow nach Estland."
            Die Frau entspricht nicht meiner Vorstellung einer reisenden Mörderin, noch dazu mit minderjähriger Tochter. Sie muß ein Unmensch sein. Wer ermordet den Vater einer Tochter, noch dazu im Wagen der Tochter? Da muß aber einiges schiefgelaufen sein in diesem Leben.

            Für den Fortgang des Krieges bedeutet das gar nichts. Das Attentat zeigt nur etwas Altbekanntes: Keiner in der Öffentlichkeit kann sich sciher sein. Irgendein Spinner findet sich immer, der durch Mord glaubt, etwas erreichen zu können. So etwas spielt nur den hardlinern in die Karten, die dann Argumente für Freiheitsbeschneidungen und andere Dinge bekommen.

            Warum Dugin ermordet werden soll(te), macht dieses Video klar (ich habe mal ein bißchen vorgespult): Dugin will ein polyphones Konzert der Kulturkreise, kein eintöniges Solistentum einer alles bestimmten Weltanschauung. Also muß dieser Mann weg.

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            • #66
              Im Osten nichts Neues. Die Russen rücken systematisch an mehreren Grenzabschnitten vor und gewinnen etwa 200 km² pro Woche. Am stärksten wird westlich von Donezk gekämpft. Der von der Ukraine verkündete Vorstoß (Offensive) im Süden fiel aus. Geringe Geländegewinne wurden von den Russen entweder zurückgewonnen oder durch größere Gewinne vor Mykolajew mehr als kompensiert, so daß sich die Ukrainer in ihre Stellungen wieder zurückzogen.

              Ich frage mich immer noch, wie weiter der Expansionsdrang der Russen geht: bis Odessa?

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              • #67
                Der lang angekündigte Vormarsch der ukrainischen Armee im Süden soll nach eigenen Quellen einigen Geländegewinn nach sich gezogen haben. Die NZZ ist da vorsichtiger und markiert ein Gebiet von etwa 10 km², das von ukrainischen Truppen "zurückerobert" worden sein soll. Die Russen ihrerseits bestreiten die Geländegewinne nicht, sprechen aber von horrenden Verlusten der Ukraine. Eigene Verluste nennen sie nicht. Eines jedenfalls hat die Offensive ergeben: die Russen rückten in der letzten Woche nicht weiter vor; die üblichen 200 km² pro Woche gab es nicht.

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                • #68
                  Im Nordosten bei Charkow tat sich in den letzten Tagen etwas Erstaunliches: ein erfolgreicher Vorstoß wie aus dem Nichts auftauchender ukrainischer Verbände. Die Russen, Angriffe im Süden erwartend und diese auch erfolgreich abwehrend, hatten ihre nordwestlichen Eroberungen nur notdürftig geschützt. Nachdem ukrainische Angriffstruppen die Verteidigungslinie durchbrochen hatten, zogen sich die Russen gleich mal umme 30 Kilometer zurück, gaben also in einer Woche ein Gebiet auf (zirka 2500 km²), daß sie zuvor so mühsam erobert hatten.
                  Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen:
                  1. Die Russen wollen nicht oder
                  2. sie können nicht.

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                  • #69
                    Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen:
                    1. Die Russen wollen nicht oder
                    2. sie können nicht.
                    Beides dürfte der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen. Sollte die Ukraine die Russen weiter zurückdrängen, wird es interessant. Was werden Putin und seine Vasallen tun? In die Enge getrieben, scheint der Einsatz zumindest taktischer Atomwaffen nicht unwahrscheinlich. Die kompromisslose Haltung beider Seiten macht eine mögliche Lösung des Problems beinah undenkbar. Der Westen und die Ukrainer wollen alle besetzten Gebiete einschließlich Krim zurück, was für Russland die totale Blamage und Niederlage bedeuten würde, von den folgenden Reparationsforderungen mal abgesehen.

                    Eine Lösung des Konflikts scheint in unendlicher Ferne. Ein Sturz Putins und seiner Clique dürfte kaum friedlich vonstatten gehen. Und dann besteht immerhin noch die Möglichkeit, dass die ganz extremen Kräfte in Moskau an die Macht kommen. Denn Putin ist noch ein relativ gemäßigter Konsorte, da gibt es noch weit radikalere Figuren. Nicht viel Grund zum Optimismus.

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                    • #70
                      Russland hat zu wenige Soldaten im Einsatz um eroberte Gebiete halten zu können.

                      Möglichkeiten:
                      1. Putin tritt zurück oder wird zurückgetreten. Dann könnte sein Nachfolger Friedensverhandlungen führen. Ausgang: Völlig ungewiss.
                      2. Generalmobilmachung in Russland.
                      3. Nordkoreanische Soldaten einsetzen. (Kim Jong Un hat ja den Vorschlag gemacht hunderttausend Soldaten zu senden.)
                      4. Im umkämpften Kernkraftwerk einen Super-Gau auslösen.

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                      • #71
                        Na nun mal die Kirche im Dorf lassen! Nur weil man mal eine Schlacht verloren hat, ist nicht gleich der ganze Krieg verloren!
                        Was macht man im Krieg, wenn man eine Stellung verloren hat? Man zieht sich zur letzten befestigten Stellung zurück und verteidigt diese gegen den Angreifer. Der Verteidiger ist im Stellungskrieg idR immer im Vorteil und ich kann mir ob der russischen Übermacht nur schwer vorstellen, dass das die Wende im Krieg war. Das ist wie im Sport: wenn man 10:0 führt und ein Gegentor kassiert ist nicht gleich der Sieg in Gefahr ?

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                        • #72
                          Allerdings führen die Russen nicht mit 10:0. Die haben den Krieg schon mit einem Eigentor begonnen, als sie ihre Nachschublinien hoffnungslos überdehnten.

                          Die Russen haben innerhalb von ein paar Tagen mehr Gebiet verloren, als sie in den vergangenen Monaten erobert haben. Da ist eigentlich klar, dass sie nicht weitermachen können wie bisher.

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                          • #73
                            Ich befürchte, dass Putin nur auf eine "Aktion" der Ukrainer wartet, die er Anlass nehmen kann...um eine Generalmobilmachung...sprich eine Kriegserklärung auszurufen. Macht er das, dann kann er von heute auf morgen über 1,1 Millionen Soldaten verfügen und einen ganz anderen Krieg führen...als wir ihn bisher gesehen haben. Während vielleicht glauben...der Krieg neige sich seinem Ende zu...befürchte ich, dass er erst richtig anfängt. Die Ukraine wird im Spätherbst/Winter eine große Gegenoffensive wagen - spätestens dann wird Putin die Operation zum Krieg erklären.

                            a.d.

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                            • #74
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                              • #75
                                Ich gehe zumindest mal felsenfest davon aus, dass Putin um jeden Preis eine Niederlage vermeiden wird...das heißt entweder Generalmobilmachung...oder eine Eskalation bei der Wahl der Waffen. Die Russen haben neben den atomaren auch konventionelle Waffen, die mit einem Schlag mehrere tausend Menschen töten können. Neulich sagte im Presseclub ein freier Journalist, dass er mit vielen unabhängigen (nicht regierungsnah) Militärexperten sprach und keiner von ihnen der Ukraine auch nur den Hauch einer Chance gibt, diesen Krieg gewinnen zu können.

                                a.d.

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